JAHRESBERICHT 2011 - OUTLAW gGmbH
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<strong>JAHRESBERICHT</strong> <strong>2011</strong><br />
Region West
INHALTSVERZEICHNIS<br />
VORWORT .................................................................................... 3<br />
SCHWERPUNKTTHEMA: Partizipation ............................................ 4<br />
DAS TRAINEE-PROGRAMM DER REGION WEST ............................. 7<br />
FACHBEIRATSSITZUNG IN HAMM .................................................. 8<br />
<strong>OUTLAW</strong> STARTET STANDPUNKTE-KAMPAGNE ............................ 10<br />
FLEXIBLE ERZIEHERISCHE HILFEN<br />
Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis ..................................... 13<br />
Münster<br />
Reisefi eber im Jugendzentrum Sprakel .......................................... 14<br />
Hüttenbau im BauSpielTreff ............................................................. 15<br />
Mädchenhaus mia: Gut aufgestellt .................................................. 16<br />
Hamm<br />
TSM Hamm: Vielfältige Angebote ....................................................17<br />
City-WG: Ein unvergesslicher Tag ................................................... 18<br />
Flexible Erzieherische Hilfen: Gut vernetzt im Sozialraum ..............19<br />
Emden<br />
Vielseitige Projekte in Emden .......................................................... 20<br />
Interview mit S. Jansen und A. Biermann ........................................ 21<br />
Warendorf<br />
Hilfe für Familien .............................................................................. 22<br />
Osnabrück<br />
Ein Gefühl, als wäre es der eigene Laden ....................................... 24<br />
Abenteuer Island ............................................................................. 25<br />
Rheine<br />
Schöne Ferien in Rheine ................................................................. 26<br />
Kreis Steinfurt<br />
Drei Fragen an Astrid Lenz-Hullerum .............................................. 27<br />
KITA&MORE<br />
Kita-Tagung in Münster: Vielfalt (er-)leben! .................................... 29<br />
Münster<br />
Kita Gescherweg: Bestnoten in der Qualitätsentwicklung .............. 30<br />
Kita Gescherweg: Eltern-AG in der Kita Gescherweg ..................... 31<br />
Kita Gescherweg: Kita voller Musik .................................................. 32<br />
Kita Holtrode: Gut kombiniert! ....................................................... 33<br />
Kita Sprakel: Kita Sprakel erhält Gütesiegel Familienzentrum NRW .. 34<br />
Kita Sprakel: (K)ein ganz gewöhnlicher Mittwoch ......................... 35<br />
Ostbevern<br />
Umbau in der Kita Brock ................................................................. 36<br />
Förderverein für die Kita Brock ....................................................... 37<br />
Ruhrgebiet<br />
Fachtag der Kitas im Ruhrgebiet ..................................................... 38<br />
Sprachförderung in der Kita ........................................................... 38<br />
Bochum<br />
Kita Königsallee und Querenburger Höhe: Neue Spielmöglichkeiten 39<br />
Interview mit H. Tytlik und E. Wapelhorst ....................................... 40<br />
YOUNGSIDE ®<br />
Was aus ihnen wurde ...................................................................... 42<br />
Sommerfest YoungSide ® ................................................................. 45<br />
KULTUR, BILDUNG, FREIZEIT<br />
Bremen<br />
Das Jugendfreizeitheim Huchting .................................................. 47<br />
Münster<br />
FANport in Münster ........................................................................ 48<br />
SPONSOREN .............................................................................. 50<br />
2
VORWORT<br />
Liebe Leserinnen, lieber Leser,<br />
„Partizipation“ und auch das Synonym „Beteiligung“ sind schillernde Begriffe,<br />
die häufig und diffus genutzt werden und einer Konkretisierung bedürfen. Der<br />
Wortursprung des Begriffs liegt im lateinischen Verb „participare“, das bedeutet<br />
„teilnehmen lassen, teilen, teilhaben“. Die Begriffe „pars, partis“ bedeuten Teil<br />
eines Ganzen und „capere“ heißt soviel wie „nehmen“ oder „ergreifen“. Gemeint<br />
sind damit sowohl die aktive als auch die passive Form der Partizipation.<br />
Theo Boomgaarden<br />
(Geschäftsführer <strong>OUTLAW</strong> <strong>gGmbH</strong>)<br />
In der Praxis tun wir uns häufi g schwer, Partizipation auch wirklich einzulösen.<br />
Weil Partizipation im Trend liegt, dient sie oftmals als wohlklingendes Etikett.<br />
Wenn man genauer hinschaut entpuppt sich das Ganze jedoch als „Mogelpackung“,<br />
auf der drauf steht, was nicht drin ist.<br />
Dr. Friedhelm Höfener<br />
(Regionaler Geschäftsführer West)<br />
Deshalb ist die wesentliche Frage: Wie kann Partizipation tatsächlich gelingen?<br />
Dieser Frage ist <strong>OUTLAW</strong> in vielfältiger Art und Weise im vergangenen Jahr<br />
nachgegangen. In einem ersten Resümee lässt sich feststellen, dass es eher eine<br />
Frage der Haltung, als eine Frage der Methodenvielfalt ist. Kinder wollen schon<br />
früh ihren Willen und ihre Handlungsfähigkeit erproben. Eine von Partizipation<br />
geprägte Haltung und Pädagogik unterstützt diese Motivation und gibt den<br />
