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22<br />

BLICKPUNKT<br />

METALL<br />

■ Edgar Brandt<br />

Als „Cellini des Kunstschmiedens" hat<br />

man Edgar Brandt in den 1920er-Jahren<br />

gefeiert. Dass man den Pariser Art déco-<br />

Künstler mit dem italienischen Renaissance-Bildhauer<br />

und Goldschmied vergleicht,<br />

dessen Saliera heute zum Besten<br />

des Kunsthistorischen Museums in Wien<br />

gehört, kommt nicht von ungefähr. Beide<br />

waren zu ihrer Zeit die großen Meister ihres<br />

Fachs. Wie Cellini hat auch Edgar<br />

Brandt das Ornamentale und das Skulpturale<br />

miteinander verbunden und hat die<br />

Grenzen zwischen Kunst und Kunsthandwerk<br />

aufgelöst. Edgar Brandts Material<br />

aber waren nicht Edelmetalle und Steine.<br />

Edgar Brandt war ein Virtuose des Eisens,<br />

ein Ferronnier d’art, wie man in Frankreich<br />

sagt. Er hat unvergleichlich effektvolle und<br />

zeitlos schöne Gitter, Tore, Treppengeländer<br />

und Eisenmöbel hervorgebracht und<br />

ebenso Sinn für die handlicheren Dinge<br />

gezeigt, wenn er Lampenfüße und Briefbeschwerer<br />

produzierte.<br />

Paris schwelgte nach dem Ersten Weltkrieg<br />

wieder in Luxus. Der Jugendstil hatte<br />

seinen Reiz und sein avantgardistisches<br />

Potenzial verloren. Die neuen Villen, Banken,<br />

Kinopaläste entstanden in einem klareren,<br />

eher klassischen Stil, der an Prächtigkeit<br />

aber nichts einbüßte. In dieses Konzept,<br />

das ab 1925 knapp Art déco genannt<br />

wurde, passten die silhouettenhaften,<br />

schmiedeeisernen Arbeiten von Edgar<br />

Edgar Brandt, Paar Pelikan-Buchstützen, geschmiedetes<br />

Eisen, um 1925, H 17,2 cm, gestempelt<br />

„E. Brandt". Auktionspreis inkl. Aufgeld bei Christie’s<br />

in London: 4.750 Pfund (Foto: Christie’s / ©<br />

Christie’s Images Limited)<br />

Brandt bestens hinein. Kein anderer konnte<br />

die neue mondäne Sprache der Kunst<br />

so subtil in Eisen umsetzen wie er. Man<br />

sprach von einer Mischung aus Kühnheit<br />

und viriler Einfachheit. Seine Werke wirkten<br />

in ihrer Strenge und Luftigkeit modern<br />

und besaßen mit ihren klassischen Ornamenten<br />

große dekorative Ausstrahlung. In<br />

den Jahren 1920 bis 1925 war der 1880<br />

geborene Edgar Brandt sowohl künstlerisch<br />

als auch technisch auf dem Höhepunkt<br />

seiner Karriere. In dieser Zeit schuf<br />

er Meisterwerke, die ihm für immer einen<br />

Platz unter den führenden Art déco-Kunsthandwerkern<br />

sichern. Drei davon aber ragen<br />

besonders aus seinem breiten Oeuvre<br />

heraus: 1923 zum Beispiel fertigte er mit<br />

dem Bildhauerfreund Max Blondat das<br />

vier Meter breite Gitter „L’Age d’Or", eine<br />

Hommage an Sandro Botticellis Gemälde<br />

„Primavera" mit den drei Grazien. Die Figuren<br />

Blondats in den Kartuschen reflektieren<br />

einerseits die Rückbesinnung auf<br />

die Klassik, während Edgar Brandt mit<br />

dem Gebilde aus Rosetten und Reifen ein<br />

Dekor zwischen floraler Attitüde und Maschinenzeitalter<br />

entwarf. Die Kombination<br />

von Ornament und Figur, von Archaischem<br />

und Moderne kennzeichnet auch<br />

seinen Ofenschirm „La Biche au foret / Reh<br />

im Wald". Zentral in eine stark stilisierte,<br />

fast naiv angeordnete Hecke setzte Brandt<br />

ein Reh mit nach hinten gedrehtem Kopf,<br />

das in seiner Betonung der Umrisse fast<br />

an Höhlenmalerei erinnert – ein zartes, unübertroffenes<br />

Art déco-Stück. Und nicht<br />

zuletzt gilt seine 1922 entstandene Komposition<br />

„Les Cigognes d’ Alsace", die drei<br />

Störche zeigt, die an einer Sonne vorbeiziehen,<br />

als Markstein der Dekorationsgeschichte.<br />

Der englische Kaufhausbesitzer<br />

Gordon Selfridge orderte das Gitter mit<br />

diesem vom Japonismus beeinflussten<br />

Motiv für seinen Kundenfahrstuhl.<br />

Den ausführlichen Artikel „Edgar Brandt –<br />

Virtuose des Eisens” (neun Seiten, 26 Abbildungen)<br />

von Sabine Spindler finden Sie in der aktuellen<br />

Oktober-Ausgabe der Zeitschrift „Sammler<br />

Journal” (ab 25. September im Handel erhältlich)<br />

10 / 14<br />

Edgar Brandt, Paar Wandappliken mit weißen Alabaster-Schirmen,<br />

Gestell geschmiedetes Eisen, um<br />

1925, ca. 48,5 x 43 cm, gestempelt „E. Brandt", bei<br />

Christie’s in London für 1.900 Pfund veräußert (Foto:<br />

© Christie’s Images Limited)

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