Was hilft wirklich? - Republik
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5 Euro Juli 2012 Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich<br />
<strong>Was</strong> <strong>hilft</strong> <strong>wirklich</strong>?<br />
Strategien in der<br />
Entwicklungszusammenarbeit<br />
auf dem Prüfstand<br />
INterVIeW: Wolfgang Waldner über die wirtschaftliche Seite der EZA<br />
Sicherer Job, wenig Perspektive<br />
Umfrage: Wie Staatsdiener über ihren Beruf denken<br />
Verwaltung, die wirkt<br />
Wirkungsorientierung: <strong>Was</strong> der Bund von OÖ und Leoben lernen kann<br />
P. b. b. Verlagspostamt 2340 Mödling, Zul.-Nr. 09Z038082M Postnummer 3 www.wirtschaftsverlag.at<br />
Foto Regina Hügli
Gesundheitskompetenz in der Gesundheitsreform<br />
Als wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer umfassenden, überregionalen Gesundheitsreform gilt die Schaffung<br />
nationaler Gesundheitsziele. Die österreichischen Rahmen-Gesundheitsziele sollen als erster Schritt dazu beitragen,<br />
dass in den nächsten zwei Jahrzehnten die in Gesundheit verbrachten Lebensjahre im Durchschnitt um zwei<br />
Jahre steigen und setzen dort an, wo positiv auf die Erhaltung und Entwicklung der Gesundheit der Bevölkerung<br />
eingewirkt werden kann. Gesundheitskompetenz – Health Literacy – spielt dabei eine ganz zentrale Rolle und<br />
findet daher auch Niederschlag in den Rahmen-Gesundheitszielen.<br />
Wissen um Gesundheitskompetenz für<br />
gesundheitspolitische Erkenntnisse<br />
Die European Health Literacy Survey (HLS-EU-<br />
Studie), die unter der Leitung der Universität<br />
Maastricht durchgeführt wurde, hat in acht EU-<br />
Mitgliedstaaten Daten zur Gesundheitskompetenz<br />
in Bezug auf Krankheitsbewältigung, Krankheitsprävention<br />
und Gesundheitsförderung erhoben<br />
und die Ergebnisse verglichen. Dazu wurden pro<br />
Mitgliedstaat 1.000 über 15-jährige EU-Bürger<br />
mittels Fragebogen zur Selbsteinschätzung ihrer<br />
Fähigkeiten bzw. erlebten Schwierigkeiten befragt.<br />
„Österreich schneidet im Vergleich zu den<br />
teilnehmenden EU-Mitgliedstaaten eher schlecht<br />
ab: Jeder Sechste hat gröbere Probleme, Gesundheitsinformationen<br />
zu finden, zu verstehen, zu beurteilen<br />
oder anzuwenden, bzw. bei jedem zweiten<br />
Österreicher liegen zumindest problematische<br />
Einschränkungen vor“, so Prof. Dr. Pelikan (LBI<br />
HPR), Mitautor der Studie. „Deshalb ist die Förderung<br />
der Health Literacy in Österreich besonders<br />
wichtig. Dass sich nun auch die Gesundheitspolitik<br />
der Gesundheitskompetenz annimmt, ist ein<br />
Erfolg.“<br />
Rahmen-Gesundheitsziel 3 – Gesundheitskompetenz<br />
der Bevölkerung stärken<br />
„Konkrete und messbare Gesundheitsziele eignen<br />
sich gut als Rahmen, um die in Gesundheit verbrachten<br />
Lebensjahre zu erhöhen“, ist Dr. Martin<br />
Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozial- und Gesundheitspolitik<br />
der WKO, überzeugt. „Österreich<br />
hat ein teures und leistungsfähiges Gesundheitssystem.<br />
Die Lebenserwartung liegt über dem<br />
Durchschnitt der OECD-Staaten, die Zahl der<br />
bei guter Gesundheit erlebten Jahre liegt jedoch<br />
darunter. Die Rahmen-Gesundheitsziele sind ein<br />
erster Schritt, damit in den nächsten 20 Jahren<br />
die in Gesundheit verbrachten Lebensjahre im<br />
Durchschnitt um zwei Jahre steigen“, so Gleits-<br />
Ludwig Boltzmann Institut Health Promotion Research (LBIHPR)<br />
Untere Donaustraße 47, A-1020 Vienna AUSTRIA<br />
T: +43 (01) 2121 493 24, F: +43 (01) 2121 493 55<br />
E: juergen.pelikan@lbihpr.lbg.ac.at<br />
http://lbihpr.lbg.ac.at<br />
Univ.-Prof. dr. Jürgen M. Pelikan<br />
Key Researcher, Health Promoting Hospitals,<br />
Director, WHO-CC Health Promotion in Hospitals and Health<br />
Care am Ludwig Boltzmann Institute Health Promotion Research<br />
mann weiter. Nun stehen die Gesundheitsziele<br />
fest und es gilt, diese in den einzelnen Politikfeldern<br />
operativ zu konkretisieren. Es ist hierbei insbesondere<br />
darauf zu achten, dass die solidarisch<br />
aufgebrachten Mittel möglichst direkt und effizient<br />
bei den Patienten ankommen. Gesellschaftliche<br />
und soziale Bedingungen spielen dabei natürlich<br />
eine Rolle. Aber letztlich trifft der Einzelne<br />
selbst viele Entscheidungen für oder gegen einen<br />
gesundheitsförderlichen Lebensstil – diese Verantwortung<br />
muss sich in den Gesundheitszielen<br />
auch entsprechend widerspiegeln. In Österreich<br />
mangelt es vor allem an öffentlich zugänglichen<br />
Daten zur Qualität in der Gesundheitsversorgung.<br />
Verpflichtende Qualitätskennzahlen und messbare<br />
Qualitätsziele sind daher ein Muss, um einen<br />
Qualitätswettbewerb zum Vorteil der Patienten in<br />
Gang zu bringen.<br />
AdvERtoRIAL<br />
dr. Martin Gleitsmann<br />
Leiter der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit,<br />
Wirtschaftskammer Österreich<br />
Gesundheitskompetenz-Studie Österreich –<br />
Auswertung der Bundesländer Mitte 2012<br />
Um den Prozess der Maßnahmenerarbeitung<br />
wissenschaftlich optimal zu unterstützen,<br />
wurden im Rahmen der Europäischen Health<br />
Literacy Survey in Österreich zusätzlich so<br />
viele Personen befragt, dass eine separate,<br />
vergleichende Auswertung aller Bundesländer<br />
möglich ist. Die erste Analyse wird Mitte des<br />
Jahres vorliegen und soll regionale Unterschiede<br />
abbilden sowie eine regional gezielte Maßnahmenplanung<br />
ermöglichen. Im Rahmen der<br />
Perspektivengespräche des Europäischen Forum<br />
Alpbach 2012 wird im Arbeitskreis „Länger<br />
Jünger – Gesünder Älter“ über Gesundheitsförderung<br />
und Gesundheitskompetenz unter Berücksichtigung<br />
der österreichischen Ergebnisse<br />
diskutiert.<br />
Merck Sharp & Dohme Österreich ist ein Unternehmen der Merck & Co., Inc., ein<br />
weltweit führendes Unternehmen im medizinisch-pharmazeutischen Bereich, das<br />
sich für das gesundheitliche Wohl der Menschen einsetzt. Merck Sharp & Dohme<br />
Österreich unterstützt die Forschung des Ludwig Boltzmann Institut for Health<br />
Promotion Research (LBIHPR) im Rahmen der Europäischen Health Literacy Survey.
Stefan Grampelhuber<br />
Chefredakteur<br />
Die Frauenquote<br />
wirkt<br />
Jürg Christandl<br />
JULI 2012<br />
Editorial<br />
Die gute Nachricht zuerst: Der Anteil von weiblichen Führungskräften<br />
im Bundesdienst steigt. Das beweist ein Bericht, den Ministerin<br />
Gabriele Heinisch-Hosek kürzlich präsentierte. Waren im Jahr 2006<br />
noch rund 28 Prozent der Managementjobs des Bundes mit Frauen besetzt, sind<br />
es nun (Stichtag 31. 12. 2011) 32. Besonders auffällig ist die Erhöhung des Frauen-<br />
anteils in Top-Positionen (also Sektionschefinnen oder Leiterinnen nachgeordneter<br />
Dienststellen): Hier sind nun 23,3 Prozent der Posten weiblich (2006:<br />
15,8 Prozent). In der Privatwirtschaft kann man von solchen Zahlen nur träumen:<br />
So befinden sich derzeit etwa 5,1 Prozent Frauen in den Vorständen und<br />
11,2 in Aufsichtsräten. Eine magere Ausbeute. Der Öffentliche Dienst, zumindest<br />
auf Bundesebene, hat hier also die Nase vorne. Die von manchen (Männern)<br />
wenig geliebte Frauenquote, die mit Anfang des Jahres auf 50 Prozent erhöht<br />
wurde, scheint ihre Wirkung also nicht zu verfehlen.<br />
So, und nun die schlechte Nachricht: Diese Zahlen versperren den Blick<br />
auf den enormen Nachholbedarf mancher Ressorts. Selbst wenn man die traditionell<br />
eher männlich dominierten Bereiche Technik (Stellen im BMVIT verlangen<br />
etwa nach einer derartigen Ausbildung) oder Landesverteidigung auslässt,<br />
gibt es noch große weiße Flecken auf der Landkarte: Im BMF (sechs Sektionen)<br />
gibt es etwa gar keine weibliche SC, und in den sieben Sektionen des BMUKK<br />
nur eine einzige. Eine Präsidialchefin oder gar Generalsekretärin sucht man in<br />
allen Ressorts überhaupt vergeblich.<br />
Trostlos sieht es in Sachen Frauen in den Ländern aus: Alle neun Sitze in<br />
den Landesamtsdirektionen sind von Männern besetzt. Zwei Magistratsdirektionen<br />
der Städte mit eigenem Statut – österreichweit gibt es 15 davon – werden<br />
von Frauen geleitet. Für das oberösterreichische Steyr wurde erst vor zwei<br />
Monaten die ehemalige BMASK-Mitarbeiterin Renate Kamleithner verpflichtet<br />
(s. Seite 33). Interessantes Detail am Rand: Dies passierte erst, nachdem der<br />
Bürgermeister von Steyr seinen männlichen Favoriten bei der Opposition nicht<br />
durchsetzen konnte.<br />
Die Entwicklungszusammenarbeit hat deutliche Kürzungen hinnehmen müssen.<br />
In der aktuellen Covergeschichte geht Ursula Horvath der Frage nach, wie<br />
man mit weniger Budget bilaterale Projekte aufrechterhalten kann. Im Interview<br />
nimmt Staatssekretär Wolfgang Waldner zur Frage Stellung, in welchem<br />
Ausmaß mittlerweile wirtschaftliche Interessen die EZA dominieren.<br />
Auf Bundesebene laufen die Vorbereitungen zur Umstellung auf die Wirkungsorientierung<br />
auf Hochtouren. Sandra Dudek hat sich angesehen, welche<br />
Länder und Gemeinden die WO bereits eingeführt haben und was der Bund davon<br />
lernen kann. Und mit einer Reportage über die Restaurierung der Klimtvilla<br />
startet Andrea Krieger die neue REPUBLIK-Serie.<br />
Ursula Horvath Sandra Dudek Andrea Krieger<br />
3
inhalt<br />
4 JULI 2012<br />
iMPrESSUM<br />
MEdIEnInHABER,<br />
HERAUSGEBER Und vERLEGER<br />
Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH<br />
Wiedner Hauptstraße 120–124, 1051 Wien<br />
T: (01) 546 64-0, F: (01) 546 64-528<br />
GEScHäftSfüHRER<br />
Thomas Zembacher<br />
DVR-Nr.: 0368491<br />
oBJEktLEItER<br />
Stefan Böck<br />
T: (01) 546 64-380, E: s.boeck@wirtschaftsverlag.at<br />
cHEfREdAktEUR<br />
Stefan Grampelhuber<br />
T: (01) 546 64-389, E: s.grampelhuber@republik-online.at<br />
cHEf voM dIEnSt<br />
Stephan Strzyzowski<br />
T: (01) 546 64-381, E: s.strzyzowski@wirtschaftsverlag.at<br />
IdEE Und PRoJEktBERAtUnG<br />
Feri Thierry<br />
WEItERE MItARBEItER dIESER AUSGABE<br />
Sandra Dudek, Gudrun Haigermoser, Ursula Horvath,<br />
Andrea Krieger, Daniel Mayr<br />
AnzEIGEnLEItUnG<br />
Franz Michael Seidl<br />
T: (01) 546 64-240, E: f.seidl@wirtschaftsverlag.at<br />
AnzEIGEnvERkAUf<br />
Johannes Dieminger<br />
T: (01) 546 64-282, E: j.dieminger@wirtschaftsverlag.at<br />
AnzEIGEnSERvIcE<br />
Nina Hewson<br />
T: (01)546 64-484, E: n.hewson@wirtschaftsverlag.at<br />
GRAfIScHES konzEPt<br />
Dirk Merbach<br />
GRAfIk dESIGn<br />
Simon Jappel<br />
HERStELLER<br />
Friedrich VDV, Vereinigt Druckereien- und<br />
Verlags-GmbH & CO KG, 4020 Linz<br />
Zamenhoferstr. 43–45, www.friedrichvdv.com<br />
ABoSERvIcE<br />
Aboservice Österr. Wirtschaftsverlag<br />
T: (01) 740 40-7812, F: (01) 740 40-7813<br />
E: aboservice@wirtschaftsverlag.at.<br />
Aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezi-<br />
fische Ausformulierung und den Verweis auf (nicht)akademische Titel.<br />
Frage deS MonatS<br />
254,9 Millionen Euro will die Bundesregierung bis Ende 2016 bei den IT-Leistungen<br />
einsparen. Deshalb gibt es seit kurzem das sogenannte IKT-Konsolidierungsgesetz.<br />
Darin ist auch eine Regelung enthalten, die es dem Bundesrechenzentrum<br />
(BRZ) möglich macht, bei sämtlichen IT-Aufträgen des Bundes zum Zug zu<br />
kommen. Und zwar dann, wenn dessen Angebot „nachvollziehbar marktkonform“<br />
ist. Selbst wenn andere IT-Anbieter kostengünstiger sind, ist demnach das BRZ<br />
zu beauftragen. Wie man den Stellungnahmen zum Gesetzesentwurf entnehmen<br />
kann, waren viele Einrichtungen mit diesem Vorgehen nicht einverstanden. So<br />
warnt man etwa vor einer „Ausschaltung des Wettbewerbes“ oder einer „monopolähnlichen<br />
Stellung“ des BRZ. Verantwortliche aus dem BMF, Eigentümervertreter<br />
der BRZ, und dem Verteidigungsressort (BMLVS) nehmen nun zur REPUBLIK-Frage<br />
des Monats Stellung.<br />
Wie stehen Sie dazu, dass in Zukunft<br />
das bei einem<br />
Angebot zu beauftragen ist?<br />
BRZ marktkonformen<br />
Hopi-Media, BMLFUW<br />
» Ziel dieses Gesetzes ist die<br />
Senkung der IT-Kosten des<br />
Bundes. Wir wollen damit mehr als<br />
250 Millionen Euro an Einsparungen<br />
in den nächsten fünf Jahren<br />
erreichen. Das lässt sich nur<br />
durch ein entschlossenes Vorgehen<br />
realisieren. Das BRZ als wichtigster<br />
IT-Dienstleister des Bundes<br />
hat bei der Zusammenfassung von<br />
Rechenzentrumsleistungen eine<br />
zentrale Aufgabe. Eine Voraussetzung<br />
für marktkonforme Leistungen<br />
sind für mich transparente<br />
Kostenvergleiche. Dann können<br />
wir den Erfolg auch messen.<br />
Gerhard Popp, BMF<br />
(Leiter der Sektion It, Kommunikation<br />
und Öffentlichkeitsarbeit)<br />
BMLVS<br />
» Das BMLVS wirkt an der Umsetzung<br />
des IKT-Konsolidierungsgesetzes<br />
aktiv mit. Die vorgesehene<br />
Beauftragung des BRZ für Bundeslösungen<br />
bei „marktkonformen<br />
Angeboten“ wird auf Tauglichkeit zur<br />
Kosten-Nutzen-Optimierung zu prüfen<br />
sein. In Zeiten steigender Bedrohungen<br />
im Cyberspace ist es von<br />
Bedeutung, dass auch die Aufgabe<br />
des Bundesheers als strategische<br />
Handlungsreserve der <strong>Republik</strong><br />
Österreich gewahrt wird. Das BMLVS<br />
betreibt dafür und für den militärspezifischen<br />
Bedarf bereits eigene<br />
Inhouse-Rechenzentren. Die Aufgabenteilung<br />
zwischen diesen und<br />
dem BRZ ist ein wesentlicher Punkt.<br />
Franz Leitgeb, BMLVS<br />
(Leiter der Gruppe Struktur und<br />
Organisation)
BMWF-Forschungssektionschefin<br />
06 Barbara Weitgruber im Porträt<br />
10<br />
Neue Strategien sind bei der österreichischen<br />
entwicklungszusammenarbeit<br />
gefragt<br />
Welche Instrumente der<br />
22 Wirkungsorientierung in Ländern und<br />
Städten zum einsatz kommen<br />
eine BKA-Umfrage unter Mitarbeitern<br />
