MEIN PASSAU

Von Tobias Schmidt
Da haben sich drei gefunden!
Lisa Wahlandt,
im Rottal gebürtige Jazz-,
Chanson- und Bossachanteuse
extraordinaire, die
Holzkirchner Jazzpianistin
Andrea Hermenau, und
Christiane Öttl, Dozentin
beim Bayerischen Landesjugendjazzorchester,
firmieren
seit Jahresbeginn
unter „Die drei Damen“.
Vor einer reichlichen Woche
erschien ihr ebenso betiteltes
Debütalbum. Und an
diesem Freitag präsentieren
sie es erstmals live in
Passau. Zwölf Song enthält
der beim renommierten
Münchner Label enja verlegte
CD-Silberling. Stilvoll,
obschon mit einer Prise
zuviel verhangenen Fender
Rhodes-Sounds heruntergekochte
Popcover von Steve
Miller, Van Morrison,
Marit Larsen und Shocking
Blue setzen den Rahmen
für ein wenig aus dem Rahmen
fallendes Songwriting.
DREI DAMEN DEBÜTTIEREN
Lisa Wahlandt, Andrea Hermenau und Christiane Öttl am 10. Oktober live
Pardon, „Liadlschreibing“,
den hier wird zumeist bairisch
gecroont, gescattet,
gegrantelt oder wie etwa in
„Mogst du mi“ auch einmal
ein Dreigsang über Sambarhythmen
angestimmt.
„Der Grantler“ etwa ist aus
ähnlichem Holz geschnitzt
– frech und „liab“ zugleich,
finden diese Stücke ihren
Jazz in der Volksmusik. Vokalreich,
lautmalerisch, so
weit ist das alles nicht weg
vom Scatgesang. Und weil
niemand von uns die selige
Billie Holiday je hat jodeln
hören, müssen wir dieses
musikalische Pferd eben
arschlinks aufzäumen. An
„These foolish things“, der
von Frank Sinatra, Chet
Baker und vielen anderen
berühmt gemachten, sich
in bildkräftiger Beiläufigkeit
suhlender Ballade vom
großen Verlorensein im
emotionalen Niemandsland,
exerzieren Wahlandt
und Öttl das vor – und schreiben
diesen Heuler mal
eben auf Bairisch um! Respekt!
Wer weiß, vielleicht
hätte diese Behandlung
Öttls melancholischem „Zu
Besuch“ auch gutgetan?
VERMISCHTES
Dieses durchaus gut getextete
Lamento darüber, das
wir Menschen in Beziehungen
eigentlich immer
nur uns selbst im Anderen
suchen anstatt ineinander
aufzugehen, nimmt sich
hochsprachlich etwas sperrig
aus. Andererseits, hier
gründet die Platte einmal
angenehm tief. Und natürlich
besingen Die drei
Damen auch die Männer:
solche mit ehrlicher Arbeit
(und ehrlich verdientem
Sixpack), weltläufige Aufschneider
und jene, die
speziell Musikerinnen immer
ganz schnell ganz groß
rausbringen wollen. Das
parieren sie natürlich mit
unverhohlener Ironie („Du
sogst, du machst mi weltberühmt,
zumindest hierzuland“).
Diesen Ton haben
sie ganz sympathisch drauf,
da harmonieren sie und
ergänzen sich an Gesang,
Kalimba, Handpercussion
(Wahlandt), Klavier, Rhodes,
Gesang (Hermenau),
Bass, Gesang (Öttl, der wir
mußtmaßlich auch den einen
enthaltenen Blechbläserpart
zuschreiben). Alles
live zu erleben am Freitag,
10. Oktober 2014 im Musikhaus
Piano Mora, am
Nibelungenplatz ab 19.30
Uhr. Der Eintrittspreis beträgt
auf allen Plätzen 18,-
Euro/ ermäßigt 12,- Euro.
Kartenreservierung unter
0851/966100-11 dringend
empfohlen. Wer keine Karten
mehr bekommt, merke
sich bitte Donnerstag, den
6.11. vor. Dann spielen Die
drei Damen im Scharfrichterhaus.
Foto: enja Records
Ein starkes Stück Heimat.
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