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Heilpädagogischer Kommentar zu acht - BSCW

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<strong>Heilpädagogischer</strong> <strong>Kommentar</strong> <strong>zu</strong> <strong>acht</strong> Gesellschaftsspielanleitungen<br />

3.2.4 Regelbewusstsein<br />

In welchem Alter verfügt das Kind über die nötigen Kenntnisse der Vorschriften durch die Regel und<br />

kann seine Handlungen dementsprechend steuern? In den 20er Jahren untersuchte Piaget (1954, S.<br />

49-80) die Entwicklung des Regelbewusstseins von Jungen im Murmelspiel. Er teilte seine Ergebnisse<br />

in drei Stadien ein.<br />

1. Stadium (ca. 1.-5. Lebensjahr)→ ritualartige Wiederholungen<br />

2. Stadium (ab ca. 6. Lebensjahr)→ Egozentrismus, das Kind hält die Regeln für heilig, wendet sie<br />

jedoch nicht wirklich an.<br />

3. Stadium (ab ca. 10. Lebensjahr)→ Bewusstsein der Regeln, hält die Regeln ein<br />

„Während die meisten Entwicklungsbeob<strong>acht</strong>ungen Piaget <strong>zu</strong> vielfältigen Folgestudien anregten, kam<br />

es kaum <strong>zu</strong> Nachuntersuchungen <strong>zu</strong>m Murmelspiel. Dies ist bedauerlich, da sich seit den 20er Jahren<br />

im Regelspielverhalten der Kinder einiges geändert haben dürfte“ (Einsiedler, 1999, S. 127).<br />

Diese Aussage von Einsiedler veranlasste mich in neuerer Literatur nach<strong>zu</strong>forschen, wie das<br />

Regelbewusstsein in der heutigen Zeit bei Kindern ausgeprägt ist. Ich stiess auf das Dokument von<br />

Barbara Senckel (2006, S. 209-211) in dem sie sich mit der Spielentwicklung und nicht spezifisch mit<br />

dem Regelbewusstsein auseinandersetzt. Ihre Ausführungen sind dennoch sehr aufschlussreich über<br />

das Verhalten der Kinder im Alter von zwei bis <strong>acht</strong> Jahren. Sie zeigen Unterschiede <strong>zu</strong> den<br />

Ergebnissen von Piaget in den 20er Jahren auf.<br />

Barbara Senckel entnahm die Einteilungen entwicklungspsychologischer Fachliteratur, verschiedenen<br />

Testverfahren und Entwicklungsskalen.<br />

2-3 Jahre→ hält sich an die Regel: einmal ich – einmal du<br />

3-4 Jahre→ einfache Regelspiele, wie Memory, Lotto<br />

verändert Regeln nach belieben<br />

4-5 Jahre→ einfache Brett- und Kartenspiele<br />

versteht die Regeln, hält sie aber nur kurz ein<br />

5-6 Jahre→ gutes Regelverständnis vorhanden<br />

6-7 Jahre→ einfache strategische Spiele<br />

7-8 Jahre→ lernt komplizierte Regelspiele<br />

Der Unterschied ist erstaunlich. Von der Untersuchung Piagets in den 20er Jahren bis <strong>zu</strong>m Dokument<br />

von Barbara Senckel im Jahr 2006 entwickelte sich das Regelbewusstsein bei den Kindern im Alter<br />

von zwei bis <strong>acht</strong> Jahren massiv weiter. Das Kind in den 20er Jahren handelte im Alter von 6 Jahren<br />

egozentrisch, wobei das Kind im Jahre 2006 in diesem Alter schon recht gut mit den Regeln umgehen<br />

kann.<br />

3.2.5 Gesellschaftsspiele<br />

Unter Regelspielen verstehen wir, wie es die Begriffsdefinition von Einsiedler beschreibt, ein Spiel das<br />

sich mit Regelwerken, dem Zusammenspiel von meistens mehreren Spielern und einem Ziel, das sich<br />

durch Kooperation oder Wettbewerb erreichen lässt. Darunter fallen auch die Vorläufer des<br />

Regelspiels das „Guck-guck-Spiel“ und die Versteckspiele nach klaren Regelmässigkeiten. Die<br />

Petra Meyer 21

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