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Barftgaans April-Mai 2014

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Feuilleton<br />

Singen lieber nicht! Worauf wollen Sie hinaus?<br />

… dass es natürlich einige – übrigens ziemlich wenige –<br />

Sonaten gibt, die tatsächlich sehr große Publikumserfolge<br />

geworden sind (etwa die Waldsteinsonate oder die Appassionata)<br />

und die Mondscheinsonate irgendwann wohl sogar<br />

beinahe zu Tode gespielt worden ist. Trotzdem werden Sie<br />

merken, wenn da der zweite und dritte Satz kommt, dass<br />

gerade dies ein ganz tolles und unglaublich abenteuerlustiges<br />

Stück ist. Man muss es wirklich bis zum Ende hören und<br />

es ist sehr verblüffend, fast eine Schande, dass der erste<br />

Satz zu dieser etwas kitschigen Hintergrundmusik verkommen<br />

ist.<br />

Spielen Sie die Sonaten chronologisch, also in der Reihenfolge<br />

ihrer Entstehung? Und würde das gleichzeitig bedeuten, dass<br />

Sie sich im Schwierigkeitsgrad und in der Komplexität nach<br />

und nach weiter nach oben fortbewegen?<br />

Ich werde die Sonaten im Prinzip tatsächlich der Reihe nach<br />

anordnen – wobei man hier und dort ein bisschen umstellen<br />

muss, um nicht nur für die ganze Reihe sondern auch<br />

für jeden einzelnen Abend einen schönen Spannungsbogen<br />

entwickeln zu können. Das eigentlich Interessante an<br />

solch einer Anordnung ist, dass man gleichsam eine Zeitreise<br />

durch Beethovens Leben macht. Denn schon die allerersten<br />

veröffentlichten Werke Beethovens sind Klaviersonaten<br />

(op. 2) und diese Gattung hat den Komponisten sein Leben<br />

lang begleitet. Ohne auffällig lange Ruhepausen dazwischen<br />

übrigens.<br />

Es scheint also, als ob das Komponieren von Klaviersonaten<br />

für Beethoven geradezu eine Notwendigkeit war, die ihn nie<br />

losgelassen hat. Eine andere, ganz wichtige Erkenntnis, die<br />

aus diesem Projekt zu gewinnen sein wird, ist aber die Tatsache,<br />

dass selbst die allerersten Beethoven-Sonaten bereits<br />

völlig ausgereifte Meisterwerke sind und es eben nicht erst<br />

eine Entwicklung abzuwarten gilt, beispielsweise von »einfach«<br />

nach »komplex« oder gar von »leicht« nach »schwer«.<br />

Nein – Beethoven war von Anfang an – Beethoven! Und nicht<br />

zuletzt deswegen habe ich es tüchtig vermieden, der Reihe<br />

irgendeinen reißerischen Titel geben zu wollen. »32mal Beethoven«<br />

– genau das ist es, nicht mehr und nicht weniger.<br />

Und was genau erwartet die Zuhörer an den acht Klavierabenden?<br />

Es werden pro Abend vier Sonaten erklingen und ich werde<br />

jeweils vorher eine kleine Einführung geben, die sich einerseits<br />

mit den Stücken selbst, aber auch mit verwandten Themen<br />

zur Entstehungsgeschichte der einzelnen Sonaten auseinandersetzt.<br />

Beispielsweise werde ich sicher einmal ein<br />

Manuskript einer Sonate oder eine Erstausgabe zeigen, in<br />

denen der Schaffensprozess erkennbar ist. Denn man wundert<br />

sich manchmal, wie sich gedruckte Noten selbst in den<br />

letzten 200 Jahren noch verändert haben. Sie sehen also, es<br />

lohnt sich – außerdem wird es neben der Partnerschaft mit<br />

dem Kulturkreis Uelzen natürlich Ermäßigungen geben für<br />

alle, die die Zeitreise durch Beethovens Leben von Anfang<br />

bis Ende miterleben wollen. Ich plane da zum Beispiel eine<br />