24<br />
des Bundes zeigt die Herausforderung<br />
der nächsten Jahre<br />
PErSönlich<br />
6 Porträt des Monats: Barbara Weitgruber<br />
8 Aufsteiger des Monats: Susanne Knasmüller<br />
9 Austria Abroad: Roland Hauser<br />
SchwErPUnkt<br />
ENtWickLuNGSzuSAmmENARBEit<br />
JULI 2012<br />
inhalt<br />
10 Von der Hilfe zur Partnerschaft<br />
Wie man trotz geringem Budget bilaterale EZA-Projekte umsetzen kann<br />
16 „Konzentration statt Gießkanne“<br />
Staatssekretär Waldner über das 0,7-Prozent-Ziel der Uno<br />
SEriE<br />
REpoRtAGE<br />
20 Zwischen Barock und Baucontainer<br />
Aus dem Alltag eines Denkmalpflegers<br />
thEMa<br />
22 Verwaltung, die wirkt<br />
Wie die Wirkungsorientierung in Leoben und OÖ eingesetzt wird<br />
24 Sicherer Job, wenig Perspektive<br />
Umfrage: <strong>Was</strong> Staatsdiener über ihren Beruf denken<br />
ProjEktE<br />
28 Gendern für Anfänger<br />
Wie sich Texte unkompliziert geschlechtergerecht formulieren lassen<br />
bESchaffUng<br />
29 Reinigung<br />
SErvicE & info<br />
30 Ausbildung & Lobbying-Kongress<br />
31 Terminkalender<br />
karriErEn<br />
32 Wer macht was<br />
Privat<br />
34 Agnes Husslein-Arco:<br />
„Mein Mann wünscht sich fünf Sterne“<br />
5
PErSönlich<br />
Verhandlungsgeschick<br />
und eine breite internationale<br />
Vernetzung: Das ist<br />
das Geheimrezept von<br />
BMWF-Sektionsleiterin<br />
Barbara Weitgruber.<br />
6 JULI 2012<br />
Ordnung muss sein!<br />
PoRtRät dES MonAtS: BARBARA WEItGRUBER ist von zäher Natur und hat es<br />
trotz einer langwierigen Krankengeschichte in den Chefsessel der BMWF-<br />
Forschungssektion geschafft. Momentan feilt sie an der ÖAW-Reform.<br />
Wer das Büro von Barbara Weitgruber<br />
betritt, merkt sofort: Die Forschungssektionschefin<br />
im Wissenschaftsministerium<br />
(BMWF)<br />
ist arbeitstechnisch voll ausgelastet. Auf ihrem<br />
Schreibtisch stapeln sich die Akten. Wer jetzt an<br />
ein Zettelchaos denkt, liegt völlig falsch. Hier hat<br />
alles seine Ordnung. Fein säuberlich geschlichtet<br />
und gut strukturiert warten die Papiere auf ihre<br />
Bearbeitung.<br />
Einer der höchsten Stapel ist der Umstrukturierung<br />
der Akademie der Wissenschaften<br />
Text Stefan Grampelhuber<br />
Foto Simon Jappel<br />
(ÖAW) gewidmet. Das größte derzeitige Vorhaben<br />
der gebürtigen Steirerin hat aber seine Tücken.<br />
Ende 2011 stiegen die ÖAW-Mitarbeiter<br />
auf die Barrikaden, viele bangten um die Sicherheit<br />
ihrer Jobs. „Der Infofluss war nicht optimal.<br />
Menschen fühlen sich natürlich verunsichert,<br />
wenn sie zuerst aus den Medien erfahren,<br />
dass sich ihr Arbeitsplatz verändert“, sagt Weitgruber.<br />
Nach mehreren Gesprächsrunden mit<br />
den Betroffenen wie Betriebsrat und Vertretern<br />
der Institute hat sich die Stimmung wieder beruhigt.<br />
Die erste Ausgliederungsrunde – einige
ÖAW-Einrichtungen sind nun Teil der Universität<br />
Wien – ist schon erfolgreich über die Bühne<br />
gegangen. Und zu Entlassungen ist es auch<br />
nicht gekommen. „Derzeit laufen Verhandlungen<br />
unter anderem mit Unis in Innsbruck,<br />
Graz und Salzburg. Bis zum Sommer soll die<br />
Integration weiterer ÖAW-Einrichtungen abgeschlossen<br />
sein“, so die Naturliebhaberin, die<br />
sich gerne um ihren Garten kümmert. – Ein taffer<br />
Zeitplan. Aber die 48-Jährige betont ihr Vorgehen<br />
mit solchem Nachdruck, dass man in keiner<br />
Sekunde daran zweifelt.<br />
Viele Weggefährten streuen Weitgruber Rosen,<br />
vor allem wegen ihres Verhandlungsgeschicks<br />
und ihrer internationalen Vernetzung –<br />
und natürlich wegen ihres eisernen Willens. Den<br />
bewies sie im Jahr 2002: Bei einem Autounfall<br />
wurde Weitgruber als Beifahrerin schwer verletzt.<br />
So schwer, dass sie fast ihr Leben und einige Zeit<br />
später fast einen Teil ihres rechten Beins verloren<br />
hätte. „Ein Jahr nach dem Unfall kam es zu einer<br />
Knochenmarkeiterung, es bestand wieder Amputationsgefahr.“<br />
Die Genesung dauerte bis 2006,<br />
die Zeit davor war von ständigen Rückschlägen<br />
geprägt. Insgesamt wurden neun Operationen<br />
durchgeführt. Weitgruber musste vier Rehas absolvieren,<br />
bis sie – trotz bleibender 50-prozentiger<br />
Gehbehinderung – ohne Krücken gehen<br />
konnte.<br />
2004 gab sie die Leitung der Sektion „Wissenschaftliche<br />
Forschung und internationale Angelegenheiten“,<br />
die sie 2003 erstmals übernahm,<br />
aufgrund der bevorstehenden Operationen wieder<br />
ab. Ihre Studien absolvierte Weitgruber in<br />
Graz und in Chicago. Zurück in Österreich wurde<br />
die Paulo-Coelho-Liebhaberin 1987 die erste<br />
Mitarbeiterin des neu eingerichteten Büros für<br />
Auslandsbeziehungen der Uni Graz, das 1993,<br />
als Weitgruber nach Wien zum Österreichischen<br />
Austauschdienst wechselte, zehn Mitarbeiterinnen<br />
unter ihrer Leitung umfasste. 1994 holte<br />
sie Erhard Busek in das Ressort.<br />
Verheiratet ist Weitgruber, die täglich von<br />
Wolkersdorf mit der S-Bahn ins BMWF pilgert,<br />
übrigens mit Karl Ennsfellner, dem Vizerektor<br />
der IMC FH Krems. Kennengelernt haben sich die<br />
beiden erklärten Workaholics – wie könnte es anders<br />
sein – auf einer Dienstreise.<br />
JULI 2012<br />
PErSönlich<br />
» Von Paulo<br />
Coelho habe ich<br />
alles gelesen, was<br />
je veröffentlicht<br />
wurde.<br />
7
PErSönlich<br />
Die schnelle Susi<br />
AUfStEIGER dES MonAtS: SUSAnnE knASMüLLER leitet mit nur 27 Lenzen<br />
bereits ein Referat mit zehn Mitarbeitern. Ihrem Lebenslauf nach zu<br />
schließen, könnte es aber gut sein, dass es sie noch einmal in einen<br />
ganz anderen Bereich verschlägt. Text Andrea Krieger<br />
Susanne Knasmüller, BMI<br />
Das unabhängige Magazin<br />
für Führungskräfte<br />
im öffentlichen Bereich<br />
BMI<br />
8 JULI 2012<br />
Es gibt Interviewpartner, die ganz weit<br />
ausholen, das Thema ausgiebig umkreisen<br />
und nur sehr zögerlich auf den Punkt<br />
kommen. Susanne Knasmüller ist da von einer<br />
ganz anderen Sorte. Da geht alles fix.<br />
Tempo machen, das ist seit Dezember auch<br />
die Aufgabe der 27-Jährigen im Innenministerium<br />
(BMI). Oder, wie es die Leiterin des Referats<br />
für Integrationskoordination ausdrückt – „Integration<br />
in den verschiedenen Handlungsfeldern<br />
vorantreiben“. Der 20-Punkte-Maßnahmenkatalog<br />
des Unabhängigen Expertenrates für Integration,<br />
ihre berufliche Bibel quasi, soll schließlich<br />
schnellstmöglich mit Leben erfüllt werden.<br />
Zurzeit hält sie insbesondere das „Dialogforum<br />
Islam“ auf Trab. „Da geht es um die Etablierung<br />
eines institutionalisierten Dialoges mit Muslimen<br />
in Österreich“, erklärt die frühere Mitarbeiterin<br />
des für die Grundversorgung zuständigen<br />
Referats für Asylangelegenheiten.<br />
zur PerSon<br />
Susanne Knasmüller, 27<br />
2003–2009<br />
Studium Jus und psychologie in innsbruck<br />
2009–2010<br />
univ.-Assistentin am institut für zivilrecht,<br />
innsbruck<br />
2010–2011<br />
mitarbeiterin im Bmi-Referat für Asyl- und<br />
Betreuungsangelegenheiten, Grundversorgung<br />
seit 2011<br />
Leiterin des Bmi-Referats für integrationskoordination<br />
(iii/8/b)<br />
Testen Sie republik<br />
ein Jahr für 20,–!<br />
So einfach geht‘s:<br />
Senden Sie eine E-mail mit ihrer postadresse an<br />
aboservice@wirtschaftsverlag.at<br />
» Ich bin überzeugt, dass im<br />
Grunde jeder nur mit <strong>Was</strong>ser<br />
kocht.<br />
Beim Lebenslauf der Oberösterreicherin<br />
könnte einem glatt schwindlig werden. „Als<br />
Streberin würde ich mich nicht bezeichnen“,<br />
grinst die Vorgesetzte von zehn Mitarbeitern. Also<br />
eine eierlegende Wollmilchsau? Knasmüller<br />
lacht auf. „Ich bin der festen Überzeugung, dass<br />
im Grunde jeder nur mit <strong>Was</strong>ser kocht.“ Dennoch:<br />
An ihrem Curriculum fände so mancher Headhunter<br />
großen Gefallen. Zügig hat die Oberösterreicherin<br />
in Innsbruck zwei so unterschiedliche<br />
Studien wie Jus und Psychologie abgeschlossen,<br />
daneben zahlreiche freiwillige Funktionen ausgeübt<br />
und außerdem eine breite Vielfalt an Weiterbildungen<br />
und Praktika absolviert. Ein Weltraumrecht-Kurs<br />
(2008) war ebenso dabei wie die<br />
Arbeit in einem brasilianischen Frauenhaus, das<br />
minderjährigen Prostituierten neue Beschäftigungsperspektiven<br />
bietet. Für den dreimonatigen<br />
Aufenthalt im Jahr 2006 hat sie intensiv Portugiesisch<br />
gebüffelt. Nicht zuletzt seit dieser Brasilien-Erfahrung<br />
weiß sie, wie wichtig es ist, die<br />
jeweilige Landessprache zu beherrschen. „Sonst<br />
ist man isoliert“, so Single Knasmüller, die ihren<br />
„fürsorglichen Freundeskreis“ sehr zu schätzen<br />
weiß. In ihrer Freizeit geht’s jede freie Minute<br />
hinaus ins Grüne – und oft auch aufs Pferd. Aus<br />
dem Reiterdorf Ampflwang kommend, ist die<br />
frühere Landesobfrau der VP-nahen Schülerunion<br />
mit den Rössern auf du und du.<br />
5 Euro Dezember 2011 Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich<br />
Wie macht man<br />
mit Sicherheit<br />
Karriere?<br />
Innere Sicherheit und<br />
Personalentwicklung<br />
Interview: Johanna Mikl-Leitner über Nachwuchssorgen und Mitarbeitermotivation<br />
Umstrittene Personalreform<br />
Striktes Sparprogramm für EU-Beamte<br />
Radiologen und Spiele<br />
Warum das Austria Center heuer Zuschüsse benötigt<br />
P. b. b. Verlagspostamt 2340 Mödling, Zul.-Nr. 09Z038082M Postnummer 9 www.wirtschaftsverlag.at<br />
RP_1111.indd 1 03.11.2011 16:49:49<br />
Fotograf: Hans Ringhofer<br />
5 Euro Jänner/Februar 2012 Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich<br />
mit Verwaltung<br />
I NN O V ATIV<br />
4 / 2011<br />
vereinbar sind<br />
Familie und Beruf?<br />
Fotograf: Hans Ringhofer Wie<br />
<strong>Was</strong> Österreichs Familienpolitik leistet<br />
Interview: Reinhold Mitterlehner über Väterkarenz und die Zukunft des Flaf<br />
Verwaltungsreform 2.0<br />
<strong>Was</strong> der „Reformdialog“ bringen soll<br />
Im Gerichtssaal der öffentlichen Meinung<br />
Warum Medienarbeit für die Justiz immer wichtiger wird<br />
P. b. b. Verlagspostamt 2340 Mödling, Zul.-Nr. 09Z038082M Postnummer 10 www.wirtschaftsverlag.at<br />
RP_1211.indd 1 30.11.2011 18:00:35
Erster mobiler Botschafter<br />
JULI 2012<br />
PErSönlich<br />
AUStRIA ABRoAd: RoLAnd HAUSER, Diplomat im zweiten Bildungsweg,<br />
bereist neuerdings abwechselnd das reichste Land der Welt und die<br />
Staaten des Arabischen Frühlings. Das BMEIA braucht seine Dienste<br />
doppelt. Text Andrea Krieger<br />
Mit Roland Hauser hat Österreich seit<br />
Ende 2011 den ersten Botschafter<br />
in Katar. Es ist eine ungewöhnliche<br />
Funktion. „Ich reise zwar öfter in den Wüstenstaat,<br />
aber der Sitz des Botschafters bleibt vorerst<br />
Wien“, so Hauser. „Aus finanziellen Gründen sind<br />
nur eine Geschäftsträgerin und ein Wirtschaftsdelegierter<br />
vor Ort.“ Warum dann überhaupt eine<br />
Botschaft eröffnet wurde? Das reichste Land<br />
der Welt ist hochinteressant für die hiesige Wirtschaft.<br />
Doch selbst wenn ökonomischen Aspekte<br />
im Vordergrund stehen: Ohne kulturellen Austausch<br />
geht gar nichts. Dafür legt sich Hauser gerade<br />
ins Zeug. „Es gibt Interesse einer Klimt-Ausstellung<br />
in Katar.“<br />
Die ganze Arbeitszeit darf für derlei Botschaftertätigkeiten<br />
aber nicht draufgehen. Außenminister<br />
Spindelegger braucht Hauser näm-<br />
zur PerSon<br />
Roland Hauser, 54<br />
1976–1981<br />
Studium der Geschichte, Romanistik und philosophie<br />
in innsbruck und Aix-en-provence<br />
1981–1983<br />
AHS- und BHS-Lehrer<br />
1986–2009<br />
Nach Abschluss der Diplomatischen Akademie:<br />
Eintritt in das BmEiA, diverse Botschaftsaufenthalte,<br />
u. a. Botschafter in kuwait und kenia<br />
seit 2009<br />
Leiter der BmEiA-Abteilung für Sicherheitsangelegenheiten<br />
seit 2011<br />
Botschafter in katar mit Sitz in Wien<br />
» Am Beginn meiner Karriere<br />
1989 habe ich das Pekinger<br />
Massaker am Tiananmen-Platz<br />
miterlebt.<br />
lich außerdem für einen anderen Job: Als Leiter<br />
der Abteilung für Sicherheitsangelegenheiten im<br />
Außenressort (BMEIA) hat Hauser auch das Krisenmanagement<br />
im Bezug auf Auslandösterreicher<br />
und Touristen über. Seit dem Beginn des<br />
Arabischen Frühlings ist da einiges zu tun. Hauser<br />
ist in dieser Sache ein Routinier: „Ich habe<br />
gleich zu Beginn meiner diplomatischen Karriere<br />
das Massaker am Tiananmen-Platz 1989 in Peking<br />
miterlebt. Da der Konsul ausgerechnet zu<br />
diesem Zeitpunkt auf Urlaub war, betreute ich die<br />
Österreicher vor Ort“, so der 54-Jährige.<br />
Sein „K“ verrät die Herkunft des Tirolers. Es<br />
ist 30 Jahre her, dass Hauser seinen Posten als<br />
AHS-Geschichte- und Französischlehrer in Innsbruck<br />
aufgab, um die Diplomatische Akademie in<br />
Wien zu besuchen. Eigentlich mit dem Ziel einer<br />
Wirtschaftslaufbahn. Es habe sich „aber anders<br />
ergeben. Und gut war’s.“ Mittlerweile war er für<br />
das BMEIA bereits in China, Saudi-Arabien, Dubai<br />
und Kenia. „Ich empfinde es als großen Luxus,<br />
unter angenehmen Bedingungen andere<br />
Länder und Menschen kennenzulernen. Wobei<br />
sich eine Traum- und Wunschdestination in der<br />
Realität als schwierig erweisen kann und umgekehrt“,<br />
sagt der Miles-Davis-Fan, der privat wenig<br />
reist. Das alljährliche Ferien-Ritual möchte er allerdings<br />
nicht missen. „Seit Jahrzehnten gibt es<br />
jeden Sommer ein großes Familientreffen in Südfrankreich,<br />
der früheren Heimat meiner Frau, wo<br />
jetzt meine beiden Kinder studieren“, so Hauser.<br />
Roland Hauser, BMEIA<br />
9<br />
Hopi-Media
© akg / North Wind Picture Archives; www.akg-images.de<br />
SchwErPUnkt<br />
Von der Hilfe zur<br />
Partnerschaft<br />
