Stagione #2 - Theater an der Wien
Stagione #2 - Theater an der Wien
Stagione #2 - Theater an der Wien
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das neue Opernhaus<br />
<strong>Stagione</strong> <strong>#2</strong><br />
November/Dezember 2010<br />
<strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>-Magazin<br />
2. Ausgabe 2010/11<br />
Ein Unternehmen <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> Holding<br />
In Kooperation mit
Rampenlicht und Lampenfieber<br />
für g<strong>an</strong>z Österreich:<br />
Das schafft Strom aus Wasserkraft.<br />
Wir wünschen gute Unterhaltung.<br />
www.verbund.com
Inhalt<br />
4 La finta giardiniera<br />
David Alden inszeniert Mozarts Oper<br />
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Musik ist eine verborgene arithmetische Übung <strong>der</strong> Seele, die nicht weiß, dass sie mit<br />
Zahlen umgeht, beschreibt Gottfried Wilhelm Leibniz den Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen Musik<br />
und Mathematik. Musikalische Würfelspiele, bei denen mit Würfeln als Zufallsgenerator<br />
komponiert werden konnte, erfreuten sich im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t großer Beliebtheit. Die<br />
„Anleitung zum Componieren von Walzern vermittels zweier Würfel“ wird sogar Mozart<br />
zugeschrieben und diente <strong>der</strong> Künstlerin Valie Export als Anregung für ihre Installation<br />
„Anagrammatische Komposition mit Würfelspiel (nach W. A. Mozart, Klavier) für Sopr<strong>an</strong>saxophon<br />
von VALIE EXPORT, 2010“, die seit Oktober im Eing<strong>an</strong>gsfoyer zu besichtigen ist.<br />
Das <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> ist ein ideales Haus für Mozarts Opern, und daher freut es mich<br />
beson<strong>der</strong>s, dass bereits unsere nächste Premiere eine Verbindung zwischen <strong>der</strong> neuen<br />
Glasskulptur und dem Geschehen auf <strong>der</strong> Bühne herstellen wird. Unter <strong>der</strong> musikalischen<br />
Leitung von René Jacobs zeigen wir Mozarts La finta giardiniera. Erstmals wird <strong>der</strong> amerik<strong>an</strong>ische<br />
Erfolgsregisseur David Alden im <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> eine Inszenierung präsentieren,<br />
die ein Wie<strong>der</strong>sehen mit Sophie Karthäuser als sich verstellende Gärtnerin ermöglicht.<br />
Mit dem Freiburger Barockorchester steht uns dabei eines <strong>der</strong> weltbesten Alte Musik-Ensembles<br />
zur Verfügung.<br />
Die Dezember-Premiere bringt die europäische Erstaufführung von D<strong>an</strong>iel Catáns Oper<br />
Il Postino, die <strong>der</strong> Komponist auf speziellen Wunsch von Plácido Domingo geschrieben hat.<br />
Domingo selbst wird den alternden Dichter Pablo Neruda im italienischen Exil verkörpern<br />
und damit seine l<strong>an</strong>gjährige Zusammenarbeit mit dem <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> fortsetzen.<br />
Mein Bestreben, <strong>der</strong> fr<strong>an</strong>zösischen Barockoper in <strong>Wien</strong> eine Plattform zu geben, beginnt<br />
mit einer konzert<strong>an</strong>ten Aufführung <strong>der</strong> Einakter Anacréon und Pygmalion von Je<strong>an</strong>-Philippe<br />
Rameau, denen im Jänner mit Castor et Pollux erstmals eine Rameau-Oper in einer szenischen<br />
Neuproduktion folgen wird. Mit William Christie und Christophe Rousset stehen zwei<br />
Spitzenkönner am Pult dieser beiden Produktionen. Auch Rameau beschäftigte sich mit<br />
dem Kl<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Zahlen und notierte 1722: „Trotz aller Erfahrungen, die ich durch den l<strong>an</strong>gen<br />
Umg<strong>an</strong>g mit Musik erl<strong>an</strong>gt habe, muss ich zugeben, dass mir erst mit Hilfe <strong>der</strong> Mathematik<br />
meine Ideen klar wurden.“ Ich hoffe, dass Sie in diesem Sinn Gefallen <strong>an</strong> Valie Exports<br />
Kunstwerk und unserem neuen Vordach finden und d<strong>an</strong>ke Ihnen für Ihr Interesse.<br />
Herzlichst Ihr<br />
Intend<strong>an</strong>t Rol<strong>an</strong>d Geyer<br />
Wir freuen uns auf Ihre Anregungen: magazin@theater-wien.at<br />
Wo Kristalle und<br />
nicht Bretter<br />
die Welt bedeuten.<br />
6 René Jacobs<br />
Im Gespräch zu La finta giardiniera<br />
8 Il Postino<br />
Gastbeitrag von Sebasti<strong>an</strong> F. Schwarz<br />
10 Plácido Domingo<br />
Der Sänger als Dichter Pablo Neruda<br />
12 Ottone<br />
Robert King dirigiert Händels Oper<br />
13 Gleb Sedelnikow<br />
Der Komponist bei <strong>der</strong> Premiere<br />
seiner Oper Arme Leute in <strong>Wien</strong><br />
15 Die schöne Müllerin<br />
Mark Padmore singt Schubert<br />
17 Neuheiten &<br />
Stef<strong>an</strong> Vladar<br />
18 Händel-Arien<br />
Bejun Mehta im Gespräch<br />
19 Dietrich Henschel<br />
Wenn ich sein Antlitz sehe<br />
20 Pygmalion<br />
William Christie leitet Rameau<br />
21 Silvesterkonzert<br />
Ein Fest mit Erwin Ortner<br />
22 Ensemble<br />
Sophie Karthäuser und alle Künstler<br />
im November und Dezember<br />
<strong>Stagione</strong>, [ sta’dʒo’nə; ital., „Jahreszeit“ ] Spielzeit<br />
eines Operntheaters; ursprünglich die Zeit zwischen<br />
Weihnachten u. Aschermittwoch; heute ergänzt durch die<br />
Sommerstagione (Ostern bis Mitte Juni) u. Herbststagione<br />
(September bis November). dtv-Lexikon. München, 2006.<br />
Hauptsponsor<br />
Hauptsponsor des <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>.<br />
zu09057_AZ_Kultur_127x60ssp.indd 4<br />
03.03.2010 10:31:52 Uhr<br />
3
Oper im November<br />
Trauma des Verbrechens<br />
Mozarts dramaturgische Energie: David Alden inszeniert La finta giardiniera.<br />
„Wenn Mozart nicht eine im Gewächshaus<br />
getriebene Pfl<strong>an</strong>ze ist, so muss er einer<br />
<strong>der</strong> größten Komponisten werden, die jemals<br />
gelebt haben“, schrieb <strong>der</strong> Dichter<br />
Schubart in seiner Teutschen Chronik nach<br />
dem Besuch von La finta giardiniera, die<br />
<strong>der</strong> 18-jährige Komponist für den Münchner<br />
Karneval geschrieben hatte. Doch die<br />
Oper verschw<strong>an</strong>d in ihrer italienischen Fassung<br />
von den Bühnen und wurde bis ins<br />
20. Jahrhun<strong>der</strong>t als Opera buffa in einer<br />
deutschen Fassung gespielt.<br />
„La finta giardiniera ist keine reine Opera<br />
buffa, son<strong>der</strong>n mischt tiefe Gefühle mit einer<br />
Komödie. Es entspricht einer comédie<br />
larmoy<strong>an</strong>te dieser Zeit“, weist <strong>der</strong> amerik<strong>an</strong>ische<br />
Regisseur David Alden darauf hin,<br />
dass La finta giardiniera ursprünglich als<br />
Dramma giocoso bezeichnet war und die<br />
Entwicklung vom jungen Komponisten von<br />
La finta semplice zum bereits fast erwachsenen<br />
Mozart aufzeigt. „Ich denke, er achtet<br />
in La finta giardiniera bereits mehr auf<br />
das Seelenleben seiner Figuren, denn kurz<br />
d<strong>an</strong>ach schreibt er mit Idomeneo den wirklichen<br />
Drehpunkt seines Opernschaffens.<br />
La finta giardiniera liegt für mich zwischen<br />
einer Opera seria und einer Komödie, sie<br />
enthält Seria-Figuren ebenso wie komische<br />
Figuren, und auch die Musik wechselt zwischen<br />
ernsthaften und komischen Arien.<br />
Die Grenzen <strong>der</strong> Gattungen f<strong>an</strong>gen <strong>an</strong> zu<br />
verschwinden. Mozart wollte aber nicht einfach<br />
Regeln brechen, er wollte so gut wie<br />
möglich komponieren und vertraute g<strong>an</strong>z<br />
auf seine Ph<strong>an</strong>tasie. Der erwachsene und<br />
geniale Mozart lässt sich schon absolut<br />
erahnen und <strong>an</strong> vielen Stellen erkennen.<br />
Die beiden großen Finale des ersten und<br />
des zweiten Akts sind schon unglaublich<br />
komplex, in ihnen erkennt m<strong>an</strong> Mozarts<br />
dramaturgische Energie.“<br />
„Wir wissen nicht genau, ob das Stück bei<br />
<strong>der</strong> Premiere erfolgreich war o<strong>der</strong> nicht“,<br />
sagt <strong>der</strong> in New York geborene Regisseur,<br />
<strong>der</strong> erstmals im <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> inszeniert.<br />
„Mozart schreibt, die Oper hatte großen<br />
Erfolg. Aber es gibt auch <strong>an</strong><strong>der</strong>e Stimmen.<br />
Ich k<strong>an</strong>n mir vorstellen, dass es für<br />
das Publikum im Karneval zu tiefgründig<br />
und zu kompliziert war.“ Denn bereits <strong>der</strong><br />
erste Chor besingt zwar mit „Che lieto giorno“<br />
den schönen Tag, aber die einzelnen<br />
Solisten zeigen sich alle unglücklich: „Von<br />
Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> werden die Figuren gebrochen<br />
und Menschen mit ihren Problemen gezeigt.<br />
Diese schöne Ironie baut zu Beginn<br />
Sp<strong>an</strong>nung auf und stellt gleichzeitig viele<br />
Fragen in den Raum. Der Inhalt ist kompliziert<br />
und die Figuren sind tiefgehend<br />
geschrieben. Fast alle Charaktere sind voll<br />
von Komplexen. Wenn m<strong>an</strong> es einfach als<br />
komisch hinnimmt, könnte m<strong>an</strong> darüber<br />
lachen. Aber wenn m<strong>an</strong> tiefer geht und<br />
die Musik wirklich spürt und ihre dunklen<br />
Farben sucht, d<strong>an</strong>n ist es fast eine tragische<br />
Konstellation.“<br />
Die Personen <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dlung folgen noch<br />
dem Schema <strong>der</strong> Commedia dell’Arte.<br />
Ein komischer Alter steht drei Paaren gegenüber,<br />
die sich aber erst im Lauf <strong>der</strong><br />
H<strong>an</strong>dlung finden müssen. Um den Überblick<br />
über jede einzelne Figur zu wahren,<br />
müsse die Inszenierung beson<strong>der</strong>s genau<br />
sein, sagt Alden: „Jede Figur muss präzise<br />
definiert sein und während <strong>der</strong> gesamten<br />
H<strong>an</strong>dlung auch bleiben. Es gibt viele<br />
Entwicklungen in den Charakteren. Je<strong>der</strong><br />
befindet sich auf einer Reise.“<br />
Ausgelöst wird diese Reise durch den versuchten<br />
Mord des Grafen Belfiore <strong>an</strong> seiner<br />
Geliebten, <strong>der</strong> Marchesa Viol<strong>an</strong>te. Rasend<br />
vor Eifersucht hat Belfiore seine Geliebte<br />
erstochen und weiß nicht, dass sie den<br />
Anschlag überlebt hat. M<strong>an</strong> müsse immer<br />
dar<strong>an</strong> denken, dass über <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dlung<br />
<strong>der</strong> vermeintliche Mord schwebe, meint<br />
Alden: „Unter <strong>der</strong> fröhlichen Oberfläche<br />
liegt dieses furchtbare Verbrechen, das <strong>der</strong><br />
Contino Belfiore in einem Eifersuchts<strong>an</strong>fall<br />
beg<strong>an</strong>gen hat. Belfiore denkt, dass er seine<br />
Verlobte ermordet hat und das bildet das<br />
Kernproblem des g<strong>an</strong>zen Stücks.“<br />
Doch Viol<strong>an</strong>te überlebte, hat ihr Leben hinter<br />
sich gelassen und ist geflüchtet. Bei<br />
Don Anchise, dem Podestà von Lagonero,<br />
arbeitet sie unter dem Namen S<strong>an</strong>drina als<br />
Gärtnerin. „Sie k<strong>an</strong>n nicht mehr als Marchesa<br />
auftreten, son<strong>der</strong>n muss sich als Gärtnerin<br />
verstecken. Durch das Trauma des<br />
Verbrechens ist sie beinahe in eine <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />
Persönlichkeit verw<strong>an</strong>delt und lebt mit zwei<br />
Identitäten. Sie singt m<strong>an</strong>chmal auch die<br />
eher bäuerliche Musik einer Gärtnerin und<br />
d<strong>an</strong>n singt sie wie<strong>der</strong> ernsthaft wie eine<br />
Marchesa.“ In ihr herrsche ein psychologischer<br />
Kampf, meint Alden, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gärtnerin<br />
noch eine weitere Bedeutung sieht:<br />
„In <strong>der</strong> damaligen Zeit war eine giardiniera<br />
aber auch ein Sexobjekt und eine leichte<br />
Frau. Es ist ein großer sozialer Abstieg von<br />
einer Marchesa zu einer Gärtnerin.“<br />
Der Podestà verliebt sich in die hübsche<br />
Gärtnerin, während ihn seine Zofe Serpetta<br />
umwirbt. Er ist für David Alden „wirklich<br />
von <strong>der</strong> jungen, sexy Gärtnerin besessen.<br />
Seine erste Arie ist fast eine Vergewaltigung.<br />
Er ist wie je<strong>der</strong> Sexm<strong>an</strong>iac eine tragische<br />
Figur. Er versucht zwar, sich zu bessern,<br />
4
aber er schafft es nicht.“ S<strong>an</strong>drinas Vetter<br />
Nardo wie<strong>der</strong>um läuft erfolglos hinter Serpetta<br />
her, die laut Alden „eine komplizierte<br />
Dame ist, die mit dem Podestà eine Affäre<br />
hatte. Sie will ihn haben, aber er interessiert<br />
sich für die neue Gärtnerin. Das macht<br />
sie bitter und daher spielt sie mit Nardo.<br />
Ihr Verhalten ist fast ‚de Sade-esque‘. Ich<br />
denke, sie ist die Bosheit im Stück und<br />
Nardo ist eine tragische Figur, weil er in<br />
diese Hexe verliebt ist.“<br />
Im Haus lebt dazu noch <strong>der</strong> Cavaliere Ramiro.<br />
Er wurde von Arminda, <strong>der</strong> Nichte<br />
des Podestà, zugunsten eines Grafen abgewiesen,<br />
und pflegt seinen Liebeskummer<br />
auf dem L<strong>an</strong>d. Nun soll die Hochzeit von<br />
Arminda stattfinden und <strong>der</strong> Bräutigam ist<br />
Belfiore. „Der Graf Belfiore ist als Figur fast<br />
noch komplizierter als Viol<strong>an</strong>te“, sagt David<br />
Alden. „Er glaubt wirklich, dass er seine<br />
Verlobte getötet hat, ist ebenfalls geflüchtet<br />
und versucht nun, auf dem L<strong>an</strong>d ein<br />
neues Leben aufzubauen. Nach <strong>der</strong> Flucht<br />
hat er den Heirats<strong>an</strong>trag einer Unbek<strong>an</strong>nten<br />
<strong>an</strong>genommen. Aber als er erscheint, sieht<br />
m<strong>an</strong> sofort, dass Belfiore seelisch wirklich<br />
