Der Youngster und der Oldie Silvio Herklotz (20 Jahre, Team Stölting) über Jens Voigt Jens Voigt ist ein Rennfahrer, der in jedem Fall ein Vorbild für mich ist. Vom Kampfgeist - da kann ich mir eine Scheibe abschneiden. Ich habe ihn auch schon ab und zu einmal im Training getroffen. Er kommt ja wie ich aus Berlin. Ich kann mich erinnern, als ich 13 Jahre alt war und beim Training war, da ist er mir im Grunewald einmal entgegen gekommen. Ich bin natürlich gleich hinterher. Ich glaube so schnell bin ich noch nie durch den Grunewald gefahren, um an sein Hinterrad zu kommen. Er ist ein cooler Typ!
Jens Voigt über die Bayern Rundfahrt und sein Karriereende Überall war er gefragt, bei seinem vermutlich letzten Auftritt als Profi-Rennfahrer in Deutschland: Jens Voigt. In einem Interview hat er mit uns darüber geplaudert, wie es ist, Abschied von einer langen Radsportkarriere zu nehmen. Was verbindet Sie mit der Bayern Rundfahrt? Ich bin mehr als fünf Mal am Start gewesen, habe drei Mal die Rundfahrt gewonnen und bin mit Ewald Strohmeier, dem Macher der Rundfahrt, wirklich freundschaftlich verbunden. Es ist einfach toll zu sehen, mit wie viel Herzblut dieses schöne Rennen organisiert wird. Es ist wirklich ein glücklicher Zufall, dass ausgerechnet die Bayern Rundfahrt mein einziges großes Rennen in Deutschland in meinem letzten Profijahr gewesen ist. Ist der Gedanke an das Karriereende während dieser Saison ein ständiger Begleiter für Sie? Ich versuche eigentlich schon, das auszublenden. Es ist hilft ja nichts. Der Gedanke daran könnte dazu verführen, in einem Rennen nicht mehr alles zu geben, es einfach zu locker zu nehmen. Genauso besteht aber auch die Gefahr mit dem Blick auf das Karriereende, zu viel zu riskieren. Ich versuche da einen gesunden Mittelweg für mich zu finden. Natürlich schießt es mir schon bei dem einen oder anderen Rennen durch den Kopf und mir wird dann bewusst: Mensch, das ist jetzt wirklich das letzte Mal, dass du hier am Start stehst und dieses Rennen fährst. Woher haben Sie gerade in den letzten Jahren, in einem Alter, in dem andere Sportler bereits längst ihre Karriere aufgegeben haben, Ihre Motivation genommen? Ich könnte natürlich jetzt sagen, ich bin verheiratet und habe eine Familie mit sechs Kindern zu versorgen. Nein, das ist es nicht. Dieser Sport ist zu hart und zu schwer, um ihn nur fürs Geld zu machen. So eine Karriere hat ja verschiedene Phasen und ich habe mich auch jetzt in dieser letzten Phase, in der ich selbst nicht mehr die großen Ergebnisse eingefahren habe, als Teil der Mannschaft gefühlt. Ich habe diese Leidenschaft für den Radsport immer noch, nur setze ich sie jetzt anders um, als zu Beginn meiner Karriere. Jetzt, durch meine Leistung dem Star in der Mannschaft zum Erfolg zu verhelfen, ist für mich genauso befriedigend, wie zu Beginn meiner Karriere selbst derjenige gewesen zu sein, der den Sieg für die Mannschaft geholt hat. Und dann ist es auch das Feedback der Fans, die nach dem Rennen einem auf die Schulter klopfen und Anerkennung zollen. Das macht mich glücklich und hat mir die Motivation gegeben, immer wieder loszulegen. Sie haben von Ihrer Leidenschaft für den Radsport gesprochen. Kann es ohne den Radsport nach Ihrer aktiven Laufbahn für Sie überhaupt weitergehen? Man ist ja in so einer Situation, in der ich mich gerade befinde, versucht, etwas ganz Neues zu machen. Also, nicht nur einfach ein Kapitel in einem Buch zu schließen, sondern tatsächlich, ein ganz neues Buch aufzuschlagen. Aber für mich ist klar: Ich habe für meinen Erfolg im Radsport wirklich hart gearbeitet. Das will ich jetzt nicht einfach so über Bord werfen und werde mir daher sicher eine Aufgabe suchen, die auf dem aufbaut, was mich die letzten Jahre geprägt hat. Sie sind 42 Jahre alt, einige Ihrer Teamkollegen zählen gerade einmal 20 Jahre. Wie sehen Sie Ihre Rolle gegenüber den jungen Fahrern? Wir sprechen ja alle englisch miteinander, da gibt es kein Sie und Du. Aber dennoch habe ich anfangs gespürt, dass die Jungs erst einmal etwas befangen waren. Ich glaube, die hätten mich am liebsten mit „Herr Voigt“ angesprochen. Da war es an mir, die Distanz zu brechen und auch klar zu machen, dass ich sie als Teamkollegen voll akzeptiere. Was ich wirklich schätze, ist, wenn die jungen Fahrer einem zuhören und mit Überzeugung annehmen, was ich Ihnen aus meiner Erfahrung weitergeben kann. Das bringt mir wirklich eine große Zufriedenheit. Vielen Dank für das Gespräch. Bayern rundfahrt 2014 | 19