Mädchen und Jungen die Chance eigene Aktivität zu erleben und Verantwortung<br />
zu übernehmen. Auf Grundlagen einer partizipativ ausgerichteten Pädagogik<br />
wird es den Kindern und auch Jugendlichen ermöglicht, sich als Teil einer<br />
Gemeinschaft zu erfahren, auf die es Einfl uss hat und die es selbst beeinfl usst.<br />
Zur Umsetzung ist es notwendig, eine Balance zwischen Struktur und Freiheit<br />
zu fi nden. Es müssen Bedingungen geschaffen werden, um die eigenständige<br />
Auseinandersetzung der Mädchen und Jungen mit der Umwelt anzuregen.<br />
Im vorliegenden Jahresbericht fi nden Sie einen Überblick über unsere Aktivitäten<br />
in <strong>2011</strong>. Sicher werden Sie beim Lesen merken, dass das Thema „Partizipation“<br />
bei <strong>OUTLAW</strong> angekommen ist.<br />
Herzliche Grüße<br />
Theo Boomgaarden<br />
Dr. Friedhelm Höfener<br />
3
DR. HEIKE SCHWERING<br />
PARTIZIPATION –<br />
EIN (RÜCK)BLICK AUF THEORIE UND PRAXIS<br />
Dies sei der Retrospektive auf das Jahresleitthema<br />
<strong>2011</strong> vorausgeschickt: In<br />
einer aktuellen Broschüre des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend zu „Qualitätsstandards<br />
für Beteiligung von Kindern und<br />
Jugendlichen“ (<strong>2011</strong>) heißt es: „Niemand<br />
wird als Demokrat geboren…“<br />
Nach intensiver Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema Partizipation gehe<br />
ich einen Schritt weiter, nehme jenen<br />
Gedanken gerne auf und schreibe<br />
fort: „…und niemand kommt auf die<br />
Welt, um Demokraten heranzuziehen“<br />
– dazu später mehr.<br />
PARTIZIPATION – ODER<br />
DIE FRAGE NACH EINER<br />
HALTUNG<br />
Manchmal fügen sich Anlässe und<br />
Gedanken glücklich zu neuen Anregungen.<br />
Eben beim Verfassen des<br />
Vortrags für den 1. Regionalen Beratungstag<br />
<strong>2011</strong> erfuhr ich von einer,<br />
nennen wir es „Randerscheinung im<br />
Schulalltag“. Ein 8-jähriger Junge wird<br />
von einer Jungengruppe in der Schule<br />
seit Monaten konsequent „Restmüll“<br />
genannt. Restmüll? Vielleicht ein<br />
Synonym für „Opfer“? Eine durchaus<br />
gängige Wortschöpfung von Jugendlichen.<br />
Ist Restmüll tatsächlich Jugendsprache,<br />
quasi ein eingeschworener<br />
Code unter Eingeschworenen,<br />
so wie laut „Lexikon der Jugendsprache<br />
2010“ ein „Brotgehirn“ ein Idiot<br />
ist? Ich wusste es nicht. Und um es<br />
zu verstehen und damit die Aussage<br />
zu verstehen und damit ein Gefühl zu<br />
dieser mir unbekannten Jungengruppe<br />
zu bekommen, musste und wollte<br />
ich mich gedanklich – ausgehend von<br />
einem Initial, dem Wort Restmüll – mit<br />
der Sache beschäftigen.<br />
Zurück zum Thema. An dieser Stelle<br />
mag man sich berechtigterweise<br />
fragen, was das nun alles mit Partizipation<br />
zu tun hat. Angenommen,<br />
mein Auftrag wäre es im Rahmen von<br />
Schulsozialarbeit, genau diese Jungengruppe,<br />
die vermeintlichen<br />
Restmüllsager, zu<br />
erreichen, sie gar für<br />
ein Partizipationsprojekt<br />
anzusprechen.<br />
Den ersten Schritt hätte ich unweigerlich<br />
dadurch getan, dass ich mich auf<br />
die Gedankenkette einlassen würde,<br />
die sich an die Information anschloss.<br />
Partizipation fordert in jeder Phase<br />
die Bereitschaft weiterzudenken.<br />
Darüber hinaus: Es muss mir gelingen,<br />
eine erste Annäherung hinzubekommen.<br />
Ich müsste sie verstehen,<br />
bestenfalls möchte ich sie verstehen.<br />
Dazu sollte ich eintauchen in<br />
ihre Lebenswelt, nicht nur in ihre<br />
Sprache, sondern auch in ihren<br />
Kiez, ihre Umgebung, ihre Gedanken.<br />
Ich müsste mir meine eigenen<br />
Präkonzepte bewusst machen,<br />
und diese überprüfen. Zudem<br />
PARTIZIPATION HEISST:<br />
„Entscheidungen, die das eigene<br />
und das Leben der Gemeinschaft betreffen,<br />
zu teilen und gemeinsam Lösungen für<br />
Probleme zu fi nden.“<br />
4<br />
(Defi nition nach Richard Schröder, Leiter der<br />
ersten Kinderbüros Deutschlands, 1995)
sollte bei mir eine grundsätzliche<br />
Bereitschaft vorhanden sein, eine<br />
gleichberechtigte Beziehung aller<br />
Subjekte zuzulassen, getragen<br />
von Achtung, Respekt und Wertschätzung.<br />
Nach dem Zeitpunkt X<br />
wäre ich bestenfalls an dem Punkt zu<br />
verstehen, wer von ihnen sich warum<br />
an dem Projekt beteiligt – oder eben<br />
auch nicht beteiligt. Ich ziehe dieses<br />
kleine, eher Randbeispiel heran, um<br />
zweierlei zu verdeutlichen: Könnten<br />
sich Erwachsene im Rahmen von<br />
Kinder- und Jugendbeteiligung<br />
fragen, ob nicht der erste<br />
Schritt im Rahmen von Partizipation<br />
die eigene Beteiligung<br />
an dem Leben von Kindern und<br />
Jugendlichen sein sollte – und<br />
Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB<br />
VIII § 11) verpfl ichtet die Kinder- und Jugendarbeit,<br />
ihre Angebote an den Interessen<br />
der Kinder und Jugendlichen zu orientieren und<br />
sie von ihnen mitbestimmen und mitgestalten zu<br />
lassen. Auch der § 36 SGB VIII räumt Kindern und<br />
Jugendlichen im Rahmen von Hilfeplanung ein<br />
Recht auf Mitsprache ein. Seit 1991 ist also mit<br />
dem Inkrafttreten des Achten Sozialgesetzbuches<br />
eine weitreichende gesetzliche Verankerung<br />
der Beteiligung aller Beteiligten in<br />
der Kinder- und Jugendhilfe gesichert.<br />