in Problemen steckt. Er ist ein m<strong>an</strong>ischdepressiver<br />
Charakter, <strong>der</strong> seine Liebe und<br />
seinen Mord nicht vergessen k<strong>an</strong>n. Es ist<br />
nur oberflächlich komisch, in Wirklichkeit<br />
ist es natürlich furchtbar.“ Mit seiner Tat<br />
weiterleben zu müssen, zerstöre ihn beinahe.<br />
Die H<strong>an</strong>dlung drehe sich darum, wie<br />
sich das Paar Viol<strong>an</strong>te und Belfiore wie<strong>der</strong><br />
finden k<strong>an</strong>n, aber dazu müssen sie erst beide<br />
eine l<strong>an</strong>ge Reise und eine große Prüfung<br />
bestehen, die beinahe im Wahnsinn endet.<br />
Von Ekstase bis zu erotischer Verrücktheit<br />
seien viele Formen <strong>der</strong> Liebe im Stück vertreten,<br />
meint David Alden, nur <strong>an</strong> einer beson<strong>der</strong>en<br />
Form <strong>der</strong> Liebe m<strong>an</strong>gele es den<br />
Figuren: „Es gibt fast keine wahre Liebe<br />
in diesem Stück, son<strong>der</strong>n viele Qualen.“<br />
Nur <strong>der</strong> Cavaliere Ramiro verkörpere diese<br />
selbstlose Liebe. Ramiro ist ein Poet und<br />
Schriftsteller, <strong>der</strong> ein Außenseiter bleibt.<br />
Aber er singt die einzige Arie <strong>der</strong> Oper, die<br />
ohne Schmerzen auskommt, weil er über<br />
seine Hoffnung auf Liebe singt. Das ist fast<br />
ein Mittelpunkt <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dlung, weil etwas<br />
Reines und Problemloses besungen wird.“<br />
Den Garten sieht Alden als Symbol für<br />
die Zivilisierung <strong>der</strong> Natur. „Der Mensch<br />
versucht, die Natur in etwas Eleg<strong>an</strong>tes zu<br />
verw<strong>an</strong>deln und zu kontrollieren, aber das<br />
wird nie gelingen.“ Dazu trägt <strong>der</strong> Besitz<br />
des Don Anchise noch den sprechenden<br />
Namen Lagonero, <strong>der</strong> unheilvolle schwarze<br />
See. „Im ersten Akt ist alles noch relativ<br />
normal. Es beginnt <strong>an</strong> einem hellen Tag<br />
unter sonnigem Himmel“, stimmt Alden<br />
auf die H<strong>an</strong>dlung ein. Im ersten Akt lernen<br />
sich die Personen kennen und äußern ihre<br />
Begierden. Aber <strong>der</strong> zweite Akt führe direkt<br />
<strong>an</strong> diesen schwarzen See, für Alden ein<br />
„fast mythologischer, dunkler Tiefpunkt“.<br />
David Alden inszeniert La finta giardiniera<br />
Ein Dramma giocoso in <strong>der</strong> Karnevalszeit<br />
verl<strong>an</strong>gte ein glückliches Ende, das aber<br />
„sehr schnell org<strong>an</strong>isiert“ werde, findet David<br />
Alden, <strong>der</strong> dem Glück nicht recht trauen<br />
mag: „Alle kommen zusammen und die<br />
Paare finden sich. Aber wie wird es weiter<br />
gehen?“ Denn bis auf den unbelehrbaren<br />
Podestà findet je<strong>der</strong> seinen Partner. Nur<br />
niem<strong>an</strong>d den, den er sich gewünscht o<strong>der</strong><br />
erwartet hat.<br />
La finta giardiniera<br />
Dramma giocoso in drei Akten (1775)<br />
Musik von Wolfg<strong>an</strong>g Amadeus Mozart<br />
Text von Giuseppe Petrosellini<br />
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln<br />
Musikalische Leitung<br />
Inszenierung<br />
Bühne<br />
Kostüme<br />
Licht<br />
Choreografie<br />
Don Anchise, Podestà<br />
S<strong>an</strong>drina (Viol<strong>an</strong>te)<br />
Contino Belfiore<br />
Arminda<br />
Cavaliere Ramiro<br />
Serpetta<br />
Nardo (Roberto)<br />
René Jacobs<br />
David Alden<br />
paul Steinberg<br />
Doey Lüthi<br />
Wolfg<strong>an</strong>g Goebbel<br />
Beate Vollack<br />
Jeffrey Fr<strong>an</strong>cis<br />
Sophie Karthäuser<br />
Topi Lehtipuu<br />
Alex<strong>an</strong>drina Pendatch<strong>an</strong>ska<br />
Marie-Claude Chappuis<br />
Sunhae Im<br />
Michael Nagy<br />
Freiburger Barockorchester<br />
Neuproduktion des <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong><br />
Produktionssponsor<br />
Premiere:<br />
Freitag, 12. November 2010, 19.00 Uhr<br />
Aufführungen:<br />
14., 16., 18., 20. & 22. November 2010<br />
Einführungsmatinee:<br />
Sonntag, 31. Oktober 2010, 11.00 Uhr<br />
5
Oper im November<br />
Durch die Krise zur Besinnung<br />
Dirigent René Jacobs über seinen Zug<strong>an</strong>g zu La finta giardiniera.<br />
Welche Entwicklung erkennen Sie vom 12-jährigen<br />
Mozart von La finta semplice zum<br />
18-jährigen Komponisten von La finta giardiniera?<br />
Mozart hat sich in den sechs Jahren zwischen<br />
den beiden Opern bedeutend weiter<br />
entwickelt. Für ein Kind ist La finta semplice<br />
eine bewun<strong>der</strong>nswerte Musik, aber er übertrifft<br />
damit noch nicht seine Zeitgenossen.<br />
Mit den Zeitgenossen meine ich Komponisten<br />
wie Giov<strong>an</strong>ni Paisiello, die heute<br />
nicht mehr aufgeführt werden. Auch die<br />
Qualität <strong>der</strong> Haydn-Opern erreicht La finta<br />
semplice noch nicht. In La finta giardiniera<br />
können wir d<strong>an</strong>n schon über viele Seiten<br />
das Genie Mozarts erkennen.<br />
Zeigt Mozart sich in La finta giardiniera<br />
schon als erwachsener Komponist?<br />
Er ist noch nicht g<strong>an</strong>z erwachsen, aber er<br />
hat unglaublich viel Gespür für <strong>Theater</strong>,<br />
für Melodien und für Form. Mozart hat<br />
immer mit Formen gespielt. Viele <strong>der</strong> Arien<br />
in La finta giardiniera folgen <strong>der</strong> Sonatensatzform,<br />
aber er m<strong>an</strong>ipuliert sie stets<br />
im Dienste <strong>der</strong> Bühnenh<strong>an</strong>dlung, das sind<br />
auch die stärksten Momente des Dramas.<br />
Erkennen Sie in La finta giardiniera schon<br />
die Entwicklung zu den Da Ponte-Konversationsopern?<br />
Die Ensembles am Ende des ersten und<br />
des zweiten Aktes sind schon weit in diese<br />
Richtung entwickelt. Nur <strong>der</strong> dritte Akt enthält<br />
noch kein richtiges Ensemble, weil er<br />
sich <strong>an</strong> die typische Form <strong>der</strong> komischen<br />
Oper hält, wie wir es auch von Haydn<br />
kennen. Der dritte Akt ist kürzer und deutet<br />
bereits die Entwicklung <strong>der</strong> zweiaktigen<br />
Form <strong>an</strong>.<br />
Welche erzählerische Funktion erfüllt <strong>der</strong> dritte<br />
Akt?<br />
Es braucht den dritten Akt, um die Versöhnung<br />
zu zeigen. Am Ende des zweiten<br />
Aktes herrscht noch die Katastrophe. Die<br />
Szene in <strong>der</strong> Grotte im zweiten Akt ist wie<br />
in Die Zauberflöte eigentlich eine Prüfung<br />
für das Liebespaar Viol<strong>an</strong>te und Belfiore<br />
und sie sind am Ende dieser Szene beide<br />
wahnsinnig. Im dritten Akt müssen sie<br />
d<strong>an</strong>n vom Wahnsinn genesen. Durch diese<br />
Krise kommen sie schließlich zur Besinnung.<br />
Eine Grotte ist auch ein Freimaurersymbol<br />
und m<strong>an</strong> könnte spekulieren, ob<br />
es damit etwas zu tun hat.<br />
Hält sich Mozart noch <strong>an</strong> Gattungsmodelle<br />
o<strong>der</strong> vertont er bereits seelische Zustände?<br />
Immer, wenn es das Libretto zulässt, vertieft<br />
sich Mozart in die Seelen. Aber wie<br />
immer basiert eine italienische komische<br />
Oper auf den drei Rollentypen des Seria-<br />
Sängers, <strong>der</strong> komischen Buffo-Partie und<br />
des Mezzo carattere, <strong>der</strong> die interess<strong>an</strong>teste<br />
Gattung ist. In La finta giardiniera sind<br />
Belfiore und Viol<strong>an</strong>te Mezzo-Charaktere,<br />
die sich verstellen müssen. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n bei<br />
Mozart l<strong>an</strong>ge über das Thema Verstellung<br />
philosophieren. Er und die Sänger liebten<br />
die Verstellung. Die Marchesa Viol<strong>an</strong>te gibt<br />
sich als Gärtnerin S<strong>an</strong>drina aus und diese<br />
Finte verl<strong>an</strong>gt, dass sie mit einer verstellten<br />
Stimme und sogar in einem verstellten<br />
Stil singt. Eigentlich müsste Viol<strong>an</strong>te<br />
alles seria singen, aber wir hören sie erst<br />
am Ende des ersten Aktes ernsthaft. Ihre<br />
erste Arie ist gänzlich heiter. Mit solchen<br />
Verstellungen spielte Mozart gerne.<br />
Spielt er damit auch in <strong>der</strong> Instrumentierung?<br />
In <strong>der</strong> Notation ist Mozart noch nicht erwachsen.<br />
Er hat sich noch nicht um eine<br />
farbige Instrumentierung gekümmert,<br />
wie wir es bei ihm ab Idomeneo kennen.<br />
Mozart wurde gerne für zu viele Noten<br />
kritisiert, aber in La finta giardiniera werden<br />
die Bläser noch wenig genutzt. Wir<br />
folgen daher in unserer Aufführung teilweise<br />
einer Fassung mit erweiterten Bläsern,<br />
die aus zwei M<strong>an</strong>uskripten stammt,<br />
die mit frühestens 1780 und spätestens<br />
1796 datierbar sind. Die Musikologen haben<br />
immer schon diskutiert, ob Mozart<br />
selbst mit diesen Fassungen etwas zu tun<br />
hatte. Schon Herm<strong>an</strong>n Abert beschreibt in<br />
seiner Mozart-Biographie eines <strong>der</strong> beiden<br />
M<strong>an</strong>uskripte und sagt, dass die Bläser im<br />
Sinne <strong>der</strong> späteren Da Ponte-Opern psychologisch<br />
eingesetzt werden. Niem<strong>an</strong>d<br />
k<strong>an</strong>n beweisen, dass Mozart diese Fassungen<br />
selbst geschrieben hat, aber es ist<br />
zumindest so gut wie Mozart, wenn nicht<br />
sein Alter Ego. Ich denke, dass diese beiden<br />
M<strong>an</strong>uskripte eine Art Endprodukt eines<br />
Work in progress waren und finde, dass<br />
alle Ideen nach Mozart klingen. Für mich<br />
ist es auch ein Work in progress und sehr<br />
sp<strong>an</strong>nend, weil ich diese Stimmen <strong>der</strong> erweiterten<br />
Bläserbesetzung selbst schreiben<br />
muss. Ich f<strong>an</strong>d es im Autograph von La<br />
finta giardiniera immer ungewöhnlich, dass<br />
es neun Arien nur mit Streicherbesetzung<br />
gibt. Ich kenne keine einzige Mozart-Oper,<br />
auch nicht die g<strong>an</strong>z frühen wie La finta<br />
semplice, mit so vielen Arien mit reiner<br />
Streicherbegleitung.<br />
Drei Paare und ein komischer Alter: Folgt<br />
die Hierarchie <strong>der</strong> Figuren noch g<strong>an</strong>z <strong>der</strong><br />
Commedia dell’Arte?<br />
Es ist eine Mischung aus Commedia<br />
dell’Arte und dem bürgerlichen Rührstück,<br />
<strong>der</strong> comédie larmoy<strong>an</strong>te, wie wir es aus<br />
Fr<strong>an</strong>kreich kennen. Aber es ist typisch für<br />
Mozart, dass er die Hierarchie <strong>der</strong> Rollen<br />
durchbricht. Arminda ist zum Beispiel eine<br />
Seria-Rolle, aber ihre erste Arie ist komisch.<br />
Der Podestà ist ein seltener Buffo-Tenor.<br />
Er ist und bleibt eine komische Rolle, die<br />
m<strong>an</strong>chmal rührend sein k<strong>an</strong>n. Mit ihm<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong>, wie mit vielen komischen Alten,<br />
in m<strong>an</strong>chen Momenten Mitleid haben, aber<br />
er macht keine Entwicklung durch. Nur<br />
die beiden Mezzo carattere-Rollen Viol<strong>an</strong>te<br />
und Belfiore durchleben eine Entwicklung.<br />
Ist es ein typisches Merkmal für Mozarts<br />
Sinn für Humor, dass <strong>der</strong> Podestà in seiner<br />
Arie „Dentro il mio petto io sento“ mit dem<br />
Orchester kommuniziert?<br />
6
Das ist eine <strong>der</strong> Gleichnisarien, die in dieser<br />
Oper häufig vorkommen, und bildet eine<br />
Metapher zwischen seiner Seele und dem<br />
Orchester. Wenn S<strong>an</strong>drina ihn <strong>an</strong>lächelt,<br />
d<strong>an</strong>n hört er Flöten und Oboen. Wenn sie<br />
nicht lächelt, d<strong>an</strong>n än<strong>der</strong>t sich die Harmonie<br />
abrupt, und er hört klagende Bratschen.<br />
Der Höhepunkt <strong>der</strong> Arie mit Trompeten und<br />
Pauken ist natürlich eine Anspielung darauf,<br />
was er sich mit S<strong>an</strong>drina wünschen würde.<br />
Welche Sänger und welche Stimmen wünschen<br />
Sie sich als ehemaliger Sänger für La<br />
finta giardiniera?<br />
Begriffe wie Mozart-Sänger o<strong>der</strong> Wagner-<br />
Sänger schätze ich nicht beson<strong>der</strong>s. Mozart<br />
selbst hätte nicht gewusst, was ein<br />
Mozart-Sänger sein soll. Aber es gibt ein<br />
Stimmideal für das Repertoire Barock,<br />
Mozart und das frühe 19. Jahrhun<strong>der</strong>t. Erstens<br />
müssen die Sänger natürlich intelligent<br />
sein und sie müssen zweitens flexible<br />
Stimmen mit einem großen Umf<strong>an</strong>g haben.<br />
Natürlich wollen wir nicht mit Sängern arbeiten,<br />
die kein schönes Timbre haben,<br />
aber sie sollen auch über ein sehr persönliches<br />
Timbre verfügen. Dazu ist es wichtig,<br />
dass die beiden Tenöre Podestà und Belfiore<br />
gänzlich verschiedene Stimmen haben,<br />
denn Podestà ist natürlich ein Spiel-Tenor.<br />
Welchen Stellenwert haben die Rezitative in<br />
dieser Oper?<br />
Ich arbeite hart mit den Sängern <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
Kunst, Rezitative zu singen. Daher bin ich<br />
auch, was für einen Dirigenten selten ist,<br />
bei den g<strong>an</strong>zen szenischen Proben <strong>an</strong>wesend.<br />
In den Rezitativen gibt es genauso<br />
Rhythmen, Melodien, harmonische Modulationen,<br />
aber vor allem sind die Verse<br />
wichtig. Alles ist Poesie. Ein Sänger sagte<br />
einmal zu mir, die Rezitative seien Prosa<br />
und die Arien Poesie. Ich finde, auch alle<br />
Rezitative sind Poesie. Sie müssen auf die<br />
richtige Art, wie es auf Deutsch so schön<br />
heißt, „vorgetragen“ werden.<br />
René Jacobs probt La finta giardiniera<br />
7
Oper im Dezember<br />
Neruda, Catán – „Il Postino“ in <strong>Wien</strong><br />
Der künstlerische Betriebsdirektor Sebasti<strong>an</strong> F. Schwarz schil<strong>der</strong>t die Entstehung <strong>der</strong> neuen Oper.<br />
