Gemeindebrief März 2012 - Evangelische Kirchengemeinde ...
Gemeindebrief März 2012 - Evangelische Kirchengemeinde ...
Gemeindebrief März 2012 - Evangelische Kirchengemeinde ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Schwach? Stark!<br />
Andacht von Pfarrer Ulrich Ziegler<br />
Irgendwie klingt die Jahreslosung doch<br />
merkwürdig: Jesus Christus spricht:<br />
„Meine Kraft ist in den Schwachen<br />
mächtig“.<br />
Wenn man sich das konkret vorstellt<br />
- müsste man dann nicht in der Kirche<br />
besonders viele Schwache treffen?<br />
Menschen die ihre Leistung nicht bringen,<br />
die sich nichts zutrauen? Und das<br />
wäre dann eine Auszeichnung? Was<br />
soll an Schwachen stark sein?<br />
Vom Apostel Paulus, von dem diese<br />
Worte ja stammen, kann freilich<br />
niemand behaupten, er hätte nichts<br />
geleistet oder kein Selbstbewusstsein.<br />
Er hat nach unseren Maßstäben sogar<br />
ungeheuer viel geleistet. Zum Beispiel<br />
hat er auf seinen Reisen viele Gemeinden<br />
gegründet , wie sie auf der Innenseite<br />
vieler Bibeln eingezeichnet sind.<br />
Vorzuweisen hat er schon viel.<br />
Trotzdem sagt Paulus: Ich habe gepflanzt,<br />
Apollos hat begossen; aber<br />
Gott hat das Gedeihen gegeben. Aus<br />
Bescheidenheit? Ich denke, es ist mehr.<br />
Paulus sagt: meine Arbeit ist nicht alles.<br />
Da waren andere genauso wichtig.<br />
Vor allem aber: Gott hat mein Tun<br />
gesegnet. Paulus weiß um die Quellen<br />
seiner Kraft. Und er bezieht seinen<br />
Selbstwert nicht nur aus dem, was er<br />
kann und was ihm gelingt.<br />
Paulus weiß aber auch aus eigener<br />
Erfahrung, wie es sich anfühlt schwach<br />
zu sein, nicht so zu können wie man<br />
gerne möchte. Immer wieder hat ihm<br />
seine Gesundheit schwer zu schaffen<br />
gemacht hat. Er ist körperlich und seelisch<br />
an seine Grenzen gekommen. So<br />
dass er von einem „Stachel im Fleisch“<br />
bei sich sprach. Doch auch in diesen<br />
Zeiten, gerade in diesen Situationen<br />
hat ihm der Glaube Kraft gegeben.<br />
Der Gekreuzigte mag auf den ersten<br />
Blick schwach und ohnmächtig erscheinen.<br />
Doch der Osterglaube entdeckt,<br />
wie viel Kraft von ihm ausgeht.<br />
Denn es wird klar: Gott macht keinen<br />
Bogen um Krankheit und Tod. Der Gekreuzigte<br />
streckt seine Hand zu jedem<br />
aus, der an seine körperlichen und seelischen<br />
Grenzen kommt, und ist ihm<br />
nahe. Und: Gott identifiziert sich mit<br />
dem, der nach menschlichen Maßstäben<br />
gescheitert ist. Gott schenkt Jesus<br />
neues, unvergängliches Leben.<br />
Warum soll schwach - stark sein?<br />
Bei Paulus wird deutlich: Wo wir das<br />
Schwache anschauen können: die<br />
Krankheit im Alter, die Erschöpfung<br />
in den mittleren Jahren, die Schwäche<br />
im Kindesalter. Wo wir die Grenzen<br />
unserer Kraft und unserer Gesundheit<br />
zulassen können, ist das gerade kein<br />
Zeichen von Schwäche. Sondern das<br />
ist stark. Zu den eigenen Schwächen<br />
stehen fällt einem als Christ deshalb<br />
nicht leicht. Aber der Glaube gibt uns<br />
dazu Kraft.