nicht etwa umgekehrt? Ja, wer<br />
Partizipation fordert, muss lernen,<br />
sich selber zu partizipieren.<br />
Deshalb nochmals: Es geht weni-<br />
Genau weil die Arbeit mit und für<br />
ger um die Frage danach, wie wir<br />
Kinder und Jugendliche unser Tagesgeschäft<br />
ist, sei dieser Ansatz nicht zu damit sie sich beteiligen,<br />
Kinder und Jugendliche erreichen,<br />
sondern<br />
unterschätzen.<br />
vielmehr bzw. im ersten Schritt darum,<br />
wie wir uns beteiligen, damit<br />
wir die Kinder und Jugendlichen<br />
erreichen. Zum Zweiten möchte<br />
ich an diesem Beispiel etwas Simples<br />
abbilden. Es ist die Gefahr der<br />
Selbstverständlichkeit, den der Begriff<br />
Partizipation impliziert: Selbstverständlich<br />
beteiligen wir Kinder<br />
und Jugendliche. Selbstverständlich<br />
schauen wir genau hin, horchen nach<br />
und hinterfragen. Selbstverständlich<br />
wollen wir zu den Einrichtungen gehören,<br />
die sich in unterschiedliche<br />
Richtungen beweglich zeigen, auf die<br />
Menschen zu, mit den Menschen gemeinsam,<br />
auf gleicher Augenhöhe.<br />
5
Das ist mitunter an der Basis das tägliche<br />
Brot. Dennoch: Damit dies gelingt,<br />
muss die Beteiligung von Kindern<br />
und Jugendlichen allerdings<br />
nicht nur gewollt, sondern auch<br />
gekonnt sein – von den Fachkräften<br />
und den Kindern und Jugendlichen,<br />
denn: „Niemand wird als Demokrat<br />
geboren und niemand kommt auf<br />
die Welt, um Demokraten heranzuziehen.“<br />
Doch nicht zuletzt das grundsätzliche<br />
Recht von Kindern und Jugendlichen,<br />
Rechte zu haben, muss<br />
in seiner logischen Konsequenz unser<br />
(pädagogisches) Denken und Tun<br />
berühren, sich in unseren Konzepten<br />
wiederfinden. Dass eine gesetzliche<br />
Verankerung nicht zwangsläufig g einhergeht<br />
mit einer zielgruppenorientierten<br />
Umsetzung, dürfte an dieser<br />
Stelle keine Neuigkeit sein, mag jedoch<br />
dazu anregen, dem tatkräftig<br />
entgegen zu wirken.<br />
Dies geschieht bei <strong>OUTLAW</strong> nicht<br />
erst seitdem Partizipation das Jahresleitthema<br />
<strong>2011</strong> war. Auch nicht<br />
erst seitdem das Wort als solches<br />
bisweilen disziplinübergreifend als<br />
infl ationär verwandter „Türöffner“<br />
für Projektanträge, Forschungsgelder<br />
etc. fungiert. Sich für bessere Lebensbedingungen<br />
von Kindern und<br />
Jugendlichen einzusetzen geht bei<br />
<strong>OUTLAW</strong> mit dem ersten Gründungstag<br />
damit einher, unsere Adressaten<br />
aktiv an den Veränderungsprozessen<br />
zu beteiligen. Dass dies bei allem<br />
intendierten Vorgehen oftmals auch<br />
unbewusst und somit viel häufi ger<br />
geschieht als gedacht, war u. a. eine<br />
Erkenntnis im Rahmen der Leitthema-Diskussion<br />
<strong>2011</strong>. Auch, dass<br />
Beteiligung nicht gleich<br />
Beteiligung ist, konnte<br />
im Laufe des Jahres<br />
auf unterschied-<br />
lichen Wegen bearbeitet und vertieft<br />
werden. Zum einen boten die Regionalen<br />
Beratungstage einen passenden<br />
Rahmen, um das Thema neben<br />
theoretischen Betrachtungen vor dem<br />
Hintergrund des eigenen Tun und<br />
Handelns unter KollegInnen zu refl ektieren<br />
und zu diskutieren. Zum anderen<br />
ergaben sich aus der Thematik<br />
interne Fortbildungen für den Bereich<br />
Kita&More, Literaturlisten mit Anregungen<br />
für Theorie und Praxis und<br />
nicht zuletzt ein Publikationsprojekt<br />
für den Kitabereich mit aktuellen Beispielen<br />
aus der Praxis (Fertigstellung<br />
voraussichtlich Herbst 2012).<br />
Getreu der Erkenntnis zu Beginn<br />
dieses Textes, dass Partizipation in<br />
jeder Phase die Bereitschaft fordert<br />
weiterzudenken, wird dies auch in<br />
2012 geschehen. Schließlich haben<br />
wir im Grundsatz J(A) gesagt zu Partizipation<br />
und dieses Weiterdenken<br />
mag über das Weiterentwickeln von<br />
Konzepten bestenfalls ein spürbares<br />
Weitermachen für die Kinder und Jugendlichen<br />
sein.<br />
BETEILIGUNG IST NICHT<br />
GLEICH BETEILIGUNG…<br />
Das Vier-Stufenmodell<br />
nach R. Schröder, R. Hart und W. Gernert<br />
1. Informiert werden<br />
2. Gehört werden<br />
3. Mitbestimmen<br />
4. Selbst bestimmen<br />
6
GUTER START INS BERUFSLEBEN –<br />
DAS TRAINEE-PROGRAMM DER REGION WEST<br />
In der Region West ist im Jahr <strong>2011</strong><br />
ein Trainee-Programm für BerufseinsteigerInnen<br />
gestartet. Dabei haben<br />
AbsolventInnen der Sozialen Arbeit<br />
oder der Sozialpädagogik die Möglichkeit,<br />
das Arbeitsfeld der Flexiblen<br />
Erzieherischen Hilfen näher kennen zu<br />
lernen. „Die Trainees werden zu den<br />
üblichen Konditionen für BerufseinsteigerInnen<br />
eingestellt und erhalten<br />
darüber hinaus zusätzliche Lern- und<br />
Einarbeitungsmöglichkeiten“, erklärt<br />
Gabriele Barann, Leiterin Personal &<br />
Organisationsentwicklung. Das einjährige<br />
Programm beinhaltet den jeweils<br />
sechsmonatigen Einsatz in zwei Arbeitsfeldern<br />
der Hilfen zur Erziehung.<br />
Darüber hinaus können die Trainees<br />
in anderen Tätigkeitsbereichen der<br />
<strong>OUTLAW</strong> <strong>gGmbH</strong> hospitieren und so<br />
einen Einblick in die pädagogische<br />
Arbeit der verschiedenen Standorte<br />
gewinnen. „Damit haben wir ein attraktives<br />
Arbeitgeberangebot für junge<br />