Wer am Uraufführungsabend seiner Oper<br />
Il Postino vor D<strong>an</strong>iel Catán steht, könnte<br />
meinen, einen 10jährigen Buben vor sich<br />
zu haben, dem gleich <strong>der</strong> Weihnachtsm<strong>an</strong>n<br />
persönlich erscheinen soll. Seine quirlige<br />
Aufregung lässt Catán gleich um einige<br />
Jahrzehnte jünger erscheinen. G<strong>an</strong>z sicher<br />
erwartet m<strong>an</strong> in ihm nicht den erfolgreichsten<br />
lateinamerik<strong>an</strong>ischen Opernkomponisten<br />
unserer Zeit. In <strong>der</strong> Tat ist <strong>der</strong> 61-jährige<br />
vierfacher Großvater und g<strong>an</strong>z und gar<br />
nicht unerfahren im Präsentieren von<br />
Opernuraufführungen. Die hier <strong>an</strong> diesem<br />
heißen Septemberabend von <strong>der</strong> Los Angeles<br />
Opera uraufgeführte Oper Il Postino<br />
ist bereits Catáns viertes Werk für die<br />
Opernbühne.<br />
Catáns erste Oper La Hija de Rappaccini<br />
wurde 1994 in S<strong>an</strong> Diego uraufgeführt<br />
und liegt als Highlighteinspielung zusammen<br />
mit seinem Orchesterwerk Mariposa<br />
Obsidi<strong>an</strong>a bei Naxos vor. Dem Erfolg dieser<br />
von Catán als eher orchesterlastig, <strong>der</strong><br />
deutschen Tradition verpflichtet beschriebenen<br />
Oper folgte 1994 Florencia en el<br />
Amazonas. Für dieses Werk arbeitete Catán<br />
eng mit dem Autor <strong>der</strong> literarischen<br />
Vorlage Die Liebe in den Zeiten <strong>der</strong> Cholera<br />
Gabriel García Márquez zusammen. Florencia<br />
wurde bereits von einigen großen<br />
amerik<strong>an</strong>ischen Opernhäusern aufgeführt<br />
und erlebte 2006 in Heidelberg seine europäische<br />
Erstaufführung.<br />
Salsipuedes – eine schwarze Komödie – ist<br />
Catáns dritte Oper. Sie wurde zum 50. Jubiläum<br />
des Opernhauses von Houston in<br />
Auftrag gegeben. Und während m<strong>an</strong> am<br />
<strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> europäischen<br />
Erstaufführung von Il Postino arbeitet, ist<br />
seine nächste Oper bereits in Entstehung.<br />
Die Uraufführungsrechte für Meet John Doe<br />
hat sich bereits die Universität von Texas<br />
in Austin gesichert, die Uraufführung findet<br />
im Herbst 2012 statt.<br />
Il Postino basiert auf dem gleichnamigen<br />
Film aus dem Jahre 1994 über die fiktive<br />
Freundschaft zwischen dem Postboten<br />
Mario und dem großen chilenischen Dichter<br />
Pablo Neruda. Dabei streicht Catán in<br />
unserem Gespräch einen Satz aus dem<br />
Film hervor, <strong>der</strong> ihn beson<strong>der</strong>s inspiriert<br />
hat: „Poesie gehört nicht demjenigen,<br />
<strong>der</strong> sie schreibt, son<strong>der</strong>n demjenigen, <strong>der</strong><br />
sie nutzt.“ Nach diesem Motto bedient<br />
sich Catán für das Libretto großzügig bei<br />
Neruda und arbeitet sowohl das zu Grunde<br />
liegende Buch von Antonio Skármeta<br />
wie auch die Filmfassung von Michael<br />
Radford nach seinen Bedürfnissen um.<br />
Skármeta siedelt die Geschichte um den<br />
lernbegierigen jungen Briefträger im Chile<br />
<strong>der</strong> 1970er Jahre <strong>an</strong> und stellt damit sehr<br />
konkrete politische Bezüge her (Boykott<br />
<strong>der</strong> sozialistischen Regierung durch die<br />
USA und Westeuropa, Militärputsch gegen<br />
die Allende-Regierung 1973). Catán –<br />
wie auch <strong>der</strong> Film – wählt einen weniger<br />
konkreten Zeitraum, <strong>der</strong> die ruhigeren<br />
1950er Jahre einschließt, und damit die<br />
Möglichkeit bietet, die Geschichte in einen<br />
bedeutend weiteren politischen Kontext<br />
zu stellen und so Unrecht grundsätzlich<br />
und generell <strong>an</strong>zupr<strong>an</strong>gern. Der Film wie<strong>der</strong>um<br />
konzentriert sich vorr<strong>an</strong>gig auf<br />
die Titelfigur und nutzt die Gestalt Nerudas<br />
eher als Katalysator für die Entwicklung,<br />
das Wachstum Marios. Catán war es<br />
ein Bedürfnis, <strong>der</strong> Größe Nerudas, seiner<br />
Poesie, auch seiner politischen Bedeutung<br />
Rechnung zu tragen, ihn als gleichwertigen<br />
h<strong>an</strong>dlungs- und emotionstragenden Partner<br />
neben den Titelhelden zu stellen.<br />
Wer über seine Musik liest, trifft auf viele<br />
Vergleiche mit den großen Komponistennamen,<br />
begegnet Strawinski, Strauss ebenso<br />
wie Puccini. Catán selbst möchte seine<br />
musikalischen Wurzeln gar nicht verstecken,<br />
ist stolz auf das reiche Erbe, mit<br />
welchem ausgestattet er nun seiner sp<strong>an</strong>ischen<br />
Kultur zu Wort verhilft.<br />
„M<strong>an</strong> muss nicht musikalische Waise<br />
sein, um originell zu sein. In diesem Sinn<br />
gestehe ich gern den großen Einfluss, den<br />
die Meister von Monteverdi bis Alb<strong>an</strong><br />
Berg auf meine musikalische Bildung<br />
hatten.“ G<strong>an</strong>z bewusst hätte er sich zum<br />
Studium dieser Vorbil<strong>der</strong> nach Europa begeben.<br />
So studierte er zunächst Philosophie<br />
und Musik <strong>an</strong> den Universitäten von<br />
Sussex und Southampton in Engl<strong>an</strong>d, bevor<br />
er 1977 nach weiterführenden Studien<br />
in Musiktheorie und Komposition <strong>an</strong><br />
<strong>der</strong> Princeton University zum Doktor <strong>der</strong><br />
Musik promovierte. Mittlerweile ist er US-<br />
Bürger, lebt mit seiner Frau, einer Harfenistin,<br />
in Pasadena und ist so, teils aufgrund<br />
<strong>der</strong> Nähe zum Heimatl<strong>an</strong>d, teils bedingt<br />
durch den großen lateinamerik<strong>an</strong>ischen<br />
Anteil <strong>der</strong> Bevölkerung Kaliforniens, seiner<br />
Sprache und Kultur weiterhin eng verbunden.<br />
Überhaupt sei das Zusammenspiel<br />
von Sprache und Kultur für ihn sehr bedeutend.<br />
Es sei wie beim Film, meint Catán.<br />
Die deutsche Synchronisierung eines<br />
sp<strong>an</strong>ischen Films macht diesen nicht zu einem<br />
deutschen Film. Der Film tr<strong>an</strong>sportiert<br />
eine Kultur, eine Geschichte, die unverkennbar<br />
sp<strong>an</strong>isch bleiben wird. Wie viel<br />
intensiver wird jedoch diese Kultur wahrgenommen,<br />
wenn m<strong>an</strong> dem Film in <strong>der</strong><br />
Originalsprache folgen k<strong>an</strong>n, Sprachmelodien,<br />
Idiome, Dialekte ihn bereichern, das<br />
Erleben von Kultur vertiefen. „Mittlerweile<br />
gibt es vier sp<strong>an</strong>ischsprachige Opern unter<br />
meinem Namen. Nun k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> beginnen<br />
zu verstehen, welche Aspekte <strong>der</strong><br />
sp<strong>an</strong>ischen Kultur ich vermitteln möchte.“<br />
Vor Freude über die Teilnahme des Arnold<br />
Schoenberg Chores stiegen ihm die<br />
Tränen in die Augen und vor Glück über<br />
die Tatsache, dass eines seiner Werke nun<br />
im traditionsreichen <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong><br />
aufgeführt würde, möge ihm schier das<br />
Herz zerspringen – so D<strong>an</strong>iel Catán im<br />
Gespräch. Nun, auch auf diese Gefahr<br />
hin haben wir den Komponisten zur<br />
Premiere von Il Postino nach <strong>Wien</strong> eingeladen<br />
und werden Sorge tragen, dass gen<strong>an</strong>nte<br />
Freude und Glück eher als Inspiration<br />
für eine weiterhin fruchtbare Arbeit<br />
dienen mögen.<br />
8
D<strong>an</strong>iel Catán<br />
Szenenbild von Il Postino aus <strong>der</strong> Los Angeles Opera<br />
Il Postino<br />
Oper in drei Akten (2010)<br />
Musik und Text von D<strong>an</strong>iel Catán<br />
basierend auf <strong>der</strong> Novelle von Antonio Skármeta<br />
und dem Film von Michael Radford<br />
In sp<strong>an</strong>ischer Sprache mit deutschen Übertiteln<br />
Musikalische Leitung<br />
Inszenierung<br />
Ausstattung<br />
Licht<br />
Projektion<br />
Choreografie<br />
Pablo Neruda<br />
Matilde Neruda<br />
Mario Ruoppolo<br />
Beatrice<br />
Giorgio<br />
Donna Rosa<br />
Di Cosimo<br />
Marios Vater<br />
Cura<br />
Jesús López-Cobos<br />
Ron D<strong>an</strong>iels<br />
Riccardo Hernández<br />
Jennifer Tipton<br />
phillip Bussm<strong>an</strong>n<br />
David Bridel<br />
Plácido Domingo<br />
Cristina Gallardo-Domâs<br />
Israel Loz<strong>an</strong>o<br />
am<strong>an</strong>da Squitieri<br />
Fe<strong>der</strong>ico Gallar<br />
Marina de Liso<br />
Gregorio González<br />
Gabriel Lautaro Osuna<br />
alex<strong>an</strong><strong>der</strong> Kaimbacher<br />
<strong>Wien</strong>er Symphoniker<br />
Arnold Schoenberg Chor (Ltg. Erwin Ortner)<br />
Koproduktion mit <strong>der</strong> Los Angeles Opera<br />
Europäische Erstaufführung<br />
Premiere:<br />
Donnerstag, 9. Dezember 2010, 19.00 Uhr<br />
Aufführungen:<br />
11., 14., 18. & 21. Dezember 2010<br />
Einführungsmatinee:<br />
Sonntag, 28. November 2010, 11.00 Uhr<br />
Kurze Genese einer Koproduktion<br />
Erste Überlegungen über die Koproduktion<br />
von Il Postino zwischen L. A. Opera und<br />
<strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> gehen bereits auf den<br />
Sommer 2008 zurück, als Plácido Domingo<br />
in <strong>der</strong> Zarzuela Luisa Fern<strong>an</strong>da im <strong>Theater</strong><br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> s<strong>an</strong>g. In seiner Multifunktion<br />
als aktiver Opernsänger, für den hier eine<br />
wichtige neue Rolle geschaffen werden<br />
sollte, und als General Director eines <strong>der</strong> bedeutendsten<br />
amerik<strong>an</strong>ischen Opernhäuser<br />
suchte er nach Partnern, welche dieses neue<br />
Werk nicht nur fin<strong>an</strong>ziell mittrügen, son<strong>der</strong>n<br />
auch dar<strong>an</strong> glaubten und interessiert waren,<br />
es dem eigenen Publikum zu präsentieren.<br />
Über Monate hinweg waren wir in engem<br />
Kontakt mit dem Komponisten einerseits<br />
und mit den Kollegen <strong>der</strong> L. A. Opera <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits,<br />
um die Entwicklung des Opernprojektes<br />
bis ins Detail abzustimmen. Da galt es,<br />
einen geeigneten Regisseur nebst Bühnenbildner,<br />
Kostümdesigner, Lichtdesigner und<br />
in diesem Fall auch Videodesigner zu finden.<br />
Das für die bedeutend breitere Bühne in Los<br />
Angeles konzipierte Bühnenbild musste in<br />
Abstimmung zwischen dem Bühnenbildner,<br />
den technischen Leitungen <strong>der</strong> beteiligten<br />
Häuser und den ausführenden Werkstätten<br />
auch für die Bühne des <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Wien</strong> ohne größeren materiellen und zeitlichen<br />
Aufw<strong>an</strong>d adaptierbar sein. Ich selbst<br />
war intensiv damit beschäftigt, die Sängerbesetzung<br />
mit meinem Kollegen in L. A. zu<br />
besprechen. Für <strong>Wien</strong> st<strong>an</strong>d fest, dass wir <strong>an</strong><br />
dem Erfolgsduo Domingo-Loz<strong>an</strong>o aus Luisa<br />
Fern<strong>an</strong>da festhalten wollten, während in Los<br />
Angeles <strong>der</strong> dort gebürtige Charles Castronovo<br />
für den Titelpart verpflichtet wurde.<br />
Welche <strong>der</strong> größeren und kleinen Nebenrollen<br />
müssten aus Gründen <strong>der</strong> Probenökonomie<br />
mit <strong>der</strong> Besetzung <strong>der</strong> Uraufführung<br />
ident bleiben, welche könnten ökonomisch<br />
denkend aus Europa o<strong>der</strong> gar <strong>Wien</strong> besetzt<br />
werden? Daraus resultierend ergab sich die<br />
Frage <strong>der</strong> Kostüme – wie viele Kostüme in<br />
unterschiedlichen Größen müssten neu<br />
<strong>an</strong>gefertigt werden, bei welchen würde es<br />
reichen, kleinere Anpassungen vorzunehmen?<br />
In den USA gibt es sehr rigide gewerkschaftliche<br />
Vorschriften über die Verteilung<br />
<strong>der</strong> kleinsten Nebenrollen, die oft nicht vom<br />
Chor übernommen werden dürfen. Aufgrund<br />
<strong>der</strong> vielfach hohen solistischen Qualität <strong>der</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong> des Arnold Schoenberg Chores<br />
habe ich die Möglichkeit, in <strong>Wien</strong> einige<br />
dieser Kleinstrollen Chorsolisten <strong>an</strong>zuvertrauen.<br />
Hierfür haben Vorsingen stattgefunden,<br />
es gab Besprechungen mit <strong>der</strong> Chorleitung.<br />
Ein all dies und mehr bedenken<strong>der</strong><br />
Koproduktionsvertrag musste vorbereitet<br />
und mit Los Angeles verh<strong>an</strong>delt werden. Am<br />
21. September reiste ich d<strong>an</strong>n zu Generalprobe<br />
und Uraufführung von Il Postino nach<br />
Los Angeles, um das <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> als<br />
Koproduzent zu repräsentieren und gleichzeitig<br />
die Gelegenheit zu nutzen, letzte, aus<br />
<strong>der</strong> praktischen Erfahrung <strong>der</strong> Probenarbeit<br />
entst<strong>an</strong>dene Än<strong>der</strong>ungswünsche mit dem<br />
gesamten Team vor Ort zu besprechen.<br />
Die Uraufführung war ein großer Erfolg bei<br />
Publikum und Presse. – Nach <strong>der</strong> letzten<br />
Vorstellung in Los Angeles gehen Kostüme<br />
und Bühnenbild nach <strong>Wien</strong>, wo sie adaptiert<br />
und auf <strong>der</strong> Bühne des <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong><br />
installiert und Ihnen ab 9. Dezember ein<br />
Stück Lateinamerika näher bringen werden.<br />
Sebasti<strong>an</strong> F. Schwarz<br />
9
Oper im Dezember<br />
Poesie des Alltäglichen<br />
Plácido Domingo singt in <strong>der</strong> europäischen Erstaufführung von<br />
Il Postino den chilenischen Dichter Pablo Neruda.<br />
Er sei sehr aufgeregt, <strong>an</strong> <strong>der</strong> Uraufführung<br />
<strong>der</strong> Oper von einem <strong>der</strong> wichtigsten<br />