»Beethoven-Card« – Sie können sich vorstellen, was das in<br />

etwa bedeutet …<br />

Vor sehr langer Zeit, in einem unserer ersten gemeinsamen<br />

Interviews, haben Sie Beethoven nicht gerade als Ihren Favoriten<br />

benannt. Inzwischen haben Sie im Jahr 2009 den Telekom<br />

Beethoven Competition in Bonn gewonnen. Was ist denn da in<br />

der Zwischenzeit passiert?<br />

Wissen Sie, als wir damals über Beethoven sprachen, war ich<br />

vielleicht 16 oder 17 Jahre alt und tatsächlich an Beethoven<br />

nicht sonderlich interessiert. Mir war das alles sehr direkt –<br />

wie sagt man auf Englisch: »In your face«. Ich war damals<br />

meistens mit Dingen glücklicher, die ich für hintergründiger<br />

hielt. Dann aber machte ich Abitur und spielte Beethovens<br />

3. Klavierkonzert. Im Studium lernte ich dann eine Sonate<br />

nach der anderen kennen und irgendwann gab es diese regelrechte<br />

Beethoven-Lawine, die mehr oder weniger nahtlos<br />

zu meinem 1. Preis beim Beethovenwettbewerb geführt<br />

hat. Dass man Beethovens Hintergründigkeiten mit 17 noch<br />

nicht versteht, werden Sie mir hoffentlich nicht zum Vorwurf<br />

machen! Glauben Sie mir – niemand ist wohl glücklicher als<br />

ich selbst darüber, dass Beethoven heute einer meiner Lieblingskomponisten<br />

ist.<br />

Es wird, gleichsam als krönenden Abschluß Ihrer Reihe, noch<br />

einen richtigen Höhepunkt geben. Verraten Sie uns mehr?<br />

Aber gerne! Nach und nach laufen alle Fäden zusammen,<br />

sodass ich tatsächlich mehr verraten kann. Vom 13. bis 15.<br />

Juni 2015 wird in Uelzen ein Beethoven-Festwochenende<br />

stattfinden, in dessen Rahmen zunächst einmal der achte<br />

Klavierabend der Reihe »32mal Beethoven« erklingt, aber<br />

außerdem noch ein Kammerkonzert und schließlich ein Orchesterkonzert<br />

im Theater an der Ilmenau. Ich freue mich<br />

ganz besonders, dass ich hierfür die St.-Marien-Kantorei als<br />

Partner gewinnen konnte, denn auf dem Programm stehen<br />

Werke, die jeweils für sich etwas ganz Besonderes sind und<br />

dennoch eher selten im Konzert gespielt werden, nämlich<br />

»Meeresstille und glückliche Fahrt«, das Tripelkonzert, die<br />

Chorphantasie und die Arie »Ah perfido«. Letztere war für<br />

mich auch eine Neuentdeckung und nicht zuletzt deshalb<br />

freue ich mich jetzt schon ganz besonders auf dieses Wochenende,<br />

an dem die Beethoven-Card übrigens auch Vorteile<br />

mit sich bringen wird. Seien Sie gespannt!<br />

<br />

[Barbara Kaiser]<br />

Die acht Klavierabende<br />

Die acht Klavierabende der<br />

Reihe »32mal Beethoven«<br />

werden in Zusammenarbeit<br />

mit dem Kulturkreis<br />

Uelzen und dem Kulturmanagement<br />

der Stadt<br />

– außer der dritte und der<br />

achte – jeweils sonntags<br />

um 17 Uhr im Schloss Holdenstedt<br />

an folgenden<br />

Terminen stattfinden: 4.<br />

<strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>, 1. Juni <strong>2014</strong>, 3.<br />

August <strong>2014</strong> (19 Uhr im<br />

Langhaus Oldenstadt im<br />

Rahmen der Internationalen<br />

Sommerakademie Lüneburger Heide), 28. September <strong>2014</strong>,<br />

2. November <strong>2014</strong>, 18. Januar 2015, 22.März 2015 und im Rahmen<br />

des Beethoven-Festwochenendes vom 12.-14. Juni 2015.<br />

www.barftgaans.de | <strong>April</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> | 11

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