Leute geschaffen“, berichtet Gabriele<br />
Barann.<br />
zu erleben, wo die Unterschiede und<br />
Gemeinsamkeiten in der Umsetzung<br />
an den verschiedenen Standorten<br />
sind“, meint Carina Plugge. Weiterhin<br />
schätzt sie die Betreuung durch<br />
ihren Mentor Christian Schindler,<br />
der bereits seit mehreren Jahren bei<br />
<strong>OUTLAW</strong> als Teamleiter tätig ist. „Mit<br />
ihm kann ich Fragen in meiner Arbeit<br />
klären und bekomme darüber hinaus<br />
einen Eindruck der Tätigkeiten auf<br />
Leitungsebene. Beispielsweise hatte<br />
ich die Möglichkeit Einblicke in die<br />
Aktivitäten einiger Arbeitskreise im<br />
Kreis Warendorf zu bekommen“, erklärt<br />
die Sozialarbeiterin. Durch einen<br />
Hospitationstag im Mädchenhaus mia<br />
lernte sie außerdem die Besonderheiten<br />
der mädchenspezifi schen Sozialarbeit<br />
kennen. „Weiterhin ist geplant,<br />
dass ich in 2012 im Jugendzentrum<br />
Sprakel und der Flexi-WG ® in Emden<br />
hospitiere“, so Carina Plugge.<br />
Nach Beendigung des Programms<br />
unterstützt <strong>OUTLAW</strong> die Trainees bei<br />
der weiteren Karriereplanung. „Gemeinsam<br />
mit den BerufseinsteigerInnen<br />
entwickeln wir mögliche Perspektiven<br />
einer Weiterbeschäftigung“,<br />
berichtet Gabriele Barann.<br />
Carina Plugge ist eine von zwei Trainees,<br />
die im Sommer <strong>2011</strong> mit dem<br />
Programm gestartet sind. Die 24-jährige<br />
ist im Team der Krisenklärung und<br />
Inobhutnahme in Warendorf tätig und<br />
wird den zweiten Teil ihrer Traineezeit<br />
in der City-WG in Hamm absolvieren.<br />
„Für mich ist es spannend das<br />
Konzept der Flexiblen Erzieherischen<br />
Hilfen intensiv kennen zu lernen und<br />
Carina Plugge im Gespräch mit Mentor Christian Schindler.<br />
7
FACHBEIRATSSITZUNG IN HAMM<br />
Drei Tage lang, vom 14. bis zum 16.<br />
Oktober, haben der Fachbeirat sowie<br />
der Vorstand des Outlaw e. V.<br />
gemeinsam mit der Geschäftsführung<br />
der <strong>OUTLAW</strong> <strong>gGmbH</strong> am Standort in<br />
Hamm getagt. Ein Highlight dieses<br />
dreitägigen Zusammentreffens war<br />
die sogenannte „Tour de Hamm“,<br />
auf der sich die 16 Anwesenden vor<br />
Ort ein Bild von den vielfältigen und<br />
professionellen Angeboten machen<br />
konnten.<br />
Die Tour begann mit einer kurzen<br />
Einführung des Bereichsleiters<br />
Thomas Doritz, in der<br />
er die Entwicklung des<br />
Standortes kurz aber prägnant<br />
darstellte. 1993<br />
eröffnete in Hamm die<br />
erste<br />
<strong>OUTLAW</strong>-Einrichtung,<br />
seinerzeit mit<br />
zwei halben Stellen besetzt.<br />
Bis heute, gut 18<br />
Jahre später, hat sich vor<br />
Ort ein professionelles<br />
und integriertes Angebot<br />
für Kinder, Jugendliche,<br />
junge Erwachsene und<br />
Familien entwickelt,<br />
das mittlerweile<br />
Zu Gast in der City-WG.<br />
auf die Kompetenz und den Einsatz<br />
von über 40 MitarbeiterInnen zurückgreift.<br />
Die erste Station der Rundreise waren<br />
die Büros der Ambulanten Erzieherischen<br />
Hilfen in Hamm. Vor Ort<br />
konnten sich Fachbeirat und Vorstand<br />
über das breite Angebot an Hilfeleistungen<br />
informieren. Von besonderem<br />
Interesse waren die Möglichkeiten<br />
des Teams bezüglich individueller<br />
und fl exibler Hilfeausgestaltungen<br />
und die gute Integration in den Sozialraum,<br />
um die vorhandenen Ressourcen<br />
im Stadtteil optimal nutzen<br />
zu können.<br />
möglichkeiten und -arrangements,<br />
erweitert gleichzeitig das Portfolio<br />
vor Ort um stationäre Unterbringung.<br />
Christian Zirkwitz, Leiter der Einrichtung,<br />
präsentierte den BesucherInnen<br />
einen Fernsehbeitrag des WDR, in<br />
dem ein junger Mann, der über mehrere<br />
Jahre vom Team der City-WG Hilfen<br />
erhalten hat, über seine Entwicklungen<br />
berichtet. Im Rahmen dieser<br />
individuell gestalteten Hilfemaßnahme,<br />
die in enger Abstimmung und<br />
Zusammenarbeit mit dem örtlichen<br />
Jugendamt durchgeführt wurde, hat<br />
der junge Mann eine positive Entwicklung<br />
vollzogen, die eindrucksvoll im<br />
erwähnten Beitrag dokumentiert ist.<br />
Die zweite Station, die City-WG,<br />
ergänzt das ambulante Angebot in<br />
Hamm durch weitere fl exible Hilfe-<br />
8
Zu guter Letzt wurden die Rundreisenden<br />
vom Team des Hamms Mehrgenerationenhauses,<br />
bestehend auch<br />
aus ehrenamtlichen MitarbeiterInnen,<br />
sowie von den MitarbeiterInnen der<br />
Tagesstrukturierenden Maßnahmen<br />
(TSM) willkommen geheißen und<br />
durften dort ein selbst entwickeltes<br />
kurzes Theaterstück erleben, das exemplarisch<br />
einen Tag im Mehrgenerationenhaus<br />
nachzeichnete und in<br />
dem von Jung bis Alt alle Aktivitäten<br />
und die gesamte Bandbreite der<br />
Vielfältigkeit im Hamms zeichnete.<br />
Insbesondere hat das Theaterstück<br />
aufgezeigt, welche Schnittstellen<br />
es zwischen der Arbeit in den unterschiedlichen<br />
Tätigkeitsfeldern im<br />
Hamms sowie in den Tagesstrukturierenden<br />
Maßnahmen gibt und wie<br />
diese im Alltag produktiv genutzt<br />
werden können.<br />
„Die Tour de Hamm war ein voller<br />
Erfolg“, wie Prof. Dr. Christian Schrapper,<br />
1. Vorsitzender des Outlaw e. V.,<br />
auf der anschließenden Beiratssitzung<br />
betonte. Er bedankte sich stellvertretend<br />
