11.11.2014 Aufrufe

Download - Paul Hartmann AG

Download - Paul Hartmann AG

Download - Paul Hartmann AG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

PRAXISWISSEN<br />

Der Kompressionsverband<br />

als Basistherapie des<br />

Ulcus cruris venosum<br />

Bei jeder Behandlung des Ulcus cruris<br />

venosum ist der Kompressionsverband<br />

als Mittel der Wahl anzusehen,<br />

weil seine komplexe Wirkung kausal in<br />

das Krankheitsgeschehen eingreift. Die<br />

Kompression des Beines bewirkt<br />

eine Einengung der suprafaszialen<br />

Venen mit Wiederherstellung der<br />

Klappenfunktion,<br />

einen Verschluß insuffizienter Perforansvenen<br />

und damit eine Unterbindung<br />

des Refluxes von sub- nach<br />

suprafaszial,<br />

bei entsprechender Technik eine Lumenverminderung<br />

der tiefen Leitund<br />

Muskelvenen und damit eine<br />

Verminderung des Totraumes, eine<br />

Beschleunigung der Blutströmungsgeschwindigkeit<br />

sowie einen gewissen<br />

Ersatz oder eine Restitution<br />

der Klappenfunktion bei erhaltenen<br />

Klappen oder Klappenresten,<br />

eine Steigerung des Gewebsdruckes<br />

und damit eine Erhöhung der Reabsorption<br />

in der Endstrombahn und in<br />

den Lymphgefäßen und<br />

eine Verstärkung der Faszie als Widerlager<br />

für die Muskulatur und damit<br />

eine Funktionsverbesserung der<br />

Wadenmuskelpumpe.<br />

Zudem wirkt die Beschleunigung der<br />

Blutströmungsgeschwindigkeit antithrombotisch<br />

und in Verbindung mit der<br />

erzielten Entstauung antiphlogistisch.<br />

Darüber hinaus ermöglichen insbesondere<br />

nicht nachgiebige Verbände<br />

durch ihren niedrigen Ruhedruck eine<br />

Lüftung der kleinen Gefäße bei Muskelrelaxation<br />

mit der Möglichkeit der Wiederauffüllung<br />

mit arteriellem Blut. Während<br />

der Phase der Muskelkontraktion<br />

werden diese Gefäße durch den hohen<br />

Arbeitsdruck ausgepreßt. Durch dieses<br />

Wechselspiel steigert sich der Blutumlauf<br />

in den nutritiven Gefäßabschnitten<br />

der Endstrombahn und führt so zu einer<br />

wesentlichen Verbesserung des Stoffwechsels.<br />

DIE BINDENMATERIALIEN<br />

Je nach dem klinischen Bild ist für<br />

die komprimierende Verbandbehandlung<br />

Bindenmaterial mit unterschiedlichem<br />

Kraft-Dehnungs-Verhalten erforderlich,<br />

das sich mit dem Quotienten<br />

aus Arbeitsdruck und Ruhedruck beschreiben<br />

läßt.<br />

Der Arbeitsdruck ergibt sich durch<br />

den Widerstand, den der Verband der<br />

Ausdehnung der Muskulatur bei der<br />

Schematische Darstellung<br />

einer insuffizienten Vene<br />

(links) und deren Einengung<br />

durch den Kompressionsverband<br />

(rechts).<br />

Muskelkontraktion entgegensetzt. Er<br />

wird immer an der bewegten Extremität<br />

gemessen und ist um so höher, je weniger<br />

sich das Bindenmaterial dehnen<br />

läßt.<br />

Der Ruhedruck entspricht im Prinzip<br />

dem Anlegedruck, d. h. der Kraft, die<br />

zum Dehnen der Binde beim Anlegen<br />

aufzuwenden ist, wird aber zusätzlich<br />

durch das individuelle Rückstellvermögen<br />

einer Binde beeinflußt. Mit Rückstellvermögen<br />

oder Rückstellkraft ist<br />

das Bestreben elastischen Materials<br />

bezeichnet, sich bei Entlastung zusammenzuziehen.<br />

Demzufolge wird der Ruhedruck<br />

an der unbewegten Extremität<br />

gemessen. Er ist um so niedriger, je weniger<br />

dehnbar das Bindenmaterial ist.<br />

Die Eignung einer Kompressionsbinde<br />

für eine bestimmte indikationsbezogene<br />

Verbandbehandlung ist somit davon<br />

abhängig, welches Verhältnis von<br />

Arbeitsdruck zu Ruhedruck sich durch<br />

den Verband erzielen läßt.<br />

Material, das einen hohen Arbeitsdruck<br />

und einen niedrigen Ruhedruck<br />

erzeugt, unterstützt am besten den Mechanismus<br />

der Wadenmuskelpumpe.<br />

Durch den rhythmischen Wechsel von<br />

hohem und niedrigem Kompressionsdruck<br />

wirken bei der Muskelkontraktion<br />

die Druckspitzen bis in die Tiefe, während<br />

bei der Muskelrelaxation die nutritiven<br />

Gefäßbereiche der Endstrombahn<br />

entlastet und gelüftet werden.<br />

Dagegen stehen die Blutgefäße bei<br />

Verbänden mit relativ niedrigem Arbeits-<br />

und hohem Ruhedruck unter einem<br />

konstanten Dauerdruck, dessen<br />

Wirkung auf die Oberfläche beschränkt<br />

bleibt. Der Lüftungseffekt geht verloren.<br />

Komprimierende Maßnahmen werden<br />

daher unter Ruhebedingungen um<br />

so besser vertragen, je niedriger der<br />

Ruhedruck ist. Bei zu hohem Ruhedruck<br />

muß die Kompressionstherapie<br />

unter körperlicher Ruhe und insbesondere<br />

in der Nacht unterbrochen werden.<br />

Bei Abnahme eines solchen Verbandes<br />

stürzt zudem das Blut in die<br />

entlasteten Gefäße, und es entsteht ein<br />

starker Juckreiz, der nicht nur unangenehm,<br />

sondern im Hinblick auf die<br />

Ekzemneigung des Betroffenen auch<br />

unerwünscht ist.<br />

Nach den beschriebenen Kriterien<br />

können die für die Verbandbehandlung<br />

zur Verfügung stehenden Materialien<br />

eingeteilt werden<br />

in unnachgiebige Verbände aus<br />

Zinkleimbinden mit dem höchsten Ar-<br />

HARTMANN WundForum 3/94<br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!