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Münchner Leben & Arbeit

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Wirtschaft<br />

Deutsche Bank bremst Abwärtstrend<br />

Unsicherheit wegen Rechtsrisiken<br />

Tausende Rechtsstreitigkeiten, Stress mit US-Aufsehern, anhaltende<br />

Zweifel an der Kapitaldecke - die Deutsche Bank ist weit entfernt<br />

von ruhigen Zeiten. Im Raum steht eine mögliche Verschärfung des<br />

Sparprogramms. Am Dienstag legt der Konzern Quartalszahlen vor.<br />

Frankfurt/Main (dpa) - Die Deutsche Bank hat im zweiten Quartal<br />

nach Einschätzung von Analysten im operativen Geschäft ihre Talfahrt<br />

gebremst. Die Experten rechnen nur noch mit einem leichten<br />

Rückgang der Erträge und des Vorsteuergewinns. Vor allem im Investmentbanking<br />

sollte es besser gelaufen sein. Zuletzt hatten die<br />

großen US-Banken bereits überraschend gute Ergebnisse gemeldet.<br />

An Dienstag (29.7.) legt die Deutsche Bank ihre Zwischenbilanz vor.<br />

Weiterhin für Unsicherheit sorgen die vielen Rechtsstreitigkeiten<br />

und vor allem neuerlicher Druck aus den USA. Bei der<br />

Hauptversammlung im Mai mussten die Aktionäre erfahren,<br />

dass Deutschlands größte Bank in rund 6000 Rechtsstreitigkeiten<br />

verwickelt ist. Die US-Notenbank Fed als Aufseher bemängelte regulatorische<br />

Berichte der Bank, der US-Senat rügte, das Institut<br />

habe Hedgefonds bei der Vermeidung von Steuerzahlungen von<br />

mehreren Milliarden Dollar geholfen.<br />

Im Mai/Juni besorgte sich die Bank bei einer erneuten Kapitalerhöhung<br />

8,5 Milliarden Euro frisches Geld - auch um für weitere Rückschläge<br />

gewappnet zu sein. Mancher Experte befürchtet jedoch,<br />

dass selbst das nicht ausreichen wird, um die Bank zu stabilisieren.<br />

Für das zweite Quartal 2014 rechnen die bis Donnerstag befragten<br />

Analysten im Schnitt mit einem Rückgang der Erträge um gut vier<br />

Prozent auf knapp 7,9 Milliarden Euro. Dazu dürfte der Rückzug der<br />

Bank aus einigen als wenig lukrativ erachteten Geschäftsbereichen<br />

beigetragen haben. Zudem wirkte sich das niedrige Zinsniveau<br />

und das weiterhin schwierige Umfeld auf den Kapitalmärkten aus.<br />

Beim Vorsteuerergebnis wird ein Rückgang um fünf Prozent auf<br />

rund 750 Millionen Euro erwartet. Unter dem Strich dürften gut<br />

500 Millionen Euro übrig bleiben, rund 50 Prozent mehr als ein<br />

Jahr zuvor. Im ersten Quartal war der Vorsteuergewinn wegen eines<br />

schwachen Investmentbankings um 30 Prozent eingebrochen.<br />

Die Bandbreite der Schätzungen ist allerdings sehr groß. Das deutet<br />

auf die Unsicherheit der Analysten hin, wie viele Rückstellungen die<br />

Bank für ihre offenen Rechtsstreitigkeiten noch bilden wird. Co-Chef<br />

Anshu Jain hatte gesagt, dass die Belastungen aus den juristischen<br />

Aufräumarbeiten im Laufe des Jahres wieder zunehmen dürften.<br />

Sein Kollege an der Konzernspitze, Jürgen Fitschen, hatte bei der<br />

Hauptversammlung zudem auf beträchtliche Kosten für neue Regulierungsvorschriften<br />

hingewiesen. Am Freitag berichtete das «Handelsblatt»,<br />

der Vorstand plane eine Verschärfung des Sparkurses:<br />

Bis 2018 sollten die Kosten zusätzlich um bis zu 2,5 Milliarden<br />

Euro gedrückt werden. Konzernbetriebsratschef Alfred Herling meldete<br />

umgehend «dringenden Gesprächsbedarf» beim Vorstand an.<br />

Im ersten Quartal hatte die Bank praktisch keine neuen Rückstellungen<br />

gebildet, nachdem sie zuvor einige wichtige Fälle durch<br />

teure Vergleiche gelöst und die Belastungen noch im vierten Quartal<br />

2013 verbucht hatte. Analysten befürchten, dass Rechtsrisiken<br />

die Bank noch lange beschäftigen werden: So steht etwa in den<br />

USA eine Einigung im Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze<br />

noch aus. Hinzu kommen weltweite Ermittlungen wegen mutmaßlicher<br />

Manipulationen von anderen wichtigen Finanzdaten - von<br />

Devisenkursen bis zum Goldpreis. Auch wegen möglicher Verstöße<br />

gegen US-Handelssanktionen bei Geschäften mit sogenannten<br />

Schurkenstaaten droht eine Strafe.<br />

<strong>Münchner</strong> <strong>Leben</strong> & <strong>Arbeit</strong> 9

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