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Januar - THW-historische Sammlung

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Wohnhaus des Pumpenwärters bis<br />

auf eine Wand den ausgespülten<br />

Hang hinunter. über die Trümmer<br />

des Pumpenha uses weg bahnten sich<br />

die Fluten einen Weg aus ihrem Käfig<br />

ins Freie. 50 m K an alböschung<br />

wurden dabei nO'ch zerfressen, dann<br />

schwenkte der StrO'm des befreiten<br />

Wildwassers in di,e Kanalbahn ein.<br />

Daß man den Schwall der Flutwelle,<br />

die nun auf den MittellandkJanal<br />

Ziuschoß, rechtzeitig a bfungen<br />

konnte, sei am Rande erwähnt. Sein<br />

Spiegel war durch geschickte, weiträumige<br />

Maßnahmen gesenkt worden,<br />

als die leitenden Stellen erfahren<br />

thatten, welche Gefahr sich an<br />

der Stichkanalschleuse aIlJSpann.<br />

Wohl an dieser Stelle, aber nicht<br />

überhaupt war damit di~ Wirkung<br />

des Hasedurchbruchs gestoppt. Ihre<br />

Gewalt hatte sich nicht nur n ach<br />

abwärts fO'rtgepflanzt, ein vorauflieg,endes<br />

Glied der K ette wUTde<br />

außerdem nahezu bis zum Bersten<br />

angegriffen.<br />

Als die Hase sich zum Kanal hin<br />

ein neues Bett gebahnt hatte, in das<br />

abfallende Gelände schoß, als dann<br />

dLe Durchbruchsteile sich von 5, 10<br />

Metern auf 20, 30 und zum Schluß<br />

auf 50 Mieter veerbreiterte, da stieg<br />

auch der Sog des Wassers im Oberlauf<br />

immer stärker, und damit nahm<br />

die saugende und mahlende Kroft des<br />

Wassers ,an den Haseufern zu. Und<br />

immer rascher schritt das Zerstörungswerk<br />

an den Flußwänden<br />

voran.<br />

~ber<br />

kaum einer b eo.blachtete es;<br />

denn das Interesse wa!I' vO'm grO'ßen<br />

Durchbruch völlig absorbLert, bis ein<br />

paar Betriebsangehörige der großen<br />

städtischen Kläranlage die Gefahr<br />

bemerkten. Die~ An1age liegt linksseitig<br />

der Hase auf breiteT Fläche<br />

und hoch über ihrem Ufer. Das<br />

größte der Becken, der Igroße Klärteich,<br />

schiebt sich mit einer seiner<br />

Kanten nahe an den H asewall heran;<br />

zu nahe, wie sich jetzt Z'eigte, denn<br />

w o die .schmale D-ammbrücke endet,<br />

da stößt die Hase auf eine ihrer<br />

Buchten.<br />

Buchten ,entstanden d ort, wo die<br />

Wasser vO'n der Gegenseite auf das<br />

Ufer zu gedrückt wurden, das sie<br />

dann im Laufe der Zeit ausschwemmten.<br />

Sie drängten auch jetzt wieder,<br />

nur mit ungleich größerer Wucht.,<br />

gegen den Uferstreifen, sägten und<br />

bO'hrten in den Winkel, Wirbel wühlten<br />

und ver,stärkten die Sägearbeit;<br />

und O'ben, ,auf der Dammebene, war<br />

nO'ch nicht zu bemerken, welche Zerstörungs<br />

arbeit sich unten vollzog.<br />

Bis dann endlich, und nun k eine<br />

Viertelstunde zu früh, das Malheur<br />

erkJannt wurde. M,an schlug Alarm,<br />

und Alarm schlugen kurz darauf auch<br />

die Fernspr,echer ,b eim OberstadtdirektO'r,<br />

der PO'lizei, beim Ttechnischen<br />

Hilfswerk. Wlar der schmale<br />

Dammsteg noch zu retten? Konnte<br />

nO'ch verhütet werden, daß m ehr als<br />

30000 Kubikmeter Wasster mit ungeh<br />

eurem Schwall in die tiefer gelegene<br />

