die geheime sprache der bäume - Revue Technique ...

der Hinterriß. Zu meinem Revier gehörten die prachtvollen Täler
des Karwendels, wie der Große Ahornboden, das Johannestal
mit dem Kleinen Ahornboden und der darüber aufragenden Birkkarspitze,
das einsame Tortal und das Laliderer Tal mit den berühmten
Laliderer Wänden. Bis zu 900 Meter hoch wuchsen die
senkrechten Kalkformationen hier aus den Almmatten geradewegs,
ja bedrohlich heraus.
In der Försterei konnte ich es mir einrichten, dass ich die
meisten Tage in meinen Tälern und Bergwäldern draußen verbrachte.
Im Sommer gab es verwegene Bauerngestalten, die in ihren
Almhütten zum offenen Feuer den Käse bereiteten. Meine Holzknechte,
damals hießen die Forstarbeiter noch so, waren Bergbauern
aus dem Oberinntal, die während der schneefreien Zeit
hier ihr Geld zur heimatlichen Kleinlandwirtschaft dazuverdienten.
Sie hatten schon Motorsägen, aber einen Helm oder sonstige
Schutzbekleidung gab es noch nicht. Auch der Leistungsdruck
begann erst allmählich Einzug zu halten. Nach jedem gefällten
Baum hielten die Holzknechte inne, nahmen die Axt und hieben
in die Schnittfläche des zurückbleibenden Stockes drei Kreuze
hinein. Dankbarkeit, dass immer alles gut geht, gehörte in dieser
Lebenswelt zu den Männern wie auch eine heute selten anzutreffende
Schweigsamkeit.
Abends ging es in die Hütte. Dort stand eine lange, aufgemauerte
Feuerstelle, an der jeder extra sein Feuer schürte. Über
jedem einzelnen Feuerplatz gab es eine Stahlplatte mit Eisenringen
in der Mitte. Sobald das Feuer prasselte, wurden die Ringe
mit einem Haken weggehoben und der rußige Kochtopf über
das Feuer gehängt. Jeder kochte für sich allein. Das war der
Brauch der Pfundser Bergbauern. Ruß, Rauch, Schweiß und
Harzgeruch, das war die Luft der Holzknechthütte. Meistens
wurden die Handgriffe ohne Kommentar verrichtet. Trotzdem
war es ein Lieblingsort unserer Kinder. Abends schaute ich gerne
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