für den Vorstand und den<br />
Fachbeirat bei allen beteiligten Akteuren<br />
und Akteurinnen für das große<br />
Engagement und die „gute und<br />
qualitativ hochwertige Arbeit, die<br />
hier tagtäglich geleistet wird“. Auch<br />
Theo Boomgaarden resümierte, dass<br />
die Tour eine „Veranstaltung mit zahlreichen<br />
kleineren und größeren Höhepunkten“<br />
war und bedankte sich<br />
ebenfalls für den „großen und unermüdlichen<br />
Einsatz unserer Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter vor Ort.“<br />
Die TeilnehmerInnen der Fachbeiratssitzung unternahmen eine „Tour de Hamm“.<br />
9
<strong>OUTLAW</strong> STARTET STANDPUNKTE-KAMPAGNE<br />
<strong>OUTLAW</strong> vertritt klare Positionen auf Dieses Selbstverständnis ist zugleich<br />
der Basis von Grundprinzipien und Hintergrund und Botschaft der STAND-<br />
Werten, die sich in der Arbeit widerspiegeln.<br />
<strong>OUTLAW</strong> mischt sich ein ins Leben gerufen wurde. „Es geht<br />
und sieht sich als verantwortungsvol-<br />
um die Diskussion und Erörterung der<br />
ler Partner im Gestaltungsprozess ge-<br />
Standortbestimmung der <strong>OUTLAW</strong><br />
sellschaftlichen Miteinanders.<br />
<strong>gGmbH</strong>, also um eine öffentliche<br />
Auseinandersetzung mit den von PUNKTE-Kampagne, die im Jahr <strong>2011</strong><br />
uns<br />
SOLIDARITÄT MACHT STARK!<br />
Stolz präsentieren einige Kinder aus der Kita Sprakel die 1,40 m<br />
lange und über vier Kilo schwere rote Rübe, die sie gemeinschaftlich<br />
aus dem Boden gezogen haben. Dies taten sie nicht, weil die<br />
in Sprakel gewachsenen Mohrrüben so viel größer sind als anderswo,<br />
sondern um auf eindrückliche Art und Weise zu demonstrieren,<br />
dass sich Solidarität und Zusammenhalt lohnen – denn alleine<br />
wäre diese Aufgabe nicht zu meistern gewesen. Dieses aktive Engagement<br />
der Kinder war eine wichtige Voraussetzung, damit das<br />
Plakatmotiv „Solidarität macht stark!“ zur STANDPUNKTE-Kampagne<br />
so gut gelingen konnte.<br />
vorgegebenen Standpunkten und<br />
Haltungen“, erklärt Geschäftsführer<br />
Theo Boomgaarden. Dies ist nötig,<br />
da in der Fachöffentlichkeit keine ein-<br />
deutigen Begriffe im Sinne einer breit<br />
akzeptierten Fachsprache existieren<br />
und es der Profession der Sozialen<br />
Arbeit bis heute nicht gelungen ist,<br />
einen umfassenden Überblick über<br />
die ihr zu Grunde liegende Theorie<br />
zu verschaffen. Die Offenheit und<br />
Flexibilität der Sozialen Arbeit birgt<br />
die Gefahr, dass die Fachkräfte sie als<br />
Freibrief im Sinne von alles ist möglich<br />
missverstehen. Deshalb ist es nötig,<br />
zentrale Haltungen und Werte im<br />
Sinne universeller ethischer Mindeststandards,<br />
die aus sich selbst heraus<br />
einen kategorischen Imperativ entsprechen,<br />
zu berücksichtigen. „Eine<br />
so ausgestaltete Pädagogik kann keine<br />
disziplinierende Pädagogik der geschlossenen<br />
Unterbringung oder der<br />
Unterdrückung von Unterprivilegierten<br />
sein. Sie muss eine Pädagogik der<br />
Aufklärung sein, die die anstehenden<br />
Fragen der Kinder- und Jugendhilfe<br />
sowohl theoretisch als auch praktisch<br />
lösen kann, ohne das zu Grunde liegende<br />
Menschenbild zu übergehen“,<br />
ergänzt Marco Matthes, <strong>OUTLAW</strong>-Referent<br />
für Grundsatzfragen.<br />
10
Die zwölf Themen der STANDPUNKTE-<br />
Kampagne wurden in Form einer<br />
Plakatserie veröffentlicht und lauten:<br />
Gegen geschlossene<br />
Unterbringung!<br />
Geschlechtergerechtigkeit!<br />
Spielend lernen!<br />
Bildung braucht Erfahrung!<br />
Sport schafft Begegnung!<br />
Förderung von Sport & Kultur<br />
für alle!<br />
Integration von Anfang an!<br />
Qualität: Planung, Sicherheit,<br />
Perspektive<br />
Mehr Flexibilität in der Jugendhilfe!<br />
Flexible Erzieherische<br />
Hilfen statt Versäulung<br />
Toleranz muss nicht gefallen!<br />
Gemeinsam Sozialraum<br />
gestalten!<br />
Teilhabe macht selbstbewusst!<br />
Solidarität macht stark!<br />
<strong>OUTLAW</strong> bezieht damit deutlich<br />
Stellung zu grundlegenden Themen<br />
der Kinder- und Jugendhilfe und<br />
lädt ein zum Diskurs. In Form von<br />
öffentlichen Veranstaltungen wird<br />
<strong>OUTLAW</strong> ab dem Sommer 2012<br />
Standpunkte-Abende<br />
organisieren.<br />
Ein ansprechender Mix aus Information<br />
und lebendigen Eventelementen<br />
bietet dabei Anreiz zu Diskussion<br />
und Austausch. Darüber hinaus wird<br />
in 2012 ein Buch erscheinen, in dem<br />
sowohl MitarbeiterInnen der <strong>OUTLAW</strong><br />
gGmBH als auch WissenschaftlerInnen<br />
zu den <strong>OUTLAW</strong>-Standpunkten Stellung<br />
beziehen und ihre Sichtweise<br />
auf die Themen in unterschiedlicher<br />
Form deutlich machen.<br />
11
FLEXIBLE ERZIEHERISCHE<br />
HILFEN<br />
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene werden in ihrer Entwicklung zu<br />
selbstständigen, verantwortungsbewussten und entscheidungsfreudigen Persönlichkeiten<br />
unterstützt. Dabei spielt die sozialräumliche Orientierung und die<br />
Einbeziehung der Familie eine zentrale Rolle. Bestehende Beziehungen und<br />
das gewohnte Umfeld werden möglichst erhalten und gestärkt. Zentrales Element<br />
Flexibler Erzieherischer Hilfen ist die Entwicklung von Hilfeangeboten,<br />
die maßgerecht zugeschnitten sind.
