3D ist Ansichtssache. Aber egal, ob mit oder ohne Brille: Das <strong>Dokfest</strong> 2010 kann sich sehen lassen. Mit freundlicher Unterstützung von Micromata. 27. <strong>Kassel</strong>er Dokumentarfilm & Videofest 2010 Wir wünschen eine spannende Veranstaltung! www.HNA.de KOSTENLOS! Testen Sie die HNA für 2 Wochen. Anruf genügt: 01 80 / 12 12 122 (3,9 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz; Mobilfunkhöchstpreis 42 Cent/Min.) Erfolg ist programmierbar! Immer dabei.
Zum diesjährigen titelmotiv Am 10� Juli 2009 betitelte die F�A�Z� ihr Aufmacherfoto auf Seite 1 mit der Schlagzeile: „Krisenfest: Gottfried, der Habenichts“� Im Innenteil war eine ganze Seite dem Leben des Selbstversorgers und seiner Sichtweise auf die Welt gewidmet� Ebendieses Foto rückte im Frühjahr dieses Jahres in den Fokus unserer Aufmerksamkeit, als die Überlegungen zum aktuellen Erscheinungsbild des 27� <strong>Kassel</strong>er <strong>Dokfest</strong>es begannen� Der Anspruch unseres Festivals, „im Dialog zu sein“, mit sich selbst, dem/den anderen und seiner Umwelt, sollte sich in unserem neuen Leitmotiv widerspiegeln� Gottfried Stollwerk und der Fotograf des Bildes, Henning Bode, waren unserem Anliegen gegenüber aufgeschlossen und gaben schließlich ihre Zustimmung zur Verwendung dieses dokumentarischen „Glücksmomentes“� Henning Bode schreibt über seinen Protagonisten: „Seine Einstellung zum Leben ist außergewöhnlich� Als Selbstversorger im Niedersächsischen Bissendorf holt Bauer Gottfried Stollwerk sein Wasser direkt von einer Quelle, erntet das Heu für seine Tiere mit der Sense, benutzt Asche und Molke als Spülmittel […]� Eine krisenfeste Existenz� Und jeder, der bereit ist richtig mit anzupakken und nicht nur etwas Landluft schnuppern will, ist auf seinem Hof in der Gramberger Straße 9 willkommen� Ein vorangehendes Grußwort per Post ist auf jeden Fall erwünscht� Jedoch muss dabei die Vorstellung des romantischen Bauernhoflebens Anno 1900 zu Hause bleiben� Harte Arbeit bestimmt Gottfrieds Alltag� Denn schließlich gilt es, die Felder zu bestellen, den Hof in Ordnung zu halten und sich um die Tieren zu kümmern – ausgenommen Gottfrieds lieb gewonnene Kuh Petra auf dem Foto, die inzwischen nicht mehr lebt�“ Nach mehreren Briefwechseln mit Gottfried Stollwerk entstand die Idee, sein Abbild nicht nur als Leitmotiv einzubinden, sondern ihn auch aktiv für die Trailergestaltung zu gewinnen� Sein Hoftor als Spiegel und Ausdruck seiner inneren und äußeren Welten sollte als Kommunikationsfläche dienen und die vielen Facetten des <strong>Kassel</strong>er <strong>Dokfest</strong>es präsentieren� Bei einem Besuch mit der Kamera auf seinem Hof kam Gottfried Stollwerk diesem Ansinnen gerne nach� Vielen Dank dafür! glOria KinO / Di. 9.11. / 19:30 BaD BoY kummer Wiederholung eröffnungsfilm: filmladen / so. 14.11. / 21:45 BaD BoY kummer „Wenn es nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden�“ – Dieses italienische Sprichwort von Giordano Bruno könnte das Lebensmotto des einstigen Stars der gefälschten Hollywood-Interviews, Tom Kummer, wiedergeben� Er traf Sharon Stone, Sean Penn oder Bruce Willis zu langen, ernsthaften Gesprächen, die alle erfunden waren� Vier Jahre lang belieferte der Schweizer Journalist Kummer seriöse Publikationen in Deutschland und der Schweiz, wie das Magazin der Süddeutschen Zeitung oder das Magazin des Zürcher