Herumstolzierende und selbstgefällige Kolonialherren wie auf diesem Gemälde aus dem 18. Jahrhundert mit dem Titel<br />
„Divertissement sous les cocotiers“ (dt. „Vergnügungen unter Kokospalmen“) gibt es schon lange nicht mehr. Sie raubten<br />
ganzen Gesellschaftssystemen eine eigenständige Entwicklung.<br />
10 JULI 2012<br />
EntWIckLUnGSzUSAMMEnARBEIt Die Budgetknappheit<br />
zwingt die Entwicklungszusammenarbeit zu Strategieänderungen.<br />
Gleichzeitig steigt die Investitionsbereitschaft<br />
vieler Unternehmen. REPUBLIK hat bei Experten<br />
nachgefragt, wie Österreich auch mit weniger Budget<br />
bilaterale EZA-Projekte umsetzen kann und ob<br />
heimische Unternehmen davon profitieren.<br />
Text Ursula Horvath
In Uganda werden 800.000 Menschen mit<br />
sauberem Trinkwasser versorgt. In Nicaragua<br />
erzeugt ein geothermisches Kraftwerk<br />
erneuerbare Energie. In Armenien werden<br />
die Verwaltung und das Rechtssystem modernisiert.<br />
Bei all diesen Projekten war und ist Österreich<br />
maßgeblich beteiligt.<br />
Die Auswirkung der Entschuldung<br />
Dennoch: Österreichs Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit<br />
(EZA) sinken seit Jahren.<br />
So scheint es zumindest auf den ersten Blick: Im<br />
Vorjahr hat Österreich 0,27 Prozent des Bruttonationaleinkommens<br />
(BNE, fast identisch mit dem<br />
Bruttonationalprodukt BNP) für EZA ausgegeben.<br />
Das Land ist damit weit vom UNO-Ziel von<br />
0,7 Prozent entfernt. Im Jahr 2010 waren es noch<br />
0,32, 2005 sogar 0,52 Prozent – also rund 1,3 Mrd.<br />
Euro (vgl. Grafik 1). Einerseits hat sich die Wirtschaftskrise<br />
negativ auf die EZA ausgewirkt, andererseits<br />
täuscht die Statistik ein wenig. Denn<br />
in die sogenannte ODA (Official Development<br />
Assistance; alle öffentlichen Leistungen von<br />
Bund, Ländern und Gemeinden, die vom EZA-<br />
Ausschuss der OECD anerkannt werden) fließen<br />
mehrere Ausgaben ein (vgl. Grafik 2). „Die großen<br />
Sprünge entstehen durch Entschuldungsmaßnahmen.<br />
Jedes Land meldet seine Ausgaben<br />
dem Entwicklungsausschuss der OECD. Dieser<br />
entscheidet, welche Ausgaben als EZA angerechnet<br />
werden. Weil 2011 weniger Entschuldungen<br />
schlagend geworden sind, ist die ODA gesunken.<br />
Das Budget für konkrete Projekte war über die<br />
Jahre leicht steigend“, erklärt Michael Linhart,<br />
Leiter der für die EZA zuständigen Sektion VII<br />
im Außenministerium (BMEIA). Auch Jan Pospisil,<br />
Development-Policy-Experte am Österreichischen<br />
Institut für internationale Politikwissenschaft<br />
(ÖIIP), bestätigt: „Österreich hatte in den<br />
vergangenen zehn Jahren immer eine hohe Entschuldungsrate.<br />
Im Jahr 2008 waren es etwa 43<br />
Prozent der EZA-Ausgaben, wir haben dem Irak<br />
damals 470 Mio. Schulden erlassen. Dennoch liegen<br />
wir im EU-Vergleich weit hinten. Die skandinavischen<br />
Länder geben etwa ein Prozent des<br />
BNE aus.“<br />
Mehr als die Hälfte der ODA-Mittel liegen<br />
in den Händen des Finanzministeriums (BMF).<br />
Dieses Ressort überweist die Beiträge in multilaterale<br />
Töpfe – also zum Beispiel an die Uno, die<br />
Weltbank oder den EU-Entwicklungsfonds. Die<br />
Strategie der nationalen EZA wird im BMEIA geplant.<br />
Die Austrian Development Agency (ADA)<br />
setzt Programme und Projekte gemeinsam mit<br />
öffentlichen Einrichtungen, NPOs und Unternehmen<br />
um. Der ordnungsgemäße Einsatz der<br />
Mittel wird mindestens einmal pro Jahr durch<br />
Wirtschaftsprüfer von Price Waterhouse Coopers<br />
oder KPMG und der ADA selbst überprüft. Fließt<br />
Geld über staatliche Stellen des Partnerlandes,<br />
BMeiA<br />
SchwErPUnkt<br />
» Armutsbekämpfung<br />
und<br />
Friedenssicherung<br />
bleiben die<br />
obersten Ziele.<br />
Michael Linhart,<br />
BMEIA<br />
JULI 2012<br />
11
SchwErPUnkt<br />
» Wenn man<br />
sinnvoll arbeiten<br />
möchte, müsste<br />
das operative<br />
Budget der ADA<br />
höher dotiert<br />
werden.<br />
Jan Pospisil,<br />
ÖIIP<br />
OIIP<br />
12 JULI 2012<br />
überprüfen auch die obersten Rechnungskontrollbehörden<br />
des Landes, betroffene Ministerien<br />
oder das Parlament, ob das Geld dort landet, wo<br />
es hingehört.<br />
„Manche fragen, warum ein kleines Land<br />
wie Österreich überhaupt bilaterale EZA macht“,<br />
sagt Pospisil. „Österreich hat thematische Kompetenz<br />
etwa in den Bereichen <strong>Was</strong>ser, Landwirtschaft<br />
oder Konfliktlösung. Es ist daher durchaus<br />
sinnvoll, bilateral zu arbeiten. Außerdem fallen<br />
dann Arbeitsplätze weg, weil etwa die ADA keine<br />
Berechtigung mehr hätte. Und es wären viele<br />
NGO-Partner davon betroffen. Wenn man <strong>wirklich</strong><br />
sinnvoll arbeiten möchte, müsste das operative<br />
Budget der ADA höher dotiert werden.“ Dass<br />
auch weiterhin bilateral gearbeitet wird, steht<br />
auch für Linhart außer Frage: „Wir haben in vielen<br />
Bereichen ein enormes Know-how. In Uganda<br />
zum Beispiel nimmt Österreich eine führende<br />
Rolle ein.“ Hier koordiniere man in einer Troika<br />
mit anderen Gebern im Bereich <strong>Was</strong>ser regelmäßig<br />
die Geberländer und sei Ansprechpartner für<br />
die dortige Regierung.<br />
Land ODA in Prozent des BNE<br />
Australien 0,35<br />
Belgien 0,53<br />
Dänemark 0,86<br />
Deutschland 0,5<br />
Griechenland 0,11<br />
Italien 0,19<br />
Japan 0,18<br />
Kanada 0,31<br />
Norwegen 1<br />
Österreich 0,27<br />
Portugal 0,29<br />
Schweden 1,02<br />
Großbritannien 0,56<br />
USA 0,2<br />
ADA: Geldsorgen und Schließungen<br />
Die finanziellen EZA-Mittel sind im Gesamtbudget<br />
des BMEIA eingebettet und zählen zu den Ermessensausgaben.<br />
Beim kürzlich geschnürten<br />
Sparpaket ist die ADA verschont geblieben. Eine<br />
Reduzierung wurde allerdings schon vorher beschlossen:<br />
Von 2011 bis 2014 wird das jährliche<br />
Budget um zehn Prozent gekürzt. Hatte die Organisation<br />
im Jahr 2010 noch ein operatives Budget<br />
von 82 Mio. Euro, waren es 2011 rund 74 Mio.,<br />
2012 werden es gar nur 67,5 Millionen sein. „Wir<br />
sparen nicht linear überall ein Zehntel ein, sondern<br />
geben ganze Bereiche komplett auf. Wir lassen<br />
Landesstrategien auslaufen und unterstützen<br />
einzelne Sektoren wie die Minenbekämpfung<br />
nicht mehr“, erklärt ADA-Geschäftsführerin Brigitte<br />
Öppinger-Walchshofer. Von den Sparmaßnahmen<br />
betroffen ist außerdem die Administration.<br />
„Wir haben in der Zentrale umstrukturiert,<br />
sowohl Räumlichkeiten als auch Personal reduziert.<br />
Und wir schließen Büros. 2007 hatten wir<br />
noch 18 Auslandsbüros, 2013 werden es nur noch<br />
neun sein.“<br />
VERGLEIcH DER EZA-AUSGABEn EInZELnER LänDER IM JAHR 2011<br />
(In PRoZEnT DES BnE)<br />
Vor allem die skandinavischen Länder stechen bei einem internationalen Vergleich hervor. Sie<br />
gehören zu jenen Staaten, die die Grenze von 0,7 Prozent des Brutto nationaleinkommens, das<br />
von der Uno für die EZA-Aufwendungen vorgeschlagen wird, überschreiten.<br />
Quelle: oEcD
Die Schließung von ADA-Büros im Ausland<br />
hat finanzielle, aber auch strategische Gründe:<br />
Österreich zieht sich zum Beispiel aus Teilen<br />
Südosteuropas zurück, weil Länder wie Serbien,<br />
Bosnien und Herzegowina, Mazedonien und<br />
Montenegro schon auf einem guten Weg in Richtung<br />
EU sind und keine EZA im klassischen<br />
Sinne mehr brauchen. „Wir bleiben im Kosovo<br />
und setzen neue Schwerpunkte in der Schwarzmeer-Region.<br />
In Georgien und Armenien haben<br />
wir mit anderen österreichischen Playern komparative<br />
Vorteile“, sagt BMEIA-Sektionsleiter Linhart.<br />
Wirtschaftliche Überlegungen dürfen auch<br />
in der Entwicklungspolitik durchaus eine Rolle<br />
spielen. Mehr noch: Beim vierten hochrangigen<br />
Forum in Busan im Dezember 2011 wurde<br />
dem Privatsektor ganz klar eine größere Bedeutung<br />
eingeräumt. Nicht zuletzt, weil sich neue<br />
Geberländer wie China, Indien oder Brasilien als<br />
Entwicklungspartner einbringen und immer öfter<br />
Wirtschaftskooperationen mit den Entwicklungsländern<br />
eingehen. Für Sektionsleiter Linhart<br />
ist es wichtig festzuhalten, dass „Armutsbe-<br />
HIntergrund<br />
Grundlagen der<br />
österreichischen EZA<br />
Millenniumsziele:<br />
im Jahr 2000 definierten die mitgliedstaaten der<br />
Vereinten Nationen acht Entwicklungsziele (u. a.<br />
Grundschulausbildung für alle kinder, Eindämmung<br />
von Armut, Hunger und krankheiten,<br />
ökologische Nachhaltigkeit), die seither die Basis<br />
der Entwicklungspolitik der internationalen Staatengemeinschaft<br />
bilden.<br />
Pariser Erklärung:<br />
im Jahr 2005 haben sich die Geber- und die<br />
partnerländer verpflichtet, die Wirksamkeit der<br />
Entwicklungszusammenarbeit zu verbessern und<br />
die programme der Geberländer an die nationalen<br />
Entwicklungsstrategien der partnerländer<br />
anzupassen.<br />
Busan:<br />
Nach den internationalen Foren in Rom, paris<br />
und Accra wurde zuletzt im Dezember 2011 beim<br />
vierten High Level meeting im südkoreanischen<br />
Busan über die Wirksamkeit der EzA diskutiert.<br />
Dabei wurde als Ergebnis u. a. festgestellt, dass<br />
die partnerländer ihren Weg stärker als bisher<br />
selbst steuern sollen und dem privatsektor eine<br />
stärkere Rolle zukommt.<br />
kämpfung und Friedenssicherung die obersten<br />
Ziele der EZA bleiben. Wir machen keine Exportförderung,<br />
das ist nicht unsere Aufgabe. Aber wir<br />
arbeiten an der Entwicklung des wirtschaftlichen<br />
Umfeldes.“ Denn im globalen Dorf braucht wirkungsvolle<br />
EZA auch das Engagement des Privatsektors.<br />
Investitionen in die Infrastruktur und<br />
neue Arbeitsplätze tragen zur Armutsbeseitigung<br />
bei. Dabei muss allerdings auf die Struktur des<br />
Wachstums geachtet werden: Verbesserungen<br />
und Gewinne sollen auch benachteiligten Bevölkerungsgruppen<br />
zugutekommen.<br />
Europäische Projekte für die ADA<br />
Ausgegliedert wurde die EZA aus dem Ministerium<br />
2003. Das war die Geburtsstunde der ADA.<br />
Obwohl die Agentur sparen muss, ist die ADA<br />
nach wie vor gut aufgestellt. Seit 2008 hat sie etwa<br />
die Lizenz, Projekte der Europäischen Kommission<br />
umzusetzen. Auch bei Vorhaben des<br />
Auslandskatastrophenfonds wird die ADA aktiv.<br />
Der Ministerrat entscheidet, ob der mit jährlich<br />
fünf Millionen Euro dotierte Fonds eingesetzt<br />
Master of<br />
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SchwErPUnkt<br />
» Wir haben in der<br />
Zentrale umstrukturiert<br />
und Personal<br />
reduziert. Und wir<br />
schließen Büros.<br />
Brigitte Öppinger-Walchshofer,<br />
ADA<br />
JULI 2012<br />
12-023_MLS-Ins_90x127_KW12.indd 1 21.03.12 15:08<br />
Frank Helmrich<br />
13
SchwErPUnkt<br />
» Wir haben zum<br />
Beispiel ein <strong>Was</strong>serkraftwerk<br />
in<br />
Honduras mit<br />
einer Finanzierung<br />
unterstützt.<br />
Andrea Hagmann,<br />
oeEB<br />
OeEB/Häusler<br />
EnTWIcKLUnG DER oDA<br />
ÖSTERREIcHS<br />
(In PRoZEnT DES BnE)<br />
2009 musste die österreichische<br />
EZA eine deutliche nivellierung<br />
nach unten hinnehmen.<br />
Die Grafik veranschaulicht, dass die<br />
Wirtschaftskrise eine enorme<br />
Auswirkung hatte. Österreich ist<br />
heute fast auf dem gleichen Stand<br />
wie im Jahr 2000.<br />
Quelle: BMEIA<br />
14 JULI 2012<br />
wird. Erst vor wenigen Wochen stellte man eine<br />
Million Euro für die Sahel-Zone zur Verfügung.<br />
Unternehmen, die in einem Entwicklungsland<br />
investieren wollen, können sich direkt an<br />
das Büro für Wirtschaftspartnerschaften in der<br />
ADA wenden. Wenn die Agentur ein Unternehmen<br />
mit Kontakten, Know-how und einem Zuschuss<br />
bis zu 200.000 Euro unterstützt, muss es<br />
sich allerdings um ein nachhaltiges Projekt mit<br />
„entwicklungspolitischem Mehrwert“ handeln.<br />
Die Geschäftsidee soll allen etwas bringen: dem<br />
Unternehmen, der Umwelt und den Menschen<br />
vor Ort. So werden derzeit etwa europäische Solarsysteme<br />
an ägyptische Verhältnisse angepasst.<br />
Sandstürme und der hohe Salzgehalt der Luft<br />
machen empfindliche Kollektoren in kürzester<br />
Zeit funktionsuntüchtig. Solarspezialisten aus<br />
Österreich stellen ihr Know-how zur Verfügung<br />
und arbeiten mit ägyptischen Partnerfirmen zusammen,<br />
damit künftig professionell installierte<br />
und gut gewartete Sonnenkollektoren saubere<br />
Energie liefern können.<br />
„Derzeit gibt es 39 laufende Wirtschaftspartnerschaften.<br />
Seit 2005 wurden bereits mehr als 70<br />
begonnen und insgesamt 20 Millionen Euro von<br />
uns investiert“, erzählt Öppinger-Walchshofer.<br />
„Gerade Klein- und Mittelbetriebe brauchen oft<br />
diesen Zuschuss von uns, um sich überhaupt in<br />
einen neuen Markt zu trauen. Hat sich das Unternehmen<br />
im Land etabliert, nimmt es vielleicht einen<br />
Kredit bei der Entwicklungsbank auf.“<br />
Jahr ODA in Prozent des BNE<br />
2000 0,23<br />
2001 0,34<br />
2002 0,26<br />
2003 0,2<br />
2004 0,23<br />
2005 0,56<br />
2006 0,47<br />
2007 0,5<br />
2008 0,3<br />
2010 0,32<br />
2011 0,27<br />
OeEB: <strong>Was</strong>serkraft in Honduras<br />
Seit 2008 unterstützt nämlich auch die Oesterreichische<br />
Entwicklungsbank (OeEB) wirtschaftlich<br />
tragfähige Projekte in Entwicklungsländern. Die<br />
OeEB ist im Eigentum der Kontrollbank, handelt<br />
aber im Auftrag der Bundesregierung. Seit der<br />
Gründung wurden 300 Millionen Euro in Form<br />
von langfristigen Krediten zur Verfügung gestellt.<br />
„Wir haben zum Beispiel ein <strong>Was</strong>serkraftwerk<br />
in Honduras mit einer Finanzierung unterstützt“,<br />
erzählt Andrea Hagmann, Vorstand der<br />
OeEB. „In diesem Fall kommt der Investor aus<br />
dem Land selbst. Es muss nicht unbedingt ein<br />