BRÜCKE ZWISCHEN WISSENSCHAFT UND PRAXIS<br />
Bereits seit einigen Jahren besteht<br />
eine enge Kooperation zwischen der<br />
Fachhochschule Münster und der<br />
<strong>OUTLAW</strong> <strong>gGmbH</strong>. Mit dem Projekt<br />
„Systemische Beratungsambulanz“<br />
wird diese Zusammenarbeit, an der<br />
auch die Malteser aus Hamm beteiligt<br />
sind, seit dem Wintersemester<br />
2010/<strong>2011</strong> weiter intensiviert. Dabei<br />
fi nden ambulante Beratungen für interessierte<br />
<strong>OUTLAW</strong>- und Malteser-Kli-<br />
enten (z. B. Jugendliche oder Eltern)<br />
unter Beteiligung von Studierenden<br />
statt. Schwerpunkt der gemeinsamen<br />
Arbeit, an der auch fallverantwortli-<br />
che MitarbeiterInnen teilnehmen, ist<br />
die systemische Biografi earbeit (z. B.<br />
Genogrammgespräche, Familienrekonstruktion).<br />
„Die Studierenden<br />
haben so die Möglichkeit die Beratung<br />
von Klienten praxisnah einzuüben“,<br />
erklärt Prof. Dr. Horst Blatt, der<br />
das Projekt an der FH Münster leitet.<br />
Diese Praxisnähe wissen auch die StudentInnen<br />
zu schätzen. „Wir bekommen<br />
einen anderen Blickwinkel auf<br />
die Themen, die wir zunächst in der<br />
Theorie lernen“, meint die Studentin<br />
Jaqueline Sroka. Und auch <strong>OUTLAW</strong><br />
profitiert von dieser Zusammenarbeit:<br />
„Die Beratungstermine sind für unsere<br />
Arbeit sehr bereichernd. Die BetreuerInnen<br />
bekommen neue Anregungen<br />
für ihre Arbeit und die Jugendlichen<br />
genießen es, für einige Stunden im<br />
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu<br />
stehen“, so <strong>OUTLAW</strong>-Bereichsleiterin<br />
Claudia Jäger-Binkhoff.<br />
Im Jahr <strong>2011</strong> wurden an sieben Terminen<br />
14 KlientInnen aus dem Mäd-<br />
chenhaus mia, der Flexi-WG ® Warendorf<br />
und der City-WG Hamm beraten.<br />
Auch in 2012 soll das Projekt fortgeführt<br />
werden.<br />
13
MÜNSTER<br />
JUGENDZENTRUM SPRAKEL<br />
REISEFIEBER IM JUGENDZENTRUM SPRAKEL<br />
Das Team des Jugendzentrums Sprakel<br />
geht gemeinsam mit interessierten<br />
Kindern auf „Weltreise“. Im Rahmen<br />
des Ferienprogramms für SchülerInnen<br />
zwischen 6 und 12 Jahren erkunden<br />
die TeilnehmerInnen bis 2013<br />
gemeinsam unterschiedliche Kontinente,<br />
bestimmte Regionen und die<br />
Meere dieser Welt.<br />
Der Startschuss zu diesem Programm<br />
fi el in den Herbstferien <strong>2011</strong>. Unter<br />
dem Motto „Wilder Westen“ beschäftigten<br />
sich die TeilnehmerInnen mit<br />
Nordamerika und griffen das Thema<br />
Cowboy und Indianer auf. Auf dem<br />
Programm standen unter anderem<br />
das gemeinsame Basteln von Pfeil<br />
und Bogen sowie Stockbrot backen<br />
am Lagerfeuer. Die Räumlichkeiten<br />
des Jugendzentrums Sprakel und das<br />
angrenzende Außengelände boten<br />
dabei viel Platz für spannende Entdeckungsreisen.<br />
„Die Kinder hatten<br />
besonders viel Spaß an den Aktionen<br />
im Freien. Dort konnten sie sich austoben“,<br />
berichtet Sebastian Geeraedts,<br />
Leiter des Jugendzentrums.<br />
Mit der „Weltreise“ möchten die<br />
hauptamtlichen PädagogInnen des<br />
Jugendzentrums gemeinsam mit<br />
den Kindern über den Tellerrand<br />
blicken. „So möchten wir frühzeitig<br />
ein Bewusstsein für Akzeptanz und<br />
Toleranz schaffen“, erklärt Sebastian<br />
Geeraedts. Auf eine spannende und<br />
Sebastian Geeraedts, Hanna Böhm und Jan Helmig laden die Jugendlichen zur Weltreise ein.<br />
Wie im Wilden Westen: Kochen über offenem Feuer<br />
spielerische Art und Weise lernen die Programmgestaltung einbringen, so<br />
TeilnehmerInnen fremde Kulturen, dass Partizipation und Kreativität ermöglicht<br />
Gewohnheiten, Bräuche, Menschen<br />
und Landschaften kennen.<br />
werden. So wird vor Ferien-<br />
beginn gemeinsam mit den Kindern<br />
erarbeitet, wohin die „Reise“ gehen<br />
Die teilnehmenden Kinder dürfen soll.<br />
und sollen ihre eigenen Ideen in die<br />
14
MÜNSTER<br />
BAUSPIELTREFF HOLTRODE<br />
HÜTTENBAU IM BAUSPIELTREFF<br />
Der Name ist Programm: Im BauSpiel-<br />
Treff Holtrode können Kinder zwischen<br />
6 und 13 Jahren bauen, spielen<br />
und sich treffen. Das Highlight des offenen<br />
kinderpädagogischen Angebotes<br />
ist das 1.400 Quadratmeter große<br />
Außengelände. Die Mädchen und<br />
Jungen können dort ihrer Kreativität<br />
