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Die Neue Woche Ausgabe 1425

Meine Zeitung im Bayerischen Wald

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2 DIE SEITE 2<br />

Teamwork...<br />

<br />

<br />

Foto: Russ<br />

Waldameisen bei ihrer täglichen Arbeit: auf dem Foto wird gerade ein toter Regenwurm zerlegt und rückstandsfrei „entsorgt“<br />

Heiliger Sankt Florian...<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

wir alle haben ja irgendwie Asylanten generell<br />

in unser Herz geschlossen. Wenn wir die<br />

schrecklichen Bilder von Bootsflüchtlingen oder<br />

geschundenen Menschen in Syrien sehen, sind<br />

„I bin da Ibrahim...“<br />

wir so betroffen, dass wir sofort sagen: „Da müssen<br />

wir helfen.“ Wie gesagt, der Flüchtling an<br />

sich weckt in uns Emotionen. Und wir stehen<br />

fest dazu, dass bei so viel menschlichem Elend<br />

jetzt und sofort geholfen werden muss - solange<br />

der Asylant dann nicht gerade bei uns auf<br />

dem Land aufkreuzt. Dann rückt nämlich sein<br />

menschliches Schicksal schnell in den Hintergrund,<br />

wenn er im Nachbarhaus einzieht. Dann<br />

ist er schnell ein „Wirtschaftsflüchtling“, der bei<br />

uns wie die Made im Speck auf unsere Kosten<br />

ein schönes Leben führen möchte.<br />

Tja, das ist so eine Sache mit unseren Überzeugungen.<br />

Speziell bei uns im streng katholischen<br />

Niederbayern denkt man schnell an den Heiligen<br />

Sankt Florian, wenn es darum geht, Dinge, die an<br />

und für sich vernünftig oder selbstredend sind,<br />

zu verhindern. Bestes Beispiel: <strong>Die</strong> Energiewende.<br />

Wenn man am Ort fragt, wer denn für sauberen<br />

Strom ist, schreien alle „hier!“. Doch die<br />

dafür benötigten Windräder und Strommasten<br />

sollen gefälligst woanders errichtet werde, denn<br />

„de greislig´n Windradl verschandl´n bloß unsan<br />

scheena Boarisch´n Woid“.<br />

Genauso geht´s halt dann weiter beim Thema<br />

Asylbewerber. Prinzipiell sind wir ja soooooooo<br />

hilfsbereit, solange das „Problem“ mindestens<br />

2.000 Kilometer entfernt ist. Aber wehe, es klopft<br />

an der Haustüre: „Habe de Ehre, i bin da Ibrahim.“<br />

Da machen wir ein g´scheid dummes G´sichterl.<br />

„Ja wie, ja was, was macht der Muselmann bei<br />

mir in Hintertupfing? Der passt ja schon rein farblich<br />

nicht ins Ortsbild!“<br />

Schnell haben wir den Kulturschock weg, wenn<br />

wir in unserer herrlichen Bayerwald-Idylle mit<br />

der großen Weltpolitik konfrontiert werden. Wir<br />

dachten eigentlich immer, diese gäbe es zwar<br />

woanders, aber gottseidank nicht bei uns. Irrtum!<br />

Das Sankt Florians-Prinzip darf und kann<br />

gar nicht funktionieren, wenn wir wirklich ernsthaft<br />

humanitär das umsetzen wollen, was wir<br />

zuvor für gut geheißen haben.<br />

Also, führen wir doch die gegenwärtige Diskussion<br />

um Asylanten und Kontingentflüchtlinge<br />

ein wenig unaufgeregter, immerhin muss ein<br />

Landkreis wie Freyung-Grafenau bei rund 80.000<br />

Einwohnern bei zirka 260 zugeteilten Asylanten<br />

wohl kaum die große Überfremdung fürchten.<br />

Und ein wenig Multi-Kulti schadet einigen von<br />

uns ja auch nicht...<br />

In diesem Sinne: Jammern wir nicht lange rum,<br />

sondern seien wir froh, dass wir Asylanten aufnehmen<br />

können und nicht selber wo anders um<br />

Asyl bitten müssen. Denn nur dann hätten wir<br />

ein Problem - und zwar ein großes.<br />

Euer kleiner Frechdachs

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