Unternehmen an dem Projekt beteiligt sein, aber<br />
wir fühlen uns den österreichischen Interessen<br />
verpflichtet und machen die Schwerpunkte der<br />
EZA auch zu unseren Schwerpunkten.“ Oft klappt<br />
es mit der Win-win-win-Situation: So hat sich etwa<br />
die Finanzierung eines neuen Hafenterminals<br />
an der mexikanischen Pazifikküste für die Vorarlberger<br />
Firma Liebherr ausgezahlt: Das Unternehmen<br />
lieferte einen universell einsetzbaren Hafenmobilkran.<br />
„Das Projekt nützt damit der nationalen<br />
Wirtschaft. Mexiko kann über das neue<br />
Terminal den Export und Import von Rohstoffen<br />
weiterentwickeln und so seine Handelsbilanz<br />
verbessern. Zusätzliche Arbeitsplätze verbessern<br />
die Lebenssituation der Menschen in der Region“,<br />
sagt Hagmann. Ein gutes Beispiel dafür, wie<br />
sich die EZA verändert hat: Aus Gebern und Empfängern<br />
wurden Partner.<br />
VeranStaltung<br />
Internationale Umweltkonferenz<br />
im Juni: Energie für alle<br />
Von 20. bis 22. Juni findet in Brasilien die<br />
Rio+20-konferenz (united Nations conference<br />
on Sustainable Development) statt. im Brennpunkt<br />
der Veranstaltung steht das thema Green<br />
Economy: Rund um den Globus soll nachhaltig,<br />
gerecht und profitabel gewirtschaftet werden.<br />
Österreichische unternehmen investieren bereits<br />
in faire Geschäftsmodelle, Energieeffizienz und<br />
ökologische Landwirtschaft in Entwicklungs- und<br />
Schwellenländern und werden dabei von der<br />
ADA in kooperation mit der oeEB unterstützt.<br />
Österreich wird von umweltminister Berlakovich<br />
und Staatssekretär Waldner vertreten.<br />
www.uncsd2012.org
Profi s erkennt<br />
man an der …<br />
Eine Initiative der<br />
gewerblichen Immobilienwirtschaft
SchwErPUnkt<br />
„Konzentration statt Gießkanne“<br />
EntWIckLUnGSzUSAMMEnARBEIt Die Entwicklungshilfeagentur ADA bleibt<br />
vom Sparpaket verschont. Trotzdem wünscht sich Staatssekretär Wolfgang<br />
Waldner mehr Geld für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit. Mit<br />
REPUBLIK sprach er über die künftige Positionierung der ADA und das<br />
0,7-Prozent-Ziel der UNO. Interview Ursula Horvath<br />
Fotos Regina Hügli<br />
16 JULI 2012<br />
Die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit<br />
(EZA) sind 2011 weiter gesunken und<br />
lagen im Vorjahr bei 0,27 Prozent des BNE.<br />
Das Uno-Ziel mit 0,7 Prozent ist in noch weitere<br />
Ferne gerückt. Wie steht die Regierung<br />
zum Uno-Ziel?<br />
Entwicklungszusammenarbeit ist Aufgabe<br />
der gesamten Bundesregierung. Die bilaterale<br />
EZA macht nur einen Bruchteil der Gesamt-<br />
ODA (Anm.: öffentliche Entwicklungshilfeleistungen,<br />
die vom Entwicklungshilfeausschuss<br />
der OECD anerkannt werden) aus. Die starke<br />
Fluktuation unserer ODA-Quote hängt in erster<br />
Linie mit dem Anteil an Entschuldungen<br />
zusammen, der im vergangenen Jahr sehr niedrig<br />
war. Das 0,7-Prozent-Ziel bleibt langfristig<br />
selbstverständlich aufrecht – dazu hat sich auch<br />
die Bundesregierung in einem Ministerratsbeschluss<br />
bekannt.<br />
Es gibt also ein langfristiges Ziel der Regierung,<br />
wann man diese Zahl erreichen will?<br />
Die ODA-Quote wird nächstes Jahr bereits<br />
wieder höher sein. Aufgrund der Sparmaßnahmen<br />
im Rahmen der Budgetkonsolidierung ist jedoch<br />
damit zu rechnen, dass wir das 0,7-Prozent-<br />
Ziel später als geplant erreichen werden.<br />
Das BMEIA wird im Rahmen des Sparpakets<br />
von seinem Budget von 422 Mio. Euro 13,4<br />
Mio. einsparen. Inwiefern wird die EZA von<br />
diesen Einsparungen betroffen sein?<br />
Vor dem Hintergrund des notwendigen Sparkurses<br />
der Bundesregierung müssen alle Ressorts<br />
ihren Beitrag leisten. Das BMEIA ist davon nicht<br />
ausgenommen. Ich habe mich persönlich sehr<br />
dafür eingesetzt, dass es beim zweiten Sparpaket<br />
zu keinen Kürzungen der bilateralen EZA kommt,<br />
was erfreulicherweise auch gelungen ist. Dort,<br />
wo Hilfe vonnöten ist, wird sich Österreich auch<br />
weiterhin aktiv und mit zusätzlichen Mitteln engagieren,<br />
wie dies unsere humanitäre Hilfe bei<br />
der Krise am Horn von Afrika und in der Sahel-<br />
Zone beweist.<br />
Wo finden die Einsparungen dann statt?<br />
Die jüngsten Einsparungen wollen wir vor<br />
allem bei administrativen Maßnahmen erreichen<br />
sowie bei den freiwilligen Beiträgen an einige internationale<br />
Organisationen.<br />
Die ADA setzt Programme und Projekte um,<br />
die Strategie wird im Ministerium geplant.<br />
Nach welchen Kriterien werden Schwerpunktländer<br />
und Tätigkeitsbereiche ausgewählt?
SchwErPUnkt<br />
JULI 2012<br />
17
SchwErPUnkt<br />
» Die ADA-<br />
Ausgliederung hat<br />
sich bewährt und<br />
ermöglicht uns,<br />
flexibler auf neue<br />
Herausforderungen<br />
zu<br />
reagieren.<br />
18 JULI 2012<br />
Österreich arbeitet mit den meisten seiner<br />
Partnerländer schon seit vielen Jahren zusammen<br />
und gilt daher auch als verlässlicher Akteur.<br />
Die Strategieplanung im Rahmen des Dreijahresprogramms<br />
orientiert sich einerseits an den Bedürfnissen<br />
der Partnerländer, andererseits an<br />
den Stärken aller wesentlichen österreichischen<br />
Player. Dazu zählen neben der ADA auch andere<br />
Ministerien, die Gelder für die EZA vergeben,<br />
entwicklungspolitisch tätige NGOs, die österreichische<br />
Wirtschaft und Universitäten.<br />
Apropos andere Player: Wer sind aus Ihrer<br />
Sicht die wichtigsten?<br />
Bei den Ressorts ist das Finanzministerium<br />
zu erwähnen, wo derzeit etwa 65 Prozent der<br />
EZA-Gelder verwaltet werden – etwa die Beiträge<br />
an internationale Finanzinstitutionen und Gelder<br />
aus dem Europäischen Entwicklungsfonds –,<br />
und das auch für Umschuldungen zuständig ist,<br />
oder das Lebensministerium. Zu nennen wäre<br />
hier noch die Entwicklungsbank.<br />
2004 wurde die ADA ausgegliedert. Inwiefern<br />
macht es Sinn, die EZA in einer eigenen<br />
Institution zu halten, wenn die Gelder immer<br />
mehr gekürzt werden?<br />
Trotz notwendiger struktureller Kürzungen<br />
konnte sich die ADA als Kompetenzzentrum des<br />
Bundes etablieren. Die Ausgliederung hat sich<br />
bewährt und ermöglicht uns, flexibler auf neue<br />
Herausforderungen und Trends zu reagieren. Die<br />
ADA gehört außerdem zu den wenigen europäischen<br />
Agenturen, die seitens der Europäischen<br />
Kommission für die Umsetzung von EU-Geldern<br />
zertifiziert wurde. Im Rahmen von „Indirect Centralised<br />
Management“ setzt die ADA also nicht<br />
nur bilaterale Mittel um, sondern auch große<br />
Summen von EU-Geldern.<br />
Österreich hat sich aus einigen Ländern<br />
zurückgezogen, gleichzeitig gibt es neue<br />
Schwerpunktregionen. Inwiefern spielen politische<br />
und wirtschaftliche Überlegungen<br />
eine Rolle?<br />
Die EZA ist ein integraler Bestandteil der österreichischen<br />
Außenpolitik. Regionale Veränderungen<br />
spielen daher bei den Bewertungen unseres<br />
Engagements eine wichtige Rolle. Konzentration<br />
statt Gießkanne ist ebenso wesentlich wie<br />
das Nutzen österreichischer Stärken, das Zusammenspiel<br />
verschiedener österreichischer Akteure<br />
sowie die Abstimmung mit anderen internationalen<br />
Gebern. Das oberste Ziel heißt immer Armutsreduktion.<br />
Aber auch nachhaltige Entwicklung<br />
ist ein wichtiges Ziel, und diese setzt die<br />
Wettbewerbsfähigkeit unserer Zielländer auf den<br />
internationalen Märkten voraus. Österreichs Unternehmen<br />
verfügen über viel Know-how in den<br />
Bereichen <strong>Was</strong>serkraft, Solartherme, Bioenergie,<br />
Wärmepumpen und Gebäudeeffizienz. Strategische<br />
Partnerschaften mit österreichischen Unternehmen<br />
einzugehen bedeutet für unsere Partnerländer,<br />
in den Genuss moderner Technologien<br />
zu kommen.<br />
Das heißt, wirtschaftliche Gesichtspunkte<br />
sind längst integraler Bestandteil der EZA-<br />
Strategie?<br />
Wirtschaft ist ein wesentlicher Faktor bei der<br />
Erreichung von Entwicklungszielen, weshalb wir<br />
dieses Potenzial und Synergien auch durch unsere<br />
EZA-Strategien nutzen wollen. Entwicklung<br />
ist eng mit der Privatwirtschaftsentwicklung<br />
verbunden.<br />
Österreich zahlt in internationale Töpfe ein,<br />
ist aber auch bilateral tätig. Manche Experten<br />
stellen die Frage, ob ein so kleines Land
wie Österreich überhaupt bilateral arbeiten<br />
sollte. Welche Position haben Sie in dieser<br />
Diskussion?<br />
Es geht hier nicht darum, multilateral statt<br />
bilateral zu arbeiten. Vielmehr kommt es auf das<br />
Zusammenspiel zwischen bilateralem und multilateralem<br />
Engagement an. Aus diesem Grund<br />
setze ich mich auch dafür ein, dass die bilaterale<br />
EZA in Zukunft stärker dotiert wird, komplementär<br />
zur multilateralen EZA und zu den Transfers<br />
an internationale Finanzinstitutionen wie die<br />
Weltbank, die afrikanische Entwicklungsbank<br />
und andere.<br />
2012 wird von der Generalversammlung der<br />
Vereinten Nationen als „Internationales<br />
Jahr für nachhaltige Energie für alle“ proklamiert.<br />
<strong>Was</strong> trägt Österreich dazu bei?<br />
Energie spielt für nachhaltige Entwicklung<br />
und Armutsminderung eine entscheidende Rolle.<br />
Gegenwärtig hat ein Drittel der Weltbevölkerung<br />
– rund 2,4 Mrd. Menschen – keinen Zugang<br />
zu modernen Energiedienstleistungen, also zu<br />
moderner und erneuerbarer Energie für Kochen,<br />
Beleuchtung, Heizung, Kühlung und zum Betreiben<br />
von Geräten. Österreich unterstützt die bis<br />
2030 laufende Initiative von UN-Generalsekretär<br />
Ban Ki-moon „Nachhaltige Energie für alle“. Die<br />
unter österreichischem Co-Vorsitz maßgeblich<br />
mitgestaltete Afrika-EU-Energiepartnerschaft<br />
ist die am weitesten fortgeschrittene von allen<br />
thematischen Partnerschaften zwischen Afrikanischer<br />
und Europäischer Union. Bis 2020 will<br />
man 100 Millionen Menschen in Afrika erstmals<br />
Zugang zu nachhaltigen Energiedienstleistungen<br />
ermöglichen und erneuerbare Energien auf diesem<br />
Kontinent ausbauen.<br />
Sie fahren gemeinsam mit Umweltminister<br />
Berlakovich zur Umwelt- und Entwicklungskonferenz<br />
Rio+20: Welche Anliegen vertritt<br />
Österreich bei dieser Konferenz?<br />
Zentrales Thema in Rio ist die nachhaltige<br />
Entwicklung. Österreich sieht die Green Economy<br />
als Gebot der Stunde, um nachhaltiges Wirtschaften<br />
für kommende Generationen einfacher<br />
zu machen. Denn Green Economy greift in viele<br />
Lebensbereiche ein, etwa bei der Lebensmittelsicherheit,<br />
Ozeanen, Abfallwirtschaft, Energie<br />
oder <strong>Was</strong>serversorgung. Weiterer Schwerpunkt<br />
bei der Konferenz in Rio ist die Etablierung der<br />
sogenannten „Sustainable Development Goals“<br />
(SDG), die bis 2015 die „Millennium Development<br />
Goals“ ablösen sollen. Bei den SDGs handelt<br />
es sich um universelle Nachhaltigkeitsziele,<br />
die nicht nur Entwicklungsländer betreffen.<br />
Umfang und Entstehungsprozess der SDGs<br />
sind noch nicht klar, Österreich unterstützt hier<br />
aber die Aufnahme von Zielen zu Energie und<br />
Lebensmittelsicherheit.<br />
Wer helfen Will,<br />
muss „NeiN“ sageN!<br />
SchwErPUnkt<br />
zur PerSon<br />
Wolfgang Waldner<br />
geb. 6. oktober 1954 in Villach<br />
1973–1979<br />
Studium der Rechtswissenschaft<br />
und Romanistik an der<br />
universität Wien<br />
1983–1987<br />
kulturattaché in der österreichischen<br />
Botschaft in<br />
<strong>Was</strong>hington D. c.<br />
1988–1999<br />
Leiter des Austrian cultural<br />
Forum New York<br />
1999–2011<br />
Direktor des Wiener<br />
museumsquartiers<br />
Seit April 2011<br />
Staatssekretär im BmEiA<br />
Eine Million Menschen in Österreich führen ein Leben am Rande der Armut, davon 260.000 Kinder. Setzen Sie ein Zeichen:<br />
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JULI 2012<br />
19
SEriE<br />
Zwischen Barock und Baucontainer<br />
REPoRtAGE Die Renovierung der Klimt-Villa ist gerade in vollem Gange.<br />
Dabei alle Auflagen unter einen Hut zu bekommen, ist keine leichte<br />
Aufgabe. REPUBLIK berichtet vom Alltag eines Baudenkmalpflegers.<br />
oliver Schreiber bei Ein ruhiges Gässchen in Unter St. Veit. Ei-<br />
der Inspizierung der<br />
ne Villa im Neobarock. Rege Bautätig-<br />
Sitzbadewanne von Klimt,<br />
keit. Hier hat Oliver Schreiber vom Lan-<br />
die man während der<br />
deskonservatorat für Wien des Baudenk-<br />
Restaurierung auf dem<br />
malamts (BDA) gerade häufig zu tun. Das Spezi-<br />
Dachboden der Villa fand.<br />
elle an der Immobilie: Ein früherer Mieter namens<br />
Gustav Klimt arbeitete vor hundert Jahren in dem<br />
ursprünglich ebenerdigen Gartenhaus, das wider<br />
Erwarten so gar nicht nach Jugendstil aussieht.<br />
„Durch diesen Ausgang gingen Klimts Bilder<br />
rePortage<br />
um die Welt“, sagt Schreiber, sobald er die klei-<br />
Öffentlicher<br />
ne Türe zum Atelier erblickt. Die restaurierte Vil-<br />
Dienst zum<br />
la soll Ende September eine Sensation des zu En-<br />
Angreifen<br />
de gehenden Klimt-Jahres werden. Es wird dann<br />
möglich sein, einen Blick in die Wohn- und Ar-<br />
REpuBLik widmet den<br />
beitsräume Klimts zu werfen, die man erst 1998<br />
spannendsten Berufen im wiederentdeckte. In 16 Wochen muss alles fertig<br />
öffentlichen Dienst eine<br />
restauriert sein. Wobei es natürlich nicht Schrei-<br />
eigene Serie. Sie gibt Einblicke bers Job ist, selbst Hand anzulegen. Das ist der<br />
in die Arbeitsweisen und Job von Professionalisten. „Es tauchen aber im-<br />
Spielräume, Sachzwänge und mer wieder Detailfragen auf, die noch zu klären<br />
Herausforderungen eines Jobs sind. Und dafür stehe ich zur Verfügung.“ Und es<br />
im Öffentlichen Dienst.<br />
