Hamburger Morgenpost Ausgabe vom 24.10.2014 (Vorschau)
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4<br />
+++ Einsatz gegendie Killer-Seuche +++<br />
So läuftdie<br />
deutsche Hilfs-<br />
Mission in Afrika<br />
Ebola-Task-Force:Wowir helfen, wiedie<br />
Bundeswehr dieFreiwilligenabsichert<br />
PSA nennt sie sich: die persönliche<br />
Schutzausrüstung des Ebola-Helfers,<br />
die aus Schutzanzug, Haube, Brille,<br />
Gummistiefeln und zwei Paar Handschuhen<br />
besteht. Bevor der Helfer sie ablegt,<br />
muss sie desinfiziert werden.<br />
VonOLAF WUNDER<br />
und FLORIAN QUANDT<br />
Die Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO hat schon<br />
weit mehr als 8000 Ebola-<br />
Fälle registriert. Und täglich<br />
werden es mehr.4500<br />
Menschen starben bisher<br />
– vor allem in den drei<br />
westafrikanischen Staaten<br />
Sierra Leone, Guinea<br />
und Liberia. Jetzt endlich<br />
–viele meinen: sehr spät –<br />
startet die Bundesrepublik<br />
einen Hilfseinsatz:<br />
Freiwillige der Bundeswehr<br />
werden dem Deutschen<br />
Roten Kreuz unterstellt<br />
und helfen, die Seuche<br />
zu bekämpfen.<br />
Der Chef der deutschen<br />
Ebola-Task-Force: Oberstarzt<br />
Dr. Johannes Backus<br />
➤ Wie viele Freiwillige<br />
schickt Deutschland nach<br />
Westafrika? Derzeit läuft<br />
der erste Vorbereitungslehrgang<br />
mit insgesamt 33<br />
Teilnehmern. Bis Ende<br />
November sollen noch<br />
drei weitere Lehrgänge<br />
durchgeführt werden. Danach<br />
sind 160 Freiwillige<br />
auf den Einsatz vorbereitet<br />
–dabei handelt es sich<br />
um Ärzte, Krankenpfleger,<br />
aber auch um Ingenieure<br />
und handwerklich geschultes<br />
Personal. Das<br />
erste sogenannte Vorauskräfteteam<br />
wird bereits<br />
Anfang November in<br />
Marsch gesetzt. Sollte die<br />
Hilfsaktion aber länger als<br />
eineinhalb Jahre dauern,<br />
könnte Deutschland personelle<br />
Engpässe bekommen.<br />
Die Zahl geeigneter<br />
Freiwilliger ist bisher<br />
nicht groß genug.<br />
➤ Wo genau werden die Freiwilligen<br />
eingesetzt? In Monrovia,<br />
der Hauptstadt Liberias,<br />
wo die Seuche am<br />
schlimmsten wütet. In der<br />
Nähe des Stadions wird<br />
ein sogenanntes „Ebola<br />
Treatment Center“ eingerichtet<br />
–ein sehr modernes<br />
Krankenhaus, das zunächst<br />
100 Betten hat, die<br />
für Ebola-Patienten reserviert<br />
sind. Die Freiwilligen<br />
aus Deutschland werden<br />
dort mit einheimischen<br />
Ärzten und Schwestern<br />
zusammenarbeiten.<br />
➤ Wiewerden dieFreiwilligen<br />
in Monrovia untergebracht?<br />
Für die ersten drei Monate<br />
sind sie übergangsweise in<br />
Hotels einquartiert bei<br />
voller Verpflegung. Für<br />
die Zeit danach ist geplant,<br />
eine Containerstadt zuerrichten.<br />
Fünf Wochen<br />
bleibt jeder Freiwillige im<br />
Einsatz. Danach kehrt er in<br />
die Heimat zurück, wo er<br />
eine Woche lang medizinisch<br />
und psychologisch<br />
untersucht wird. In Einzelfällen<br />
kann es sein, dass<br />
Freiwillige einen zweiten<br />
oder dritten Einsatz bekommen.<br />
Die riskante Arbeit<br />
wird belohnt: Es soll<br />
eine Zulage geben – die<br />
Höhe ist noch nicht geregelt.<br />
➤ Was passiert, wenn sich einer<br />
der Freiwilligen infiziert?<br />
Für die Versorgung voninfizierten<br />
Helfern hat die<br />
Bundeswehr 20 Transportsysteme<br />
angeschafft. Damit<br />
sei ein Rücktransport<br />
per Flugzeug in die Heimat<br />
möglich, so Oberstarzt Dr.<br />
Johannes Backus, der Chef<br />
der deutschen Ebola-Task-<br />
Force. Die jeweils rund<br />
10 000 Euro teuren Transport-Isolatoren<br />
bestehen<br />
aus einer luftdichten,<br />
transparenten Plastikhülle<br />
und sind auf einer Trage<br />
angebracht.<br />
Jeder Fehler<br />
Hauptsache gesund wiederkommen: So läuftder Ebola-Crashkurs<br />
Nach der Dekontamination<br />
legt der Helfer den<br />
Schutzanzug ab,ohne die<br />
Außenseite zuberühren.<br />
Appen im Kreis Pinneberg:<br />
In der dortigen Unteroffiziersschule<br />
der Bundeswehr<br />
läuftseit Montag dieAusbildung<br />
der ersten 33 freiwilligen<br />
Ebola-Helfer: Sie alle<br />
sind militärische oder zivile<br />
Bundeswehrbedienstete.<br />
Der Crashkurs, der sie fit<br />
machen soll für Westafrika,<br />
dauert nur fünf Tage. Indieser<br />
Zeit lernen sie viel über<br />
Land und Leute, über das<br />
Klima und die rechtlichen<br />
Voraussetzungen des bevorstehenden<br />
Einsatzes.<br />
Außerdem werden<br />
ihnen Techniken<br />
beigebracht,<br />
die dabei helfen,<br />
Stress abzubauen und mit<br />
psychisch schwierigen Situationen<br />
fertig zu werden.<br />
Die allerwichtigste Lektion<br />
aber ist der richtige Umgang<br />
mit der Schutzkleidung.Sie<br />
bewahrtdie Helfer<br />
davor, sich selber zu infizieren:<br />
In einer Gerätehalle, wie<br />
es sie auch im Einsatzgebiet<br />
in Liberia geben könnte,<br />
wird jeder Handgriff einstudiert.<br />
Das korrekte Anziehen<br />
der Schutzkleidung und –<br />
das ist fast noch wichtiger –<br />
das richtige Ausziehen wird<br />
wieder und wieder mit militärischem<br />
Drill geübt. Das<br />
muss so sein. Denn Ebola<br />
verzeiht keine Fehler.