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Die Wege des Wassers - Hansgrohe

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ENERGIE AUS DEN SCHILTACHER FLÜSSEN – 111<br />

den Genuss der Elektrizität. <strong>Die</strong> private Nutzung beschränkte sich Jahrzehnte lang auf<br />

die Beleuchtung. Strombetriebene Haushaltsmaschinen oder gar elektrische Raumund<br />

Wasserheizungen kamen erst in den 1950er-Jahren in Gebrauch. In den Seitentälern<br />

und auf den Höhen der hiesigen Gemarkungen mussten die Menschen teilweise bis<br />

lange nach dem Zweiten Weltkrieg warten, bevor ihre Häuser und Höfe elektrischen<br />

Strom bekamen. <strong>Die</strong> Nutzung der kleinen Seitenbäche für die Stromerzeugung sollte<br />

aber eine kurze Episode der regionalen Elektrizitätsgewinnung bleiben. Nach und nach<br />

verschwanden die kleineren Hofkraftwerke wieder, da sie den wachsenden Strombedarf<br />

bei Weitem nicht decken konnten. Nur an etwa zehn günstigen Standorten an Kinzig<br />

und Schiltach wurden Wasserkraftanlagen erhalten und weiter ausgebaut. Der Hunger<br />

nach Energie rief in<strong>des</strong>sen nach Kraftwerkstypen, die nicht von den Kapriolen heimischer<br />

Flüsschen abhingen und unbegrenzt kostengünstigen Strom versprachen: große<br />

Hochspannungsleitungen durch die Täler signalisierten den Anbruch <strong>des</strong> Zeitalters<br />

von Kohle- und Atomkraft, in dem wir heute noch leben.<br />

In den Zeiten <strong>des</strong> Klimawandels und mit der Einführung <strong>des</strong> Energieeinspeisegesetzes<br />

zu Anfang <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts verschieben sich die Prioritäten bei der Stromerzeugung<br />

erneut. Atomkraft wird mittlerweile als Auslaufmodell gehandelt, und Kohlekraftwerke<br />

verursachen in Deutschland 80 Prozent <strong>des</strong> strombedingten CO 2 -Ausstoßes,<br />

der Hauptursache der Klimaerwärmung. Wasserkraft hingegen, eingebunden in<br />

den natürlichen Wasserkreislauf, ist eine erneuerbare Energiequelle ohne Einfluss auf<br />

das Klima. Kein Wunder, dass auch mittelgroße Flüsse wie Kinzig und Schiltach nun<br />

wieder als Stromlieferanten interessant werden. <strong>Die</strong> zehn heute an den Flüssen Schiltachs<br />

bestehenden Wasserkraftanlagen haben eine elektrische Leistung von circa<br />

1.063 Kilowatt. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre haben diese Anlagen rund 5<br />

Millionen Kilowattstunden ins Netz eingespeist. Das reicht rechnerisch aus, um alle<br />

3.943 Bewohner <strong>des</strong> Städtchens Schiltach mit klimaneutralem Wasserkraftstrom zu<br />

versorgen. Voraussetzung ist allerdings, dass sie ihre Wohnungen nicht mit Strom<br />

heizen. <strong>Die</strong> Wasserkraft spart so jährlich 500.000 Liter Heizöl ein, vermeidet CO 2 -<br />

Emissionen von 5.000 Tonnen, Flugasche und Schlacke müssen nicht deponiert werden.<br />

Ganz folgenlos – das muss man berücksichtigen – ist allerdings auch die Nutzung<br />

der Wasserkraft nicht. <strong>Die</strong> nötigen Wehre erschweren oder verhindern den Zug von<br />

Wanderfischen zu ihren Laichgebieten. Es gilt <strong>des</strong>halb auch bei der Gewinnung von<br />

Wasserkraft aus kleinen Flüssen, Nutzen und Folgen sorgfältig gegeneinander abzuwägen.<br />

Vielfach lassen sich heute <strong>Wege</strong> finden, die Erzeugung sauberen Stroms und eine<br />

intakte Flussökologie in Einklang zu bringen.

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