Hamburger Morgenpost Ausgabe vom 24.10.2014 (Vorschau)
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12 HAMBURG<br />
Freitag, 24. Oktober 2014<br />
NEWS<br />
Altona<br />
Nach Messerstich:<br />
Autoknacker gefasst<br />
Nach der Messer-Attackeauf<br />
einen Autobesitzer (62) an der<br />
<strong>Hamburger</strong>Hochstraße (MOPO<br />
berichtete) hat diePolizei den<br />
Täterfestgenommen. DieIdentität<br />
ist noch unklar.„Vermutlich<br />
handeltessichumeinen mindestens<br />
14-Jährigen“, so die<br />
Polizei. Der Autoknacker hatte<br />
dem Mann in dieLungegestochen,<br />
nachdem dieser ihn erwischt<br />
hatte.<br />
Femen<br />
Aktivistin muss inKöln<br />
vor Gericht erscheinen<br />
Die <strong>Hamburger</strong> Femen-Aktivistin<br />
Josefine Witt (21) muss<br />
sich vor einem Kölner Gericht<br />
verantworten. 2013 hatte sie<br />
beim Gottesdienst im Kölner<br />
Dom ihre Brust entblößt.<br />
Urteil<br />
Nach Unfall: Geldstrafe<br />
für Busfahrer (42)<br />
Beim Abbiegen hattedas Heck<br />
seines XXL-Busseseine Passantin<br />
(67) am Rathausmarkttödlich<br />
verletzt.Gestern ist der Busfahrer<br />
zu einer Geldstrafevon<br />
2800 Euroverurteiltworden.<br />
Statistikamt<br />
In Hamburg gibt es am<br />
meisten Sozialhilfe<br />
In keinem Bundesland ist 2013<br />
proEinwohner so viel Geld für<br />
Sozialhilfeausgegeben worden<br />
wieinHamburg. DieHansestadt<br />
zahlte für jeden der etwa1,7<br />
Millionen Einwohner im Schnitt<br />
494 Euro. Die<strong>Ausgabe</strong>n lagen<br />
bei 853 Millionen Euro.<br />
In eigener Sache<br />
Korrektur: Haus nicht<br />
aus dem Jahr 1893<br />
Gestern berichtete die MOPO<br />
in dem Artikel „Kommt jetzt<br />
Leben in das ,Geisterhaus‘?“,<br />
dass das Haus im Jahr 1893<br />
erbaut wurde. Das ist nicht<br />
ganz korrekt. Das Haus an der<br />
Juliusstraße/Ecke Schulterblatt<br />
(Sternschanze) stammt zwar<br />
aus dem Jahr 1893, wurde<br />
jedoch 1943 zerbombt. Die<br />
linke Hälfte blieb stehen, die<br />
rechte Hälfte wurde wieder<br />
aufgebaut. Seit 2008 steht<br />
das Haus so da wie jetzt.<br />
Versicherungsfachmann<br />
Ralf-Werner D. (50): An<br />
der linken Hand fehlen<br />
Daumen und Zeigefinger.<br />
Er hat vier Unfallversicherungen<br />
abgeschlossen,<br />
macht 1,4 Millionen Euro<br />
geltend.<br />
Sägte<br />
er sich mit Absicht<br />
zwei Finger ab?<br />
Versicherungsvertreter wegenversuchten Versicherungsbetrugsangeklagt<br />
VonSTEPHANIE LAMPRECHT<br />
Ralf-Werner D. (50) hatnur<br />
acht Finger. Ersei über seine<br />
Hunde gestolpert und<br />
mit der Hand in die laufende<br />
Kreissägeinseinem Keller<br />
gestürzt, sagt er.Ein Unfall.<br />
Die Staatsanwaltschaft<br />
Norderstedt jedoch ist sicher:<br />
Der Versicherungsvertreter<br />
hat sich absichtlich<br />
amputiert, um 1,4 Millionen<br />
EuroVersicherungsgeld<br />
zu ergaunern.<br />
Januar 2010,Ralf-Werner D.,<br />
Versicherungsvertreter aus<br />
Henstedt-Ulzburg (Kreis<br />
Segeberg) steht blutverschmiert<br />
in der Notaufnahme.<br />
An seiner linken Hand<br />
fehlen Daumen und Zeigefinger.<br />
Nur wenige Wochen<br />
zuvor hat der Versicherungsfachmann<br />
drei neue<br />
Unfallversicherungen abgeschlossen,<br />
zusätzlich zu der,<br />
die er bereits hatte. Zwei<br />
fehlende Finger würden 1,4<br />
Millionen Eurobringen.<br />
Ein Gutachter stellt jedoch<br />
im Auftrageiner Versicherung<br />
die Finger-Amputation<br />
mit Leichenhänden<br />
Die Ehefrau fand die<br />
amputierten Finger<br />
später im Schnee.<br />
und einer Kreissäge nach.<br />
Resultat des Grusel-Versuchs:<br />
Die glatten Schnitte<br />
an der Hand des Angeklagten<br />
passen „nicht zu einem<br />
dynamischen Unfallgeschehen“.<br />
Die Staatsanwaltschaft<br />
wirft dem Mann mit dem<br />
grauen Igelschopf vierfachen<br />
versuchten Versicherungsbetrug<br />
vor. „Dieser<br />
Fall erfüllt alle Kriterien für<br />
eine Selbstverstümmelung“,<br />
erklärt der Staatsanwalt:<br />
„So wurde die linke<br />
Hand verstümmelt, nicht<br />
die Gebrauchshand.“ Auch<br />
würden Betrüger gerne die<br />
Unfallursache „übers Haustier<br />
gestolpert“ angeben:<br />
„Das kann man schlecht rekonstruieren.“<br />
Außerdem gebe es keine<br />
Zeugen für den Unfall und –<br />
ganz typisch –die amputierten<br />
Gliedmaßen waren zunächst<br />
verschwunden. Der<br />
Staatsanwalt: „Das ist wichtig,<br />
sonst würden die Finger<br />
wieder angenäht werden<br />
und die Versicherung müsste<br />
nicht zahlen.“ Tatsächlich<br />
fand die Ehefrau des Angeklagten<br />
die Finger Tage später<br />
beim Schneeschippen –<br />
und musste sich vor Entsetzen<br />
übergeben. „Die sind<br />
mir wohl beim Einsteigen in<br />
das Auto aus der Tasche gefallen“,<br />
erklärt Ralf-Werner<br />
D. Auch für die geringe<br />
Menge Blut imKeller hat er<br />
eine Erklärung: „Das haben<br />
wohl die Hunde aufgeleckt.“<br />
Die vielen Unfallversicherungen<br />
sind laut Verteidiger<br />
Jürgen Meyer so normal<br />
wie eine „Vollkaskoversicherung<br />
fürsAuto“. Er fordert<br />
Freispruch, die Staatsanwaltschaft<br />
ein Jahr auf<br />
Bewährung. Urteil frühestens<br />
am 31.Oktober.<br />
Ralf-Werner D. hatseinen<br />
Job bei der Versicherung<br />
verloren, arbeitet inzwischen<br />
als Mini-Jobber auf<br />
dem Wochenmarkt.<br />
Fotos: Sun