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Langzeitkonten im Abseits - Arbeitszeitberatung Dr. Hoff Weidinger ...

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HR-Services<br />

Der demografische Wandel erfordert neue Arbeitszeit-Modelle.<br />

Größere Individualität ist gefragt.<br />

<strong>Langzeitkonten</strong> <strong>im</strong> <strong>Abseits</strong><br />

Dem lange Jahre üblichen (erheblich)<br />

vorgezogenen Ruhestandseintritt stellen<br />

sich künftig <strong>im</strong>mer höhere Hürden<br />

entgegen. Langzeit- beziehungsweise<br />

Lebensarbeitszeitkonten können hieran<br />

wenig ändern und bringen zudem<br />

eigenständige Probleme mit sich. Es<br />

muss also darum gehen, Dauer, Lage,<br />

Verteilung und Dichte der Arbeitszeit<br />

mit Blick auf ein künftig längeres Erwerbsleben<br />

zu gestalten. Dies erfordert<br />

vor allem größere Individualisierungsspielräume.<br />

Alternsgerechte<br />

Arbeitszeitgestaltung in diesem Sinne<br />

kann zugleich die zeitliche Balance<br />

zwischen Arbeits- und Privatleben<br />

verbessern und damit helfen, jüngere<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu<br />

gewinnen und zu halten.<br />

Dass die Altersteilzeit ganz offensichtlich<br />

über 2009 hinaus möglich bleiben<br />

wird – soweit heute erkennbar, auch<br />

zukünftig mit Steuer- und Sozialabgabenprivilegierung<br />

der Aufstockungszahlungen<br />

des Arbeitgebers, die allerdings<br />

<strong>im</strong> Falle von Wiederbesetzungen<br />

nicht mehr wie bisher in best<strong>im</strong>mtem<br />

Umfang von der Bundesagentur für<br />

Arbeit erstattet werden –, hat bereits<br />

zu einem deutlichen Abflauen des<br />

Interesses an Langzeit- und Lebensarbeitszeitkonten<br />

geführt – bei Arbeitgebern<br />

wie Arbeitnehmern. Dies ist<br />

jedoch bei weitem nicht das einzige<br />

Argument, das gegen <strong>Langzeitkonten</strong><br />

als vermeintliche Antwort auf<br />

die demografischen Veränderungen<br />

spricht:<br />

Michael <strong>Weidinger</strong>,<br />

Partner der <strong>Arbeitszeitberatung</strong><br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Hoff</strong> • <strong>Weidinger</strong><br />