Hase stürzten und ei!1Je Flutwelle<br />

erzeu'gten, di·e unter sich die<br />

R ettungskolonnen b egr.a.ben mußte,<br />

die am Hasedurchbruch zum K anal<br />

fiebeI1haft 'arbeiteten, und Idie Häuser,<br />

die sich rechts und links des Stichk<br />

anals in IO'ser Streuung angesiedelt<br />

hatten, :@abrikanlagen und weite<br />

Fläch,en guten Nutzlandes.<br />

Ein Wall aus Sandsäcken soll der Urg'ewalt des Wassers Einhalt gebieten<br />

Die Alarmierung des OV Osnabrück<br />

kliappte vO'rzüglich. In kurzer<br />

Zeit waren 50 Mann an der Einsatzstelle.<br />

S andsäcke, Planken und<br />

Pfähle rO'llten an; vorsorglich bat<br />

·der Oberstadtdirektor um weitere<br />

Unterstünz.urug durch 50 Marun an<br />

deutschen und engli'schen SO'ldaten.<br />

Bundeswehr besO'rgte Sandsackfüllung<br />

und TranspO'rt, <strong>THW</strong>-Helfer<br />

und Engländer arbeiteten an den bedrohten<br />

Stellen außeinander zu.<br />

Zunächst wurden Pfähle entlang<br />

der Uferlinie i n die jagenden Fluten<br />

geschlagen, dIe d as Wasser in sanfter<br />

Kurve ableiten sO'llten; eine ha,rte<br />

Arbeit für die Männer in den PiO'­<br />

nierhO'se n, die sich ang,eseilt gegen<br />

d en SO'g d er StTömung h alten mußten.<br />

Die Pfahlköpfe wurden dann<br />

durch 'suarlke Drähte gesichert, die,<br />

oben 4 m über dem Wasserspiegel,<br />

auf der Dammhöhe fest verankert<br />

wurden. Planken wurden mit den<br />

Pfählen verbunden, und hinter diese<br />

BO'hlenwand k am -dann die erste<br />

Sandsackpackung.<br />

So entstand zunächst ein schmaler.<br />

begehbarer Steg. Die Männer kO'nnten<br />

laus dem Wasser heraus und hatten<br />

nun festen und trO'ckenen Stand.<br />

J etzt rissen sie die gefährlici}en<br />

übevhänge ein, glätteten die neuen<br />

Uferwände auf doiJe nötige Schräge<br />

und zog.en dann die Sandsackmauern<br />

hoch. Das alles ging während der<br />

Nacht vonstatten; P,etromaxlampen ,<br />

später eine S cheinwerfer kette, vO'm<br />

NO'tstromaggregat des <strong>THW</strong> gespeist,<br />

erleuchteten die nachtschwarze, vO'm<br />

dumpf~n Brausen erfüllte Sz,ene. In<br />

aen nachmitternächtlichlen Stunden<br />

war dann die Gefahr beseitigt.<br />

Rechts und links eines harmlO'sen<br />

Flußläufchens waven mit K anal- und<br />

Klärbecken Kunstbauten errichtet<br />

worden. Daß vO'm einen zum anderen<br />

ein starkes, nützliches Gefälle vorhanden<br />

war, h atte ni,emand beunruhigt;<br />

denn der GedankJe schien absurd,<br />

daß dieses bess'ere Bächlein<br />

dem ein en oder anderen der starken<br />

Kunstbauten gefährlich w eI'd en<br />

könnte. Und d ann war doch das Unmögliche<br />

eingetreten!<br />

Die nicht steuerba'I'e Dynamik, die<br />

ein natürlich,er Wasserlauf entfalten<br />

kann, hatte einen der Kunstbauten<br />

zerschlag,en '1.1l1Jd die balUMchen und<br />

m aschinellen KO'ntrollen, die den Kanal<br />

für den äußersten Eventualfall<br />

scheinbar abzusichern vermochten,<br />

zur Farce gemacht. H~e r konnte<br />

menschl iche Hilfe nichts mehr au s­<br />

·richten. Ein Glück, d aß si,e die andere,<br />

rilßsengrO'ße Gefahr l'echtze itig<br />

zu bannen vermochte.<br />

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