Komponisten <strong>der</strong> Gegenwart beteiligt zu<br />
sein, sagte <strong>der</strong> sp<strong>an</strong>ische Tenor Plácido<br />
Domingo, Direktor <strong>der</strong> Los Angeles Opera,<br />
über seine Rolle als chilenischer Dichter<br />
und Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda.<br />
Dabei bringt Domingo soviel Erfahrung<br />
mit, wie kein <strong>an</strong><strong>der</strong>er Opernsänger je erl<strong>an</strong>gen<br />
konnte. Sein Repertoire umfasst rund<br />
130 Bühnenrollen und weit mehr als 100<br />
Einspielungen, er hat sämtliche Verdi-Arien<br />
für Tenor ebenso aufgenommen wie<br />
er in mehr als 50 Musikvideos mitgewirkt<br />
hat. Grenzgänge scheute Domingo nie und<br />
synchronisierte sich selbst für die Zeichentrickserie<br />
Die Simpsons. Seine umf<strong>an</strong>greiche<br />
Aufnahmetätigkeit brachte ihm elf Grammy<br />
Awards ein. Diesen Herbst erhält er<br />
den im Jahr 2000 neu geschaffenen Latin<br />
Grammy Award in <strong>der</strong> Hauptkategorie<br />
Persona del Año für seine beruflichen und<br />
phil<strong>an</strong>thropischen Leistungen auf dem Gebiet<br />
<strong>der</strong> lateinamerik<strong>an</strong>ischen Musik, die<br />
ihn als Sohn zweier Zarzuelasänger seit<br />
Kindheitstagen begleitet und die er 2008<br />
auch gerne nach <strong>Wien</strong> brachte. Im <strong>Theater</strong><br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> s<strong>an</strong>g er in <strong>der</strong> Zarzuela<br />
Luisa Fern<strong>an</strong>da die männliche Hauptrolle.<br />
Mit einem zeitgenössischen Stück in sp<strong>an</strong>ischer<br />
Sprache kehrt Domingo jetzt <strong>an</strong><br />
die <strong>Wien</strong>zeile zurück.<br />
„D<strong>an</strong>iel Catáns Opern sind in den Vereinigten<br />
Staaten und <strong>an</strong><strong>der</strong>swo sehr populär.<br />
Seine Oper Florencia en el Amazonas war<br />
1997 ein großer Erfolg in <strong>der</strong> Los Angeles<br />
Opera“, schil<strong>der</strong>t Domingo seine Beziehung<br />
zum mexik<strong>an</strong>isch-amerik<strong>an</strong>ischen<br />
Komponisten. „Seit mehreren Jahren wollten<br />
er und ich bereits gemeinsam ein neues<br />
Werk erarbeiten. Als er mir erzählte, dass<br />
er <strong>an</strong> einer Opernfassung von Il Postino<br />
arbeitet, verspürte ich sofort, dass Pablo<br />
Neruda eine Rolle war, die ich unbedingt<br />
zum Leben erwecken wollte.“<br />
Für seine vierte Oper ließ sich Komponist<br />
Catán vom gleichnamigen Film von<br />
Michael Radford aus dem Jahr 1994 und<br />
vom Rom<strong>an</strong> Ardiente Paciencia von Antonio<br />
Skármeta, auf dem <strong>der</strong> Film basierte,<br />
inspirieren. „Bereits als ich den Film zum<br />
ersten Mal sah, erk<strong>an</strong>nte ich sofort, dass<br />
Il Postino ein geeignetes Thema für eine<br />
Oper war“, sagt D<strong>an</strong>iel Catán. „Es geht<br />
um Kunst und Liebe: Den Grundlagen, auf<br />
denen wir unser Leben aufbauen. Liebe<br />
ist, was uns zu Menschen macht. Kunst<br />
Plácido Domingo als Pablo Neruda<br />
10
ist unser <strong>an</strong>spruchvollstes Werkzeug, um<br />
Menschlichkeit zu erreichen. Und Oper ist<br />
eine <strong>der</strong> komplexesten Kunstformen, die wir<br />
erdacht haben, da sie Musik und Poesie<br />
vereint.“<br />
Als Sänger hat Plácido Domingo alles erreicht,<br />
seinen wichtigsten Sieg feierte er<br />
aber Anf<strong>an</strong>g dieses Jahres. Bei ihm wurde<br />
Darmkrebs diagnostiziert, nachdem er im<br />
Februar bei Konzerten in Jap<strong>an</strong> unter starken<br />
Schmerzen gelitten hatte. Am 2. März<br />
unterzog er sich in New York einer Operation.<br />
Nur sechs Wochen nach dem erfolgreichen<br />
Eingriff in New York st<strong>an</strong>d Domingo<br />
wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Bühne <strong>der</strong> Mailän<strong>der</strong> Scala.<br />
„Mein größter Triumph überhaupt ist <strong>der</strong><br />
über diese Kr<strong>an</strong>kheit“, sagte Domingo und<br />
räumte ein, dass seine Krebserkr<strong>an</strong>kung bei<br />
ihm Angst über ein mögliches Ende seiner<br />
Karriere hervorgerufen habe. In einer öffentlichen<br />
Erklärung bed<strong>an</strong>kte sich Domingo<br />
von g<strong>an</strong>zem Herzen für die vielen guten<br />
Wünsche, die ihn aus aller Welt erreichten.<br />
Es sei wun<strong>der</strong>bar zu wissen, dass er so<br />
viele Freunde weltweit habe. Er verbringe<br />
seine Zeit bereits wie<strong>der</strong> mit dem Studium<br />
und <strong>der</strong> Vorbereitung für zukünftige Engagements<br />
und wolle so schnell wie möglich<br />
zurück auf die Bühne.<br />
„Wenn ich ruhe, roste ich“, steht groß gesetzt<br />
und urheberrechtlich geschützt auf<br />
Domingos Website. Er könne sich nicht<br />
vorstellen, wie <strong>an</strong><strong>der</strong>e Opernsänger eine<br />
Abschiedstournee <strong>an</strong>zukündigen und in den<br />
Ruhest<strong>an</strong>d zu treten, meinte Domingo in<br />
<strong>der</strong> New York Times. Vielmehr denke er sich,<br />
dass es eines Abends nach einer Vorstellung<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> Zeit ist zu sagen: ‚Das war’s.‘<br />
Dass es für den 1941 in Madrid geborenen<br />
Sänger noch l<strong>an</strong>ge nicht so weit ist, zeigte<br />
das große Interesse <strong>an</strong> D<strong>an</strong>iel Catáns neuer<br />
Oper und <strong>an</strong> Domingos Darstellung des Pablo<br />
Neruda. „Ich bin von <strong>der</strong> unglaublichen<br />
Reaktion des Publikums auf diese wun<strong>der</strong>bare<br />
neue Oper absolut begeistert“, meinte<br />
Plácido Domingo <strong>an</strong>lässlich <strong>der</strong> Uraufführung<br />
in Los Angeles. „Ich gehe umher, und<br />
die Dinge, sie bitten mich, dass ich singe“,<br />
schrieb Pablo Neruda, <strong>der</strong> sich auch von<br />
den kleinsten Dingen inspirieren ließ und<br />
eine Ode <strong>an</strong> meine Socken verfasste. So<br />
l<strong>an</strong>ge er sich in guter Verfassung befinde,<br />
muss sich Plácido Domingo nicht bitten<br />
lassen weiter zu singen. Er werde keinen<br />
Tag länger singen, als er sollte, doch er verspricht<br />
seinem Publikum: „Aber ich sollte<br />
keinen Tag weniger singen, als ich k<strong>an</strong>n.“<br />
Schenken Sie Musikgenuss zu Weihnachten !<br />
Überraschen Sie Ihre Familie und FreundInnen mit einem Weihnachtsgeschenk <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Art:<br />
Die exklusiven Weihnachtsabonnements des <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> bringen Musik unter den Weihnachtsbaum!<br />
ABO „Freiheit“<br />
Schenken Sie vier außergewöhnliche Musikerlebnisse und sichern Sie sich 20% Ermäßigung.<br />
Castor et Pollux (J.-Ph. Rameau, 26. 1.), The Rape of Lucretia (B. Britten, 25. 2.),<br />
La Giuditta (A. Scarlatti, 23. 4.), Dialogues des Carmélites (F. Poulenc, 27. 4.)<br />
WAHLABO „3 AUS 6“<br />
Gestalten Sie Ihr Geschenk selbst: Wählen Sie 3 Termine in den gewünschten Preiskategorien und sparen Sie 20%.<br />
Castor et Pollux (J.-Ph. Rameau, 24. 1.), Die Winterreise (F. Schubert, 20. 2.),<br />
L’Olimpiade (G.B. Pergolesi, 24. 2.), The Rape of Lucretia (B. Britten, 25. 2.),<br />
Festliche Tage alter Mo<strong>der</strong>ne „Von <strong>Wien</strong>…“ (21. 3.), Rodelinda (G.F. Händel, 29.3.)<br />
<strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>-GUTSCHEINE bereits ab ¤ 20,-<br />
Die beliebten Geschenk-Gutscheine sind in unserem Webshop<br />
o<strong>der</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> Tageskasse des <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> erhältlich.<br />
Bestellungen bis 15. Jänner 2011 per Bestellschein (auf unserer Website zum Download bereitgestellt),<br />
E-Mail abonnement@theater-wien.at o<strong>der</strong> <strong>an</strong> unserer Tageskasse im <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong><br />
(Linke <strong>Wien</strong>zeile 6, 1060 <strong>Wien</strong>, tägl. 10.00-19.00 Uhr)<br />
Weihnachtsgewinnspiel: Unter allen Bestellungen verlosen wir eine exklusive Führung für 2 Personen durch<br />
das <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>. Einfach am Bestellschein <strong>an</strong>kreuzen und am Gewinnspiel teilnehmen.<br />
Einsendeschluss: 15. Jänner 2011<br />
(Die Verlosung findet unter Ausschluss des Rechtsweges statt. Die Gewinner werden schriftlich verständigt.)<br />
Preise<br />
Abo „FREIHEIT“<br />
¤ 361 | 293 | 221 | 176 | 138 | 96 | 52<br />
(Abo-Preise – bereits 20 % ermäßigt)<br />
wahlAbo „3 aus 6“<br />
Rodelinda<br />
¤ 145 | 127 | 105 | 79 | 63 | 40 | 20<br />
Castor et Pollux<br />
The Rape of Lucretia<br />
¤ 130 | 105 | 79 | 63 | 49 | 34 | 18<br />
L’Olimpiade<br />
¤ 62 | 52 | 40 | 32 | 26 | 18 | 11<br />
Die Winterreise<br />
Festliche Tage alter Mo<strong>der</strong>ne<br />
¤ 40 | 34 | 28 | 23 | 18 | 14 | 11<br />
(Vollpreise – 20 % Abo-Ermäßigung noch<br />
nicht berücksichtigt, Kombination unterschiedlicher<br />
Preiskategorien möglich)<br />
11
Oper konzert<strong>an</strong>t<br />
Londoner Fenstersturz<br />
Wo das Herz auf Freuden hofft: Robert King leitet Händels Ottone, Re di Germ<strong>an</strong>ia.<br />
Händels erster Biograph John Mainwaring<br />
hat die bek<strong>an</strong>nte Anekdote in die Welt gesetzt.<br />
Als die Sängerin Fr<strong>an</strong>cesca Cuzzoni<br />
sich weigerte, ihre Auftrittsarie als Teof<strong>an</strong>e<br />
„Falsa imagine“ aus Ottone zu singen, soll<br />
Händel sie gepackt und ihr geschworen haben,<br />
sie aus dem Fenster zu werfen. Nach<br />
einigem Zappeln willigte Cuzzoni ein, da<br />
Händel ihr erklärt haben soll: „Madame,<br />
ich weiß, dass sie eine wahre Göttin sind,<br />
aber lassen sie mich Ihnen sagen, dass ich<br />
<strong>der</strong> Herr <strong>der</strong> Teufel bin.“<br />
Cuzzoni, gerade in London <strong>an</strong>gekommen<br />
und erstmals Sängerin in einer Händel-<br />
Oper, wollte sich dem Publikum mit einer<br />
Bravourarie vorstellen, doch „Falsa imagine“<br />
enthielt keine Koloraturen, mit <strong>der</strong><br />
die Sängerin ihr Publikum blenden konnte.<br />
Händel ordnete die scheinbar altmodische<br />
Komposition g<strong>an</strong>z <strong>der</strong> szenischen Situation<br />
unter. Das Publikum reagierte, wie er erwartet<br />
hatte, und die Arie etablierte Cuzzonis<br />
Ruf als herausragende Sängerin ihrer Zeit.<br />
In den fast 40 Jahren, in denen Händel<br />
Opern komponierte, schrieb er rund 1400<br />
Arien, doch er unterwarf sich in einer Zeit,<br />
in <strong>der</strong> die Arienkomposition einen perm<strong>an</strong>enten<br />
W<strong>an</strong>del durchlief, nie gängigen Moden<br />
und blieb Formen und Kompositionsprinzipien<br />
treu, die bereits ihre Wirkung auf<br />
das Publikum bewiesen hatten. Dies ist für<br />
die Musikwissenschafterin Silke Leopold eines<br />
<strong>der</strong> Geheimnisse jener schier unendlich<br />
musikalischen Variationsbreite, die Händels<br />
Opern im Vergleich zu denen seiner Zeitgenossen<br />
kennzeichnet. Händel nutzt die<br />
musikalischen Möglichkeiten stets gezielt<br />
für die Interpretation des Dramas und zur<br />
Charakterisierung einer Person.<br />
Seit 1712 hatte Händel Engl<strong>an</strong>d nur noch<br />
dreimal verlassen. Im September 1719 war<br />
er vermutlich bei einer Aufführung von Teof<strong>an</strong>e<br />
von Antonio Lotti in Dresden <strong>an</strong>wesend.<br />
Für die vierte Saison seiner Royal<br />
Academy of Music bearbeitete sein Librettist<br />
Nicola Fr<strong>an</strong>cesco Haym die Erzählung<br />
über die Heirat des späteren deutschen<br />
Kaisers Otto II. mit <strong>der</strong> byz<strong>an</strong>tinischen Prinzessin<br />
Theoph<strong>an</strong>u und am 12. Jänner 1723<br />
wurde Ottone, Re di Germ<strong>an</strong>ia im King’s<br />
Theatre am Londoner Haymarket uraufgeführt<br />
– schließlich mit <strong>der</strong> erfolgreichen<br />
Continuo-Arie „Falsa imagine“.<br />
In Rom im Jahre 972 möchte <strong>der</strong> deutsche<br />
Kaiser Otto durch seine Heirat mit Teof<strong>an</strong>e<br />
seine Macht erweitern. Die Prinzessin ist<br />
mit einer Miniatur ihres Verlobten, den sie<br />
noch nie gesehen hat, in die ewige Stadt<br />
gekommen, um den Beschützer Otto zu<br />
heiraten. Doch Adelberto, Sohn des vertriebenen<br />
italienischen Königs, stellt sich ihr<br />
als Ottone vor, um Teof<strong>an</strong>e selbst zu heiraten<br />
und den Thron zu be<strong>an</strong>spruchen. Doch<br />
die junge Frau findet Adelberto abstoßend,<br />
Robert King<br />
in ihrem Zwiegespräch mit dem Continuo<br />
offenbaren sich ihre Gefühle beim Anblick<br />
des Bildes, das sie vermeintlich getäuscht<br />
hat: „Falsches Bild, du hast mich getäuscht,<br />
du zeigtest mir ein liebenswertes Antlitz,<br />
und dieses Antlitz zog mich <strong>an</strong>. Nun, da<br />
<strong>der</strong> süße Betrug gewichen ist, finde ich<br />
Leid, wo das Herz auf Freuden hoffte.“<br />
Mit 20 Jahren hat <strong>der</strong> 1960 geborene, englische<br />
Dirigent Robert King, <strong>der</strong> seine erste<br />
musikalische Ausbildung als Chorknabe<br />
im St John’s College in Cambridge erhielt,<br />
bereits The King‘s Consort mit den Schwerpunkten<br />
Barock und Klassik gegründet, das<br />
er bis heute leitet. In den dreißig Jahren des<br />
Bestehens spielte das Ensemble nahezu<br />
100 Aufnahmen ein, darunter auch Ottone,<br />
Re di Germ<strong>an</strong>ia. D<strong>an</strong>k <strong>der</strong> differenzierten<br />
musikalischen Sprache Händels und dem<br />
ausgezeichneten Sängerensemble inklusive<br />
<strong>der</strong> bekehrten Fr<strong>an</strong>cesca Cuzzoni war Ottone<br />