freien Lauf lassen, denn es entsteht<br />
im Außenbereich nach und nach ein<br />
Bau- und Abenteuerspielplatz. In den<br />
Herbstferien starteten die Kinder, mit<br />
Unterstützung der pädagogischen<br />
MitarbeiterInnen, mit dem Bau einer<br />
ersten Holzhütte. Gemeinschaftlich<br />
haben die TeilnehmerInnen zunächst<br />
vier etwa 1,20 Meter tiefe Löcher<br />
gegraben. Diese dienten als Fundament<br />
für die über vier Meter langen<br />
Baumstämme, die das Grundgerüst<br />
des Bauwerks bilden. Nach und nach<br />
verarbeiteten die Kinder dann weitere<br />
Holzbretter. „Die Kinder waren<br />
mit viel Fleiß und Begeisterung bei<br />
der Sache“, berichtet Hanna Böhm,<br />
Leiterin des BauSpielTreffs. Bevor die<br />
Mädchen und Jungen zu Hammer,<br />
Nagel und Säge greifen durften, mussten<br />
sie einen „Werkzeugführerschein“<br />
machen. Dabei erlernten die Kinder<br />
den sicheren Umgang mit den Werkzeugen.<br />
In Zukunft sollen auf dem<br />
Außengelände viele weitere Hütten<br />
entstehen, die die jungen Bauherren<br />
und -frauen in Eigenregie und mit viel<br />
Kreativität errichten können. Die pä-<br />
dagogischen Fachkräfte sind Unterstützer<br />
und Impulsgeber. „Wir wollen<br />
damit dem Verlust von kindgerechten<br />
Freiräumen entgegen wirken und den<br />
Kindern einen Ort bieten, an dem sie<br />
sich selbstständig handwerklich erproben<br />
können“, so Hanna Böhm.<br />
15
MÜNSTER<br />
MÄDCHENHAUS MIA<br />
GUT AUFGESTELLT<br />
Bereich Krisenklärung & Inobhutnahme<br />
zeitlich auf bis zu acht Wochen<br />
begrenzt ist. Die räumliche Trennung<br />
der beiden Bereiche sorgt dafür, dass<br />
der Alltag in der Flexi-WG ® ungestört<br />
laufen kann. „Jetzt haben wir einfach<br />
mehr Ruhe“, meint eine Bewohnerin<br />
der Flexi-WG ® . Diese Entwicklung<br />
kommt auch der pädagogischen Arbeit<br />
zugute.<br />
Das Mädchenhaus mia hat sich im<br />
vergangenen Jahr neu aufgestellt.<br />
Durch verschiedene personelle,<br />
räumliche und strukturelle Veränderungen<br />
hat das Team die Bereiche<br />
Flexi-WG ® sowie Krisenklärung und<br />
Inobhutnahme deutlicher als bisher<br />
voneinander getrennt. „Dieser Schritt<br />
war auch die Konsequenz aus einem<br />
Fachtag, bei dem wir gemeinsam mit<br />
dem Jugendamt der Stadt Münster<br />
und der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
der Universitätsklinik Münster die<br />
Herausforderungen der Mädchenarbeit<br />
in Münster analysiert haben“,<br />
berichtet Sabrina Oertker, Leiterin<br />
des Mädchenhauses. Durch bauliche<br />
Veränderungen sind nun die Wohnräume<br />
der beiden Bereiche klar voneinander<br />
abgegrenzt. „Davon profi<br />
tieren vor allem die Mädchen, die<br />
im Rahmen der Flexi-WG ® dauerhaft<br />
ihren Lebensmittelpunkt hier haben“,<br />
erklärt Sabrina Oertker. Diese Mädchen<br />
leben teilweise mehrere Jahre<br />
im mia, während der Aufenthalt im<br />
Die Dienstpläne wurden umgestaltet,<br />
so dass besonders an den Wochenenden<br />
beide Bereiche mit einem<br />
breiteren Betreuungsangebot ausgestattet<br />
sind. Mareike Henrichmann ist<br />
als Koordinatorin nun für den Bereich<br />
Krisenklärung & Inobhutnahme zuständig<br />
und vertritt im Urlaubs- und<br />
Krankheitsfall Sabrina Oertker. Neben<br />
den baulichen Veränderungen wurde<br />
das Konzept umstrukturiert und<br />
erweitert, so fi ndet z. B. eine engere<br />
Zusammenarbeit mit der Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrie statt. „Durch die<br />
enge und gute Zusammenarbeit mit<br />
dem Jugendamt sind die Herausforderungen<br />
an uns als Kriseneinrichtung<br />
profiliert worden. Auf dieser Basis<br />
erfolgten die Umstrukturierungen<br />
und das Mädchenhaus ist gut für<br />
die Zukunft aufgestellt“, resümiert<br />
Bereichsleiterin Martina Bibow.<br />
Sabrina Oertker, Mareike Henrichmann (v. links) und das Team des Mädchenhauses mia<br />
16
HAMM<br />
TSM HAMM<br />
VIELFÄLTIGE ANGEBOTE<br />
Die Tagesstrukturierenden Maßnahmen<br />
(TSM) in der Ludwig-Erhard-Straße<br />
in Hamm verfügen über 21 Plätze<br />
für Kinder und Jugendliche zwischen<br />
7 und 15 Jahren. Die Mädchen und<br />
Jungen, die die TSM besuchen, kommen<br />
selbstständig nach Schulende in<br />
die TSM oder werden vom Fahrdienst<br />
gefahren.<br />
Nach dem Mittagessen verteilen sich<br />
die Kinder auf drei Kleingruppen, in<br />
