Willi Reitner:

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Der Musikant, der Dampfmaschinen baut
Willi Reitner aus Neukirchen v. Wald hat viele Interessen
Willi Reitner mit seinem „Lehrling“ Sebastian vor seiner Drehbank, dem Herzstück seiner Werkstatt.
Fotos: Demont
Neukirchen v. Wald. Willi
Reitner ist ein Mensch mit vielen
Talenten und Neigungen.
Erst lernte er Bäcker und Konditor
und dann wurde er Maurer.
Die Musik ließ ihn schon
seit seiner Jugendzeit nicht
mehr los. Er spielt noch heute
mehrere Instrumente.Das
Theaterspielen betreibt er
bereits seit 45 Jahren und es
ist eine seiner großen Leidenschaften.
Die von ihm
geleitete Theatergruppe Neukirchen
v. Wald spielt mittlerweile
schon im 44. Jahr. Die
Premiere 2014 ist am 28. März
im Gasthaus Dick in Neukirchen
v. Wald.
Wie es begann
Schon in der Kinderzeit zerlegte
er sein Spielzeug, um
zu sehen, wie es funktioniert.
Die verschiedensten Dinge
entstanden im Laufe seines
Lebens in seiner Werkstatt.
Aber seit etwa 20 Jahren
gehört seine Leidenschaft
den Dampfmaschinen. Mittlerweile
76 Jahre jung, hat er
noch so viele Ideen, die garantiert
für ein zweites Leben
ausreichen würden.
Unikate
Keine seiner Dampfmaschinen
gleicht der anderen.
Alles sind Unikate. Die kleinsten
sind nicht größer als sein
kleiner Finger. Die kleinsten
Dampfmaschinen, die
jemals gebaut worden sind,
seien noch ein bisschen kleiner,
meint Reitner. All seine
Exponate sind voll funktionsfähig
und können mit Dampf
betrieben werden wie eine
richtige Dampfmaschine. Für
den Vorführeffekt tut es auch
ein Kompressor.
James Watt
im Dampf enthaltene Wärmenergie
wird durch den
Kolben teilweise in mechanische
Arbeit umgewandelt.
Willi Reitner fertigt die meisten
seiner Dampfmaschinen
nach diesem System. Und
aus welchen Teilen baut man
eine solche? Auf Flohmärkten
und von Freunden sammelte
der Bastler Material wie alte
Nähmaschinen, Messingteile
und manch anderes. Rohre
und Wellen fanden sich beim
Schrotthändler. Das Rad einer
alten Nähmaschine wird zum
Schwungrad eines Dampfmaschinenaggregates.
Ein Stück
Rohr wird zum Kessel. So findet
jedes der gesammelten
Teile eine neue Verwendung.
Viele Arbeitsstunden auf der
Drehbank und etliche Versuche
waren notwendig, bis
das erste Modell funktionsfähig
war.
Wie es begann
Auf die Frage wie er auf die
Dampfmaschine kam, meint
der Tausendsassa: „Zum einen
war ein Besuch im Auto- und
Technikmuseum in Sinsheim
sehr inspirierend und zum
andern habe ich schon immer
das Talent der Menschen aus
Ostdeutschland bewundert,
trotz der Mangelwirtschaft zu
DDR-Zeiten zu improvsieren
und aus allen möglichen Teilen
etwas zu bauen.“
Sinsheim verhalf ihm außerdem
zu Plänen von Dampfmaschinen.
Natürlich gab es
am Anfang Rückschläge, da
das ganze doch nicht so einfach
war. Darin lag aber auch
der Reiz und der Ansporn
seiner Arbeit. Ab und zu verkauft
Willi Reitner auch mal
eine Dampfmaschine, aber
die meisten haben ihren Platz
in Vitrinen in seinem Haus
gefunden. Beim Besuch in
der Werkstatt sind viele Einzelteile
zu sehen, aus denen
wohl auch in Zukunft noch
genügend weitere Dampfmaschinen
entstehen werden.
An Ideen mangelt es
dem emsigen Bastler nicht.
Es bleibt abzuwarten, welche
Stücke in Zukunft seine Werkstatt
verlassen werden. Es
gibt ja nicht nur die Kolben-
Dampfmaschine. Denn im
Laufe der Industriegeschichte
wurden verschiedene Systeme
entwickelt, sodass es wohl
noch einiges zum Ausprobieren
gibt für den musischen
Dampfmaschinenbauer aus
Neukirchen v. Wald. rd
Eines der technischen kleinen „Wunderwerke“.
Noch eine Erklärung für technisch
versierte Menschen:
Die ursprünglichen Dampfmaschinen
nach den Grundlagen
des Engländers James
Watt waren ausschließlich
Kolbendampfmaschinen.
Der in einem Zylinder eingeschlossene,
im wesentlichen
ruhende Dampf treibt infolge
seiner Spannung einen Kolben
durch Druck weiter. Die
Viel kleiner geht es wohl nicht mehr.