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die geheime sprache der bäume - Revue Technique ...

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Die Forstpartie aber wollte weiterarbeiten und sägte jetzt bei<br />

zunehmendem Mond <strong>die</strong> nächste Partie, <strong>die</strong> an einen Nachbarsäger<br />

verkauft wurde. Dieser lagerte sein Holz unweit meines<br />

Lagers auf einem separaten Polter. Starke Schneefälle verdeckten<br />

alles unter dicken Hauben. Im Frühjahr wurde aus <strong>der</strong> Situation<br />

ein ungeplanter Versuch. Die kühlen und nie<strong>der</strong>schlagsreichen<br />

Bergtäler <strong>der</strong> Nordalpen bieten ideale Lebensbedingungen für<br />

Fichten, Lärchen und Tannen. Wichtige Bewohner <strong>der</strong> Nadelwäl<strong>der</strong><br />

sind <strong>die</strong> Borkenkäfer. Der Buchdrucker, <strong>der</strong> Nutzholzbohrer<br />

und <strong>der</strong> Kupferstecher sind <strong>die</strong> drei häufigsten Vertreter,<br />

<strong>die</strong> im gesunden Wald ausgewogen mit ihren Bäumen leben. Um<br />

<strong>die</strong>ses Gleichgewicht zwischen Käfer und Bäumen zu bewahren,<br />

weiß je<strong>der</strong> Förster, dass im Frühjahr kein Stammholz in Rinde<br />

im Wald herumliegen darf. Solche geernteten Stämme sind vom<br />

natürlichen Abwehrsystem durch ihre Wurzeln abgeschnitten<br />

und daher eine ideale Brut- und Vermehrungsstätte für den<br />

Borken käfer. Dort, wo <strong>die</strong> Rinde noch genügend Restfeuchte<br />

enthält, hat <strong>der</strong> Käfer ein leichtes Spiel. Der Harzfluss gesun<strong>der</strong><br />

Stämme kann ihn hier nicht auf eine ausgewogene Zahl begrenzen.<br />

Auf <strong>die</strong> Käfer des Waldes wirken <strong>der</strong>artige Gelegenheiten<br />

als magische Anziehungspunkte. Sobald sich im Frühjahr<br />

<strong>die</strong> ersten warmen Sonnentage zeigen, umschwärmen <strong>die</strong> kleinen<br />

Tiere <strong>die</strong> gefun denen Stätten <strong>der</strong> bevorstehenden Paarung und<br />

Eiablage.<br />

Der Käferbefall zeigt sich dann unverkennbar wenige Tage<br />

später. Tausende <strong>der</strong> winzigen Nager beginnen ihre Löcher in <strong>die</strong><br />

Rinde zu bohren. Die Quergänge entstehen sogleich unterhalb<br />

<strong>der</strong> Borke. Das Bohrmehl wird fein säuberlich beim Ausgang<br />

hinausgeworfen. Dort entstehen, oft schon von Weitem sichtbar,<br />

<strong>die</strong> berüchtigten Bohrmehlhäufchen, Hun<strong>der</strong>te und manchmal<br />

Tausende auf einem einzigen Stamm. Zu <strong>die</strong>ser Zeit ist <strong>die</strong> Holzabfuhr<br />

aus den Wäl<strong>der</strong>n meist ein betriebsames Geschäft. Je<strong>der</strong><br />

Waldbauer und je<strong>der</strong> Förster drängt, zuerst das im eigenen Wald<br />

lagernde Rindenholz wegzufahren.<br />

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