FINANCE FOR ALL ? - Frankfurt School of Finance & Management
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talliert hat? Sollte ich nicht eigentlich eine Frau unterstützen, weil<br />
Frauen in Entwicklungsländern ihre Minikredite eher zurückzahlen<br />
als Männer? Also packe ich noch die Kosmetikerin aus Kambodscha,<br />
die Schneiderin aus Ghana, und Lucy, Lebensmittelhändlerin<br />
aus Kenia, in meinem Warenkorb. Irgendwie wie bei Amazon.<br />
Wenigstens bin ich nicht alleine. Ich sehe die Pr<strong>of</strong>ilbilder meiner<br />
Kiva-Freunde, Weltverbesserer aus Dallas, Sydney, Zürich und Hämeenlinna<br />
in Finnland. Letztlich entscheide ich mich für den Bäcker<br />
aus Tadschikistan, weil ich gerne Süßigkeiten esse.<br />
Nachdem mein Konto 25 Dollar leichter ist, frage ich mich plötzlich:<br />
Was passiert, wenn Komolchon krank wird und meinen Kredit<br />
nicht zurückzahlen kann, weil er damit vielleicht den Arzt bezahlen<br />
muss? Zum Glück verschont mich Kiva mit Berichten über<br />
Misserfolge und persönliche Schicksale und zeigt mir stattdessen<br />
lieber den grasgrünen Prozentbalken. Der Bäcker hat inzwischen<br />
zweiundzwanzig Prozent getilgt.<br />
seamstress in Ghana and<br />
MY BASKET<br />
Lucy, a grocer in Kenya, to<br />
my shopping basket – just<br />
like Amazon. At least I’m<br />
not alone – I can view the pr<strong>of</strong>iles <strong>of</strong> my Kiva friends online: starry-eyed<br />
idealists in Dallas, Sydney, Zurich and Hämeenlinna in Finland.<br />
In the end I settle for the baker in Tajikistan, because I have<br />
a sweet tooth.<br />
Once my account is 25 dollars lighter, a question suddenly<br />
occurs to me: what if Komolchon falls ill and is unable to repay<br />
my loan because he needs to pay for a doctor? Fortunately Kiva<br />
doesn’t tell me about failures or personal tragedies, preferring to<br />
show me the grass-green bar chart instead. To date, the baker has<br />
repaid 22% <strong>of</strong> his loan.<br />
22% repaid<br />
INA KIRSCH<br />
17 PROzENT FüR EINEN NEUEN UNTERkIEFER<br />
17% <strong>FOR</strong> A NEW lOWER JAW<br />
V<br />
Viel Ahnung von Kleinkrediten habe ich nicht, aber die<br />
Idee gefällt mir. Also habe ich mir vorgenommen, jemanden<br />
dabei zu unterstützen, eine wirtschaftlich tragfähige<br />
Existenz aufzubauen, damit er oder sie langfristig von der Selbstständigkeit<br />
leben kann. und nach einem solchen Projekt fahnde<br />
ich abseits vom Marktführer Kiva, schließlich soll auch anderswo<br />
im Netz einiges los sein in Sachen Hilfe zur Selbsthilfe, habe ich<br />
gehört. CD-Produktionen, Vortragsreihen oder Indiana-Jones-Entdeckungstouren<br />
zu finanzieren, sind nicht mein Ding, auch wenn<br />
viele Crowdfunding-Plattformen genau dafür Geldgeber suchen.<br />
Ich will maximal 100 Euro investieren, am liebsten in einem Entwicklungsland,<br />
weil ich mir dort den größten Nutzen von meiner<br />
Investition verspreche. und wenn ich ehrlich bin, habe ich<br />
noch ein Kriterium: Ich möchte den Begriff „Kredit“ gerne klassisch<br />
verstehen, mein eingesetztes Kapital also zurückbekommen<br />
nebst einem Zins. „Da kann ich Dir Auxmoney empfehlen“, sagt<br />
ein Freund und schickt mich auf die Seite des Düsseldorfer Online-Kreditmaklers.<br />
Potenzielle Kreditnehmer bieten dort Zinsen<br />
zwischen 14 bis 17 Prozent ¬ für die Finanzierung einer Hochzeit,<br />
eines neuen unterkiefers, der Taufe der Tochter oder einer Hausdämmung.<br />
Letztere zumindest lässt sich über die KfW schon für<br />
drei Prozent realisieren. Warum<br />
also gehen die<br />
Leute zu Auxmoney<br />
und nicht<br />
zur staatlichen Förderbank?<br />
Weil<br />
sie dort wohl keinen<br />
Kredit bekommen. Ich vertraue ihnen auch nicht. und weil es auf<br />
diesem Portal ohnehin nicht um Start-ups und kluge Geschäftsideen<br />
geht, suche ich weiter und stoße auf der Internetseite<br />
I<br />
I don’t know much about microloans, but I like the idea.<br />
So I decide to help somebody to set up an economically<br />
viable livelihood so he or she can live as a long-term selfemployed<br />
businessperson. I start to search the web for such a<br />
project, ignoring market leader Kiva, because there are supposed<br />
to be plenty <strong>of</strong> other ways <strong>of</strong> helping people to help themselves<br />
– or so I’ve heard. I’m not interested<br />
in funding CD pro-<br />
ductions, lecture<br />
series or Indi- ana Jones-style<br />
expeditions, even though many<br />
crowdfunding platforms appear to be wooing backers for precisely<br />
that kind <strong>of</strong> thing. The most I’m willing to invest is 100 euros,<br />
ideally in a developing country, because I believe that’s where my<br />
investment is likely to be most effective. And if I’m honest, I’ve got<br />
one extra criterion: I’d prefer the term “loan” to be interpreted<br />
literally, so I’d like to recover my capital investment plus, ideally,<br />
some interest. “I can recommend Auxmoney,” says a friend and<br />
directs me to the website <strong>of</strong> an online loan broker based in Düsseldorf.<br />
Here prospective borrowers <strong>of</strong>fer interest rates ranging<br />
from 14% to 17% in return for loans for funding a wedding, a<br />
lower-jaw replacement, a daughter’s christening, house insulation…<br />
The latter project should theoretically qualify for a KfW<br />
loan at 3% interest. So why are people going to Auxmoney rather<br />
than the state-funded development bank? Probably because they<br />
wouldn’t get a loan there. Trouble<br />
is, I don’t trust them either!<br />
And considering the requests on<br />
this portal have nothing to<br />
TANGENTS<br />
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