Mitgliederbefragung - transfair
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6<br />
ö ffe ntli ch e verwaltung<br />
Revision BPG: Verhandlungspaket<br />
geschnürt<br />
Janine Wicki<br />
Obwohl die GPK des Nationalrates in<br />
ihrem Bericht zur Steuerung der Personalpolitik<br />
ausdrücklich festgehalten hat, dass das<br />
Bundespersonalgesetz (BPG) «in seinen<br />
Grund zügen und insbesondere bezüglich seiner<br />
Zielsetzungen nach wie vor zeitgemäss ist<br />
und dem Bund erlaubt, auf dem Arbeitsmarkt<br />
eine attraktive Personalpolitik zu betreiben»,<br />
Kernpunkte des Verhandlungspakets<br />
K Kündigungsmodalitäten: aus sachlich<br />
hinreichenden Gründen, jedoch mit einer<br />
«insbesondere» Aufzählung der bisherigen<br />
Kündigungsgründe<br />
K Bei missbräuchlicher Kündigung ist<br />
der Arbeitgeber zur Weiterbeschäftigung<br />
verpflichtet<br />
K Bei unrechtmässiger Kündigung wird<br />
der Arbeitgeber zur Zahlung mindestens<br />
eines halben maximal eines ganzen Jahresgehalts<br />
verpflichtet<br />
K Die gesetzliche Grundlage für eine<br />
Krankentaggeldversicherung mit Finanzierungsmöglichkeit<br />
durch Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmer wird eingeführt<br />
K Berufsinvalidität wird beibehalten<br />
wird das Personalrecht erneut einer Revision<br />
unterzogen. Das Eidgenössische Personalamt<br />
wird nicht müde, die Harmonisierung<br />
mit dem OR und eine flexiblere Auflösung der<br />
Arbeitsverhältnisse zu fordern. Am 1. April<br />
fanden deshalb Sonderverhandlungen mit<br />
Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf statt.<br />
Dieses Mal gestalteten sich die Verhandlungen<br />
harzig. Eigentlicher Knackpunkt der<br />
Revision war die Lockerung des bisherigen<br />
Kündigungsgrundes. Bisher kann gemäss<br />
BPG nur aus den im Gesetz abschliessend<br />
aufgezählten Gründen gekündigt werden.<br />
Nun will die Finanzministerin eine Angleichung<br />
ans OR, indem neu aus «sachlich hinreichenden<br />
Gründen» gekündigt werden<br />
kann. <strong>transfair</strong> hat zwar von Beginn weg<br />
Verhand lungsbereitschaft signalisiert, jedoch<br />
mit der klaren Forderung: Wenn der<br />
Kündigungsgrund gelockert wird, muss der<br />
Kündigungsschutz entsprechend angepasst<br />
werden. <strong>transfair</strong> fordert, dass der Arbeitgeberin<br />
Bundesverwaltung bei missbräuchlicher<br />
Kündigung eine Weiterbeschäftigungspflicht<br />
und bei unrechtmässiger Kündigung<br />
eine Entschädigungspflicht auferlegt wird.<br />
Ein weiterer Knackpunkt waren die Kündigungsfristen.<br />
Auch dort wollte die oberste<br />
Personalchefin die Fristen jenen vom OR anpassen,<br />
was zu einer einschneidenden Fristverkürzung<br />
geführt hätte. Da die Verhandlungen<br />
nicht zielführend waren, wurde eine<br />
zweite Verhandlungsrunde vereinbart, welche<br />
am 5. Mai stattfindet. In der Zwischenzeit<br />
hat unter Federführung des EPA eine Verhandlungsdelegation<br />
die einzelnen Revisionspunkte<br />
noch einmal diskutiert und ein<br />
Verhandlungspaket geschnürt (siehe Kasten).<br />
Von den Personalverbänden war <strong>transfair</strong> zusammen<br />
mit dem Präsidenten der Verhandlungsgemeinschaft<br />
vertreten. Nun gilt es, diese<br />
Kompromisslösung am 5. Mai gemeinsam<br />
mit der Finanzministerin zu verabschieden.<br />
Danach hat der ausgearbeitete Revisionsentwurf<br />
die Hürde des Gesamtbundesrates und<br />
des Parlaments zu nehmen. Gerade deshalb<br />
wird <strong>transfair</strong> von der Finanzministerin am<br />
kommenden Freitag ein klares Commitment<br />
fordern. Nur die vorbehaltlose Unterstützung<br />
des Verhandlungsergebnisses wird eine Zerpflückung<br />
der Vorlage verhindern.<br />
Der Ruf nach mehr Flexibilität im Bundespersonalrecht<br />
darf nicht dazu führen, dass<br />
sich die Bundesverwaltung wie eine privatrechtliche<br />
Arbeitgeberin gebärdet. Oberstes<br />
Ziel der Bundesverwaltung muss sein, den demographischen<br />
Wandel zu meistern, indem<br />
sie gut qualifizierte und motivierte Arbeitnehmende<br />
beschäftigt, die sich einer attraktiven<br />
und sozialverantwortlichen Arbeitgeberin<br />
verpflichtet fühlen. <strong>transfair</strong> wird sich<br />
engagiert dafür einsetzen.<br />
<strong>transfair</strong> magazin l Mai 2011