Jahresbericht 2012 - Fachstelle für Suchtprävention NÃ
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Essstörungen treten also in allen Gewichtsklassen und<br />
allen sozialen Schichten auf. Bei Übergewicht und<br />
Adipositas gibt es hingegen einen inversen, d.h. umgekehrten<br />
sozialen Gradienten: Je niedriger das Bildungsniveau<br />
und je niedriger die sozioökonomische<br />
Schichtzugehörigkeit, desto häufiger Übergewicht und<br />
Adipositas. Es zeigt sich eine Hierarchie der sozialen<br />
Einflussfaktoren: zuerst soziale Klasse/Schicht, dann<br />
ethnische Gruppe, dann Geschlecht (Frauen sind benachteiligt).<br />
Sozial und kulturell determinierte Verhaltensmuster<br />
im Lebensstil (Ernährung, Alkoholkonsum,<br />
körperliche Inaktivität, etc.) können diesen<br />
Unterschied jedoch nur zum Teil erklären (Marmot,<br />
2004, Danielzik & Müller, 2006). Es wird vermutet,<br />
dass auch hier Mangel an: Kontrolle über Lebensumstände,<br />
Selbstachtung, Problemlösefähigkeit und<br />
Selbstwirksamkeit, sowie sozial unterschiedlich verteilte<br />
Möglichkeiten eine Rolle spielen (Danielzik &<br />
Müller, 2006). Zunehmend werden daher gemeinsame<br />
Aktionen gegen Adipositas und Essstörungen gefordert.<br />
Die Planung von Präventionsmaßnahmen wird in<br />
Österreich durch den Mangel an methodisch hochwertigen<br />
epidemiologischen Erhebungen über Häufigkeiten<br />
von Essstörungen und Adipositas sowie<br />
Risiko- und Schutzfaktoren erschwert. Im Folgenden<br />
werden einige Studien mit spezifischen Daten für<br />
Niederösterreich präsentiert.<br />
Statuserhebung des Gewichts (Zwiauer et al., 2007)<br />
Eine bundesweite Feldstudie zur Erhebung der Häufigkeit<br />
von Über- und Untergewicht bei 6- bis 14-jährigen<br />
Schülerinnen und Schülern wurde im Schuljahr<br />
2005/2006 durchgeführt (Zwiauer et al., 2007).<br />
Schulärzte/-ärztinnen wurden gebeten, die im Rahmen<br />
der schulärztlichen Untersuchungen erhobenen<br />
Daten zur Verfügung zu stellen. Im Durchschnitt betrug<br />
die Response-Rate in den Bundesländern 15<br />
Prozent; für Niederösterreich lag sie bei 7 Prozent.<br />
Die Einteilung in Gewichtsklassen erfolgte entsprechend<br />
der Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft für<br />
Adipositas im Kindes- und Jugendalter mittels Body<br />
Mass Index (BMI = kg dividiert durch m 2 ) entsprechend<br />
alters- und geschlechtsspezifischer Perzentiltabellen<br />
(Kromeyer-Hauschild et al., 2001). Als Grenzwerte<br />
wurden herangezogen: 90. Perzentil (P90) für<br />
Übergewicht (d.h. 90 Prozent der Kinder/Jugendlichen<br />
gleichen Alters und gleichen Geschlechts haben<br />
ein niedrigeres Gewicht), 97. Perzentil (P97) für Adipositas,<br />
10. Perzentil (P10) für Untergewicht und 3.<br />
Perzentil (P3) für starkes Untergewicht.<br />
• In Niederösterreich waren 11.1 Prozent der Mädchen<br />
und 11.6 Prozent der Buben übergewichtig<br />
(Tabelle 1).<br />
• Die Häufigkeit von Adipositas betrug 8.6 Prozent<br />
bei den Mädchen und 10.8 Prozent bei den Buben.<br />
Diese Werte sind etwas höher als der Bundesdurchschnitt,<br />
was durch das bekannte Ost-West-<br />
Gefälle in Österreich bezüglich Übergewicht und<br />
Adipositas bedingt ist (Tabelle 1).<br />
• Für Untergewicht stehen keine bundesländerspezifischen<br />
Daten zur Verfügung. Bundesweit waren<br />
5.8 Prozent der Mädchen und 4.7 Prozent der Buben<br />
untergewichtig sowie 2.9 Prozent der Mädchen<br />
und 2.5 Prozent der Buben stark untergewichtig<br />
(Tabelle 1).<br />
12 <strong>Jahresbericht</strong> 11/12