Tagesanzeigers, bis er aufflog� Heute arbeitet er als Tennislehrer in Los Angeles� Kummer hat alle über den Tisch gezogen: Die Medien, die Stars und vielleicht auch sich selbst� Beeindruckend bei jeder womöglich negativen Bewertung seines Tuns ist jedoch die akribische Recherche, die wieder zurück zum eigentlichen Berufsethos des Journalisten führt� Denn wo schon das Interview selbst gefälscht war, hat Kummer sich doch ausgiebig mit der Person und ihren Lebensumständen auseinandergesetzt, um so eine möglichst realistische Wiedergabe zu gewährleisten� Interessant ist auch zu sehen, wie lange die Redaktionsmaschinerie seinen Geschichten glauben schenkte bzw� schenken wollte, denn oft wirkt es so, als wollte man gar nicht zu genau nachfragen, hinsehen� BAD BOY KUMMER zeichnet ein sehr differenziertes Portrait, das den Protagonisten ganz unbeschönigt in seiner Uneinsichtigkeit zeigt� Diese Haltung lässt nicht ganz unberührt vor dem Hintergrund, dass auch anderer Menschen Karriere und Leben unter seinem Betrug litten, wie das der beiden ehemaligen Chefredakteure des SZ Magazins, Ulf Poschardt und Christian Kämmerling, die entlassen wurden, nachdem der Schwindel aufgeflogen war� Dementsprechend changiert die Zeichnung Kummers zwischen Hochstapler und tragischer Figur� Wie immer man auch zu dieser dem Journa listen pathos widersprechenden Berufsausübung stehen mag, Kummers Haltung regt jedenfalls zum Nachdenken an: Die von ihm im Fake-Interview wiedergegebenen Hollywood-Stars sind seiner Ansicht nach in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung viel zu unwichtig, als dass er hätte Schaden anrichten können� Denn schließlich seien diese ja zur Unterhaltung da – und nichts anderes bezwecke er angeblich mit seinen Veröffentlichungen� BAD BOY KUMMER ist ein Film über das weggeworfene Leben eines großen Talents� Und über die Frage, was Wahrheit ist� Û „If it is not true, it is well invented.“ He met Sharon Stone, Sean Penn and Bruce Willis for long, sincere talks, which all were invented. Tom Kummer was considered the star of fake Hollywood interviews. For four years, the journalist contributed to reputable publications in Germany and Switzerland – until he was exposed. Today, he earns his living as a tennis coach in Los Angeles. Kummer tricked everyone: The media, the celebrities and perhaps even himself. BAD BOY KUMMER is a movie about the wasted life of a major talent – and about the question of (medial) truth. Schweiz, Deutschland 2010 / 92:00 Min. / deutsch, schweizerdeutsch, englisch / deutsche UT Regie: Miklós Gimes Produktion: Marcel Hoehn Kamera: Filip Zumbrunn Schnitt: Barbara Landi Ton: Kai Lüde Deutschlandpremiere eröffnungsmusik: alexander Dowerk – touchguitar & liveloops Jaime mcGill – clarinets Die Künstler Alexander Dowerk und Jaime Mc- Gill (Berlin) werden anlässlich der Eröffnung des <strong>Kassel</strong>er <strong>Dokfest</strong>es eine spannende und ungewöhnliche Mischung aus Ambient und Minimal Music präsentieren� Die Musiker weben einen reichhaltigen Klangteppich durch die Überlagerung von Gitarren- und Klarinettenklängen, rauhe Texturen und repetetive Strukturen in Wellen werden aufgebaut, überlagert und wieder gebrochen� Klangräume öffnen sich, in die sich die Hörer fallenlassen können, um sich von packenden Rhythmen auffangen und treiben zu lassen� Konzept und Umsetzung: Schmoove (Cosmodance) 17 SCREENING