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die geheime sprache der bäume - Revue Technique ...

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Materialresten? Er fertigt daraus noch ein kleines Möbelstück,<br />

ein Schränkchen vielleicht o<strong>der</strong> ein Eckregal.<br />

Das Gleiche tut <strong>der</strong> Baum im Herbst. Mit weniger Nährstoffen<br />

baut er jetzt eben kleinere bis kleinste Zellen, <strong>die</strong> nun im<br />

Vergleich zu den großen Frühholzzellen entstehen. Dieses Spätholz,<br />

<strong>die</strong> letzten Zellen jeden Jahres, sind dichter, dunkler und<br />

zeichnen so den markanten Abschluss eines jeden Jahresringes<br />

auf <strong>die</strong> abgeschnittene Stammscheibe.<br />

Ring um Ring vom Kern, dem ehemaligen Wipfeltrieb weg bis<br />

an den Rand wird ein Bild, <strong>der</strong> ganz persönliche Lebensbericht<br />

eines jeden Baumes, gezeichnet.<br />

Werden <strong>die</strong> Ringe plötzlich eng, so berichten sie von Trockenjahren<br />

und Schwierigkeiten, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Baum beim Wachsen hatte.<br />

Sind einseitig <strong>die</strong> Ringe viel dunkler, erkennen wir, dass <strong>der</strong> Baum<br />

an <strong>die</strong>ser Seite viel mehr Druck, meist vom Wind aus <strong>der</strong> Hauptwindrichtung,<br />

aushalten musste. Zu seiner Abstützung konstruierte<br />

er hier dickwandigere, stärkere Zellen. Der Wind spielt für<br />

<strong>die</strong> Statik <strong>der</strong> Stämme eine wichtige Rolle, ist er doch eine <strong>der</strong><br />

größten Bedrohungen für <strong>die</strong> unbeweglich im Boden verwurzelten<br />

Lebewesen unserer Wäl<strong>der</strong>. Ein Stamm, dessen Kern genau in<br />

<strong>der</strong> Mitte liegt und <strong>die</strong> Jahresringe sich gleichmäßig mild um ihn<br />

herumlegen, hatte nie viel Winddruck gespürt. Der Betrachter<br />

erkennt so einen Baum, <strong>der</strong> in einer windgeschützten Mulde<br />

gelebt hat. Der windzerzauste Baum am Bergesrücken hingegen<br />

bekommt einen ovalen Stamm, dessen Kern an eine Seite gedrückt<br />

ist. Er muss ja an <strong>der</strong> Druckseite wirkungsvolle Abstützungen<br />

bauen.<br />

Der nächste Maler des Jahrringbildes ist das Licht. Im Schatten<br />

wachsen Bäume ganz langsam. Gerade bei Tannen<strong>bäume</strong>n,<br />

<strong>die</strong> im Schatten aufwachsen, kann man daher oft genug Stämme<br />

sehen, <strong>die</strong> in <strong>der</strong> Mitte fünf bis zehn Zentimeter im Kreis ganz<br />

feine, mit dem freien Auge kaum zählbare Ringe bilden. Es gibt<br />

Tannen, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong>se Weise 30, 50 o<strong>der</strong> noch mehr Jahre im<br />

Schatten ihrer Vorfahren ausharren und kaum wachsen. Plötzlich<br />

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