Heft 1 + 2 / 2011 - UniversitätsVerlagWebler
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Fo<br />
W.-D. Webler • Konzepte und Prozesse britischer Forschungsförderung (1986-2014). Teil II<br />
Wolff-Dietrich Webler<br />
Konzepte und Prozesse britischer<br />
Forschungsförderung (1986-2014) Teil II:<br />
Künftige Forschungsbewertung in Großbritannien ab 2014<br />
Vorbereitung und Übergang zum Research Excellence Framework (REF)<br />
Wolff-Dietrich<br />
Webler<br />
Großbritannien wird ab 2014 ein neues (wie der Vorgänger<br />
RAE leistungsbezogenes) System der Grundfinanzierung<br />
der Forschung für seine Universitäten<br />
einführen. Vier Aspekte sind daran international besonders<br />
beachtenswert: A) Die Tatsache, dass hier<br />
das System eines ganzen Landes in allen Landesteilen<br />
(England, Wales, Schottland, Nordirland) verändert<br />
wird und vor allem die Ziele der Veränderung. B) Der<br />
partizipative Prozess der Entwicklung der Indikatoren,<br />
mit denen Leistung festgestellt werden soll (die<br />
daraufhin zu prüfen sind, ob sie zielführend sind). C)<br />
Das partizipative Verfahren der Einführung des neuen<br />
Systems in einen sensiblen, mittlerweile hochgradig<br />
konkurrenzbestimmten Sektor (management of<br />
change and implementation) und D) der organisatorische<br />
und personelle Aufbau des Verfahrens und die<br />
erkennbare Verteilung der Interessen. Aus der Analyse<br />
und Bewertung dieser Aspekte können wesentliche<br />
Anhaltspunkte für die Forschungspolitik in den<br />
eigenen nationalen Systemen gewonnen werden.<br />
Das britische Beispiel ist sowohl für diejenigen informativ,<br />
die am Aufbau vergleichbarer Systeme in ihren Ländern<br />
beteiligt sind, als auch für Forschende und mit dem<br />
Management von Forschungseinrichtungen Betraute<br />
sowie für Hochschul- und Wissenschaftsforscher. Wenn<br />
Teil I gelesen wurde, ist Teil II besser verständlich.<br />
1. Einführung<br />
Zum Hintergrund des Wechsels vom RAE zum REF<br />
Großbritannien gehörte zu den ersten Ländern, die<br />
schon vor 25 Jahren (seit 1986) eine kritische externe<br />
Bewertung ihrer Forschungsleistungen vornahmen und<br />
das Ergebnis maßgeblich in die Ressourcenzuweisung<br />
einbrachten. Das Research Assessment Exercise (RAE)<br />
(wie es bald genannt wurde) hatte seinen Schwerpunkt<br />
im Einsatz von Peers als Gutachter, die bezüglich ihrer<br />
Zahl, Herkunft und Arbeitskapazität bald zu einem Engpass<br />
des Systems wurden. Das Research Assessment<br />
Exercise (RAE) wurde während der Jahre seines Einsatzes<br />
in diesem sensiblen Regelungsfeld immer komplexer,<br />
um seine Neutralität und Fairness zu steigern. Dadurch<br />
wurde es auch immer schwerfälliger, zeitaufwändiger<br />
und teurer, sodass sich die Frage stellte, ob die Vorteile<br />
noch immer so eindeutig die Nachteile überwogen.<br />
Schließlich kündigte die Regierung im März 2006 zum<br />
ersten Mal an, das Research Assessment Exercise (RAE)<br />
nach 2008 durch ein neues Prüfverfahren zu ersetzen.<br />
Dabei hoffte man, wesentliche Vereinfachungen zu erreichen,<br />
indem den Messzahlen (z.B. bibliometrischen<br />
Maßen) ein höheres Gewicht zukommen sollte. Als tragende<br />
Elemente des neuen Systems wurden “output”,<br />
“impact” und “environment” festgelegt. Das genaue<br />
Verständnis dieser Begriffe und das Gewichtungsverhältnis<br />
zueinander blieb der weiteren Vorbereitung vorbehalten.<br />
Vorab entschieden war auch die Zusammensetzung<br />
der Fachausschüsse (expert panels). Das Verfahren<br />
sollte von Fachausschüssen (Gutachtergruppen) durchgeführt<br />
werden, die in etwa eine paritätische Verteilung<br />
von Forscher/innen einerseits und “Nutznießern” von<br />
Forschungsergebnissen andererseits aufwiesen, wobei<br />
letztere ein Spektrum von Fachleuten aus der Wirtschaft,<br />
öffentlichen Verwaltung, Stiftungen und anderen Organisationen<br />
des Dienstleistungssektors (einschließlich<br />
Wohlfahrtsverbänden u.ä.) repräsentieren sollten.<br />
Die britischen Förderorganisationen der vier Landesteile<br />
England, Wales, Schottland und Nordirland – Higher<br />
Education Funding Council for England, HEFCE; Higher<br />
Education Funding Council for Wales, HEFCW; Higher<br />
Education Funding Council for Scotland, HEFCS (oder<br />
einfach SFC) und der Higher Education Funding Council<br />
for Northern Ireland, HEFCNI, begannen dann seit 2007<br />
dieses neue System zu entwickeln und im Prozess – mit<br />
Möglichkeiten zur Stellungnahme – immer wieder an<br />
die vielfältigen Betroffenen zurück zu koppeln. Sowohl<br />
der Prozess dieser konzeptionellen Entwicklung als auch<br />
das Verfahren der Vorbereitung der Einführung können<br />
modellhaft genannt werden. Hier soll keine Chronologie<br />
oder förmliche Geschichte dieses Prozesses vorgestellt<br />
werden. Aber für deutsche Verhältnisse in Umfang<br />
und Intensität ungewöhnlich hat hier ein partizipativer<br />
Prozess in einem sensiblen Feld stattgefunden, der Aufmerksamkeit<br />
verdient – von den inhaltlichen Debatten<br />
Fo 1+2/<strong>2011</strong><br />
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