sind viele Entscheidungen, die erst an Ort und<br />
Stelle fallen.<br />
20 JULI 2012<br />
Text Andrea Krieger<br />
Fotos Simon Jappel<br />
„Freigeben“<br />
Heute brauchen die Maler seine Expertise. Nachdem<br />
sie mehrere Farbschichten der Innenwände<br />
abgetragen und freigelegt haben, identifiziert<br />
Schreiber Spuren des ursprünglichen Farbtons.<br />
„Damit kann ich gut leben“, sagt er, deutet auf eine<br />
bestimmte Stelle der Wand und sucht auf der<br />
Farbtabelle den passenden Ton heraus. Er lässt<br />
zunächst einen Quadratmeter malen, um die Sache<br />
besser beurteilen zu können und gibt dann<br />
seinen Segen. „Freigeben“ nennt sich das. Denn<br />
Schreiber hat natürlich auch eine Kontrollfunktion.<br />
Wobei er nicht nur dafür verantwortlich ist,<br />
dass das Klimt´sche Atelier originalgetreu, also<br />
den Plänen und Quellen des BDA entsprechend,<br />
restauriert wird. Obendrein ist auf Energieeffizienz<br />
zu achten, die Elektroinstallationen und<br />
der Brandschutz müssen den heutigen Bestimmungen<br />
entsprechen. Mitunter ist das ein Spagat.<br />
Etwa, wenn wie bei Schreibers zweitem aktuellem<br />
Projekt, der Werkbund-Siedlung, die Frage<br />
auftaucht, was mit dem ursprünglichen Asbest-<br />
Füllmaterial passieren soll. Der auf Kunstgeschichte<br />
und Archäologie spezialisierte Architekt
kennt Klimt mittlerweile wie seine Westentasche.<br />
„Ein besonderes Highlight ist die winzige Sitzbadewanne,<br />
die man auf dem Dachboden fand.<br />
Daran sieht man: Klimt lebte trotz Geld sehr bescheiden.<br />
Er wollte sich auf das Wesentliche reduzieren“,<br />
erzählt er. Es sind nicht zuletzt derlei<br />
kleine, oft private Details, die er an seiner Arbeit<br />
schätzt. Um diese deuten zu können, musste<br />
er freilich erst die richtigen Quellen studieren.<br />
Alte Fotos aus der Nationalbibliothek wiederum<br />
gaben Aufschluss darüber, wie Klimt sein Empfangszimmer<br />
eingerichtet hatte, und ermöglichten<br />
es Schreiber, die Rekonstruktion der Innenausstattung<br />
in Auftrag zu geben. „Man arbeitet<br />
heute an authentischen Orten mit Einrichtungsrekonstruktionen.<br />
Das hat den Vorteil,<br />
dass die Besucher die Räume auch <strong>wirklich</strong> betreten<br />
können“, erklärt Schreiber. Mit der Sitzgarnitur<br />
beauftragte er etwa die HTL Mödling. „Generell<br />
wird interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
großgeschrieben.“<br />
Fragestunde<br />
Schreiber hat immer mehrere Baustellen offen –<br />
und zwar wortwörtlich. Und so geht es nach eineinhalb<br />
Stunden Klimt-Atelier bei Nieselregen<br />
per Öffis weiter zur Werkbund-Siedlung – und<br />
damit vom Neobarock zu den „Wohnmaschinen“<br />
der 1930er-Jahre. Die Wartezeit auf den Bus nützt<br />
er für Telefonate. Anrufer eins sucht für Dreharbeiten<br />
einen Straßenzug, der nach London in den<br />
30ern aussieht. „Da nehmen Sie am besten die Rasumofskygasse“,<br />
lautet Schreibers Tipp. Das zweite<br />
Telefongespräch dreht sich um unerlaubterweise<br />
ausgetauschte Fenster im Karl-Marx-Hof.<br />
„Bei einer Neuvermietung müssen wieder die<br />
Originale rein“, entscheidet Schreiber.<br />
Klimt-Atelier, Werkbund-Siedlung, Karl-<br />
Marx-Hof: Das sind nur drei von 37.000 Denkmälern<br />
in Österreich, um die sich Schreiber<br />
und seine rund 200 Kollegen im BDA kümmern.<br />
Die Bandbreite reicht dabei vom steinzeitlichen<br />
Gräberfeld über das Barockschloss bis zum<br />
Wohnbau der Klassischen Moderne, ganzen Orts-<br />
ensembles, Münzfunden und Gemälden. Relevant<br />
für eine sogenannte „Unterschutzstellung“<br />
ist die geschichtliche, künstlerische und sonstige<br />
kulturelle Bedeutung, aber auch die Seltenheit.<br />
Darauf muss die Behörde öfter hinweisen.<br />
Denn immer wieder taucht die Frage auf, warum<br />
ein bestimmtes Haus unter Denkmalschutz<br />
steht, ein „viel schöneres“ Gebäude in der Nähe<br />
aber nicht. Bezüglich der Klimt-Villa gab es<br />
Kritik, weil das BDA den Bau zunächst nicht als<br />
schützenswert einstufte. Schreiber dazu: „Klimt<br />
hat das mehrfach erweiterte und umgebaute Gebäude<br />
in dieser Form nie gesehen. Der Baustil<br />
selbst wiederum ist auf den ersten Blick nichts<br />
Besonderes. Neue Forschungsergebnisse belegen<br />
allerdings, dass diese Bauweise in den 20ern repräsentativ<br />
für das jüdische Bürger- und Großbürgertum<br />
und damit für die Sammlerschaft<br />
Klimts war. Aus diesem Grund änderte das BDA<br />
seine Haltung.“<br />
Service-Orientierung<br />
<strong>Was</strong> viele nicht wissen: Es geht dem BDA längst<br />
nicht nur ums Konservieren von Objekten, die<br />
einzig das Besucherauge erfreuen sollen. Die zum<br />
Wissenschaftsministerium gehörenden Räumlichkeiten<br />
der Klimt-Villa etwa wird teilweise<br />
auch das Kuratorium für künstlerische und heilende<br />
Pädagogik nutzen. Generell sagt Schreiber:<br />
„Meine Hauptarbeit besteht darin, Veränderungen,<br />
die eine zeitgemäße, wirtschaftlich gesicherte<br />
Erhaltung unter Denkmalschutz stehender<br />
Objekte ermöglichen, zu bewerten und<br />
Lösungen anzubieten.“ Er bedauert, dass sich<br />
viele Käufer denkmalgeschützter Häuser vor unflexiblen,<br />
machtvollen, aber entscheidungsunwilligen<br />
Amtsträgern fürchten. „Die meisten<br />
sind erstaunt, wenn sie dann auf junge und praxisorientierte<br />
Kollegen treffen, die sehr schnell<br />
Kompromisse anbieten können“, sagt Schreiber.<br />
Die serviceorientierte Denkmalpflege will BDA-<br />
Präsidentin Barbara Neubauer künftig noch weiter<br />
ausbauen. Und Leute wie Schreiber haben den<br />
Job, es nach außen zu tragen.<br />
Zu finden ist das Klimt-Atelier in diesem neobarock-Bau in Wien-Hietzing, der im September<br />
wiedereröffnet wird.<br />
InFo<br />
Bundesdenkmalamt<br />
JULI 2012<br />
SEriE<br />
Gründung: Das Bundesdenkmalamt<br />
(BDA) wurde 1911 als<br />
Nachfolgeorganisation der<br />
„k. k. central-commission zur<br />
Erforschung und Erhaltung<br />
der Baudenkmale“ geschaffen.<br />
Nach dem krieg erfolgte die<br />
Neugründung.<br />
Status: nachgeordnete<br />
Dienststelle des Bmukk.<br />
Beratend steht ein 70-köpfiger<br />
Expertenbeirat zur Seite.<br />
kommende Großprojekte:<br />
Sanierung des oRF-zentrums<br />
am küniglberg, Restaurierung<br />
Sophiensäle.<br />
finanzierung: Das Bmukk<br />
übernimmt die personalkosten<br />
und zahlte 2010 vier millionen<br />
Euro für alles, was das BDA<br />
zukaufen muss. Für Restaurierungen<br />
standen 2010<br />
13 mio. Euro an Subventionen<br />
zur Verfügung.<br />
Leitung: Die kunsthistorikerin<br />
Barbara Neubauer steht rund<br />
200 mitarbeitern vor.<br />
21
Fressmotion<br />
thEMa<br />
Verwaltung, die wirkt<br />
vERWALtUnG IntERn In vielen Städten und manchen Ländern gehören<br />
wirkungsorientierte Methoden bereits zum Verwaltungsalltag. REPUBLIK<br />
hat recherchiert, welche Instrumente in Leoben und Oberösterreich zum<br />
Einsatz kommen und was der Bund aus den Erfahrungen für den eigenen<br />
Umstellungsprozess lernen kann. Text Sandra Dudek<br />
Visionäre Ansichten<br />
oder Realität? oberösterreich<br />
(hier im Bild das Linzer Aventgarde-Museum<br />
Lentos in Linz)<br />
gehört zu jenen Bundesländern,<br />
in denen die Wirkungsorientierung<br />
am weitesten<br />
fortgeschritten ist.<br />
tHeMa<br />
Handeln mit<br />
Wirkung<br />
mit dem neuen Bundeshaushaltsgesetz<br />
gilt ab 2013 das<br />
prinzip der Wirkungsorientierung,<br />
das die traditionelle<br />
Verwaltungsführung komplett<br />
umkehrt. REpuBLik begleitet<br />
den umstellungsprozess und<br />
wird in loser Abfolge berichten.<br />
in der September-Ausgabe<br />
erfolgt in dieser Reihe der<br />
nächste Beitrag, der sich der<br />
Frage widmet, wie man das<br />
wirkungsorientierte Budget<br />
liest und interpretiert.<br />
22 JULI 2012<br />
Der Steuerknüppel liegt fest in der<br />
Hand, und der Autopilot ist ausgeschaltet<br />
– bei Bedarf möchten sie lieber<br />
selbst manövrieren, um das angepeilte<br />
Ziel zu erreichen. Die Rede ist von jenen<br />
österreichischen Städten, die freiwillig Instrumente<br />
der Wirkungsorientierung (WO)<br />
zur Steuerung einsetzen. „Sie machen keinen<br />
Blindflug, sondern überlegen sich bewusst, was<br />
sie konkret mit dem vorhandenen Geld machen“,<br />
sagt Thomas Prorok, stellvertretender Geschäftsführer<br />
des KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung.<br />
Mehr als ein Drittel der Städte<br />
über 7.500 Einwohner legt bereits längerfristige<br />
Entwicklungsziele für einzelne Leistungsbereiche<br />
fest. Hochgerechnet und in absoluten<br />
Zahlen ausgedrückt sind das etwas mehr als 40<br />
Städte. Das geht aus einer Public-Management-<br />
Evaluierung hervor, die das KDZ 2010/11 durchgeführt<br />
hat. Ein Viertel macht jährliche Ziel-<br />
vorgaben, die mit Kennzahlen verknüpft werden<br />
und somit auch überprüfbar sind, wie etwa ein<br />
Betreuungsanteil der über Dreijährigen von 80<br />
Prozent. Zwei Drittel der Städte haben ihre Aufbau-<br />
und Ablauforganisation an den Kunden orientiert<br />
und Bürgerservicestellen oder One-Stop-<br />
Shops eingerichtet.<br />
Umstellung braucht Zeit<br />
Eine Verwaltungsführung unter Anwendung wirkungsorientierter<br />
Prinzipien sei in den Städten<br />
nichts Neues, so Prorok. Im Unterschied zum<br />
Bund, bei dem die Wirkungsorientierung ab 2013<br />
flächendeckend eingeführt werde, gebe es sie in<br />
den Städten bisher nur in Teilbereichen, und es<br />
fehle zumeist die Kombination mit den Finanzen.<br />
Nichtsdestotrotz kann der Bund von den Umstellungsprozessen<br />
so mancher Städte und Länder<br />
lernen, denn eines steht fest: Sie brauchen viel<br />
Zeit.<br />
Leoben hat schon im Jahr 2000 mit der Entwicklung<br />
eines gesamtstädtischen Leitbildes begonnen.<br />
Grund dafür sei gewesen, dass die Absichten<br />
des Gemeinderates erst nach den Gemeinderatsbeschlüssen<br />
sichtbar waren, sagt<br />
Stadtamtsdirektor Wolfgang Domian. Die darin<br />
enthaltenen Strategien, Maßnahmen und Leitbilder<br />
seien für die Verwaltung Ziele, erklärt er<br />
und bedient sich dafür ebenfalls einer Metapher<br />
aus der Luftfahrt: „Das Problem ist immer die<br />
Flughöhe – was für die Politik schon eine konkrete<br />
Aktion ist, ist für die Verwaltung nur ein<br />
Ziel.“ Während für die Politik das „Gemeinsamnach-außen-hin-wirksam-Werden“<br />
bereits eine<br />
Maßnahme sei, frage man sich als Verwaltungsbeamter:<br />
<strong>Was</strong> muss ich konkret dafür tun?<br />
Die Richtungsvorgaben der Politik müssen also<br />
auf die jeweils unterste Einheit der Verwaltung<br />
heruntergebrochen werden und dafür, so Do-<br />
mian, bedienten sie sich der Balanced Score Card<br />
(BSC). Ausgehend vom politischen Leitbild wurde<br />
das Verwaltungsleitbild der Stadt Leoben, die<br />
TOP BSC, entwickelt und 2007 eingeführt. Aus<br />
ihr wurden wiederum die BSCs für einzelne Bereiche<br />
abgeleitet.<br />
Leoben: Mit der BSC Ziele sichtbar machen<br />
Jede BSC ist in fünf Perspektiven gegliedert (politischer<br />
Auftrag, Kunden, Finanzen, Prozesse und<br />
Mitarbeiter), die mit Zielen und Aktionen hinterlegt<br />
sind. Zur Messung werden Kennzahlen definiert.<br />
Die Kinderbetreuungseinrichtungen etwa<br />
fallen im politischen Leitbild unter den Punkt,<br />
„ein generationsspezifisches, positives Lebens-
WoV 2021 »<br />
STUFEnBAU DER ZIELSETZUnGS- UnD<br />
PLAnUnGSEBEnEn In oBERÖSTERREIcH<br />
In oÖ werden die Ziele der wirkungsorientierten Landesverwaltung auf drei Ebenen formuliert,<br />
und zwar sowohl zeitlich wie organisatorisch.<br />
Quelle: Land oÖ<br />
Unternehmensweite Zielsetzungen<br />
Lebensbereichsbezogene Ziele<br />
organisationseinheitsbezogene Ziele<br />
Unternehmensweite Zielsetzungen<br />
Lebensbereichsbezogene Ziele<br />
organisationseinheitsbezogene Ziele<br />
Unternehmensweite Zielsetzungen<br />
Lebensbereichsbezogene Ziele<br />
organisationseinheitsbezogene Ziele<br />
umfeld“ zu fördern. In der TOP BSC findet sich<br />
in der Perspektive „Kunden“ eine fast gleichlautende<br />
Aussage. Damit sind mehrere Aktionen<br />
verknüpft, etwa der Entwurf eines mittelfristigen<br />
Investitionsplanes für den Kindergartenausbau.<br />
In der „BSC Kinderbetreuungseinrichtungen“<br />
wiederum steht in der Perspektive „Kunden“ u. a.<br />
das Ziel „Wir beraten und bestärken die Eltern in<br />
Erziehungsfragen und Eigenverantwortlichkeit“,<br />
Aktionen dazu sind Vorträge, die Vernetzung<br />
der Elternkompetenzzentren und Elternabende,<br />
Messgröße ist die Anzahl der Teilnehmer.<br />
„Letztendlich geht es um die Zufriedenheit<br />
der Bürger“, sagt Domian. Diese evaluiert Leoben<br />
in regelmäßigen Befragungen. Zurzeit arbeitet<br />
die zweitgrößte steirische Stadt an der Stärkung<br />
der interkommunalen Zusammenarbeit, die als<br />
neuer Punkt in das überarbeitete Leitbild von<br />
2009 aufgenommen wurde.<br />
OÖ: Frage nach Aufgaben und Wirkung<br />
Ebenso in Etappen läuft seit Jahren der Verwaltungsentwicklungsprozess<br />
im Land Oberösterreich.<br />
Bereits 1991 hat hier die Diskussion um eine<br />
Aufgabenreform begonnen: „Die Wirtschaft<br />
hat ständig die Verwaltung kritisiert, sie solle billiger<br />
werden. Aber billig allein ist ja noch keine Tugend“,<br />
so Landesamtsdirektor Eduard Pesendorfer.<br />
„Die Frage ist, was sind unsere Aufgaben und<br />
wie wirksam arbeiten wir.“ Daher wurden alle Aufgaben<br />
der Landesbediensteten mit Kosten unterlegt<br />
und geprüft, ob sie überhaupt notwendig sind<br />
oder man diese auslagern kann. Seit 1994 ist die<br />
Aufgabenreform abgeschlossen, 400 Posten wurden<br />
schrittweise abgebaut.<br />
Es folgte eine Neustrukturierung des Amtes,<br />
indem die zusammengehörenden Aufgaben- und<br />
normativ-konzeptionelle Ebene<br />