• Herrmann,<br />

Berlin<br />

Kontakt:<br />

michael.weidinger@<br />

arbeitszeitberatung.de<br />

• Ohne Geldeinlagen können keine<br />

Langzeit-Guthaben in der für einen<br />

spürbar vorgezogenen Ruhestandseintritt<br />

erforderlichen Größenordnung<br />

aufgebaut werden – und diese<br />

sind gerade für die stärker belasteten,<br />

meist geringer verdienenden Mitarbeitergruppen<br />

kaum zu leisten.<br />

• <strong>Langzeitkonten</strong> sind in einer Zeit<br />

<strong>im</strong>mer häufigeren Arbeitgeberwechsels<br />

insofern ein Anachronismus, als<br />

ihre „Mitnahme“ bei Arbeitgeberwechsel<br />

zwar zulässig, aber wegen<br />

der damit verbundenen vielfältigen<br />

Probleme nur in seltenen Ausnahmefällen<br />

(zum Beispiel konzernintern)<br />

realisierbar ist.<br />

• <strong>Langzeitkonten</strong>einlagen in Arbeitszeit<br />

bergen das doppelte Risiko sinnlosen<br />

oder zumindest ineffizienten<br />

Arbeitszeitverbrauchs und höherer<br />

Belastung derjenigen Mitarbeiter, die<br />

hierdurch eigentlich entlastet werden<br />

sollen.<br />

• Weitere Kostenrisiken – etwa hinsichtlich<br />

einer erforderlichen betrieblichen<br />

Subventionierung eines ansonsten<br />

zu geringen Guthabenaufbaus,<br />

aber auch in Folge des vorgezogenen<br />

Ruhestandseintritts qualifizierter und<br />

kaum ersetzbarer Mitarbeiter – wie<br />

auch der hohe Verwaltungsaufwand<br />

angesichts eines komplizierten steuer-<br />

und sozialversicherungsrechtlichen<br />

Regelungsumfeldes stehen der betrieblichen<br />

Einführung von <strong>Langzeitkonten</strong><br />

ebenfalls entgegen.<br />

Alternsgerechte<br />

Arbeitszeitgestaltung<br />

Im Grunde lässt sich die Frage nach<br />

alternsgerechter Arbeitszeitgestaltung<br />

sehr einfach beantworten: Sie<br />

muss ebenso differenziert sein wie<br />

die persönlichen Leistungsmöglichkeiten<br />

und -voraussetzungen, deren<br />

Unterschiedlichkeit mit dem Alter zun<strong>im</strong>mt.<br />

Also eben gerade kein alters-<br />

Internet-Tipp<br />

• Andreas <strong>Hoff</strong>: Warum auf Langzeitund<br />

Lebensarbeitszeitkonten verzichtet<br />

werden sollte. Kostenlos herunterzuladen.<br />

www.arbeitszeitberatung.de<br />

• Christian Schlottfeldt /Andreas <strong>Hoff</strong>:<br />

Vertrauensarbeitszeit und arbeitszeitrechtliche<br />

Aufzeichnungspflicht gemäß<br />

§ 16 Abs. 2 ArbZG. Kostenloser<br />

Download.<br />

www.arbeitszeitberatung.de<br />

gruppenspezifischer Ansatz, sondern<br />

das Prinzip Individualisierung – und<br />

genau hier liegt auch die Verbindung<br />

zur Work-Life Balance.<br />

Praktisch bedeutet dies insbesondere:<br />

• Teilzeitarbeits-Möglichkeiten zwischen<br />

Halbtags- und Vollzeitarbeit<br />

werden wichtiger. Denn sie müssen<br />

für Vollzeitmitarbeiter interessant sein.<br />

Dies sind nach aller Erfahrung vor allem<br />

Teilzeitoptionen, die begrenzte materielle<br />

Einbußen mit spürbarem persönlichen<br />

Nutzen („Zeitwohlstand“, wirksame<br />

Entlastung) und Rückkehrmöglichkeiten<br />

zur vorherigen Vollzeitarbeit<br />

(sonst ist die Hürde für viele zu hoch)<br />

verbinden. In diesen Zusammenhang<br />

gehört auch der gleitende Ruhestandseintritt<br />

als eine Form der (gegebenenfalls<br />

abgestuften) Reduzierung des individuellen<br />

Arbeitszeitpensums.<br />

• Schichtpläne müssen größere Individualisierungs-Spielräume<br />

auch<br />

hinsichtlich der Arbeitszeitlage bieten.<br />

Speziell die individuelle Verträglichkeit<br />

von Nachtarbeit wie die Bereitschaft<br />

zu ihrer Ableistung sind heute<br />

schon ungleich verteilt und werden<br />

es zukünftig noch stärker sein. Dies<br />

wird etwa <strong>im</strong> dreischichtigen Betrieb<br />

Schichtsysteme mit unterschiedlichen<br />

Nachtarbeitsanteilen erfordern.<br />

• Die Vertrauensarbeitszeit, also der<br />

arbeitgeberseitige Verzicht auf Zeit-<br />

PERSONALSpezial · April 2008


kontrolle (mit Ausnahme der vom Arbeitszeitgesetz<br />

geforderten Aufzeichnungen)<br />

und Zeitkontenführung, hat<br />

ihre große Zukunft noch vor sich: als<br />

zugleich einfachste und individuellste<br />

Form der Arbeitszeitgestaltung, die<br />

zum Beispiel ganz unterschiedliche<br />

Mischungsverhältnisse zwischen Arbeits-<br />

und Regenerationszeit erlaubt,<br />

aber darüber hinausgehend auch<br />

sehr unterschiedliche Arbeitstempi.<br />

Denn wenn weder Anwesenheit<br />

noch Arbeitszeit gemessen werden,<br />

kann die Aufgabenerledigung den<br />

persönlichen Leistungsbedingungen<br />