einer <strong>der</strong> größten Erfolge <strong>der</strong> Royal<br />
Academy of Music, wurde in <strong>der</strong> ersten<br />
Spielzeit vierzehnmal gespielt und in vier<br />
folgenden Saisonen erneut aufgenommen.<br />
Ottone, Re di Germ<strong>an</strong>ia<br />
Musik von Georg Friedrich Händel<br />
Libretto von Niccolò Fr<strong>an</strong>cesco Haym<br />
Robert King | The King’s Consort<br />
Mit Mhairi Lawson, Claire Debono,<br />
Iestyn Davies, Robin Blaze, Hilary Summers,<br />
Andrew Foster-Williams<br />
Mittwoch, 17. November, 19.00 Uhr<br />
12
Miniaturoper<br />
Reiche<br />
Seelen<br />
Komponist Gleb Sedelnikow<br />
kam zur Premiere seiner<br />
Oper Arme Leute nach <strong>Wien</strong>.<br />
Die junge Näherin Warwara und <strong>der</strong><br />
Schreibgehilfe Makar leben in Fjodor Dostojewskis<br />
Briefrom<strong>an</strong> Arme Leute in bescheidenen<br />
Verhältnissen. Sie wurde von<br />
einem Gutsbesitzer verführt und sitzengelassen,<br />
er hilft ihr durch Geldzuwendungen.<br />
Um das Gerede <strong>der</strong> Nachbarn nicht zu<br />
provozieren, beschränken <strong>der</strong> ältere M<strong>an</strong>n<br />
und das junge Mädchen ihren Kontakt auf<br />
das Schreiben von Briefen. Für den Komponisten<br />
Gleb Sedelnikow sind Warwara<br />
und Makar zwar einfache Leute, aber dennoch<br />
durch die Tiefe ihrer Gefühle reiche<br />
Seelen. „Arm sind sie nur, weil sie nicht<br />
zuein<strong>an</strong><strong>der</strong> kommen können.“<br />
Der 1944 in Moskau geborene Sedelnikow<br />
erinnert sich noch genau <strong>an</strong> die Entstehung<br />
seiner Briefoper. „Es beg<strong>an</strong>n damit,<br />
dass ich eines Tages plötzlich in mir wie<br />
von ferne das Lied einer Frauenstimme,<br />
begleitet von einem Streichquartett hörte.“<br />
Dieser „unbestimmte diffuse Kl<strong>an</strong>g, ja sogar<br />
nur <strong>der</strong> Schatten eines Kl<strong>an</strong>ges“ gab<br />
ihm sofort zu verstehen, dass „eine Oper<br />
<strong>an</strong>s Licht treten wollte“. Es blieb Sedelnikow<br />
aber noch zu klären, was das für eine<br />
Oper sein würde, noch fehlte ihm das<br />
Sujet. „D<strong>an</strong>n kam <strong>der</strong> 3. Oktober 1970 –<br />
im Radio gab es eine Übertragung einer<br />
Tonaufnahme von Arme Leute. Ich wusste<br />
sofort: ‚Das wird meine Oper.‘ Und schon<br />
nach drei Tagen war das Libretto fertig.“<br />
Sedelnikows Arme Leute wurde 1973 im<br />
Moskauer Kammermusiktheater uraufgeführt,<br />
ein Jahr später trat er mit <strong>der</strong> Oper<br />
zum staatlichen Kompositionsexamen <strong>an</strong>.<br />
„Außer im Fall <strong>der</strong> bek<strong>an</strong>nten Oper Rachm<strong>an</strong>inows<br />
Aleko k<strong>an</strong>n ich mich nicht erinnern,<br />
dass jemals einer staatlichen Kommission<br />
als Diplomarbeit eine Oper in einer<br />
aktuellen Inszenierung vorgestellt worden<br />
wäre.“<br />
Zur österreichischen Erstaufführung in<br />
<strong>der</strong> Regie von Andreas Bode unter <strong>der</strong><br />
musikalischen Leitung von Peter Matzka<br />
reiste <strong>der</strong> blinde Komponist eigens mit<br />
seiner Familie nach <strong>Wien</strong>, um sich Generalprobe<br />
und Premiere <strong>an</strong>zuhören. Nicht<br />
aber, ohne sich zuvor die Einwilligung des<br />
Ensembles einzuholen, das er keinesfalls<br />
durch seine Anwesenheit nervös machen<br />
wollte. Das Ensemble willigte ein und Gleb<br />
Sedelnikow war tief bewegt von „dieser<br />
großartigen Interpretation“: „Es war für<br />
mich fast un<strong>an</strong>genehm sagen zu müssen,<br />
dass ich das geschrieben habe. Ich habe<br />
heute ein reiches, emotional <strong>an</strong>gefülltes<br />
Werk hören dürfen. Habe wirklich ich<br />
das geschrieben? Ich habe immer mehr<br />
Schwierigkeiten zu sagen, dass Arme Leute<br />
mein Werk ist. Es kam mir damals einfach<br />
in den Kopf und ich habe es nur nie<strong>der</strong>geschrieben.“<br />
M<strong>an</strong>chmal denke Sedelnikow, wenn m<strong>an</strong><br />
ihm jetzt vorschlagen würde, eine Oper<br />
aus Arme Leute zu machen, erschiene ihm<br />
diese Arbeit vermutlich undurchführbar und<br />
unwahrscheinlich in ihrer Kühnheit. „Ich<br />
denke, dass es eine große Anmaßung und<br />
Unbescheidenheit sei, seinen Namen neben<br />
den Namen Dostojewskis zu stellen.<br />
Aber damals dachte ich nicht dar<strong>an</strong>, ich<br />
schrieb einfach. Und jetzt gibt es eine solche<br />
Oper, dar<strong>an</strong> lässt sich nicht mehr rütteln.<br />
Wie gut, dass es irgendw<strong>an</strong>n einmal<br />
dieses ‚Damals‘ gab...“<br />
Für ihn sei es in <strong>der</strong> Hölle des <strong>Theater</strong> <strong>an</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Wien</strong> hilfreich gewesen, dass er kein<br />
Deutsch verstehe und d<strong>an</strong>k <strong>der</strong> deutschen<br />
Fassung seines Librettos das g<strong>an</strong>ze Werk<br />
rein musikalisch wahrnehmen konnte. Ihm<br />
gehe es generell um reine Musik und er<br />
konnte sich davon überzeugen, dass die<br />
Aufgabe, die er sich kompositorisch gestellt<br />
hatte, fünf Stimmen gemeinsam agieren zu<br />
lassen, wirklich org<strong>an</strong>isch geklungen habe.<br />
Beispiele, die er für dieses musikalische<br />
Bestreben vor Augen habe, seien jeweils<br />
die Klarinettenquintette von Brahms und<br />
Mozart. Sedelnikow wisse zwar nicht, ob<br />
er dazu berechtigt sei, aber er empfinde<br />
das Bedürfnis, den Ausführenden dieser<br />
österreichischen Erstaufführung auch<br />
im Namen Dostojewskis D<strong>an</strong>ke zu sagen.<br />
Im Gegensatz zu ihm habe Dostojewski tadellos<br />
Deutsch gesprochen und hätte auch<br />
sein Lob für die Klarheit <strong>der</strong> Sprache zum<br />
Ausdruck bringen können.<br />
Arme Leute<br />
Einaktige Oper in 13 Briefen von Gleb<br />
Sedelnikow für zwei Solisten und<br />
Streichquartett nach Dostojewski<br />
In deutscher Sprache<br />
Inszenierung<br />
Musikalische Leitung<br />
& 1. Violine<br />
Gleb Sedelnikow und Andreas Bode<br />
<strong>an</strong>dreas Bode<br />
Peter Matzka<br />
Mit Martin Winkler, Petra Baráthová,<br />
Anne Harvey-Nagl, Lena F<strong>an</strong>khauser,<br />
Reinhard Latzko<br />
27. & 29. November, 2. Dezember, 20.00 Uhr<br />
13
SIMPLY CLEVER<br />
Was das Schönste <strong>an</strong> Begeisterung ist?<br />
Sie wächst, wenn m<strong>an</strong> sie teilt.<br />
Škoda ist Partner des <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>.<br />
skoda.at<br />
Der neue Škoda Superb Combi.<br />
Gewinner des reddot design award.<br />
Verbrauch: 5,4–10,2 l/100 km. CO 2 -Emission: 143–237 g/km.
Mark Padmore<br />
Schubert-zyklus<br />
Wie ist <strong>der</strong><br />
Himmel weit<br />
Mark Padmore und Till Fellner eröffnen ihren<br />
Schubert-Lie<strong>der</strong>zyklus mit Die schöne Müllerin.<br />
Der in London geborene Tenor Mark Padmore<br />
singt Lie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Renaiss<strong>an</strong>ce von<br />
John Dowl<strong>an</strong>d ebenso wie die Lie<strong>der</strong> seines<br />
L<strong>an</strong>dsm<strong>an</strong>nes Benjamin Britten aus dem 20.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t. „Lie<strong>der</strong> haben in verschiedenen<br />
Epochen häufig auf die selbe Art Gefühlen<br />
Ausdruck verliehen. John Dowl<strong>an</strong>d liebte<br />
die Mel<strong>an</strong>cholie in seinen Lie<strong>der</strong>n und war<br />
immer am besten, wenn er die Dunkelheit<br />
beschrieb. In mo<strong>der</strong>nen Lie<strong>der</strong>n finden wir<br />
diesen Ansatz ebenso.“ Für Mark Padmore<br />
ist die geglückte Verbindung zwischen Melodie<br />
und Lyrik entscheidend: „Es geht zunächst<br />
nicht nur um die Qualität <strong>der</strong> Stimme.<br />
Letztlich bin ich dar<strong>an</strong> interessiert, ob<br />
ein Sänger auch tatsächlich etwas zu sagen<br />
hat. Reiner Schönges<strong>an</strong>g ist noch nicht genug.<br />
M<strong>an</strong> muss auch von den Gefühlen und<br />
Ged<strong>an</strong>ken, die hinter einem Lied stecken,<br />
tief bewegt sein.“<br />
Seit nahezu 200 Jahren bewegen die Lie<strong>der</strong><br />
von Fr<strong>an</strong>z Schubert, <strong>der</strong> 1828 mit 31 Jahren<br />
starb und dennoch 600 Lie<strong>der</strong> komponiert<br />
hat. Mark Padmore und Pi<strong>an</strong>ist Till Fellner<br />
werden in dieser Saison die beiden Zyklen<br />
Die schöne Müllerin und Winterreise nach Gedichten<br />
von Wilhelm Müller und die Lie<strong>der</strong>sammlung<br />
Schw<strong>an</strong>enges<strong>an</strong>g interpretieren.<br />
Mark Padmore s<strong>an</strong>g Lie<strong>der</strong>abende in Amsterdam,<br />
Mail<strong>an</strong>d, Moskau, New York o<strong>der</strong><br />
Paris und räumt ein, dass ihn die Tatsache<br />
Schubert in dessen Heimatstadt zu singen,<br />
nerövs mache. „Die wahrhafte Ehrlichkeit<br />
von Schuberts Emotionalität und <strong>der</strong> Ausdruck,<br />
<strong>der</strong> aus seiner Fe<strong>der</strong> fließt, sprechen<br />
direkt unser Herz <strong>an</strong>“, nennt Mark Padmore<br />
den Grund dafür, warum Schuberts Lie<strong>der</strong><br />
nicht aus dem Repertoire wegzudenken<br />
sind. „Daher bewahren wir über 200 Jahre<br />
hinweg seine überragende Art, Ged<strong>an</strong>ken<br />
und Gefühle musikalisch auszudrücken.“<br />
In Die schöne Müllerin bleibe Schubert stilistisch<br />
g<strong>an</strong>z nahe am Volkslied: „Die Arpeggios<br />
im ersten Lied und auch später<br />
erinnern mich g<strong>an</strong>z leicht <strong>an</strong> das Jodeln<br />
<strong>der</strong> Alpen.“ Das Klavier sei dabei ein eigenständiger<br />
Protagonist. „In Die schöne Müllerin<br />
etwa übernimmt das Klavier die Klänge<br />
das Baches. Bei Schubert erklingt im Klavier<br />
oft eine zweite Stimme, auf die wir achten<br />
müssen. Ansonsten bleibt nur die Melodie<br />
<strong>der</strong> Singstimme und das würde dem g<strong>an</strong>zen<br />
Ausdruck Schuberts nicht gerecht.“ Daher<br />
sei <strong>der</strong> Dialog mit dem Klavier unglaublich<br />
wichtig. „Das schöne <strong>an</strong> <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
mit Till Fellner ist, dass er meiner Meinung<br />
nach zurzeit wirklich einer <strong>der</strong> großen<br />
Pi<strong>an</strong>isten unserer Zeit ist. In seiner musikalischen<br />
Intelligenz steht er g<strong>an</strong>z in <strong>der</strong> Tradition<br />
von Alfred Brendel.“<br />
Mark Padmore und Till Fellner streben eine<br />
musikalisch komplette Version <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong>zyklen<br />
<strong>an</strong>. „In früheren Generationen<br />
herrschte noch eher die Meinung, dass ein<br />
Sänger vom Klavier begleitet wird“, sagt<br />
Padmore. „Ich bin von <strong>der</strong> sängerischen<br />
Qualität früherer Aufnahmen häufig begeistert,<br />
aber das Klavierspiel tritt darauf oft in<br />
den Hintergrund. Heute achten wir mehr<br />
auf eine ausgewogene Bal<strong>an</strong>ce.“<br />
Um <strong>der</strong> eigentlichen Charakteristik treu<br />
zu bleiben, singt <strong>der</strong> Tenor in Schuberts<br />
Originaltonarten. „Es ist interess<strong>an</strong>t, dass<br />
Schubert-Lie<strong>der</strong> ein Wirkungsbereich für<br />
Baritonstimme geworden sind. Mit dieser<br />
Stimmlage verbinden wir heute vielfach diese<br />
Melodien. Aber dafür wird häufig nach<br />
unten tr<strong>an</strong>sponiert. Ich denke, es ist doch<br />
schön, die Lie<strong>der</strong> in den ursprünglichen Tonarten<br />
zu hören.“<br />
Die Reise des Müllers bis in das „tiefste<br />
Elend“ erfor<strong>der</strong>t von Padmore lyrische<br />
Reinheit, übertriebene Verzierung vermeidet<br />
<strong>der</strong> Tenor. Der Zyklus stelle neben <strong>der</strong> tatsächlichen<br />
Fahrt des Müllers auch dessen<br />
Seelenreise dar und spiegle seine innere<br />
Erregtheit in dramaturgischer Vollkommenheit.<br />
Einen abgeschlossenen Zyklus durch<br />
Zugaben zu erweitern, könne daher gefährlich<br />
sein. „Nach Die Schöne Müllerin ist<br />
es wahnsinnig schwierig, noch eine Zugabe<br />
zu spielen. Das abschließende ‚Des<br />
Baches Wiegenlied‘ sagt eigentlich alles,<br />
was gesagt werden muss: ‚Der Himmel da<br />
oben, wie ist er so weit!‘“<br />
Die schöne Müllerin<br />
Lie<strong>der</strong>zyklus von Fr<strong>an</strong>z Schubert<br />
Mark Padmore (Tenor) | Till Fellner (Klavier)<br />
Samstag, 13. November, 19.30 Uhr<br />
15
<strong>Wien</strong><br />
Am Kohlmarkt 4<br />
01 535 30 53<br />
www.akris.ch
Neuheiten<br />
Würfelspiel und Sternenhimmel<br />
Valie Export gestaltete die Installation im Entrée, Golmar Kempinger-Khatibi das Vordach.<br />
Die „Anleitung zum Componieren von<br />
Walzern vermittels zweier Würfel“ wurde<br />
Ende des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts Wolfg<strong>an</strong>g Amadeus<br />
Mozart zugeschrieben und verdeutlicht<br />
die Popularität musikalischer Würfelspiele<br />
zu dieser Zeit in Europa. Die „Anagrammatische<br />
Komposition mit Würfelspiel<br />
(nach W. A. Mozart, Klavier) für Sopr<strong>an</strong>saxophon<br />
von VALIE EXPORT, 2010“ hat<br />
die Künstlerin für das neue Entrée gestaltet,<br />
die Tr<strong>an</strong>sposition von Klavier zu Sopr<strong>an</strong>saxophon<br />
wurde von Gerald Preinfalk durchgeführt.<br />
Atmosphäre und Räumlichkeit wollte die<br />
Architektin Golmar Kempinger-Khatibi mit<br />
dem neuen Vordach schaffen. Eine verspiegelte<br />
Metallkonstruktion bündelt nachts<br />
das Licht zu Kegeln und schafft ein Abbild<br />
des Sternenhimmels auf dem Vorplatz.<br />
Die Struktur besteht aus gleich l<strong>an</strong>gen<br />
Stäben, die als Hommage <strong>an</strong> Plácido Domingo<br />