12 Jahre<br />
Konzepte, Leitbilder<br />
Strategische Ebene<br />
6 Jahre<br />
Strategien, Programme<br />
operative Ebene<br />
1 Jahr<br />
Pläne<br />
Fachbereiche sieben Lebensbereichen zugeordnet<br />
und entsprechende Direktionen und Abteilungen<br />
gebildet wurden. Parallel dazu entstand<br />
ein „Management- und Unternehmenskonzept<br />
für eine wirkungsorientierte Landesverwaltung“,<br />
kurz WOV, das 2003 erstmals formell beschlossen<br />
wurde. Es umfasst sieben Entwicklungsfelder<br />
(etwa Wirkungs-, Kunden- und Mitarbeiterorientierung<br />
sowie Planung und Steuerung),<br />
die 117 Kern- und Richtungsaussagen enthalten.<br />
Die Zielsetzungen werden auf drei Ebenen formuliert,<br />
und zwar zeitlich wie organisatorisch<br />
(s. Grafik): Die Leitbilder gelten für zwei Legislaturperioden,<br />
also für zwölf Jahre. Von ihnen werden<br />
für sechs Jahre strategische Ziele abgeleitet,<br />
von diesen wiederum auf der operativen Ebene<br />
einjährige Maßnahmen. Als Beispiel nennt Pesendorfer<br />
die Dauer für gewerbliche Betriebsanlageverfahren:<br />
Sie sollte kürzer werden, so das<br />
strategische Ziel. Auf operativer Ebene wurden<br />
etwa Projektsprechtage eingerichtet, an denen<br />
Spezialisten beraten, wie man Projektunterlagen<br />
erstellt, damit man sie rasch beurteilen kann. Das<br />
Ergebnis war eine Senkung der Dauer für Gewerbeverfahren<br />
von vormals 44 auf 21 Arbeitstage im<br />
Jahr 2011, also um mehr als die Hälfte.<br />
Pesendorfer blickt auf einen „sehr langwierigen<br />
Bewusstseinsbildungsprozess bei den Mitarbeitern<br />
und in der Politik“ zurück. Die Mühe<br />
hat sich jedoch gelohnt: „Wir haben alles bis auf<br />
das Globalbudget umgesetzt. Da werden wir jetzt<br />
Hand in Hand mit dem Bund gehen“, so Pesendorfer.<br />
Damit ist er klar im Vorteil, denn „über<br />
kurz oder lang wird es die Wirkungsorientierung<br />
in allen Ländern und Gemeinden geben“, meint<br />
Prorok, „wobei die kleineren Städte eine abgespeckte<br />
Version brauchen.“<br />
Freisinger / Stadt Leoben<br />
Land OÖ / Franz Linschinger<br />
JULI 2012<br />
thEMa<br />
» <strong>Was</strong> für die<br />
Politik schon eine<br />
konkrete Aktion<br />
ist, ist für die<br />
Verwaltung nur<br />
ein Ziel.<br />
Wolfgang Domian,<br />
Stadt Leoben<br />
» Die Frage ist,<br />
was sind unsere<br />
Aufgaben und wie<br />
wirksam arbeiten<br />
wir.<br />
Eduard Pesendorfer,<br />
Land oÖ<br />
23
Andy Wenzel, BKA/HBF<br />
thEMa<br />
Sicherer Job, wenig Perspektive<br />
vERWALtUnG IntERn Die Ergebnisse der Bundesmitarbeiter-Befragung<br />
liegen vor: Generell herrscht breite Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz.<br />
Weniger glücklich sind die Bediensteten mit den Mitarbeitergesprächen<br />
und den Aufstiegschancen. Text Stefan Grampelhuber<br />
Verbiegen muss man sich<br />
nicht, um die Ergebnisse<br />
der Bundesmitarbeiter-<br />
Befragung des BKA deuten<br />
zu können: Generell<br />
wird dem Bund als Arbeitgeber<br />
ein gutes Zeugnis<br />
ausgestellt.<br />
24 JULI 2012<br />
Die Zufriedenheit hat bei den Mitarbeitern<br />
im Bundesdienst in Bezug auf<br />
ihre Arbeitssituation zugenommen:<br />
Zeigten sich im Jahr 2007 noch ca. 60<br />
Prozent zufrieden, sind es heute bereits rund drei<br />
Viertel der Staatsdiener. Dies zeigte eine große<br />
Umfrage unter Bundesbeamten, die Beamtenministerin<br />
Gabriele Heinisch-Hosek Ende des vorigen<br />
Jahres durchführen ließ. Nun liegt die Analyse<br />
der Sektion III („Öffentlicher Dienst und Verwaltungsreform“)<br />
im BKA vor: 20.485 Personen<br />
haben Fragebögen ausgefüllt. Das entspricht einer<br />
Teilnahmequote von 20,1 Prozent, es wurden<br />
also rund 100.000 Personen zur Befragung ein-<br />
geladen. Das Finanzministerium (BMF) und die<br />
Parlamentsdirektion nahmen an der Erhebung<br />
nicht teil. Das BMF stellte aber Daten bereit, die<br />
nun Teil der vorliegenden Auswertung sind. Dieses<br />
Ressort führte bereits in der ersten Hälfte 2011<br />
eine eigene Mitarbeiterumfrage durch (Details:<br />
s. Kasten auf Seite 27). Außerdem waren die Bundeslehrer<br />
von der Befragung ausgenommen, genauso<br />
wie Mitarbeiter ausgegliederter Einrichtungen.<br />
Den weitaus größten Teil der Befragten<br />
(36 Prozent) rekrutierte man aus dem allgemeinen<br />
Verwaltungsdienst und den Vertragsbediensteten,<br />
also Verwaltungsbediensteten im engeren<br />
Sinne. Personen aus dem Exekutivdienst,
Wachebeamte und der militärische Dienst stellten<br />
mit 28,5 Prozent den zweitgrößten Pool dar.<br />
Aber dabei muss betont werden, dass rund ein<br />
Drittel in dieser Kategorie keine Angabe machte.<br />
Dies liegt daran, dass man sich in einigen Ressorts<br />
entschied, die dafür nötigen Daten zum Besoldungsschema<br />
nicht abzufragen.<br />
Klarer Anstieg seit 2007<br />
Schon im Jahr 2007 führte Doris Bures, die damals<br />
zuständige Ministerin, eine Befragung unter<br />
Bundesmitarbeitern durch. Um einen Vergleich<br />
dieser Daten mit jenen aus dem Jahr 2011<br />
durchführen zu können, gliederte man die Befragung<br />
in zehn Bereiche (s. Kasten Hintergrund II)<br />
und errechnete für alle Fragen eines Abschnittes<br />
eine sogenannte mittlere Zustimmung.<br />
Dieser Vergleich zeigt, dass es in allen Abschnitten<br />
zu einer leichten bis gar stark ausgeprägten<br />
Verbesserung gekommen ist (s. Grafik 1).<br />
Dies ist etwa bei den eingangs erwähnten Fragen<br />
zur Arbeitsplatzsituation der Fall (15-prozentige<br />
Steigerung im Vergleich zu 2007): Hier fand man<br />
Fragen über die Vereinbarkeit von Familie und<br />
Beruf oder zur Entlohnung. Die Befragten zeigen<br />
sich außerdem mehrheitlich bereit, Veränderungsprozesse<br />
mitzutragen. Dieser Abschnitt<br />
erzielte 2007 noch ein eher unterdurchschnittliches<br />
Ergebnis von 43,5 Prozent. Heute geben<br />
65,2 Prozent an, sich auf Veränderungen einlassen<br />
zu wollen. Interessant ist auch ein Vergleich<br />
der Daten, die einen Aufschluss darüber geben,<br />
wie die Mitarbeiter mit ihren direkten Vorgesetzten<br />
zufrieden sind: Gab es 2007 noch bei 53 Prozent<br />
der Befragten hierzu eine positive Antwort,<br />
sind es nun sieben von zehn.<br />
Die Stärken der heurigen Umfrage zeigt sich<br />
also klar in der Zufriedenheit mit der Tätigkeit.<br />
Das ist auch jener Abschnitt der Befragung, der<br />
die höchste durchschnittliche Zustimmung bei<br />
allen Fragen aufweist (vgl. Grafik 2). Acht von<br />
zehn Staatsdienern geben etwa an, dass sie das<br />
Gefühl haben, gute Arbeit zu leisten. Ähnliches<br />
zeigt sich bei der Einschätzung der Führungskräfte:<br />
82 Prozent gaben an, dass sie von ihren<br />
Führungskräften ausreichend Freiraum für eigene<br />
Entscheidung erhalten. Exakt genauso viele<br />
Personen schätzen ihren Arbeitsplatz als besonders<br />
sicher ein und schöpfen daraus ihre Motivation<br />
für den Arbeitsalltag.<br />
Manko Mitarbeitergespräch<br />
Wo die Herausforderungen der kommenden Jahre<br />
liegen und bei welchen Schwachstellen man<br />
ansetzen muss, zeigt sich ebenfalls bei einigen<br />
Antworten zum Fragenschwerpunkt „Führung“:<br />
Zwar führen Vorgesetzte Mitarbeitergespräche<br />
deutlich häufiger als noch im Jahr 2007 durch,<br />
aber nicht einmal die Hälfte der Bundesbediensteten<br />
(42,7 Prozent) sieht darin einen konkreten<br />
Nutzen (s. Grafik 7). Auch geben die Befragten<br />
an, dass Vorgesetzte Unstimmigkeiten<br />
nicht häufig genug ansprechen (58,8 Prozent).<br />
Besonders trist werden die Karriereperspektiven<br />
wahrgenommen: Nur vier von zehn Personen<br />
schätzen ihr Ressort als Einrichtung ein, in der<br />
es Aufstiegschancen gibt (s. Grafik 6). Nur jeder<br />
Zweite hat außerdem das Interesse, ressortintern<br />
einen anderen Job auszuführen. Und noch<br />
weniger Personen – nämlich 41,8 Prozent – wären<br />
bereit, überhaupt in ein anderes Ressort zu<br />
wechseln.<br />
Der Lackmustest steht bei der nächsten Befragung<br />
ins Haus. Ein konkreter Zeitpunkt dafür<br />
steht noch nicht fest. Dennoch lässt sich jetzt<br />
schon prophezeien, dass sich das im Frühjahr beschlossene<br />
Konsolidierungspaket für den Öffentlichen<br />
Dienst – vom Aufnahmestopp bis zur Null-<br />
Lohnrunde – nicht unbedingt rosig auf die Stimmung<br />
auswirken wird. Vor allem bei den derzeit<br />
überwiegend positiven Rückmeldungen zum<br />
Thema „Gehalt“ (s. Grafik 4).<br />
HIntergrund I<br />
Eckdaten<br />
der Befragung<br />
JULI 2012<br />
thEMa<br />
Befragungszeitraum:<br />
28. 11. – 21. 12. 2011<br />
teilnehmer:<br />
20.485 personen, die im<br />
Bundesdienst stehen<br />
Geschlecht:<br />
39,4 % = Frauen;<br />
59,9 % = männer<br />
(0,7 % = k. A.)<br />
Alter:<br />
20,6 % = bis 35 Jahre;<br />
31,9 % = 36 bis 45 Jahre;<br />
38,2 % = 45 bis 55 Jahre;<br />
8,6 % = ab 56 Jahre<br />
(0,7 % = k. A.)<br />
Management:<br />
5.092 Führungskräfte (20,1 %)<br />
nahmen an der Befragung teil.<br />
Shared Service:<br />
Der Fragenkatalog steht auch<br />
anderen Gebietskörperschaften<br />
und öffentlichen Rechtsträgern<br />
zur Verfügung.<br />
Alle Grafiken befinden<br />
sich auf den kommenden<br />
beiden Seiten. »<br />
25
thEMa<br />
HIntergrund II<br />
Der Fragebogen in aller Kürze<br />
Der umfangreiche Fragebogen (66 Fragen) lässt sich in diese<br />
zehn Abschnitte gliedern:<br />
1. Arbeitssituation: Fragen zur zufriedenheit mit Rahmenbedingungen,<br />
Arbeitszeitmodelle, Vereinbarkeit von Beruf und Familie,<br />
Stress und zeitdruck usw.<br />
2. Motivationsfaktoren: Wie sehr fühlen sich die mitarbeiter<br />
motiviert, z. B. durch Aufgaben, Anerkennung, sicheren Arbeitsplatz,<br />
Entwicklungsmöglichkeiten?<br />
3. Arbeitsinhalte und ziele: Fragen zur identifikation mit Aufgaben,<br />
kenntnis von zielen bzw. Aufgaben oder unterstützung bei der<br />
Aufgabenerfüllung<br />
6. Perspektiven und Weiterentwicklung: Fragen zu karrieremöglichkeiten,<br />
zur zufriedenheit mit dem Fortbildungsangebot oder<br />
mobilitätsbereitschaft<br />
5. zusammenarbeit: Wie sind die Befragten mit der organisation<br />
der Arbeitsabläufe oder etwa der unterstützung durch kollegen<br />
zufrieden?<br />
6. + 7. führung: Wie sehr ist man mit dem unmittelbaren Vorgesetzten<br />
zufrieden? (Aufgrund der vielen Fragen zu diesem themengebiet<br />
wurden zwei Abschnitte gewählt.)<br />
8. veränderungsprozesse: Fragen zur Verfügbarkeit von informationen,<br />
offenheit der kommunikation, Bereitschaft an der mitwirkung<br />
an Veränderungsprozessen etc.<br />
9. Gesundheitsförderung: Einschätzung der Wichtigkeit von gesundheitsfördernden<br />
maßnahmen; informationsstand zu verfügbaren<br />
Angeboten<br />
10. Image und organisationskultur: Ansehen in der Öffentlichkeit,<br />
Einschätzung des jeweiligen Ressorts als Arbeitgeber<br />
Ich fühle mich in meiner täglichen Arbeit durch<br />
den sicheren Arbeitsplatz motiviert.<br />
Meine Führungskraft lässt mir ausreichend Freiraum<br />
für eigenverantwortliches Arbeiten.<br />
Ich weiß, welche konkreten Leistungen<br />
meine Führungskraft von mir erwartet.<br />
Ich fühle mich in meiner taglichen Arbeit motiviert<br />
durch das Gefühl, gute Arbeit zu leisten.<br />
Die verfügbaren Arbeitszeitmodelle kann ich gut nutzen.<br />
GRAFIK 2: DIE FÜnF FRAGEn MIT DER HÖcH-<br />
STEn DURcHScHnITTLIcHEn ZUSTIMMUnG<br />
Die meiste Motivation für ihren Job schöpfen die Mitarbeiter des<br />
Bundes aus dem Gefühl heraus, einen sicheren Arbeitsplatz zu<br />
haben. Im Umgang mit ihren direkten Vorgesetzten betonen sie<br />
außerdem, dass diese sie in hohem Ausmaß eigenverantwortlich<br />
handeln lassen.<br />
26 JULI 2012<br />
82 %<br />
82 %<br />
81,5 %<br />
81,4 %<br />
80,9 %<br />
1. Arbeitsplatzsituation<br />
2011<br />
73 %<br />
2007<br />
2. Motivationsfaktoren<br />
58,4 %<br />
2011<br />
66,5 %<br />
2007<br />
3. Arbeitsinhalte und Ziele<br />
55 %<br />
2011<br />
72 %<br />
2007<br />
4. Perspektiven und Weiterentwicklung<br />
68,1 %<br />
2011<br />
54 %<br />
2007<br />
5. Zusammenarbeit<br />
46,4 %<br />
2011<br />
63,7 %<br />
2007<br />
6. + 7. Führung<br />
58,9 %<br />
2011<br />
69,6 %<br />
2007<br />
8. Veränderungsprozesse<br />
53 %<br />
2011<br />
65,2 %<br />
2007<br />
43,5 %<br />
9. Gesundheitsförderung (2011 neu, keine Werte 2007)<br />
2011<br />
10. Image und Organisationskultur<br />
70,1 %<br />
2011<br />
60,3 %<br />
2007<br />
50,4 %<br />
GRAFIK 1: VERGLEIcH DER<br />
ERGEBnISSE 2011 UnD 2007<br />
In allen zehn Befragungsabschnitten zeigen sich (leichte bis starke)<br />
Anstiege, wenn man die Werte von 2007 mit 2011 vergleicht.<br />
Am deutlichsten sind die Verbesserungen bei den Abschnitten zu<br />
Veränderungsprozessen und zur Zufrieden heit mit den<br />
unmittelbaren Vorgesetzten. Letzterer war mit 16 Fragen auch der<br />
bei weitem längste Abschnitt.<br />
Quellen: MitarbeiterInnen-Befragung des Bundes 2011; BKA, Sektion III<br />
Ich sehe in meinem Ressort interessante<br />
Karrieremöglichkeiten für mich.<br />
39,9 %<br />
Zur beruflichen Weiterentwicklung kommt für mich<br />
auch der Wechsel in ein anderes Ressort in Frage.<br />
41,8 %<br />
Mein letztes Mitarbeitergespräch brachte für mich einen klaren Nutzen.<br />
42,7 %<br />
Über Veränderungsprozesse fühle ich mich ausreichend informiert.<br />
52,9 %<br />
Ich sehe für mich in meinem Ressort interessante<br />
Möglichkeiten zur fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung.<br />
53,2 %<br />
GRAFIK 3: DIE FÜnF FRAGEn MIT DER GERInG-<br />
STEn DURcHScHnITTLIcHEn ZUSTIMMUnG<br />
Vergleichsweise gering fällt die Zufriedenheit mit den Aufstiegschancen<br />
aus: Nur vier von zehn Bundesmitarbeitern sehen in ihrer<br />
einrichtung Karriereperspektiven. Für ähnlich wenige Personen<br />
kommt es infrage, eine Stelle in einem anderen ressort<br />
anzunehmen.
