Republik 4
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Privat<br />
Interview<br />
Stefan Grampelhuber<br />
„Vielleicht hätte ich weniger<br />
Konf likte riskieren sollen“<br />
REPUBLIK bittet Top-Manager der Öffentlichen Hand zum etwas anderen<br />
Wordrap: Wolfgang Waldner, Geschäftsführer des Wiener Museumsquartier<br />
(MQ), berichtet über „Kärntner Peinlichkeiten“, die Kapazitätsgrenzen im<br />
eigenen Haus und sein Multitasking beim Bücherlesen.<br />
Allerdings stoßen wir mit jährlich 3,6<br />
Mio. Besuchern bereits an unsere Kapazitätsgrenzen.<br />
Was ist der größte Irrtum der meisten<br />
Österreicher?<br />
Dass sie sich für wichtiger halten, als<br />
sie sind. Aber das gilt wohl für die meisten<br />
Menschen.<br />
Markos Lipus<br />
Haben Sie einen Lieblingsplatz im<br />
MQ?<br />
Eigentlich nicht, ich persönlich liebe<br />
es, mehrmals am Tag durch das Areal<br />
zu gehen, das Leben, das in den Höfen<br />
herrscht, zu spüren, und auf die unterschiedlichsten<br />
Menschen zu treffen.<br />
Gibt es ein prägendes Erlebnis in<br />
Ihrer Kindheit, an das Sie sich noch heute<br />
erinnern?<br />
Als wir auf einer Klettertour mit meinem<br />
Vater knapp unter dem Gipfel von<br />
einem starken Gewitter überrascht wurden.<br />
Dieses Ereignis hat meine Einstellung<br />
zur Natur und insbesondere zu den<br />
Bergen nachhaltig geprägt.<br />
Wie würden Sie sich selbst in einem<br />
Satz beschreiben?<br />
Als zielstrebigen Kosmopoliten, der<br />
gerne im Team arbeitet und sich bemüht,<br />
für neue Ideen offen zu sein.<br />
Haben Sie ein Vorbild?<br />
Keine konkrete Person; aber ich finde<br />
es generell interessant zu beobachten, wie<br />
Schein und Sein bei manchen Menschen<br />
auseinanderklaffen.<br />
Welche Entscheidung hätten Sie gerne<br />
anders gefällt?<br />
Meine ersten Jahre im MQ waren<br />
ziemlich schwierig und von manchen<br />
Auseinandersetzungen überschattet. Vielleicht<br />
hätte ich bei manchen Themen und<br />
Entscheidungen diplomatischer vorgehen<br />
und damit weniger Konflikte riskieren<br />
sollen.<br />
Gibt es etwas, wovon Sie nie genug<br />
bekommen können?<br />
Schokoeis.<br />
Über welche Tatsache sind Sie am<br />
unglücklichsten?<br />
Als gebürtiger Kärntner und überzeugter<br />
Europäer, dass ich bei Kontakten im<br />
Ausland immer wieder zu diversen Kärntner<br />
Peinlichkeiten wie z.B. der Nichtlösung<br />
der Ortstafelfrage Stellung nehmen<br />
muss.<br />
Was ist derzeit Ihre größte berufliche<br />
Herausforderung?<br />
Das MuseumsQuartier Wien zählt<br />
zu den weltweit größten Kulturarealen<br />
und ist heute einer der beliebtesten Orte<br />
sowohl für Touristen als auch für Wiener.<br />
Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem<br />
Nachtkästchen?<br />
Ich habe eine ziemlich umfangreiche<br />
Bibliothek und lese immer mehrere<br />
Bücher gleichzeitig, zurzeit etwa Ingeborg<br />
Bachmanns Erzählungen, William Johnstons<br />
Buch über den österreichischen<br />
Menschen, Anton Pelinkas politische<br />
Autobiografie und Antonia Rados neuestes<br />
Werk über die Situation im Irak.<br />
S T E C K B R I E F<br />
Wolfgang A. Waldner<br />
Geboren: 6. Oktober 1954 in Villach<br />
1973 – 1979: Studium der Rechtswissenschaften<br />
an der Universität Wien (Abschluss:<br />
Dr. jur.)<br />
1979 – 1980: Postgraduate-Studium in<br />
„Europäischer Integration“ an der Université<br />
des Sciences Sociales in Grenoble<br />
1980 – 1981: Postgraduate-Studium und<br />
Diplom in „International Relations“ an der<br />
Johns Hopkins University in Bologna<br />
1983 – 1987: Kulturattaché an der österreichischen<br />
Botschaft in Washington, D.C.<br />
1988 – 1999: Direktor des Österreichischen<br />
Kulturinstituts in New York City<br />
Seit 1.8.1999: Direktor des Wiener Museums-<br />
Quartiers<br />
Seit 2005: Vorstandsmitglied der Privatstiftung<br />
„Künstler aus Gugging“<br />
Seit November 2009: Vizepräsident der<br />
österreichischen UNESCO-Kommission<br />
Wolfgang Waldner ist geschieden und hat<br />
zwei Töchter.<br />
50 April 10