die Bewegungen eines Dirigentenstabes<br />
imitieren.<br />
Neben <strong>der</strong> Präsentation des neugestalteten<br />
Eing<strong>an</strong>gsbereichs wurde auch nach<br />
Valie Exports neue Installation im Entrée<br />
einer kurzen Umbauphase das <strong>Theater</strong>café<br />
wie<strong>der</strong>eröffnet und bietet ab sofort fr<strong>an</strong>zösische<br />
Bistroküche <strong>an</strong>. Nach <strong>der</strong> Generals<strong>an</strong>ierung<br />
hat das neue Opernhaus nun<br />
sein endgültiges Entrée erhalten, das die<br />
große Tradition unterstreichen und gleichzeitig<br />
signalisieren soll, dass das Haus im<br />
Strom <strong>der</strong> Zeit steht und bewusst einen<br />
wechselseitigen Bezug zu seiner lebendigen<br />
Umgebung am Naschmarkt und zur jungen<br />
Kulturszene rund um das Schleifmühlviertel<br />
herstellt.<br />
Klavierkonzerte Mozart IV<br />
<strong>Wien</strong>s erster freier Künstler<br />
Stef<strong>an</strong> Vladar führt seinen Mozart-Zyklus fort.<br />
Klavierkonzerte kombiniert Pi<strong>an</strong>ist und Dirigent<br />
Stef<strong>an</strong> Vladar in seinem Mozart-Zyklus<br />
mit Opern-Ouvertüren o<strong>der</strong> Ballettmusik,<br />
um <strong>der</strong> Bühne des <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> gerecht<br />
zu werden. Nach drei erfolgreichen<br />
Konzerten in <strong>der</strong> Vorsaison stellt Vladar in<br />
seinem vierten Konzert Mozarts Entwicklung<br />
als freischaffen<strong>der</strong> Künstler in <strong>Wien</strong> vor.<br />
Am 23. März 1783 f<strong>an</strong>d seine erste eigene<br />
Akademie im <strong>Wien</strong>er Burgtheater in Anwesenheit<br />
des Kaisers Joseph II. statt, mit<br />
<strong>der</strong> sich Mozart als freier Künstler in <strong>Wien</strong><br />
etablieren konnte, und bei <strong>der</strong> er auch das<br />
Klavierkonzert in C-Dur KV 415 uraufführte.<br />
Seinem Vater in Salzburg schrieb er, „ich<br />
glaube, es wird nicht nöthig sein, Ihnen viel<br />
von dem Erfolg meiner Academie zu schreiben,<br />
Sie werden es vielleicht schon gehört<br />
haben.“ Um d<strong>an</strong>n weiter voll Stolz zu berichten,<br />
dass das <strong>Theater</strong> unmöglich voller hätte<br />
sein können und alle Logen besetzt waren.<br />
Im Frühjahr 1783 f<strong>an</strong>d auch für den Opernkomponisten<br />
Mozart eine entscheidende<br />
Begegnung statt. Er lernte den <strong>Theater</strong>dichter<br />
Lorenzo da Ponte kennen, mit dem<br />
er später seine drei Konversationsopern<br />
verwirklichen sollte. In unmittelbarer Nähe<br />
zur ersten gemeinsamen Oper Le nozze di<br />
Figaro schloss Mozart 1786 sein Klavierkonzert<br />
in c-Moll KV 491 ab. Von den 24 Klavierkonzerten<br />
Mozarts ist das ernsthafte und<br />
vielschichtige c-Moll-Konzert eines von nur<br />
zwei in einer Moll-Tonart. Vom ersten Auftritt<br />
Mozarts als freier Künstler in <strong>Wien</strong> bis<br />
zur Ouvertüre <strong>der</strong> letzten Oper sp<strong>an</strong>nt Stef<strong>an</strong><br />
Vladar den dramaturgischen Bogen. Am<br />
6. September wurde Mozarts La clemenza di<br />
Tito in Prag uraufgeführt, am 5. Dezember<br />
starb er in <strong>Wien</strong>.<br />
Klavierkonzerte Mozart IV<br />
Stef<strong>an</strong> Vladar | <strong>Wien</strong>er KammerOrchester<br />
Montag, 15. November, 19.30 Uhr<br />
17
Arienkonzert<br />
64 Noten für ein Wort<br />
Countertenor Bejun Mehta präsentiert einen Querschnitt seines neuen Arienalbums Ombra Cara.<br />
Im November erscheint Bejun Mehtas<br />
Händelarien-Album mit dem Freiburger Barockorchester<br />
unter <strong>der</strong> Leitung von René<br />
Jacobs. Der belgische Dirigent hat seine<br />
eigene Karriere ebenfalls als Countertenor<br />
begonnen. „René Jacobs ist ein Sängerdirigent“,<br />
meint Bejun Mehta. Für ihn sei<br />
diese Kombination wun<strong>der</strong>bar: „Ich liebe<br />
es, wenn <strong>der</strong> Dirigent von innen heraus<br />
wirklich versteht, was ich sängerisch mache.<br />
Mir gibt das ein gutes Gefühl <strong>der</strong> Unterstützung,<br />
die ein Sänger normalerweise<br />
nicht in diesem Ausmaß hat. Ich k<strong>an</strong>n mir<br />
aber vorstellen, dass das m<strong>an</strong>chen Sängern<br />
auch Angst macht.“ Mit dem Freiburger<br />
Barockorchester präsentieren Bejun<br />
Mehta und René Jacobs eine Auswahl aus<br />
dem neuen Album. Die Freiburger Musiker<br />
sind für Mehta das zurzeit wohl beste Barockorchester:<br />
„Ich habe mit ihnen schon<br />
zweimal Oper gemacht und das war eine<br />
gute Basis für die Aufnahmen, weil wir uns<br />
schon alle k<strong>an</strong>nten.“<br />
Georg Friedrich Händel hat in seiner Laufbahn<br />
als Opernkomponist unzählige Arien<br />
komponiert. Wenn auch nicht alle für einen<br />
Countertenor in Frage kommen, bleibt die<br />
Anzahl dennoch unüberschaubar. „Diese<br />
Entscheidung fiel nicht g<strong>an</strong>z bewusst“, erklärt<br />
Mehta: „Aber die einfache Idee war<br />
immer, ein musikalisch gutes Programm<br />
zusammenzustellen, das mit einem starken<br />
Anf<strong>an</strong>g beginnt und d<strong>an</strong>n wie eine<br />
Reise fortgesetzt wird.“ Mehta hatte die<br />
große künstlerische Freiheit, das Programm<br />
selbst zu gestalten. „Es sind Arien, die<br />
ich schon öfter gesungen habe, weil ich<br />
<strong>der</strong> Meinung bin, dass m<strong>an</strong> nur Stücke<br />
aufnehmen soll, die m<strong>an</strong> sehr gut kennt.<br />
Das ist in <strong>der</strong> heutigen Musikwelt eine<br />
altmodische Haltung, aber ich wollte einen<br />
bestimmten St<strong>an</strong>dpunkt für jede einzelne<br />
Arie haben.“ Deswegen hat <strong>der</strong> Countertenor<br />
Stücke aus Opern wie Orl<strong>an</strong>do ausgewählt,<br />
die er selbst schon l<strong>an</strong>ge und<br />
für die ihn das Publikum bestens kennt.<br />
Selbst auf populäre Arien hat er d<strong>an</strong>n verzichtet,<br />
wenn sie nicht in das grundlegende<br />
Konzept passten. „Ich wollte außerdem<br />
ein Programm zusammenstellen, das erstens<br />
zeigt, was Händel für diese Stimmlage<br />
geschaffen hat, und das <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits<br />
auch zeigt, was ich mit meiner Stimme<br />
aus dieser Musik machen k<strong>an</strong>n. Ich habe<br />
nicht geforscht, was <strong>an</strong><strong>der</strong>e Künstler schon<br />
für Händel-Programme gestaltet haben. Ich<br />
wollte nur ein Programm zusammenstellen,<br />
das für mich musikalisch gut ist und den<br />
richtigen Fluss hat.“<br />
Die Bedeutung <strong>der</strong> ausgewählten Rolle innerhalb<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Oper war in <strong>der</strong> Auswahl<br />
nicht ausschlaggebend. „Oft werden<br />
nur berühmte Arien o<strong>der</strong> die Arien <strong>der</strong><br />
Titelfigur verwendet. Bei Händel k<strong>an</strong>n das<br />
aber auch ein Fehler sein. In Händel-Opern<br />
gibt es immer kleinere Rollen, die nur drei<br />
Arien haben. Aber oft haben diese Partien<br />
die beste Arie <strong>der</strong> g<strong>an</strong>zen Oper. Daher<br />
wollte ich mich nicht nur auf Hauptrollen<br />
beschränken. Warum sollte ich diese <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />
tollen Stücke nicht singen?“<br />
Wo Händels Melodien Schlichtheit erfor<strong>der</strong>n,<br />
da sollte für Bejun Mehta Schlichtheit<br />
herrschen. Auch die Expressivität ordnet er<br />
einem inhaltlichen Zweck unter: „Koloraturen<br />
sollten natürlich expressiv sein, das ist<br />
die eigentliche Idee. Es geht aber nicht darum,<br />
schnell singen zu können. Wenn Händel<br />
für ein Wort 64 Noten schreibt, d<strong>an</strong>n<br />
macht er sich diese Mühe nicht umsonst,<br />
son<strong>der</strong>n um die tiefste Bedeutung dieses<br />
Wortes auszudrücken. Deswegen sollte eine<br />
Koloratur nicht nur virtuos, son<strong>der</strong>n auch<br />
expressiv sein.“<br />
Countertenöre haben ihren Stammplatz in<br />
den Aufführungen von barocken Opern gefunden.<br />
Aber Mehta denkt, dass das Repertoire<br />
für seine Stimmlage beson<strong>der</strong>s<br />
im Konzertsektor deutlich größer ist, als<br />
die Öffentlichkeit noch glaubt. Seit Jahren<br />
schreiben auch Opernkomponisten wie<strong>der</strong><br />
vermehrt für Countertenöre. Beson<strong>der</strong>s<br />
freut Mehta dar<strong>an</strong>, dass die Komponisten<br />
<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, die Stimmlage wirklich zu verstehen.<br />
„In den verg<strong>an</strong>genen zehn Jahren<br />
habe ich viele Partituren bekommen und<br />
generell haben die Komponisten den Fehler<br />
gemacht, die eigentliche Lage des Countertenors<br />
zu hoch <strong>an</strong>zusetzen. Jetzt haben die<br />
Komponisten wie<strong>der</strong> eine genau Idee, wo<br />
sich unsere Stimmlage befindet und was<br />
wir machen können.“<br />
Bejun Mehta<br />
Händel-Arien<br />
Bejun Mehta<br />
René Jacobs | Freiburger Barockorchester<br />
Sonntag, 21. November, 19.30 Uhr<br />
18
Lie<strong>der</strong>abend<br />
Dialog<br />
für einen<br />
Darsteller<br />
Dietrich Henschel gestaltet<br />
den szenischen Lie<strong>der</strong>abend<br />
Wenn ich sein Antlitz sehe.<br />
Als Buonafede in Haydns Il mondo della<br />
luna unter <strong>der</strong> musikalischen Leitung<br />
von Nikolaus Harnoncourt s<strong>an</strong>g Dietrich<br />
Henschel in <strong>der</strong> Vorsaison mit viel Spielfreude<br />
einen komischen Alten <strong>der</strong> Commedia<br />
dell’Arte. Inspiriert vom Rom<strong>an</strong> Pedro<br />
Páramo von Ju<strong>an</strong> Rulfo, einem Meisterwerk<br />
<strong>der</strong> Literatur des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />
präsentiert sich Henschel in dieser Spielzeit<br />
als Liedsänger und verbindet das Mosaik<br />
von Schuberts Schw<strong>an</strong>enges<strong>an</strong>g mit Rulfos<br />
Technik <strong>der</strong> verschiedenen Zeit-, Personenund<br />
Ortsebenen, die allesamt nahezu eins<br />
zu eins mit <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong>welt des Schw<strong>an</strong>enges<strong>an</strong>gs<br />
korrespondieren. Die Vielfalt <strong>der</strong><br />
surrealen Elemente lässt einen höchst realistischen<br />
Gesamtcharakter entstehen, in<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong> deutsche Bariton gleichsam einen<br />
Dialog für nur einen Darsteller meistert.<br />
Fr<strong>an</strong>z Schuberts letzte größere Komposition,<br />
die posthum veröffentlicht wurde<br />
und den Namen Schw<strong>an</strong>enges<strong>an</strong>g als traditionelle<br />
Bezeichnung für das letzte Werk<br />
eines Künstlers erhielt, erzählt im Unterschied<br />
zur Winterreise o<strong>der</strong> Die schöne<br />
Müllerin keine konkrete H<strong>an</strong>dlung. Die einzelnen<br />
Liedtexte wirken sehr verschieden<br />
und scheinen zum Teil ohne Beziehung<br />
zuein<strong>an</strong><strong>der</strong> zu stehen. Es ist die Musik,<br />
die diese Gedichtfolge zum Zyklus verbindet.<br />
Seine innere Dramaturgie ergibt sich<br />
aus einer Schlüssigkeit im Sp<strong>an</strong>nungsverlauf,<br />
die das Werk zu einem geschlossenen<br />
G<strong>an</strong>zen werden lässt. Je<strong>der</strong> Interpret<br />
ist darauf <strong>an</strong>gewiesen, den dargestellten<br />
Charakter selbst zu finden. „Dabei folge<br />
ich <strong>der</strong> Vorgabe <strong>der</strong> Musik“, sagt Dietrich<br />
Henschel. „Jedes <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong>, die vielleicht<br />
den Gipfelpunkt <strong>der</strong> Schubertschen<br />
Psychologisierungskunst darstellen, ergibt<br />
eine Facette in einem Persönlichkeitsbild.<br />
Es gilt, das Mosaik <strong>der</strong> Einzelteile zu einer<br />
verbindlichen Figur zu vereinen. Dies<br />
ist eine theatrale Aufgabe.“<br />
Dietrich Henschel in einer Pose nach dem italienischen Renaiss<strong>an</strong>cemaler Andrea M<strong>an</strong>tegna<br />
Wenn ich sein Antlitz sehe, <strong>der</strong> Titel stammt<br />
aus Heinrich Heines Der Doppelgänger,<br />
dem dreizehnten und vorletzten Lied des<br />
Zyklus, erzählt die Geschichte eines M<strong>an</strong>nes,<br />
<strong>der</strong> sich auf <strong>der</strong> Suche nach seinem<br />
Vater in einen von Geistern und Schatten<br />
bewohnten, von Echos und Naturstimmen<br />
durchdrungenen Ort begibt. Von <strong>der</strong> Stimme<br />
seiner Mutter begleitet, stößt er während<br />
<strong>der</strong> Suche nach seinen Wurzeln auf<br />
das Bild seiner selbst.<br />
Der Protagonist des Zyklus erzählt die Geschichte<br />
aber nicht nur, er führt sie vor, er<br />
ruft sie ins Gedächtnis und verliert sich in<br />
ihr. Es ist die Beziehung zu seiner Mutter,<br />
die ihn beschäftigt. Von ihr auf die Suche<br />
nach seiner und ihrer Lebensgeschichte geschickt,<br />
begegnet er den Schatten seiner<br />
Verg<strong>an</strong>genheit, tritt mit diesen in Kontakt<br />
und verschmilzt mit ihnen. Der Lie<strong>der</strong>abend<br />
setzt hierfür auch das Medium Film<br />
ein, um die Ebenen des Surrealen und des<br />
Realen mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> zu verschränken und<br />
um die Symbolgewalt von Naturbil<strong>der</strong>n in<br />
die Inszenierung einzubringen. Auf diesem<br />
Wege werden auch die schnellen Wechsel<br />
<strong>der</strong> Szenerien ermöglicht, die integraler Best<strong>an</strong>dteil<br />
<strong>der</strong> Geschichte sind.<br />
Dietrich Henschel beg<strong>an</strong>n seine internationale<br />
Karriere 1997 mit zwei Opernproduktionen,<br />
in denen er die Titelpartie gestaltete:<br />
Henzes Der Prinz von Homburg <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
Deutschen Oper Berlin und Busonis Doktor<br />
