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Feuilleton<br />
Singen lieber nicht! Worauf wollen Sie hinaus?<br />
… dass es natürlich einige – übrigens ziemlich wenige –<br />
Sonaten gibt, die tatsächlich sehr große Publikumserfolge<br />
geworden sind (etwa die Waldsteinsonate oder die Appassionata)<br />
und die Mondscheinsonate irgendwann wohl sogar<br />
beinahe zu Tode gespielt worden ist. Trotzdem werden Sie<br />
merken, wenn da der zweite und dritte Satz kommt, dass<br />
gerade dies ein ganz tolles und unglaublich abenteuerlustiges<br />
Stück ist. Man muss es wirklich bis zum Ende hören und<br />
es ist sehr verblüffend, fast eine Schande, dass der erste<br />
Satz zu dieser etwas kitschigen Hintergrundmusik verkommen<br />
ist.<br />
Spielen Sie die Sonaten chronologisch, also in der Reihenfolge<br />
ihrer Entstehung? Und würde das gleichzeitig bedeuten, dass<br />
Sie sich im Schwierigkeitsgrad und in der Komplexität nach<br />
und nach weiter nach oben fortbewegen?<br />
Ich werde die Sonaten im Prinzip tatsächlich der Reihe nach<br />
anordnen – wobei man hier und dort ein bisschen umstellen<br />
muss, um nicht nur für die ganze Reihe sondern auch<br />
für jeden einzelnen Abend einen schönen Spannungsbogen<br />
entwickeln zu können. Das eigentlich Interessante an<br />
solch einer Anordnung ist, dass man gleichsam eine Zeitreise<br />
durch Beethovens Leben macht. Denn schon die allerersten<br />
veröffentlichten Werke Beethovens sind Klaviersonaten<br />
(op. 2) und diese Gattung hat den Komponisten sein Leben<br />
lang begleitet. Ohne auffällig lange Ruhepausen dazwischen<br />
übrigens.<br />
Es scheint also, als ob das Komponieren von Klaviersonaten<br />
für Beethoven geradezu eine Notwendigkeit war, die ihn nie<br />
losgelassen hat. Eine andere, ganz wichtige Erkenntnis, die<br />
aus diesem Projekt zu gewinnen sein wird, ist aber die Tatsache,<br />
dass selbst die allerersten Beethoven-Sonaten bereits<br />
völlig ausgereifte Meisterwerke sind und es eben nicht erst<br />
eine Entwicklung abzuwarten gilt, beispielsweise von »einfach«<br />
nach »komplex« oder gar von »leicht« nach »schwer«.<br />
Nein – Beethoven war von Anfang an – Beethoven! Und nicht<br />
zuletzt deswegen habe ich es tüchtig vermieden, der Reihe<br />
irgendeinen reißerischen Titel geben zu wollen. »32mal Beethoven«<br />
– genau das ist es, nicht mehr und nicht weniger.<br />
Und was genau erwartet die Zuhörer an den acht Klavierabenden?<br />
Es werden pro Abend vier Sonaten erklingen und ich werde<br />
jeweils vorher eine kleine Einführung geben, die sich einerseits<br />
mit den Stücken selbst, aber auch mit verwandten Themen<br />
zur Entstehungsgeschichte der einzelnen Sonaten auseinandersetzt.<br />
Beispielsweise werde ich sicher einmal ein<br />
Manuskript einer Sonate oder eine Erstausgabe zeigen, in<br />
denen der Schaffensprozess erkennbar ist. Denn man wundert<br />
sich manchmal, wie sich gedruckte Noten selbst in den<br />
letzten 200 Jahren noch verändert haben. Sie sehen also, es<br />
lohnt sich – außerdem wird es neben der Partnerschaft mit<br />
dem Kulturkreis Uelzen natürlich Ermäßigungen geben für<br />
alle, die die Zeitreise durch Beethovens Leben von Anfang<br />
bis Ende miterleben wollen. Ich plane da zum Beispiel eine<br />
»Beethoven-Card« – Sie können sich vorstellen, was das in<br />