Zustimmung zur Aussage: „In Summe erhalte ich eine faire<br />
Gegenleistung für meine Arbeit.“<br />
Ausmaß der Zustimmung Personen (Absolut)<br />
0 Prozent<br />
20 Prozent<br />
40 Prozent<br />
60 Prozent<br />
80 Prozent<br />
100 Prozent<br />
Keine Angabe<br />
794<br />
1.833<br />
2.564<br />
343<br />
3.193<br />
4.596<br />
GRAFIK 4: ARBEITSSITUATIon: GEHALT<br />
Unzufriedenheit mit dem Gehalt scheint es im Bundesdienst nicht<br />
zu geben: Der Großteil gibt nämlich an, dass man ein gerechte entlohnung<br />
erhalte. rund die Hälfte der Befragten stimmt der Aussage<br />
sogar zu 80 Prozent und mehr zu.<br />
GRAFIK 6: KARRIEREcHAncE VS.<br />
ARBEITSMoDELLE<br />
Die Mitarbeiter des Bundes sind einerseits mit den Arbeitszeitmodellen,<br />
die ihnen ihre einrichtungen anbieten, zu einem hohen<br />
Grad zufrieden, andererseits sehen zu wenige in ihrer einrichtung<br />
potenzielle Aufstiegschancen.<br />
BMF-MItarBeIterBeFragung<br />
Hohe Beteiligung, guter Ruf<br />
7.162<br />
... Aufgaben<br />
... Entlohnung<br />
... Anerkennung für geleistete Arbeit<br />
... Entwicklungsmöglichkeiten<br />
... Aus- und Weiterbildung<br />
... flexible Arbeitszeiten<br />
... den sicheren Arbeitsplatz<br />
... das Gefühl gute Arbeit zu leisten<br />
... das Gefühl, Teil meines Ressorts zu sein<br />
Schon einige zeit vor der umfrage des BkA ging Befragung des Finanzressorts über die Bühne – und zwar<br />
in der ersten Hälfte des Jahres 2011. Die Befragung wurde nun zum zweiten mal nach 2008 durchgeführt,<br />
ein Vergleich zeigt klaren Erfolg: insgesamt nahmen 6.180 BmF-mitarbeiter daran teil, das sind 53 prozent<br />
der Grundgesamtheit. „Die konstant hohe Beteiligung zeigt uns, dass sich die mitarbeiterbefragung im<br />
BmF als wichtiges instrument einer lernenden institution etabliert hat“, sagt michael Steuer, projektleiter<br />
aus der BmF-Sektion i.<br />
Die Fragen sind jenen der mitarbeiterbefragung des Bundes ähnlich, die BmF-Ergebnisse wurden in<br />
dieser integriert. Vor allem die Führungskräften ein durchgängig positives zeugnis: Eigenverantwortliches<br />
Arbeiten und der nötige Freiraum dafür im Arbeitsalltag bekamen eine positive Bewertung (88 prozent).<br />
karriere orientierte mitarbeiter sehen im BmF gute Aufstiegschancen, obwohl 66 prozent der mitarbeiter<br />
sich darüber zu wenig informiert fühlen. Einen klaren Sprung nach vorne machte man seit 2008 beim<br />
image: Der Ruf der Finanzverwaltung ist lt. Angabe der Befragten deutlich besser geworden.<br />
Aber auch in der Finanzverwaltung zeigt sich: Die mitarbeiter sehen in einem anderen Ressort keine attraktive<br />
Beschäftigungsalternative. in dieser Frage weist das BmF noch niedrigere Wert als der gesamte Bund<br />
auf: Nur 37 prozent würden einem Wechsel zustimmen.<br />
zeigte das Gesamtergebnis der Bundesmitarbeiter-Befragung 2011 einen eher unterdurchschnittlichen<br />
Wert bei den mitarbeitergesprächen (nur knapp 40 prozent sehen darin einen Nutzen), stellt sich die Situation<br />
im BmF hingegen deutlich entspannter dar (vergl. Aufstellung rechts). „Der Wert des mA-Gesprächs im<br />
BmF ist gegenüber der Befragung 2008 deutlich gestiegen. Das ist ein Ergebnis unserer intensiven Arbeit<br />
mit den Führungskräften, die wir nach der letzten Befragung durchgeführt haben, und kann als indikator<br />
für gute Führungsarbeit betrachtet werden“, sagt marianne Wenk, die ebenfalls im BmF-projektteam der<br />
umfrage vertreten ist.<br />
BMF UnD<br />
MITARBEITER-<br />
GESPRäcH<br />
JULI 2012<br />
thEMa<br />
Zustimmung zur Aussage: „Ich fühle mich in meiner täglichen<br />
Arbeit motiviert durch ...“<br />
Motivationsfaktoren Prozent der Zustimmung<br />
73,6 %<br />
60,6 %<br />
58 %<br />
54 %<br />
58,3 %<br />
72,3 %<br />
82 %<br />
81,4 %<br />
58,2 %<br />
GRAFIK 5: MoTIVATIonSFAKToREn<br />
Die meiste Motivation für ihren Beruf schöpfen die Bundesmitarbeiter<br />
aus dem Umstand, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben. Ähnlich<br />
wichtig ist ihnen, das Gefühl zu erhalten, gute Arbeit zu leisten.<br />
Durchschnittliche Zustimmung zu den Aussagen. Zustimmung zur Aussage: „Meine Führungskraft ...“<br />
Die verfügbaren Arbeitszeitmodelle<br />
kann ich gut nutzen.<br />
Ich sehe in meinem Ressort interessante<br />
Karrieremöglichkeiten für mich.<br />
39,9 %<br />
80,9 %<br />
... vereinbart mit mir klare Aufgaben bzw. Ziele.<br />
... lässt mit mir ausreichend Freiraum für eigenverantwortliches Arbeiten.<br />
... gibt mir in kritischen Situationen volle Rückendeckung.<br />
... gibt mir Feedback, das mir <strong>hilft</strong>, meine Leistungen zu verbessern.<br />
... spricht Unstimmigkeiten und Konflikte offen an.<br />
... hält Zusagen ein.<br />
Mein letztes Mitarbeitergespräch brachte für mich einen klaren Vorteil.<br />
Führungsfaktoren Prozent der Zustimmung<br />
67,7 %<br />
82 %<br />
69,1 %<br />
61,9 %<br />
58,8 %<br />
74,4 %<br />
42,7 %<br />
GRAFIK 7: ZUFRIEDEnHEIT MIT<br />
VoRGESETZTEn<br />
Führungsstärke beweisen die Vorgesetzten im Bundesdienst vor<br />
allem beim thema eigenverantwortung und beim einhalten von<br />
Zusagen. Wenig begeistert sind deren Mitarbeiter hingegen vom<br />
Ausgang der Mitarbeitergespräche.<br />
2008: 81 %<br />
2011: 86 %<br />
Zustimmung zur Aussage:<br />
„Meine Führungskraft hat<br />
mein letztes Mitarbeitergespräch<br />
korrekt und vollständig<br />
durchgeführt.“<br />
2008: 46 %<br />
2011: 57 %<br />
Zustimmung zur Aussage:<br />
„Mein letztes Mitarbeitergespräch<br />
brachte für mich<br />
einen klaren nutzen.“<br />
Quelle: BMF-Mitarbeiter/innen-<br />
Befragung: Ergebnisbroschüre<br />
27
APA / picturedesk.com<br />
ProjEktE<br />
Gendern für Fortgeschrittene<br />
Ikt „Beamte“ war gestern, heute heißt es „BeamtInnen“. Mit einem weltweit<br />
einzigartigen Tool lassen sich Textdokumente auf eine gendergerechte<br />
Schreibweise checken. In der Verwaltung ist die Software<br />
bereits im Einsatz und kann frei heruntergeladen werden. Text Daniel Mayr<br />
Geschlechtergerecht zu formulieren ist<br />
nicht immer einfach. Oder besser gesagt,<br />
war es nicht – zumindest bis vor kurzem.<br />
Mithilfe eines Tools für Microsoft Word können<br />
Texte nun auf eine gendersensible Schreibweise<br />
überprüft werden. Das Add-in ist auf Initiative<br />
des Frauenministeriums und Microsoft Österreich<br />
gemeinsam mit dem Wiener IT-Unternehmen<br />
Rubicon entwickelt worden. Seit Juni 2011 ist das<br />
weltweit einzigartige Gendering-Tool in Einrichtungen<br />
der Öffentlichen Hand im Einsatz.<br />
„Die Software ist sicher praktisch für jene,<br />
die sich beim Gendern noch unsicher sind“, sagt<br />
Waltraud Rumpl, Leiterin des Wiener Presse- und<br />
Informationsdienst (MA 53). Die Öffentlichkeitsarbeit<br />
der Stadt ist täglich mit der zeitgemäßen<br />
Ansprache der Bevölkerung beschäftigt. Das<br />
neue Tool ist daher auch in Rumpls Abteilung im<br />
ständigen Einsatz: „Ein Text, der von außerhalb<br />
kommt, kann auf diese Weise schnell gegengecheckt<br />
werden“, erzählt sie.<br />
Und so funktioniert’s: Nach Fertigstellung<br />
eines Textes vergleicht das Programm jedes einzelne<br />
Wort mit rund 780 vordefinierten Einträgen<br />
und markiert die betreffenden Stellen färbig.<br />
28 JULI 2012<br />
Dieser Wortkatalog kann jedoch nach Belieben<br />
erweitert werden. Für das fehlende Femininum<br />
kann man zwischen der Vollform und dem Binnen-I<br />
wählen. Bei der Vollform werden z. B. Ersatzbegriffe<br />
wie „Bürgerinnen und Bürger“ oder<br />
„das Team“ statt „die Mannschaft“ vorgeschlagen.<br />
Beim Binnen-I wird ein „I“ für die weibliche<br />
Form verwendet, z. B. „BürgerInnen“. Für welche<br />
Variante sich User auch entscheiden mögen, der<br />
Text sollte jedoch einheitlich sein.<br />
Kostenloser Download<br />
Das Gendering-Add-in steht als Open-Source-<br />
Software auf der Online-Plattform „Codeplex“<br />
kostenfrei zur Verfügung. Dort gibt es neben<br />
dem Installationspaket auch den Quellcode zum<br />
Downloaden. „Da wir das Tool unter einer Open-<br />
Source-Lizenz bereitstellen, ist die Weiterentwicklung<br />
nicht auf uns beschränkt, sondern das<br />
kann nun jeder Softwareentwickler mit entsprechenden<br />
Kenntnissen“, so Roland Hofmann von<br />
Rubicon. Derzeit in Planung ist ein eigener Editor,<br />
also ein Bearbeitungstool für die Wortliste sowie<br />
die Möglichkeit, mehrere Wortlisten nebeneinander<br />
einzusetzen.<br />
Zu zeitaufwändig, zu kompliziert:<br />
Diese Ausreden ziehen<br />
dank des Gendering-Tools<br />
nicht mehr.<br />
MedIenkooPeratIon<br />
Wien Win<br />
REpuBLik stellt im Rahmen<br />
einer medienkooperation mit<br />
der technologieagentur der<br />
Stadt Wien GmbH (zit) in<br />
den nächsten fünf Ausgaben<br />
innovative projekte vor.<br />
Alle projekte sind teil der<br />
zit-plattform Wien Win, einer<br />
Datenbank für innovative produkte<br />
und Dienstleistungen<br />
von Wiener unternehmen.<br />
zit wurde im Jahr 2000 als<br />
tochter der Wirtschaftsagentur<br />
Wien gegründet. Die<br />
Aktivitäten der technologieagentur<br />
umfassen direkte<br />
finanzielle unterstützungen für<br />
unternehmen, die Bereitstellung<br />
technologiespezifischer<br />
infrastruktur und Beratung in<br />
allen phasen des innovationsprozesses.<br />
In der nächsten Ausgabe berichtet<br />
REPUBLIk über eine<br />
klappbrücke, die nur mit<br />
Schwerkraft und Solarenergie<br />
betrieben werden kann.<br />
Weitere Infos: www.zit.co.at
Heimlich, still und leise<br />
bESchaffUng<br />
BüRoREInIGUnG Die wenigsten Mitarbeiter nehmen die Büroreinigung aktiv<br />
wahr. Dennoch sollte man auf die Einhaltung von Qualitätskriterien achten.<br />
Worauf müssen Auftragnehmer und Auftraggeber dabei achten?<br />
nicht nur die richtigen<br />
Reinigungsmittel sind<br />
entscheidend, auch ein leicht<br />
verständlicher Reinigungsplan<br />
ist für die Qualität<br />
wesentlich.<br />
InFo<br />
Weitere Infos<br />
zum Thema:<br />
christoph Guserl<br />
E: christoph.guserl@bbg.gv.at<br />
Gunther Weber<br />
E: gunther.weber@bbg.gv.at<br />
In jedem öffentlichen Gebäude – von den Hörsälen<br />
in den Universitäten, den Gängen in<br />
Krankenhäusern bis hin zu den Büros der<br />
Mitarbeiter – ist die Qualität der Reinigung von<br />
Bedeutung. Und diese Qualität kann man unterschiedlich<br />
bewerten. Deswegen sollte man schon<br />
in der Ausschreibungsphase ein sinnvolles und<br />
machbares Leistungsverzeichnis vorlegen. „Darin<br />
sollte man festlegen, welche Räumlichkeiten<br />
zu reinigen sind, welche Reinigungen vorgenommen<br />
werden sollen und welche Reinigungsintervalle<br />
einzuhalten sind“, sagt Gunther Weber,<br />
BBG-Einkaufsexperte für Reinigungsdienstleistungen.<br />
„Mit diesen definierten Vorgaben fällt es<br />
Auftragnehmern nicht nur leichter, ein Angebot<br />
abzugeben. Man kann so auch einen Reinigungsplan<br />
erarbeiten, um die Reinigungsleistung dem<br />
Kunden gegenüber transparent zu gestalten und<br />
diese besser umzusetzen.“ Die übersichtliche und<br />
leicht verständliche Gestaltung des Reinigungsplans<br />
(z. B. Piktogramme, mehrsprachige Übersetzung)<br />
<strong>hilft</strong> dem Auftragnehmer, sein Personal<br />
anzuleiten, und den Reinigungskräften, die anstehenden<br />
Arbeiten zu erledigen.<br />
Um dem Auftragnehmer die Reinigung zu<br />
vereinfachen, gibt es einfache Tipps und Tricks,<br />
die jeder Mitarbeiter einhalten kann. Schmutz<br />
lässt sich etwa vermeiden, indem man ausgelegte<br />
Text Bundesbeschaffung GmbH<br />
Schmutzmatten verwendet. Und gerade in Büros<br />
sind freie Schreibtische wichtig, auf denen sich<br />
keine Unterlagen stapeln.<br />
Mängel richtig kommunizieren<br />
Qualitätsmängel kann man nie 100-prozentig<br />
ausschließen, z. B. wenn externe Faktoren wie Regen<br />
oder Schnee mehr Schmutz ins Haus bringen.<br />
In solchen Situationen ist es umso wichtiger,<br />
partnerschaftlich miteinander umzugehen.<br />
Im Wesen der Dienstleistung sind folgende Faktoren<br />
entscheidend: Kommunikation, Kooperation<br />
und konstruktive Kontrolle. Mängel sollte<br />
man an den Auftragnehmer möglichst zeitnah<br />
kommunizieren.<br />
Einen besonderen Tipp hat Christoph Guserl,<br />
der für die BBG Verträge zu Reinigungsdienstleistungen<br />
betreut: „Für den Auftraggeber ist es nicht<br />
notwendig, jeden Tag alle Flächen seines Objekts<br />
zu kontrollieren. Bei einer stichprobenartigen<br />
Kontrolle ‚im Vorbeigehen‘ kann man mit dem<br />
richtigen Blick organisatorische aber auch reinigungstechnische<br />
Mängel einfach und zeitsparend<br />
erkennen.“ Die BBG hat in jedem Reinigungsvertrag<br />
ein Qualitäts- und Reklamationsmanagement<br />
implementiert, in dem eine garantierte Reaktionszeit<br />
von 15 Minuten auf Anfragen sowie ein jährliches<br />
Evaluierungsprogramm inkludiert sind.<br />
JULI 2012<br />
29<br />
thinkstockphotos.com
ÖWV<br />
SErvicE & info<br />
Herausforderende Zeiten<br />
für Lobbyisten<br />
Am 9. Mai 2012 ging der diesjährige Lobbying- und Public<br />
Affairs-Kongress im Forum Schönbrunn über die Bühne.<br />
Rund 40 Personen hatten sich im neuen Sitz des Österreichischen<br />
Wirtschaftsverlages eingefunden und lauschten verschiedenen<br />
Vorträgen und Fachforen zum Tagungsmotto „richtiges<br />
Agieren in einer heraufordernden Zeit“. Gleich zu Beginn<br />
des Kongresses konzentrierte sich Georg Kathrein, der für das gerade<br />
in Entstehung befindliche Lobbyinggesetz zuständige Sektionsleiter<br />
im Justizressort, auf das neue Regelwert und diskutierte<br />
mit den Teilnehmern Auswirkungen auf die Praxis. PR-Guru<br />
Wolfgang Rosam widmete sich dem Medienlobbying und beantwortete<br />
in zehn Thesen die Frage, wie sich Journalisten knacken<br />
