Biogas_1_2012_56-63_DDR.pdf
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AUS DER PRAXIS<br />
FOTO: ARCHIV REINHOLD<br />
Standardmäßig wurde das in den Anlagen<br />
erzeugte <strong>Biogas</strong> in Heizkesseln verbrannt.<br />
giebedarfs über <strong>Biogas</strong> decken können.<br />
Um dieses Potential zu nutzen, beschloss die<br />
<strong>DDR</strong>-Führung 1973 den Bau von acht<br />
Großanlagen. Davon gingen sieben in<br />
Betrieb und produzierten bis 1990 und darüber<br />
hinaus. Eine ab 1985 errichtete Anlage<br />
in Delitzsch nahm wegen technischer Probleme<br />
den Dauerbetrieb nie auf. Es handelte<br />
sich um ein Konzept zur thermophilen<br />
Behandlung von Rindergülle. An den Standorten<br />
Nordhausen und Zobes bei Plauen<br />
wird bis heute mit zum Teil weiter entwickelter<br />
<strong>DDR</strong>-Technologie <strong>Biogas</strong> produziert.<br />
Die Anlagen waren als Versuchs- und<br />
Experimentalanlagen konzipiert, wurden<br />
von verschiedenen Forschungseinrichtungen<br />
wissenschaftlich begleitet aber gleichzeitig<br />
für die Produktion genutzt.<br />
Pläne für RGW-<strong>Biogas</strong>anlage<br />
auf der Krim<br />
Ziel war es, entsprechend den spezifischen<br />
örtlichen Bedingungen der großen Tierhaltungsbetriebe<br />
Verfahrenskonzepte und<br />
Reaktorkonfigurationen großtechnisch zu<br />
testen und daraus Musterlösungen zu entwickeln.<br />
„Dabei wurden bald durchaus<br />
beachtenswerte Ergebnisse erzielt, an denen<br />
auch die anderen Ostblockländer großes<br />
Interesse hatten“, erinnert sich Prof. Gerd-<br />
Rainer Vollmer. Der heutige Inhaber des<br />
Lehrstuhls Biologische Verfahrenstechnik<br />
an der Fachhochschule Nordhausen vertrat<br />
die <strong>DDR</strong> im entsprechenden Gremium des<br />
Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe<br />
Die LPG Industrielle Schweinezucht in<br />
Frankenförde rüstete 1983 zwei Güllebehälter<br />
zu <strong>Biogas</strong>reaktoren um.<br />
(RGW). Vor allen die Russen, die zwar über<br />
exzellente Wissenschaftler auf dem Gebiet<br />
der Mikrobiologie verfügten, aber Probleme<br />
bei der praktischen Anwendung hatten,<br />
wären an technischen Lösungen interessiert<br />
gewesen. „Sie unterbreiteten sogar den Vorschlag,<br />
auf der Halbinsel Krim im Schwarzen<br />
Meer eine große RGW-Gemeinschaftsbiogasanlage<br />
zu errichten.“<br />
Den letzten Kick versprach sich die Parteiund<br />
Staatsführung wohl noch von einer<br />
Prise West-Know-how und lud das Schweizer<br />
<strong>Biogas</strong>-Urgestein Dr. Arthur Wellinger,<br />
heute Präsident des Europäischen <strong>Biogas</strong>verbandes,<br />
gegen gutes Honorar in die <strong>DDR</strong><br />
ein. Auf seiner Rundreise zu den <strong>Biogas</strong>standorten<br />
sollte er Wissen weitergeben.<br />
„Für mich als damals junger Wissenschaftler<br />
war das natürlich eine eindrucksvolle<br />
Begegnung. Aber Lösungen zu konkreten<br />
Verfahrens-Problemen in jener Zeit konnte<br />
er natürlich auch nicht aus dem Ärmel<br />
schütteln“, blickt Reinhold zurück.<br />
Als erste <strong>Biogas</strong>anlage in der zweiten Phase<br />
entstand 1982 auf dem Gelände der zentralen<br />
Gülleaufbereitungsstation zwischen<br />
einer Schweinemast- und einer Milchviehanlage<br />
in Vippachedelhausen (Thüringen)<br />
eine Großversuchsanlage. Dafür wurde das<br />
vorhandene, ins Erdreich eingelassene Güllebecken<br />
mit einem Fassungsvermögen von<br />
500 Kubikmeter mit isolierten Stahlplatten<br />
und einem Dach aus Teerpappe abgedeckt.<br />
Die Pilotanlage war mit einem Gas-<br />
Umwälzsystem, also mit einem Gebläse zum<br />
BIOGAS Journal | 1_<strong>2012</strong>