GOLF TIME 40. Ryder Cup: Showdown in Gleneagles (Vorschau)
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COVER VORSCHAU <strong>40.</strong> RYDER CUP<br />
Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fasz<strong>in</strong>ierenden<br />
Zeit für<br />
<strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong>-Fans. Seit<br />
der Kont<strong>in</strong>entalvergleich<br />
1927 erstmals<br />
abgehalten wurde (damals<br />
noch USA gegen Großbritannien),<br />
vollzog dieser <strong>in</strong> aller Freundschaft ausgetragene<br />
Wettstreit unter Gentlemen e<strong>in</strong>ige<br />
erstaunliche Wandlungen. Über 50 Jahre<br />
beherrschten die Amerikaner das Geschehen<br />
fast nach Belieben.<br />
Erst als die Golfer von den britischen<br />
Inseln 1979 um den Rest Europas ergänzt<br />
wurden, konnte man überhaupt von e<strong>in</strong>em<br />
halbwegs ausgeglichenen Wettkampf sprechen.<br />
Dann allerd<strong>in</strong>gs entwickelte der <strong>Ryder</strong><br />
<strong>Cup</strong> nach und nach se<strong>in</strong>e ganz eigenen<br />
Gesetzmäßigkeiten. Gleich dreimal <strong>in</strong><br />
Folge mussten sich die Amerikaner den<br />
Europäern beugen (’85 – ’89), was dem<br />
Selbstbewusstse<strong>in</strong> der Herren aus „God‘s<br />
own country“ e<strong>in</strong>en gehörigen Knacks<br />
versetzte. Der <strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong> 1991 markiert<br />
deshalb auch e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>maligen Tiefpunkt<br />
<strong>in</strong> der Geschichte. Damals zogen die Gastgeber<br />
<strong>in</strong> Kiawah Island alle Register der<br />
Unsportlichkeit, um diesen <strong>Cup</strong> bloß<br />
nicht zu verlieren. Bernhard Langer war<br />
der tragische Held, denn anders als bei<br />
Mart<strong>in</strong> Kaymer 2012 fiel se<strong>in</strong> kurzer Putt<br />
zur Titelverteidigung nicht <strong>in</strong>s Loch.<br />
1993 siegten erneut die Roten und die<br />
alten Machtverhältnisse schienen wiederhergestellt.<br />
Doch 1995 und 1997 verloren<br />
die USA jeweils nur um e<strong>in</strong>en halben<br />
Punkt und schmissen 1999 mit entsprechend<br />
viel Wut im Bauch erneut alle Regeln<br />
des Anstands über Bord. Sie gewannen<br />
den <strong>Cup</strong> nach e<strong>in</strong>er ähnlich dramatischen<br />
Aufholjagd wie die der Europäer 2012 <strong>in</strong><br />
Med<strong>in</strong>ah. Jedoch war dieser <strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong><br />
erneut geprägt vom unsportlichen Verhalten<br />
der amerikanischen Fans und Spieler.<br />
Diese zertrampelten noch bevor der letzte<br />
Europäer se<strong>in</strong>en Putt zur Titelverteidigung<br />
fertig spielen konnte, das Grün und die<br />
Puttl<strong>in</strong>ie des Gegners. Seither sche<strong>in</strong>t der<br />
<strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong> für die USA verflucht zu se<strong>in</strong>.<br />
Egal, wie überlegen e<strong>in</strong> amerikanisches<br />
Team seitdem daherkam, die Europäer behielten<br />
(fast) immer die Oberhand. 2004<br />
und 2006 setzte es vernichtende Niederlagen.<br />
2008 schien es fast so, als würde man<br />
den Amerikanern den <strong>Cup</strong> schenken wollen,<br />
damit sie nicht die Lust an dem Wettkampf<br />
verlieren. 2010, beim Heimspiel<br />
Europas <strong>in</strong> Wales, machten es die Gastgeber<br />
<strong>in</strong> den S<strong>in</strong>gles noch e<strong>in</strong>mal unnötig<br />
spannend, um dann umso ausgelassener<br />
feiern zu können. Zwei Jahre später<br />
erlebten die Amerikaner ihre<br />
vielleicht traumatischste Niederlage. Der<br />
Sieg schien ihnen sicher, denn kurzzeitig<br />
führte das Heimteam schon mit 10 zu<br />
4 Punkten und benötigte nur noch 4,5<br />
Zähler aus zwei Vierball-Matches und<br />
zwölf E<strong>in</strong>zelbegegnungen. Wie das dann<br />
ausg<strong>in</strong>g, wissen wir alle noch allzu gut.<br />
Rollentausch. E<strong>in</strong> Blick auf die Spielerstatistiken<br />
<strong>in</strong> diesem Special genügt, um<br />
festzustellen, dass 2014 alles anders ist im<br />
TOM WATSON<br />
Vor 21 Jahren führte Tom Watson<br />
das U.S.-Team zu se<strong>in</strong>em<br />
letzten Auswärtssieg. Als<br />
erfahrener <strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong>-Spieler und<br />
Kapitän ist er die ideale Besetzung,<br />
um diese „Mission Impossible“<br />
durchzuführen. Ausgerechnet Watson<br />
als Kapitän für den <strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong><br />
<strong>in</strong> Schottland zu nom<strong>in</strong>ieren, war e<strong>in</strong><br />
Geniestreich der Amerikaner. Die<br />
Schotten lieben Tom Watson, der<br />
vier se<strong>in</strong>er fünf Open Championships<br />
<strong>in</strong> Schottland gew<strong>in</strong>nen<br />
konnte. Dies wird wohl auch positiven<br />
E<strong>in</strong>fluss auf das Verhalten der<br />
Zuschauer haben, wobei Unsportlichkeit<br />
auf schottischen Golfplätze<br />
ohneh<strong>in</strong> verpönt ist.<br />
Doch <strong>in</strong> den Monaten vor dem<br />
<strong>Ryder</strong> <strong>Cup</strong> schien es fast so, als<br />
würde Watsons Team sukzessive<br />
ause<strong>in</strong>anderbrechen. Tiger Woods<br />
(Rückenverletzung) und Dust<strong>in</strong><br />
Johnson (Sperre) fielen aus dem<br />
Team, Jason Dufner bekam wg. e<strong>in</strong>er<br />
Halswirbelverletzung ke<strong>in</strong>e Wild Card.<br />
Tom Watsons Ass im Ärmel heißt<br />
„Glaubwürdigkeit“. Mit 64 Jahren<br />
hat er erst jüngst bewiesen, dass er<br />
auch auf dem Platz noch mit den<br />
Jungspunden mithalten kann. Er<br />
könnte – nach europäischem Vorbild –<br />
e<strong>in</strong>en Mannschaftsgeist beschwören,<br />
der die Außenseiter zum Siegerteam<br />
mutieren lässt. Immerh<strong>in</strong> hat se<strong>in</strong><br />
Team etwas wiedergutzumachen.<br />
26 <strong>GOLF</strong> <strong>TIME</strong> 6 -2014 www.golftime.de www.facebook.com/golftime