etwa bedeutet …<br />
Vor sehr langer Zeit, in einem unserer ersten gemeinsamen<br />
Interviews, haben Sie Beethoven nicht gerade als Ihren Favoriten<br />
benannt. Inzwischen haben Sie im Jahr 2009 den Telekom<br />
Beethoven Competition in Bonn gewonnen. Was ist denn da in<br />
der Zwischenzeit passiert?<br />
Wissen Sie, als wir damals über Beethoven sprachen, war ich<br />
vielleicht 16 oder 17 Jahre alt und tatsächlich an Beethoven<br />
nicht sonderlich interessiert. Mir war das alles sehr direkt –<br />
wie sagt man auf Englisch: »In your face«. Ich war damals<br />
meistens mit Dingen glücklicher, die ich für hintergründiger<br />
hielt. Dann aber machte ich Abitur und spielte Beethovens<br />
3. Klavierkonzert. Im Studium lernte ich dann eine Sonate<br />
nach der anderen kennen und irgendwann gab es diese regelrechte<br />
Beethoven-Lawine, die mehr oder weniger nahtlos<br />
zu meinem 1. Preis beim Beethovenwettbewerb geführt<br />
hat. Dass man Beethovens Hintergründigkeiten mit 17 noch<br />
nicht versteht, werden Sie mir hoffentlich nicht zum Vorwurf<br />
machen! Glauben Sie mir – niemand ist wohl glücklicher als<br />
ich selbst darüber, dass Beethoven heute einer meiner Lieblingskomponisten<br />
ist.<br />
Es wird, gleichsam als krönenden Abschluß Ihrer Reihe, noch<br />
einen richtigen Höhepunkt geben. Verraten Sie uns mehr?<br />
Aber gerne! Nach und nach laufen alle Fäden zusammen,<br />
sodass ich tatsächlich mehr verraten kann. Vom 13. bis 15.<br />
Juni 2015 wird in Uelzen ein Beethoven-Festwochenende<br />
stattfinden, in dessen Rahmen zunächst einmal der achte<br />
Klavierabend der Reihe »32mal Beethoven« erklingt, aber<br />
außerdem noch ein Kammerkonzert und schließlich ein Orchesterkonzert<br />
im Theater an der Ilmenau. Ich freue mich<br />
ganz besonders, dass ich hierfür die St.-Marien-Kantorei als<br />
Partner gewinnen konnte, denn auf dem Programm stehen<br />
Werke, die jeweils für sich etwas ganz Besonderes sind und<br />
dennoch eher selten im Konzert gespielt werden, nämlich<br />
»Meeresstille und glückliche Fahrt«, das Tripelkonzert, die<br />
Chorphantasie und die Arie »Ah perfido«. Letztere war für<br />
mich auch eine Neuentdeckung und nicht zuletzt deshalb<br />
freue ich mich jetzt schon ganz besonders auf dieses Wochenende,<br />
an dem die Beethoven-Card übrigens auch Vorteile<br />
mit sich bringen wird. Seien Sie gespannt!<br />
<br />
[Barbara Kaiser]<br />
Die acht Klavierabende<br />
Die acht Klavierabende der<br />
Reihe »32mal Beethoven«<br />
werden in Zusammenarbeit<br />
mit dem Kulturkreis<br />
Uelzen und dem Kulturmanagement<br />
der Stadt<br />
– außer der dritte und der<br />
achte – jeweils sonntags<br />
um 17 Uhr im Schloss Holdenstedt<br />
an folgenden<br />
Terminen stattfinden: 4.<br />
<strong>Mai</strong> <strong>2014</strong>, 1. Juni <strong>2014</strong>, 3.<br />
August <strong>2014</strong> (19 Uhr im<br />
Langhaus Oldenstadt im<br />
Rahmen der Internationalen<br />
Sommerakademie Lüneburger Heide), 28. September <strong>2014</strong>,<br />
2. November <strong>2014</strong>, 18. Januar 2015, 22.März 2015 und im Rahmen<br />
des Beethoven-Festwochenendes vom 12.-14. Juni 2015.<br />
www.barftgaans.de | <strong>April</strong> / <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong> | 11