die geheime sprache der bäume - Revue Technique ...

Christbäume und Mondreisig
Mondholz, dieses Geheimnis diente den Schiffsbaumeistern der
römischen Antike. In der Hochkultur der südamerikanischen
Inka war Mondholz genau gleich das Mittel zur Gewinnung von
langlebigem Bauholz, wie es auch in Asien seit Jahrtausenden
der Menschheit bekannt war. Dieser Tradition folgen wir heute
wieder, um gesunde, energieautarke Wohnhäuser zu bauen. Der
Mondeinfluss auf die Bäume wurde aber nicht nur von uralten
und neuzeitlichen Holzbaumeistern genutzt. Auch im alltäglichen
Leben kann man aus diesem Wissen Vorteile ziehen. Schon in
meiner Försterei im Karwendelgebirge kam jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit
ein Christbaumhändler aus dem Tiroler Inntal
herauf. Auf sein Erscheinen konnte ich mich verlassen und so
reservierte ich immer eine Fichtendickung, die ohnedies durchforstet
werden musste. Der Gottfried, so hieß der Händler, konnte
sich hier an die Arbeit machen. Ihm ging es nicht um Holzgewinnung,
sondern um die Kronen der kleinen Bäumchen, die er
in Jenbach und Schwaz als Christbäume verkaufte. „Eigentlich
nehmen die Leute lieber Tannen, weil die Fichten als Christbaum
in den beheizten Wohnungen schneller ihre Nadeln verlieren. Mit
den abgefallenen Nadeln im Wohnzimmer hat niemand eine
Freude. Aber ich kann meine Fichten trotzdem ganz gut verkaufen.
Ich schneide die Bäume nur bei zunehmendem Mond bis
Vollmond vor Weihnachten um. Dadurch halten die Nadeln viel
besser. Das wissen meine Kunden, ich mache es immer so und
habe dadurch einen guten Namen!“ Christbaumernte zum richtigen
Zeitpunkt war das Geschäftsmodell.
Tatsächlich achtete der Gottfried genau auf den zunehmenden
Mond bei der Gewinnung seiner Christbäume und der benö-
41