bestmöglich angepasst werden. Allerdings<br />

muss dann auch die Unternehmenskultur<br />

beispielsweise<br />

Privatzeiten am Arbeitsplatz bis hin<br />

zum kurzen Nickerchen <strong>im</strong> Leistungstief<br />

zulassen. Dass hierdurch<br />

Produktivität und Wohlbefinden zugleich<br />

gefördert werden, sollte dies<br />

erleichtern. Die Arbeitszeit als Säule<br />

des Arbeitsvertrags bleibt hierbei <strong>im</strong><br />

Übrigen unangetastet.<br />

Flexibler werden<br />

Um als Unternehmen mit den Anforderungen<br />

künftig längerer Erwerbstätigkeit<br />

zurechtzukommen, wird man<br />

sich also auf mehr Individualität bei<br />

der Arbeitszeit einstellen beziehungsweise<br />

diese sogar fördern müssen. Es<br />

empfiehlt sich, aus der „Not“ eine<br />

Tugend zu machen und die Flexibilisierungschancen<br />

zu nutzen, die<br />

sich be<strong>im</strong> Abschied von einheitlichen<br />

Kollektiv-Arbeitszeitregelungen bieten.<br />

Ansatzpunkte hierfür gibt es in<br />

vielen Betrieben schon heute:<br />

• Servicezeiten mit Leistungsversprechen<br />

auf Basis teaminterner Absprache<br />

ersetzen persönliche Anwesenheitspflichten<br />

(„Kernzeit“) – zum Vorteil<br />

der Kunden und der Mitarbeiter wie<br />

auch <strong>im</strong> Sinne einer möglichst wirtschaftlichen<br />

Leistungserbringung.<br />

• Das Erfordernis passgenauer Besetzungsopt<strong>im</strong>ierung<br />

führt in vielen<br />

Schichtbetrieben sowohl zu komplexeren<br />

Schichtsystemen als auch zum<br />

gezielten Einbau von Flexibilitäts-Optionen<br />

in diese Schichtsysteme.<br />

• Unterschiedliche Vertragsarbeitszeiten<br />

zwingen zur Entkopplung von<br />

Person und Funktion – und machen<br />

PERSONALSpezial · April 2008<br />

zugleich deutlich, dass die Vollzeitnorm<br />

sich mit dem Besetzungsbedarf<br />

oftmals ohnehin nicht „trifft“.<br />

Arbeitstag auflockern<br />

Weiterer Handlungsbedarf besteht in<br />

der konsequenten Unterscheidung<br />

zwischen Anwesenheits- und Arbeitszeit<br />

– nicht als Missbrauchsvermutung,<br />

sondern um den Arbeitstag durch<br />

individuelle Regenerations- und Privatzeiten<br />

von innen her aufzulockern<br />

und damit zu „ent-dichten“. Wo die<br />

Einführung der Vertrauensarbeitszeit<br />

(noch) keine Option ist, wäre etwa über<br />

die tageweise eigenverantwortliche<br />

Aufzeichnung nur der Abweichungen<br />

der verbrauchten Arbeitszeit-Menge<br />

von der Tages-Vertragsarbeitszeit<br />

nachzudenken – in Viertelstundenschritten,<br />

verstanden als Unschärfebereich<br />

und nicht als Rundungsregel.<br />

Und selbst bei verketteten Abläufen,<br />

etwa in Produktionsbetrieben,<br />

besteht häufig die<br />

Möglichkeit, zusätzliche<br />

Pausen<br />

vorzusehen und<br />

gegebenenfalls<br />

durch Springer<br />

zu vertreten.<br />

Bei aller <strong>Dr</strong>amatik<br />

der demografischen<br />

Entwicklung<br />

sollte aber<br />

die – erfreuliche<br />

– Normalität der<br />

zunehmenden<br />

Lebenserwartung<br />

nicht unterschätzt<br />

werden. Dass sie,<br />

wie kaum anders<br />

zu erwarten, auch<br />

eine längere aktive<br />

Zeitspanne<br />

ebenso nahe legt<br />

wie ermöglicht,<br />

ist als Folge intensiv<br />

genutzter<br />

Vorruhestands-<br />

und Altersteilzeitregelungen<br />

in den Betrieben<br />

lange Zeit nicht<br />

sichtbar geworden.<br />

Insofern<br />

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kann man auch von einem Wahrnehmungsdefizit<br />

sprechen.<br />

Zweifellos gibt es besonders belastete<br />

Beschäftigtengruppen, deren Situation<br />

sich einer verallgemeinernden Sichtweise<br />

entzieht. Hierbei dürfte aber weniger<br />

das Alter als solches die entscheidende<br />

Rolle spielen, sondern die jeweiligen<br />

spezifischen Belastungen und<br />

die Zeitspannen, in denen man diesen<br />

Belastungen ausgesetzt ist. Dann geht<br />

es um eine Begrenzung dieser Zeiten<br />

belastender Tätigkeit beziehungsweise<br />

der Belastung selbst, weniger um eine<br />

Begrenzung der Dauer des Erwerbslebens<br />

an sich. Bisherige Vorruhestandsund<br />

Altersteilzeitregelungen dürften<br />

die angesprochene Problematik sogar<br />

noch verstärkt haben, indem sie den<br />

Entlastungsbedarf gewissermaßen<br />

nach außen ableiten. Die Notwendigkeit,<br />

an den Belastungsursachen selbst<br />

anzusetzen, wird nun – mit steigender<br />

„Erwerbslebenserwartung“ – dringlicher<br />

werden.<br />

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