lassen. Von der anderen Seite kam Reinhard Göweil (s. Bild), seines<br />
Zeichens Chefredakteur der Wiener Zeitung, und machte den<br />
Anwesenden klar, nach welchen Kriterien Journalisten Themen<br />
auswählen. Weitere Vorträge gab es von Superfund-Public Affairs-Managerin<br />
Ortrun Gauper und Gerhard Popp, dem für Öffentlichkeitsarbeit<br />
zuständigen Sektionsleiter im Finanzministerium.<br />
Besonders spannend wurde es in der letzten Halbstunde<br />
des Tagungsprogramms: Hier gab Politikberater Thomas Hofer<br />
Einblick in die „Tricks der Politiker“.<br />
30 JULI 2012<br />
Lehrgang für<br />
politisches Management<br />
Führungsaufgaben in politischen Systemen und Organisationen<br />
mit Überschneidungen zum politischen System<br />
werden immer komplexer und sind dynamischen Veränderungsprozessen<br />
unterworfen. Im Herbst 2012 startet deshalb<br />
der berufsbegleitende Masterlehrgang „Führung, Politik und<br />
Management“ am FH Campus Wien. Erstmalig steht damit das<br />
politische Management im Mittelpunkt eines Studiums. Ein<br />
Hauptaugenmerk in der Ausbildung liegt darauf, dass man als<br />
zukünftige Führungskraft mit strategischen Managementkompetenzen<br />
ausgestattet wird. Das Studium vermittelt Kenntnisse<br />
über Komplexitäts- und Systemtheorie, Projekt- und Prozessmanagement,<br />
Strategieentwicklung und Change Management. Einblicke<br />
in das internationale politische System und Soft Skills wie<br />
z. B. Gesprächs- und Verhandlungstechniken ergänzen das Programm.<br />
Der Fokus liegt darauf, dass die Teilnehmer persönlichen<br />
und fachlichen Voraussetzungen vermittelt bekommen, die sie<br />
zur Leitung von komplexen Organisationen des politischen Systems<br />
und an politischen Prozessen beteiligten Institutionen und<br />
Unternehmen befähigen. Der Lehrgang ist für Personen gedacht,<br />
die sich in einer Behörde, politischen Organisation oder NGO<br />
auf dem Sprung zu Führungsverantwortung befinden. Interessierte<br />
können am 29. Juni eine Info-Veranstaltung der FH Wien<br />
besuchen.<br />
Masterlehrgang „Führung, Politik und Management“<br />
Dauer: 4 Semester<br />
Abschluss: master of Arts<br />
Weitere infos:<br />
FH campus Wien<br />
mag. Josef Ruh<br />
t: +43 1 606 68 77-2150<br />
E: fpm@fh-campuswien.ac.at<br />
www.fh-campuswien.ac.at<br />
thinkstockphotos.de
tERMInüBERSIcHt<br />
Veranstaltungen<br />
Juni / Juli / august 2012<br />
26. Open Government Data Konferenz 2012<br />
Juni Z wEitE öStErrEichiSchE ogd-konfErEnZ<br />
Mit intErnationalEr bEtEiligUng<br />
Veranst.: Open Knowledge Forum Österreich<br />
Ort: Wissensturm, Kärntner Str. 26, 4020 Linz<br />
www.ogd2012.at<br />
27. Integriertes Energie-Contracting<br />
Juni workShoP ZU PraxiSErfahrUngEn<br />
dEr landESiMMobiliEngESEllSchaft Und dEr SiEMEnS ag<br />
Veranst.: Grazer Energieagentur<br />
Ort: Media Center, Haupteingang Rathaus, 8010 Graz<br />
www.grazer-ea.at<br />
SErvicE & info<br />
4. – 6. AGIT 2012: GI-Impulse vernetzen<br />
Juli SyMPoSiUM Und fachMESSE für angEwandtE gEoinforMatik<br />
Veranst.: Universität Salzburg<br />
Ort: Naturwissenschaftl. Fakultät / Uni Salzburg, Hellbrunner Str. 34, 5020 Salzburg<br />
www.agit.at<br />
1. – 3. Kommunale Sommerstudien<br />
August S oMMEr-wEitErbildUngSangEbot ZU koMMUnal-<br />
Und vErwaltUngSPolitik SowiE vErwaltUngSökonoMiE<br />
Veranst.: Institut für Kommunalwissenschaften<br />
Ort: IKW, Pfarrgasse 14, 4020 Linz<br />
www.ikw.co.at<br />
2. – 3. klima:aktiv mobil Fahrradakademie 2012<br />
August vorStEllUng dEr vorarlbErgEr radvErkEhrSStratEgiE<br />
inkl. ExkUrSion ZU good-PracticE-bEiSPiElEn<br />
Veranst.: klima:aktiv mobil, Österreichische Energieagentur<br />
Ort: Exkursion startet in Bregenz<br />
www.klimaaktiv.at/fahrradakademie2012<br />
21. – 25. ERSA 2012 Congress: Regions in Motion – Breaking the Path<br />
August kongrESS ZU rEgionalPolitiSchEn ProblEMStEllUngEn in EUroPa<br />
Veranst.: European Regional Science Association<br />
Ort: University of Economics Bratislava<br />
www.ersa.org<br />
Vorschau 4. Public Management Impulse<br />
Herbst: tagUng ZUM thEMa „PotEnZialE idEntifiZiErEn & talEntE<br />
16. Oktober qUalifiZiErEn“<br />
Veranst.: FH OÖ Studienbetriebs GmbH<br />
Ort: Campus Linz der FH OÖ<br />
www.fh-ooe.at<br />
JULI 2012<br />
31
karriErEn<br />
BMEIA<br />
Wiener Stadtwerke<br />
Schadt<br />
Stefanie Grüssl<br />
Schaub-Walzer / PID<br />
Energie Steiermark<br />
32 JULI 2012<br />
Außenministerium<br />
Jurist vertritt Österreich bei den Vereinten nationen<br />
name Thomas Hajnoczi Jahrgang 1955<br />
neue Position Ständiger Vertreter beim Büro der Vereinten nationen und den<br />
Spezialorganisationen in Genf<br />
Bisherige Position Ständiger Vertreter beim Europarat<br />
Ausbildung Studium der Rechtswissenschaften an der Uni Wien<br />
Wiener Stadtwerke Holding<br />
energiemanager wird Vorstandsdirektor<br />
name Marc H. Hall Jahrgang 1958 (geb. in Easington/England)<br />
neue Position Vorstandsdirektor für den Bereich Energie<br />
Bisherige Position Geschäftsführer der Bayerngas GmbH<br />
Ausbildung Bauwirtschaftsstudium an der TU Wien<br />
Bundeskanzleramt<br />
Philosoph koordiniert regionalpolitik<br />
name Georg Schadt Jahrgang 1961<br />
Redaktion:<br />
Ursula Horvath<br />
neue Position Leiter der Abteilung IV/4 (Koordination – Raumordnung und Regionalpolitik)<br />
Ausbildung Studium der Volkswirtschaft und der Philosophie<br />
Außerdem Ausbildung zum Konfliktmediator<br />
Wirtschaftsministerium<br />
Jurist kümmert sich um Berufsausbildung<br />
name Alexander Hölbl Jahrgang 1976<br />
neue Position Leiter der Abteilung I/4 (Berufsausbildung)<br />
Bisherige Position Referent in der Abteilung I/4<br />
Ausbildung Studium der Rechtswissenschaften an der Uni Wien,<br />
postgradualer Universitätslehrgang „Kanonisches Recht für Juristen“<br />
Stadt Wien<br />
Boku-absolvent avanciert zum Magistratsleiter<br />
name Klaus Zimmel Jahrgang 1971<br />
neue Position Leiter der MA 34 (Bau- und Gebäudemanagement )<br />
Bisherige Position Stellvertr. Leiter der MA 34 sowie Leiter der Stabsstelle Strategie,<br />
Qualitätsmanagement und controlling<br />
Ausbildung Studium an der Boku Wien<br />
Energie Steiermark<br />
Vertriebsleiter wechselt in den Vorstand<br />
name christian Purrer Jahrgang 1955<br />
neue Position Vorstandssprecher Energie Steiermark<br />
Bisherige Position Leiter Vertrieb Strom; Leiter Vertriebskoordination Strom, Gas, Wärme<br />
Ausbildung Bauingenieurwesen-Studium an der TU Graz
Karriereinfos senden Sie bitte an<br />
karrieren@republik-online.at<br />
IM GESPRäcH<br />
Juristin leitet Magistrat<br />
name Renate Kamleithner Jahrgang 1971<br />
neue Position Direktorin des Magistrat Wels<br />
Bisherige Position Mitarbeiterin für Internationales und sozialpolitische Grundsatzfragen<br />
im Kabinett von Sozialminister Rudolf Hundstorfer<br />
Ausbildung Jus- und BWL-Studium<br />
Premiere: Renate Kamleithner ist die erste Frau an der<br />
Spitze eines Magistrats in Oberösterreich. „Von allen<br />
15 österreichischen Magistratsdirektionen sind meines<br />
Wissens nur zwei von Frauen besetzt“, so Kamleithner. Die Besetzung<br />
war allerdings keine leichte Sache, über Monate hinweg<br />
blockierten sich die politischen Kräfte in Wels gegenseitig.<br />
Seit Anfang Mai hängt der politische Haussegen in Wels aber<br />
nicht mehr schief, denn die Juristin und Betriebswirtin wurde<br />
schließlich einstimmig vom Stadtsenat aus dem Bewerberpool<br />
ausgewählt.<br />
In den kommenden fünf Jahren ist die gebürtige Steyrerin<br />
für 1.500 Mitarbeiter verantwortlich. „Hier helfen mir meine<br />
Erfahrungen. Als ehemalige Mitarbeiterin von Sozialminister<br />
Hundstorfer kenne ich die politischen Prozesse. Hilfreich<br />
Wenzel / HBF<br />
BMWF / Petra Spiola<br />
1 2 3<br />
Österreichisches Staatsarchiv<br />
Historiker wird generaldirektor<br />
JULI 2012<br />
karriErEn<br />
ist sicher auch, dass ich insgesamt vier öffentliche Institutionen<br />
– unter anderem die AK OÖ und das BMASK – von innen kennengelernt<br />
habe.“<br />
Neben Migration und Stadtentwicklung sind vor allem erneuerbare<br />
Energie und Energieeffizienz Schwerpunktthemen<br />
der Stadt. „Wir haben in Wels das erste Science-Center Österreichs,<br />
ein Museum zum Ausprobieren. Hier können die Besucher<br />
erneuerbare Energie erleben. Das werden wir noch besser<br />
vermarkten, die Vernetzung mit anderen Institutionen verbessern<br />
und Kooperationen verstärken“, so Kamleithner über ihre<br />
Pläne. Verantwortlich ist sie auch für die Umsetzung des Reformprogramms<br />
2010: „Wir müssen die Einsparungsziele umsetzen,<br />
werden etwa die Dienstleistungen für Bürger vereinfachen<br />
und die Abläufe im Haus straffen.“<br />
name Wolfgang Maderthaner Jahrgang 1954<br />
neue Position Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs (ÖStA)<br />
Bisherige Position Geschäftsführer und wissenschaftliche Leitung des Instituts für die<br />
Geschichte der Arbeiterbewegung<br />
Ausbildung Studium der Geschichte und Anglistik an den Unis Wien und Sussex<br />
Wissenschaftsministerium<br />
abteilungsleiter vertritt Sektionschefin Weitgruber<br />
name Günther Burkert Jahrgang 1952<br />
neue Position Stellvertr. Leiter der BMWF-Sektion II (Wissenschaftliche Forschung und<br />
Internationale Angelegenheiten)<br />
Vorherige Position Abteilungsleitung II/8<br />
Motto Jeder Mensch hat eine interessante Seite, suche danach.<br />
In aller kürze<br />
1. Thomas Epply wurde zum Fachbereichsleiter für Umsatzsteuerbelange in der Finanzverwaltung bestellt.<br />
2. Dietmar Mauschitz ist neuer Stromvertriebschef bei der Energie Steiermark. 3. Heribert Wulz ist provisorischer<br />
stellvertr. Leiter der Sektion III im BMWF. FotoS: BMF, EnErgiE StEiErMark, PFlügl<br />
Stadt Wels<br />
33
Privat<br />
„Mein Mann wünscht sich fünf Sterne“<br />
AGnES HUSSLEIn-ARco, Direktorin der Österreichischen Galerie im<br />
Belvedere, erinnert sich gerne an ihren Großvater, den Maler Herbert<br />
Boeckl, und würde ihren Job auch ohne finanzielle Gegenleistung ausüben.<br />
Interview Stefan Grampelhuber<br />
SteckBrIeF<br />
Agnes Husslein-Arco<br />
geboren 1954 in Wien<br />
1973–1979<br />
Studium der kunstgeschichte<br />
und Archäologie in Wien und<br />
an der pariser Sorbonne<br />
1981–2000<br />
Geschäftsführerin von<br />
Sotheby’s Österreich (ab<br />
1990 auch Senior Director für<br />
Sotheby’s Europa)<br />
2001–2003<br />
Direktorin des Rupertinum<br />
Salzburg<br />
2003–2005<br />
Geschäftsführerin des museums<br />
der moderne Salzburg<br />
Seit 2007<br />
Belvedere-Direktorin<br />
Agnes Husslein-Arco ist mit<br />
peter Husslein, Vorstand<br />
der universitätsfrauenklinik<br />
Wien, verheiratet und hat zwei<br />
kinder.<br />
34 JULI 2012<br />
Wie würden Sie sich selbst in einem Satz beschreiben?<br />
Emotional, zielstrebig und – wenn notwendig –<br />
auch hartnäckig.<br />
An welches Erlebnis in Ihrer Kindheit erinnern<br />
Sie sich noch heute?<br />
An die Besuche bei meinem Großvater Herbert<br />
Boeckl im Atelier.<br />
Würden Sie sagen, dass Sie in der Schule etwas<br />
für das Leben gelernt haben?<br />
Ja. Dass die Motivation durch den Lehrer sehr viel<br />
bewegen kann.<br />
Welche Entscheidung hätten Sie gerne anders<br />
gefällt?<br />
Ich hätte mir gerne früher einen zweiten Hund<br />
gekauft.<br />
Wovon können Sie nicht genug bekommen?<br />
Meinen Enkel Hugo zu sehen.<br />
Über welche Tatsache sind Sie am unglücklichsten?<br />
Ich fühle mich sehr privilegiert, dass ich im Moment<br />
über nichts <strong>wirklich</strong> unglücklich bin. Hoffentlich<br />
bleibt das so.<br />
<strong>Was</strong> ist der größte Irrtum der meisten Österreicher?<br />
Zu glauben, dass man mit wenig Anstrengung<br />
dauerhaft vom Staat und von „virtuellem Geld“<br />
Österr. Galerie Belvedere<br />
» Bin emotional,<br />
zielstrebig und –<br />
wenn notwendig –<br />
auch hartnäckig.<br />
finanziert werden kann.<br />
Besitzt der Mensch einen freien Willen?<br />
Entgegen neuesten Forschungen bin ich der<br />
festen Überzeugung, dass der Mensch sehr wohl<br />
einen freien Willen hat. Den Beweis liefert mir<br />
die laufende persönliche Erfahrung.<br />
Glauben Sie an einen Gott?<br />
Ja. Der Beweis ist für mich ist die Existenz des<br />
Universums.<br />
Wie viel Prozent Ihres Jobs würden Sie auch<br />
gerne ausüben, wenn Sie dafür kein Geld bekommen<br />
würden?<br />
100 Prozent.<br />
Welche persönliche Veränderung haben Sie<br />
sich schon lange vorgenommen?<br />
Mehr Freizeit.<br />
Wenn Ihr Leben verfilmt würde, wie wäre<br />
der Titel dieses Films, und wen wünschen Sie<br />
sich in der Hauptrolle?<br />
„Das Leben – ein Traum“. Am liebsten ich selber.<br />
Konzerthaus oder Jazzkeller?<br />
In letzter Zeit mehr Konzerthaus.<br />
Camping-Urlaub oder Fünf-Sterne-Hotel?<br />
Mein Mann wünscht sich fünf Sterne, er durfte<br />
aber auch noch nie das „Abenteuer Camping-<br />
urlaub“ erleben.
Toni Toni Polster Polster<br />
Felix Felix Felix Baumgartner<br />
Baumgartner<br />
Baumgartner<br />
Uwe Kröger<br />
Danielle Danielle Spera Spera<br />
André André André Heller Heller Heller<br />
Barbara Stöckl<br />
Rainer Rainer Pariasek Pariasek<br />
Doris Doris Doris Golpashin Golpashin Golpashin<br />
„Wir sind<br />
Menschen für<br />
Menschen!“<br />
T. T. T. Schäfer-Elmayer<br />
Schäfer-Elmayer<br />
Schäfer-Elmayer<br />
Christa Christa Kummer Kummer<br />
Reiche Reiche auch auch du du<br />
deine deine Hand! Hand!<br />
Alfons Alfons Haider Haider<br />
Roland Roland Neuwirth Neuwirth<br />
Klaus Klaus Liebscher Liebscher<br />
Wir reichen unsere Hand – als Menschen für Menschen.<br />
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