Nach 90 Semestern an der Uni - Zs-online.ch
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Da t<strong>an</strong>z i<strong>ch</strong>, da ni<strong>ch</strong>t<br />
Text: Corsin Z<strong>an</strong><strong>der</strong><br />
Wald<br />
Bunte Farben<br />
Clubs<br />
L<strong>an</strong>ge S<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>gen<br />
Mein H<strong>an</strong>dy vibriert. SMS: «T<strong>an</strong>z im Wald. Bus<br />
747 bis Loorenstrasse. Ab Waldr<strong>an</strong>d den Li<strong>ch</strong>tern<br />
folgen.» Beim ersten giftgrünen Li<strong>ch</strong>tstab kette<br />
i<strong>ch</strong> mein Velo <strong>an</strong> den nä<strong>ch</strong>stbesten Baum und<br />
gehe zu Fuss weiter. I<strong>ch</strong> folge einer Gruppe,<br />
wel<strong>ch</strong>e eine Tas<strong>ch</strong>enlampe dabei hat – das ma<strong>ch</strong>ts<br />
einfa<strong>ch</strong>er im dunklen Wald. Als i<strong>ch</strong> den Aussi<strong>ch</strong>tsturm<br />
und die dar<strong>an</strong> befestigte Li<strong>ch</strong>terkette sehe,<br />
höre i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on die ersten dumpfen Bässe<br />
und den brummenden Generator.<br />
Es rie<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Feuer, zahlrei<strong>ch</strong>e Partygäste<br />
haben si<strong>ch</strong> bereits früher zum Grill getroffen, die<br />
Müllsäcke sind r<strong>an</strong>dvoll. Das Bier gibts aus <strong>der</strong><br />
Dose, dafür erhalte i<strong>ch</strong> für meinen Fünfliber au<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> Rückgeld. Während einige s<strong>ch</strong>on ausgelassen<br />
am T<strong>an</strong>zen sind, sitzen <strong>an</strong><strong>der</strong>e no<strong>ch</strong> friedli<strong>ch</strong><br />
vor dem brennenden Feuer. I<strong>ch</strong> bewun<strong>der</strong>e die<br />
Li<strong>ch</strong>tspiele: Die Baumkronen rund um die<br />
Li<strong>ch</strong>tung geben eine perfekte Projektionsflä<strong>ch</strong>e<br />
ab. I<strong>ch</strong> steh mit weit offenen Augen da und<br />
bewun<strong>der</strong>e die Farben. Es regt si<strong>ch</strong> etwas in mir.<br />
Zwei S<strong>ch</strong>ritte und i<strong>ch</strong> steh vor dem DJ-Pult – und<br />
so t<strong>an</strong>ze i<strong>ch</strong> bis in die frühen Morgenstunden zu<br />
Playlove und Pat Patrisha.<br />
An <strong>der</strong> <strong>Uni</strong> erhalte i<strong>ch</strong> den Flyer in die H<strong>an</strong>d<br />
gedrückt: Semesterbeginn-Party in <strong>der</strong> Alten Börse.<br />
Am Paradeplatz steige i<strong>ch</strong> aus und sehe s<strong>ch</strong>on von<br />
Weitem die l<strong>an</strong>ge S<strong>ch</strong>l<strong>an</strong>ge. Vor dem Club ist eine<br />
Männergruppe in Markenklamotten auf <strong>der</strong> Su<strong>ch</strong>e<br />
na<strong>ch</strong> Frauen. Einlass gibts nur mit Begleitung. Sie<br />
gehen auf zwei w<strong>an</strong>kende Mäd<strong>ch</strong>en zu, die gerade<br />
PET-Flas<strong>ch</strong>en mit giftgrüner Flüssigkeit im<br />
Gebüs<strong>ch</strong> versteckt haben.<br />
<strong>Na<strong>ch</strong></strong> einer halben Stunde in <strong>der</strong> Parfümwolke<br />
stehe i<strong>ch</strong> vor dem grimmigen Türsteher. «Mit<br />
Begleitung?» – «Nein, i<strong>ch</strong> bin alleine.» – «Ok, i<strong>ch</strong><br />
ma<strong>ch</strong> eine Ausnahme.» 30 Fr<strong>an</strong>ken Eintritt und<br />
drei weitere gehen für die Gar<strong>der</strong>obe drauf. I<strong>ch</strong><br />
geh zur Bar und s<strong>ch</strong>reie: «Ein Bier bitte!» Die<br />
Mis<strong>ch</strong>ung von House und R’n’B von Benny B und<br />
Fadeout ist mässig – aber über Ges<strong>ch</strong>mack lässt<br />
si<strong>ch</strong> bek<strong>an</strong>ntli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t streiten. Über Preise au<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t: Für eine Flas<strong>ch</strong>e Carlsberg strecke i<strong>ch</strong> eine<br />
20er-Note hin. 11 Fr<strong>an</strong>ken 50 gibts zurück.<br />
Während i<strong>ch</strong> das Bier trinke, beoba<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong><br />
die Rau<strong>ch</strong>er und verspüre Mitleid. Sie drängen<br />
si<strong>ch</strong> alle für fünf Minuten ins Fumoir und ziehen<br />
<strong>an</strong> ihren Glimmstängeln. Mit dem letzten S<strong>ch</strong>luck<br />
Bier wird mir klar: Hier t<strong>an</strong>ze i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t.<br />
25 ZS # 1 / 11 — 25.02.2011