Faust <strong>an</strong> <strong>der</strong> Opéra National de Lyon,<br />
eine Produktion, die später auch auf CD<br />
erschien und für die <strong>der</strong> Künstler mit einem<br />
Grammy Award ausgezeichnet wurde. Seither<br />
tritt Dietrich Henschel regelmäßig <strong>an</strong><br />
den wichtigsten Opernbühnen Europas auf.<br />
Sein außerordentlich vielseitiges Opernrepertoire<br />
reicht von Monteverdi über Mozart<br />
und Wagner bis hin zu zeitgenössischen<br />
Werken. Mit ebenso großem Erfolg widmet<br />
sich Dietrich Henschel dem Lied- und<br />
Konzertges<strong>an</strong>g. Bei seinen zahlreichen Lie<strong>der</strong>abenden<br />
musiziert er gerne mit seinem<br />
Klavierpartner Fritz Schwinghammer, mit<br />
dem er vor kurzem Schuberts Schw<strong>an</strong>enges<strong>an</strong>g<br />
veröffentlicht hat und mit dem er auch<br />
im <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> auftreten wird.<br />
Wenn ich sein Antlitz sehe<br />
Szenischer Monolog mit Texten<br />
nach dem Rom<strong>an</strong> Pedro Páramo von Ju<strong>an</strong> Rulfo<br />
und Fr<strong>an</strong>z Schuberts Schw<strong>an</strong>enges<strong>an</strong>g<br />
In deutscher Sprache<br />
Bariton<br />
Klavier<br />
Idee & Konzept<br />
Inszenierung &<br />
filmische Realisation<br />
Dietrich Henschel<br />
Fritz Schwinghammer<br />
Dietrich Henschel<br />
& Clara Pons<br />
Clara Pons<br />
Donnerstag, 16. Dezember, 19.30 Uhr<br />
19
Oper konzert<strong>an</strong>t<br />
Im Taumel des T<strong>an</strong>zes<br />
Eine Phal<strong>an</strong>x für die fr<strong>an</strong>zösische Barockmusik: William Christie<br />
dirigiert zwei actes de ballet von Je<strong>an</strong>-Philippe Rameau.<br />
Als <strong>der</strong> kritische Geist Je<strong>an</strong>-Philippe Rameau<br />
1764 mit 82 Jahren in Paris starb, soll er seinem<br />
Sakramente spendenden Priester zugeflüstert<br />
haben: „Sie singen entsetzlich falsch,<br />
Monsieur.“ Rameau, seit 1745 „königlicher<br />
Komponist <strong>der</strong> Kammermusik“, erneuerte<br />
das fr<strong>an</strong>zösische Musiktheater und spaltete<br />
das höfische Publikum in mo<strong>der</strong>ne Rameau-<br />
Anhänger und konservative Bewahrer barocker<br />
Pracht. Erst mit 50 Jahren schrieb er<br />
seine erste Oper und doch sollten noch rund<br />
30 Bühnenwerke folgen, die ihn zum wohl<br />
wichtigsten fr<strong>an</strong>zösischen Barockopernkomponisten<br />
machten. Die konzert<strong>an</strong>te Aufführung<br />
seiner beiden einaktigen Ballette<br />
Anacréon und Pygmalion durch William Christie<br />
und Les Arts Floriss<strong>an</strong>ts ist ein weiteres<br />
Bekenntnis zur fr<strong>an</strong>zösischen Musikdramatik,<br />
dem im Jänner die szenische Neuproduktion<br />
von Rameaus Tragédie mise en musique<br />
Castor et Pollux folgen wird.<br />
Ein acte de ballet war entwe<strong>der</strong> wie <strong>der</strong> 1748<br />
im Pariser Palais Royal uraufgeführte Pygmalion<br />
ein eigenständiges Werk o<strong>der</strong> wurde als<br />
Ergänzung zu früheren Opern aufgeführt.<br />
Die Geschichte des Bildhauers Pygmalion<br />
war zu Rameaus Lebzeiten eines seiner populärsten<br />
Werke, die vielen Reprisen wurden<br />
erst durch die fr<strong>an</strong>zösische Revolution jäh<br />
gestoppt. Anacréon diente 1757 zunächst<br />
als drittes entrée zur Aufführung <strong>der</strong> überarbeiteten<br />
Fassung <strong>der</strong> Oper Les Surprises de<br />
l’Amour und setzte sich erst 1769 als eigenständiges<br />
Werk durch. Die Macht <strong>der</strong> Liebe<br />
ist für William Christie und sein Orchester<br />
das zentrale Thema in den beiden Werken,<br />
die die Eleg<strong>an</strong>z und Farbigkeit von Rameaus<br />
Stil ebenso wie seine Fähigkeit, das Publikum<br />
zu bewegen, zeigen würden. Selbst<br />
im dionysischen Taumel <strong>der</strong> Tänze bleibe<br />
Raumeaus Gespür für Tragik in den m<strong>an</strong>chmal<br />
ungewöhnlichen Konturen <strong>der</strong> Harmonie<br />
stets fühlbar. Die beiden Hauptfiguren<br />
Pygmalion und <strong>der</strong> Dichter Anakreon sind<br />
beide dem Liebesgott Amor verfallen. Der<br />
Bildhauer Pygmalion verliebt sich in seine<br />
eigene Skulptur, während <strong>der</strong> zunächst unempfindsame<br />
Dichter Anakreon von Amor<br />
bewegt wird, sich in die Sklavin Lycoris<br />
zu verlieben. In beiden actes de ballet leite<br />
Amor den T<strong>an</strong>z als glänzende Feier einer<br />
lustvollen Ästhetik, die für William<br />
Christie typisch für die Herrschaft von<br />
Louis XV. ist.<br />
Die personifizierte Liebe stellt in beiden Einaktern<br />
Sophie Karthäuser dar, während sie<br />
als S<strong>an</strong>drina in Mozarts La finta giardiniera<br />
im November noch selbst mit den Verwirrungen<br />
Amors zu kämpfen hat. Nach ihrem<br />
Debütauftritt im Eröffnungskonzert <strong>der</strong><br />
Vorsaison als Sus<strong>an</strong>na in Händels gleichnamigem<br />
Oratorium kehrt die belgische<br />
Sopr<strong>an</strong>istin diesen Herbst zweimal <strong>an</strong> die<br />
<strong>Wien</strong>zeile zurück, mit ihrem Entdecker René<br />
Jacobs und Mozart sowie ihrem För<strong>der</strong>er<br />
William Christie und Rameau.<br />
Der amerik<strong>an</strong>ischstämmige Dirigent und<br />
Cembalist William Christie zählt zu den<br />
wichtigsten Wie<strong>der</strong>entdeckern <strong>der</strong> fr<strong>an</strong>zösischen<br />
Barockoper. Christie wurde bereits<br />
1995 fr<strong>an</strong>zösischer Staatsbürger, in diesem<br />
Jahr wurde er in die fr<strong>an</strong>zösische Académie<br />
des Beaux-Arts gewählt, zu seiner Ernennung<br />
erklärte <strong>der</strong> Dirigent: „Es war ein Gefühl des<br />
Stolzes, als ich 1995 die fr<strong>an</strong>zösische Staatsbürgerschaft<br />
erhalten habe, ein Moment in<br />
meinem Leben, <strong>der</strong> den Höhepunkt einer<br />
l<strong>an</strong>gen persönlichen Reise darstellte. Mitglied<br />
dieses illustren Kreises zu werden, ist<br />
nicht nur <strong>der</strong> Höhepunkt einer Karriere, die<br />
<strong>der</strong> Musik und <strong>der</strong> Kultur dieses L<strong>an</strong>des gewidmet<br />
ist. Es ist eine Ehre, die auch eine<br />
große Bedeutung für alle enthält, die mich in<br />
<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>belebung <strong>der</strong> Barockmusik unterstützt<br />
haben.“<br />
Pygmalion<br />
Pygmalion / Anacréon<br />
Zwei „actes de ballet“<br />
Musik von Je<strong>an</strong>-Philippe Rameau<br />
William Christie | Les Arts Floriss<strong>an</strong>ts<br />
Mit Alain Buet, Sophie Karthäuser,<br />
Emm<strong>an</strong>uelle de Negri, Ed Lyon<br />
Sonntag, 19. Dezember, 19.30 Uhr<br />
William Christie und Les Arts Floriss<strong>an</strong>ts<br />
20
Silvesterkonzert<br />
Nacht und Stürme<br />
werden Licht<br />
Wenn des Wortes Weihe spricht:<br />
Beethovens Chorf<strong>an</strong>tasie<br />
und Orffs Carmina Bur<strong>an</strong>a.<br />
Als gl<strong>an</strong>zvolles Ende für seine berühmte<br />
Akademie im <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> am 22.<br />
Dezember 1808 schrieb Beethoven eigens<br />
die Chorf<strong>an</strong>tasie op. 80. Zum Jahresauskl<strong>an</strong>g<br />
wird Erwin Ortner, Grün<strong>der</strong> und Leiter<br />
des Arnold Schoenberg Chores, Beethovens<br />
Konzertstück für Klavier, Chor und Orchester<br />
sowie Carl Orffs Carmina Bur<strong>an</strong>a gemeinsam<br />
mit dem ORF Radio-Symphonieorchester<br />
<strong>Wien</strong> aufführen. Der Arnold Schoenberg<br />
Chor, ursprünglich von Erwin Ortner als<br />
Konzertchor gegründet, hat sich als vielseitiger<br />
Opernchor etabliert und ist seit <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>eröffnung als neues Opernhaus eng<br />
mit dem <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> verbunden.<br />
Die Ursprungsidee, meint Ortner, sei gewesen,<br />
dass ein ambitionierter Konzertchor<br />
sich auch <strong>der</strong> szenischen Darstellung <strong>an</strong>nimmt<br />
und „mit einer riesigen Spielleidenschaft“<br />
Oper macht. Als „Urerlebnis für den<br />
Chor“ nennt Ortner eine Produktion von<br />
Schuberts Fierrabras in <strong>der</strong> Inszenierung von<br />
Ruth Berghaus für die <strong>Wien</strong>er Festwochen.<br />
Der Chor sei, einen vernünftigen Ansatz vorausgesetzt,<br />
schlichtweg „für alles zu haben<br />
und damit haben Regisseure immer eine<br />
Freude“.<br />
„Wir versuchen den St<strong>an</strong>dard, den wir auf<br />
<strong>der</strong> Konzertbühne haben, in die Szene<br />
zu bringen“, sagt Ortner, denn ein reiner<br />
Opernchor, <strong>der</strong> keine Konzerte singt, klinge<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>s als ein Konzertchor: „Wir versuchen,<br />
diese Ansätze inein<strong>an</strong><strong>der</strong> zu verschieben.<br />
Auch unsere Besetzungen sind in einem<br />
ständigen Fluss. Wir sagen nicht, die einen<br />
singen im <strong>Theater</strong> und die <strong>an</strong><strong>der</strong>en in den<br />
Konzerten.“ Auf einer Konzertbühne seien<br />
von <strong>der</strong> Aufgabenstellung <strong>an</strong><strong>der</strong>e Voraussetzungen<br />
gegeben als auf <strong>der</strong> Opernbühne.<br />
„Die Literatur in <strong>der</strong> Oper ist technisch gesehen<br />
einfacher, aber Bewegung und Spiel<br />
müssen bewältigt werden.“ Dazu mache es<br />
einen großen Unterschied, wo <strong>der</strong> Chor in<br />
<strong>der</strong> Inszenierung positioniert sei o<strong>der</strong> wie<br />
etwa das Bühnenbild beschaffen sei. „Beim<br />
Chor als Gruppe hört m<strong>an</strong> einzelne Fehler<br />
deutlicher heraus, aber trotzdem dürfen die<br />
feinen Schattierungen nicht verloren gehen.“<br />
Der große Vorteil im <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong><br />
ist für Erwin Ortner, dass die Auftritte seriös<br />
vorbereitet werden können: „Wir beginnen<br />
mit den musikalischen Proben und studieren<br />
das Stück zunächst fertig ein. Am Ende<br />
<strong>der</strong> musikalischen Proben kommt d<strong>an</strong>n <strong>der</strong><br />
Dirigent, macht seine musikalische Probe<br />
und erst d<strong>an</strong>n geht <strong>der</strong> Chor in die Szene.<br />
Das heißt, es wird alles zuerst musikalisch<br />
einstudiert und auswendig gelernt, damit<br />
die Sängerinnen und Sänger sich g<strong>an</strong>z auf<br />
die Inszenierung konzentrieren können. Nur<br />
so entstehen diese Aufführungen, auf die ich<br />
jedesmal stolz bin.“<br />
Der grundsätzlichen Idee folgend präsentiert<br />
sich <strong>der</strong> Arnold Schoenberg Chor im<br />
diesjährigen Silvesterkonzert wie<strong>der</strong> als<br />
Konzertchor und nach Haydns Schöpfung<br />
im Vorjahr sollte <strong>der</strong> Jahreswechsel für Ortner<br />
wie<strong>der</strong> „einfach ein Fest werden“: „Deswegen<br />
war es naheliegend Carmina Bur<strong>an</strong>a<br />
aufzuführen“, da sich das Schicksalsrad<br />
darin unentwegt weiter drehe. „Carl Orff in<br />
seinem umfassenden Wissen und in seiner<br />
Emotionalität hat sich beson<strong>der</strong>s von den<br />
wie<strong>der</strong>holenden Elementen <strong>an</strong>gesprochen<br />
gefühlt.“ Durch die gezielte und geniale<br />
Instrumentation, durch Elemente <strong>der</strong> Verdichtung<br />
und Steigerung sowie den Mut<br />
zur einfachen Harmonie seien die Lie<strong>der</strong><br />
aus Benediktbeuern stets genussvoll zu rezipieren<br />
und nicht umsonst eines <strong>der</strong> meist<br />
aufgeführten Werke des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
Melodisch einfach und trotzdem facettenreich:<br />
„Diese Gratw<strong>an</strong><strong>der</strong>ung muss einem<br />
Komponisten erst einmal gelingen.“<br />
Nicht zufrieden war Beethoven mit <strong>der</strong> Uraufführung<br />
seiner Chorf<strong>an</strong>tasie. Die kaum<br />
eingeübte Aufführung aus dem kaum getrockneten<br />
M<strong>an</strong>uskript brach er durch ein<br />
lautes „noch einmal“ kurzerh<strong>an</strong>d ab. Was<br />
Beethoven noch recht war, k<strong>an</strong>n sich <strong>der</strong><br />
Arnold Schoenberg Chor heute nicht mehr<br />
erlauben. Aber m<strong>an</strong> könne durchaus weiterdenken,<br />
meint Erwin Ortner, wie die Art<br />
und Weise mit dem Publikum zu reden und<br />
es einzubeziehen, sich verän<strong>der</strong>t habe. Für<br />
ihn müsse dieses Verhältnis keinesfalls immer<br />
nur dist<strong>an</strong>ziert sein.<br />
„Die Chorf<strong>an</strong>tasie ist in <strong>der</strong> Rhetorik zwischen<br />
Wort und Ton völlig abgedichtet. Ein<br />
Werk mit Liedcharakter, in dem sich schon<br />
g<strong>an</strong>z spezifische Elemente <strong>der</strong> Neunten<br />
Symphonie erkennen lassen“, meint Ortner<br />
zum Stück. „Ich sehe es als Klavierkonzertsatz<br />
mit einem Schlusschor.“ In dem<br />
<strong>der</strong> Textdichter Christoph Kuffner Trost für<br />
dunkle Winternächte spendet: „Wenn <strong>der</strong><br />
Töne Zauber walten und des Wortes Weihe<br />
spricht, muss sich Herrliches gestalten,<br />
Nacht und Stürme werden Licht.“<br />
Silvesterkonzert 2010<br />
Beethoven &<br />
carmina bur<strong>an</strong>a<br />
Erwin Ortner<br />
ORF Radio-Symphonieorchester <strong>Wien</strong><br />
Arnold Schoenberg Chor<br />
Mit Mihaela Ursuleasa, Mari Eriksmoen,<br />
Magdalena Anna Hofm<strong>an</strong>n, Colin Lee,<br />
D<strong>an</strong>iel Schmutzhard<br />
Freitag, 31. Dezember, 19.30 Uhr<br />
21
Sophie Karthäuser als Calisto<br />
Kein emotionaler<br />
Opernabend …<br />
... ohne technische Perfektion!<br />
Telekom Austria unterstützt<br />
als Technologiepartner das<br />
<strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>.<br />
www.telekom.at<br />
Ensemble November/Dezember<br />
Sophie<br />
Karthäuser<br />
Noten habe sie lesen können, bevor sie das Alphabet lesen konnte,<br />
erinnert sich die belgische Sopr<strong>an</strong>istin <strong>an</strong> ihre Kindheit. Mit ihrer<br />
Schwester spielte Sophie Karthäuser im heimatlichen Musikverein,<br />
studierte am Konservatorium in Lüttich und mit <strong>der</strong> Unterstützung des<br />
British Council und <strong>der</strong> belgischen Talentför<strong>der</strong>ung <strong>an</strong> <strong>der</strong> Guildhall<br />
School of Music <strong>an</strong>d Drama bei Noelle Barker. Ihren internationalen<br />
Durchbruch feierte die in den Ardennen geborene Karthäuser 2005 in<br />
Brüssel als Pamina in Die Zauberflöte unter <strong>der</strong> musikalischen Leitung<br />
von René Jacobs.<br />
Als unschuldig zum Tode verurteilte Sus<strong>an</strong>na in Händels gleichnamigem<br />
Oratorium debütierte Sophie Karthäuser im Vorjahr unter <strong>der</strong><br />
musikalischen Leitung von William Christie im <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>. Seit<br />
ihrer Darbietung <strong>der</strong> Sus<strong>an</strong>na in Mozarts Le nozze di Figaro in <strong>der</strong> Opéra<br />
de Lyon 2007 zählt die Sopr<strong>an</strong>istin zu den Künstlerinnen <strong>der</strong> jüngeren<br />
Generation, die sich <strong>der</strong> Familie von Christies Ensemble Les Arts<br />
Floriss<strong>an</strong>ts <strong>an</strong>geschlossen haben.<br />
„Les Arts Floriss<strong>an</strong>ts bestachen mit einer fulmin<strong>an</strong>ten Wie<strong>der</strong>gabe<br />
von Georg Friedrich Händels Sus<strong>an</strong>na mit Sophie Karthäuser“, schrieb<br />
Wilhelm Sinkovicz in <strong>der</strong> Presse: „Wenn Stimmkaliber wie Sophie<br />
Karthäuser in Erscheinung treten, die als Sus<strong>an</strong>na von äußerster Zartheit<br />
bis zu jubeln<strong>der</strong> Eruption über ein Expressionsspektrum son<strong>der</strong>gleichen<br />
verfügt, d<strong>an</strong>n ist das Oratorienglück perfekt. Wo Virtuosität in<br />
Stimmführung und Koloristik so g<strong>an</strong>z und gar im Dienste <strong>der</strong><br />
dramaturgischen Wahrhaftigkeit steht, bleiben keine Wünsche offen.“<br />
Mit beiden Dirigenten ist die Karriere <strong>der</strong> Sopr<strong>an</strong>istin eng verbunden<br />
und mit beiden Dirigenten ist sie noch vor Weihnachten im <strong>Theater</strong><br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> zu hören. Unter dem Dirigat von René Jacobs übernimmt<br />
Karthäuser erneut eine Mozart-Rolle. Im frühen Dramma giocoso La<br />
finta giardiniera wird sie quasi in <strong>der</strong> Titelrolle als sich verstellende<br />
Gärtnerin in einen turbulenten Strudel aus Liebe und Eifersucht<br />
gezogen. Um schließlich doch jenem M<strong>an</strong>n zu begegnen, vor dem sie<br />
sich verstecken wollte. Mit William Christie widmet sich Karthäuser im<br />
Dezember d<strong>an</strong>n dem fr<strong>an</strong>zösischen Barock und den Einaktern Anacréon<br />
und Pygmalion von Je<strong>an</strong>-Philippe Rameau. In beiden actes de ballet<br />
basierend auf Stoffen <strong>der</strong> griechischen Mythologie wird sie von den<br />
Wirren Amors verschont bleiben. Sophie Karthäuser selbst gestaltet in<br />
beiden Werken personifizierte Liebe.<br />
IMPRESSUM:<br />
<strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> – Intend<strong>an</strong>t DI Rol<strong>an</strong>d Geyer | Medieninhaber und Herausgeber: Vereinigte Bühnen <strong>Wien</strong> Ges.m.b.H.<br />
Generaldirektor Mag. Thomas Drozda<br />
Ein Unternehmen <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> Holding | <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>, Linke <strong>Wien</strong>zeile 6, 1060 <strong>Wien</strong> | Tel. (+43/1) 588 30-660 | oper@theater-wien.at | www.theater-wien.at<br />
Für den Inhalt ver<strong>an</strong>twortlich: Intend<strong>an</strong>t DI Rol<strong>an</strong>d Geyer | Redaktion: Joh<strong>an</strong>nes Penninger | Gastautor: Sebasti<strong>an</strong> F. Schwarz<br />
<strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>-Team: Karin Bohnert, Nadine Elfar, Sylvia Hödl, Catherine Leiter, Sabine Seisenbacher, Axel Schnei<strong>der</strong>, Claudia Stobrawa, Philipp Wagner<br />
Marketing & Produktion: Tina Osterauer | Grafik/Art Direction: Anna Graf | Redaktionsschluss: 18. Oktober 2010<br />
Herstellung: Nie<strong>der</strong>österreichisches Pressehaus, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., 3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12<br />
Än<strong>der</strong>ungen und Irrtümer vorbehalten | DVR 0518751<br />
Bildnachweis:<br />
Coversujet La finta giardiniera © Julie May Queen // S. 3 Rol<strong>an</strong>d Geyer © Priska Ketterer // S. 4-7 Probenfotos zu La finta giardiniera © Peter M. Mayr<br />
// S. 8-9 Portrait D<strong>an</strong>iel Catán © Lourdes Almeida, Szenenfoto aus Il Postino, Los Angeles Opera © Robert Millard // S. 10 Szenenfoto aus Il Postino,<br />
Los Angeles Opera © Art Streiber // S. 11 Szenenfoto aus Dialogues des Carmélites © Armin Bardel // S. 12 Robert King © Keith Saun<strong>der</strong>s // S. 13 Gleb<br />
Sedelnikow & Andreas Bode © Lilli Strauss // S. 15 Mark Padmore © unbezeichnet // S. 17 Kunstwerk Valie Export © Rupert Steiner // S. 18 Bejun Mehta<br />
© Marco Borggreve // S. 19 Dietrich Henschel © unbezeichnet // S. 20 William Christie & Les Arts Floriss<strong>an</strong>ts © Philippe Matsas // S. 21 Erwin Ortner ©<br />
Michal Kucharko // S. 22 Sophie Karthäuser © Sylvain Godfroid, Szenenfoto aus La Calisto, Théâtre des Champs-Elysées © Alvaro Yañez // S. 23 La finta<br />
giardiniera: René Jacobs © Joh<strong>an</strong>nes Ifkovits, Topi Lehtipuu © Kaappo Kamu, Marie-Claude Chappuis © Rupert Larl, Michael Nagy © David Maurer, <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />
unbezeichnet / Il Postino: Jesús López-Cobos © Javier del Real, Plácido Domingo © Sheila Rock, Cristina Gallardo-Domâs © Borghese, Gabriel Lautaro<br />
Osuna © Sari Makki-Phillips, <strong>an</strong><strong>der</strong>e unbezeichnet / Die schöne Müllerin: Mark Padmore © Marco Borggreve, Till Fellner © Ben Ealovega / Klavierkonzerte<br />
Mozart IV: Stef<strong>an</strong> Vladar © N<strong>an</strong>cy Horowitz / Ottone, Re di Germ<strong>an</strong>ia: Robert King © Keith Saun<strong>der</strong>s, Iestyn Davies © Marco Borggreve, Andrew Foster-<br />
Williams © Andres L<strong>an</strong>dino, <strong>an</strong><strong>der</strong>e unbezeichnet / Händel-Arien: Bejun Mehta © unbezeichnet, René Jacobs © Alvaro Yañez / Arme Leute: alle unbezeichnet<br />
/ Pygmalion: Sophie Karthäuser © Alvaro Yañez, Emm<strong>an</strong>uelle de Negri © Abdallah Lasri, <strong>an</strong><strong>der</strong>e unbezeichnet / Wenn ich sein Antlitz sehe: alle unbezeichnet /<br />
Silvesterkonzert: Erwin Ortner © Michal Kucharko, Mari Eriksmoen © www.marieriksmoen.com, <strong>an</strong><strong>der</strong>e unbezeichnet //<br />
22<br />
Kultursujet_60x60_RZ.indd 1<br />
11.03.2009 17:33:27 Uhr
La finta giardiniera<br />
René Jacobs (Dirigent) · Jeffrey Fr<strong>an</strong>cis (Anchise) · Topi Lehtipuu (Belfiore) · Marie-Claude Chappuis (Ramiro) · Michael Nagy (Roberto)<br />
David Alden (Regie) · Sophie Karthäuser (S<strong>an</strong>drina) · Alex<strong>an</strong>drina Pendatch<strong>an</strong>ska (Arminda) · Sunhae Im (Serpetta)<br />
Il Postino<br />
Die schöne<br />
Müllerin<br />
Jesús López-Cobos (Dirigent) · Plácido Domingo (Pablo Neruda) · Israel Loz<strong>an</strong>o (Mario Ruoppolo)<br />
Ron D<strong>an</strong>iels (Regie) · Cristina Gallardo-Domâs (Matilde Neruda)<br />
Mark Padmore (Tenor)<br />
Till Fellner (Klavier)<br />
Klavierkonzerte<br />
Mozart IV<br />
Am<strong>an</strong>da Squitieri (Beatrice) · Marina de Liso (Donna Rosa) · Gabriel Lautaro Osuna (Marios Vater)<br />
Fe<strong>der</strong>ico Gallar (Giorgio) · Gregorio González (Di Cosimo) · Alex<strong>an</strong><strong>der</strong> Kaimbacher (Cura)<br />
Stef<strong>an</strong> Vladar<br />
Ottone, Re di Germ<strong>an</strong>ia<br />
Händel-Arien<br />
Robert King (Dirigent) · Claire Debono (Teof<strong>an</strong>e) · Robin Blaze (Adalberto) · Andrew Foster-Williams(Emireno)<br />
Mhairi Lawson (Gismonda) · Iestyn Davies (Ottone) · Hilary Summers (Matilda)<br />
Bejun Mehta (Countertenor)<br />
René Jacobs (Dirigent)<br />
Arme Leute<br />
Pygmalion<br />
Andreas Bode (Regie) · Martin Winkler (Makar)<br />
Peter Matzka (Musikalische Leitung) · Petra Baráthová (Warwara)<br />
William Christie (Dirigent) · Sophie Karthäuser (Amour) · Ed Lyon (Agathocle/Pygmalion)<br />
Alain Buet (Anacréon) · Emm<strong>an</strong>uelle de Negri (Prêtresse/Statue)<br />
Wenn ich sein Antlitz sehe<br />
Silvesterkonzert: Beethoven & Carmina bur<strong>an</strong>a<br />
Dietrich Henschel (Konzept/Bariton)<br />
Clara Pons (Konzept/Regie/Video)<br />
Fritz Schwinghammer (Klavier)<br />
Erwin Ortner (Dirigent) · Mari Eriksmoen (Sopr<strong>an</strong>) · Colin Lee (Tenor)<br />
Mihaela Ursuleasa (Klavier) · Magdalena Anna Hofm<strong>an</strong>n (Mezzosopr<strong>an</strong>) · D<strong>an</strong>iel Schmutzhard (Bariton)<br />
23
<strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>-Magazin<br />
2. Ausgabe November/Dezember 2010<br />
<strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong> | Linke <strong>Wien</strong>zeile 6 | 1060 <strong>Wien</strong><br />
www.theater-wien.at<br />
Programm von 31. Oktober bis 31. Dezember 2010<br />
La finta giardiniera<br />
Oper von Wolfg<strong>an</strong>g Amadeus Mozart | Dirigent: René Jacobs | Regie: David Alden | Bühne: Paul Steinberg | Freiburger Barockorchester<br />
12. November, 19.00 Uhr (Premiere) | 14., 16., 18., 20. & 22. November, 19.00 Uhr | Tickets ¤ 130 | 105 | 79 | 63 | 49 | 34 | 18 | Einführungsmatinee: 31. Oktober, 11.00 Uhr<br />
Neuproduktion des <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong><br />
Die schöne Müllerin<br />
Liedzyklus von Fr<strong>an</strong>z Schubert | Tenor: Mark Padmore | Klavier: Till Fellner<br />
13. November, 19.30 Uhr | Tickets ¤ 40 | 34 | 28 | 23 | 18 | 14 | 11<br />
Klavierkonzerte Mozart IV<br />
Musikalische Leitung & Klavier: Stef<strong>an</strong> Vladar | <strong>Wien</strong>er KammerOrchester<br />
15. November, 19.30 Uhr | Tickets ¤ 55 | 48 | 40 | 32 | 24 | 17 | 11<br />
Ottone, Re di Germ<strong>an</strong>ia<br />
Oper von Georg Friedrich Händel (konzert<strong>an</strong>te Aufführung) | Dirigent: Robert King | The King’s Consort<br />
17. November, 19.00 Uhr | Tickets ¤ 62 | 52 | 40 | 32 | 26 | 18 | 11<br />
Händel-Arien<br />
Countertenor: Bejun Mehta | Dirigent: René Jacobs | Freiburger Barockorchester<br />
21. November, 19.30 Uhr | Tickets ¤ 55 | 48 | 40 | 32 | 24 | 17 | 11<br />
Arme Leute<br />
Oper von Gleb Sedelnikow | Regie: Andreas Bode | Musikalische Leitung: Peter Matzka | Miniaturoper in <strong>der</strong> Hölle<br />
27. & 29. November, 2. Dezember, 20.00 Uhr | Tickets ¤ 20<br />
Il Postino<br />
Oper von D<strong>an</strong>iel Catán | Dirigent: Jesús López-Cobos | Regie: Ron D<strong>an</strong>iels | Ausstattung: Riccardo Hernández | <strong>Wien</strong>er Symphoniker | Arnold Schoenberg Chor<br />
9. Dezember, 19.00 Uhr (Premiere) | 11., 14., 18. & 21. Dezember, 19.00 Uhr | Tickets ¤ 160 | 140 | 120 | 90 | 75 | 45 | 23 | Einführungsmatinee: 28. November, 11.00 Uhr<br />
Koproduktion mit <strong>der</strong> Los Angeles Opera | Europäische Erstaufführung<br />
Wenn ich sein Antlitz sehe<br />
Szenischer Monolog | Idee & Konzept: Dietrich Henschel & Clara Pons | Bariton: Dietrich Henschel | Klavier: Fritz Schwinghammer<br />
16. Dezember, 19.30 Uhr | Tickets ¤ 55 | 48 | 40 | 32 | 24 | 17 | 11<br />
Pygmalion<br />
Actes de ballet von Je<strong>an</strong>-Philippe Rameau (konzert<strong>an</strong>te Aufführung) | Dirigent: William Christie | Les Arts Floriss<strong>an</strong>ts<br />
19. Dezember, 19.30 Uhr | Tickets ¤ 62 | 52 | 40 | 32 | 26 | 18 | 11<br />
Silvesterkonzert: Beethoven & carmina bur<strong>an</strong>a<br />
Dirigent: Erwin Ortner | ORF Radio-Symphonieorchester <strong>Wien</strong> | Arnold Schoenberg Chor<br />
31. Dezember, 19.30 Uhr | Tickets ¤ 115 | 96 | 75 | 59 | 46 | 28 | 12<br />
Karten<br />
Freier Vorverkauf <strong>an</strong> <strong>der</strong> Tageskasse im <strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong><br />
und am <strong>Wien</strong>-Ticket Pavillon sowie per Telefon und Internet<br />
Schriftliche Bestellungen:<br />
<strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>, Linke <strong>Wien</strong>zeile 6, 1060 <strong>Wien</strong><br />
Tageskassen (täglich 10 bis 19 Uhr)<br />
<strong>Theater</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>: Linke <strong>Wien</strong>zeile 6, 1060 <strong>Wien</strong><br />
<strong>Wien</strong>-Ticket Pavillon: Karaj<strong>an</strong>-Platz (neben <strong>der</strong> Staatsoper)<br />
Internet: www.theater-wien.at (Online-Bestellungen nur mit Kreditkarte)<br />
Ö1 Clubmitglie<strong>der</strong> erhalten für hauseigene<br />
Produktionen auf maximal zwei Karten pro<br />
Vorstellung eine Ermäßigung von 10 %.<br />
Abonnement: Das Abonnementprogramm senden<br />
wir Ihnen auf Bestellung gerne kostenlos zu.<br />
Kartentelefon:<br />
täglich von 8 bis 20 Uhr<br />
Führungen<br />
16. & 22. 11., 10. & 16. 12., 16.00 Uhr | Dauer: 1 Stunde<br />
Preis: ¤ 7.-/5.-(ermäßigt) | Schulklassen: ¤ 3.- | Kin<strong>der</strong> unter 6 Jahren frei<br />
Information: +43-1-58830 664 o<strong>der</strong> philipp.wagner@theater-wien.at<br />
Hauptsponsor<br />
Kl<strong>an</strong>gBlatt 8/2010 | Sponsoring Post | Verlagspostamt 1060 <strong>Wien</strong> | DVR 0518751 | GZ 03Z034773 S