denen sie ihre Hausaufgaben erledigen<br />
und dreimal in der Woche an verschiedenen<br />
Themen arbeiten.<br />
Letztes Jahr hatte die Kleingruppe der<br />
älteren Jugendlichen (12-15 Jahre)<br />
eng mit der Polizei zusammen gearbeitet.<br />
Hierbei wurden Themen wie<br />
Rauchen, Diebstahl aber auch Mobbing<br />
besprochen. Die Gruppe der<br />
Jüngsten (7-9 Jahre) bearbeitete das<br />
Thema „Tiere“. Dabei besichtigten sie<br />
unter anderem eine Zoohandlung<br />
und schafften sich ein Aquarium an.<br />
Durch die regelmäßige Versorgung<br />
der Fische erlernten die Mädchen<br />
und Jungen den verantwortungsvollen<br />
Umgang mit Tieren. Die dritte<br />
Kleingruppe (9-12 Jahre) beschäftigte<br />
sich mit dem Thema „Zusammenhalt“.<br />
Anlass dafür war, dass es zu Beginn<br />
des Jahres viele Streitereien innerhalb<br />
der Gruppe gab.<br />
Über gemeinsame Aktionen sollten<br />
die Kinder zusammenfi nden und ein<br />
positives Gruppengefühl entwickeln.<br />
Im Rahmen des Projektes verschönerten<br />
sie gemeinsam den Balkon<br />
und gestalteten eine Sitzecke. „Die<br />
gemeinsamen Erlebnisse haben ihnen<br />
geholfen, einen besseren Zusammenhalt<br />
innerhalb der Gruppe zu<br />
entwickeln“, erzählt Teamleiter Arne<br />
Maronde.<br />
Neben den Projekten in den Kleingruppen<br />
gibt es an zwei Tagen in der<br />
Woche auch altersübergreifende Angebote.<br />
Dazu zählten unter anderem<br />
ein Fußball-, ein Schwimm- und ein<br />
Reitprojekt. Bei einem weiteren<br />
Angebot kochten und backten<br />
die TeilnehmerInnen und stellten<br />
die erprobten Rezepte<br />
anschließend in einem Kochbuch<br />
zusammen.<br />
17
HAMM<br />
CITY-WG<br />
EIN UNVERGESSLICHER TAG<br />
Dustin konnte sich im Sommer <strong>2011</strong><br />
einen Herzenswunsch erfüllen: Einen<br />
Fallschirmsprung aus 4.000 Meter<br />
Höhe. „Diesen Tag werde ich nie<br />
vergessen“, erzählt er begeistert. Der<br />
20-Jährige wird seit etwa vier Jahren<br />
durch das <strong>OUTLAW</strong>-Team in Hamm<br />
betreut. Bei der Erfüllung seines Traums<br />
bekam er Unterstützung durch seine<br />
Betreuerin Jennifer Ludewig. Mit viel<br />
persönlichem Engagement organisierte<br />
die <strong>OUTLAW</strong>-Mitarbeiterin<br />
einen kostenlosen Tandemsprung<br />
beim Fallschirm Sport Club Münster.<br />
Diese Chance zu bekommen, war<br />
für Dustin nicht selbstverständlich. Er<br />
hatte keine leichte Kindheit und als<br />
Jugendlicher war er mit dem Gesetz<br />
in Konfl ikt gekommen. Mit der Unterstützung<br />
durch <strong>OUTLAW</strong> hat er sein<br />
Leben wieder in den Griff bekommen.<br />
„Der Sprung sollte auch Belohnung<br />
für Dustin sein, weil er so hart<br />
an sich gearbeitet hat“, meint Jennifer<br />
Ludewig.<br />
Ein Fernsehteam vom WDR wurde auf<br />
die Geschichte aufmerksam und begleitete<br />
Dustin bei dem Sprung. Also<br />
gleich doppelte Aufregung für den<br />
20-Jährigen. „Alles hat sich nur um<br />
mich gedreht. Das war ein ganz neues<br />
Gefühl“, berichtet er. Das WDR-Team<br />
hielt den Sprung mit einer Kamera<br />
fest und berichtete in einem Beitrag<br />
in der WDR Lokalzeit über seinen großen<br />
Tag. Dustin hofft nun, dass sein<br />
Sprung nicht einmalig bleibt: „Ich<br />
würde es sofort wieder machen.“<br />
18
HAMM<br />
FLEXIBLE ERZIEHERISCHE HILFEN<br />
GUT VERNETZT IM SOZIALRAUM<br />
Wie in den letzten Jahren war es dem<br />
Team der ambulanten Hilfen zur Erziehung<br />
in Hamm auch <strong>2011</strong> wichtig,<br />
die sozialräumliche Arbeit in den einzelnen<br />
Stadtteilen weiter zu festigen<br />
und auszubauen. Dies geschah über<br />
bereits etablierte Projekte. Ein Beispiel<br />
dafür ist die soziale Gruppenarbeit<br />
mit Grundschulkindern in den<br />
Stadtteilen Werries und Westtünnen.<br />
Sowohl in Werries als auch in Westtünnen<br />
besuchen die GrundschülerInnen<br />
die Anlaufstelle der Flexiblen<br />
Hilfen, bzw. angemietete Räumlichkeiten<br />
an zwei Nachmittagen in der<br />
Woche für jeweils drei Stunden. Die<br />
Soziale Gruppenarbeit bildet hierbei<br />
eine Schnittstelle zwischen Elternhaus,<br />
Schule und dem Jugendamt.<br />
„Mit diesem Angebot schaffen wir<br />
für die Kinder ein Lernfeld, in dem sie<br />
sich unter pädagogischer Anleitung<br />
ausprobieren können. Außerdem<br />
erlernen sie alternative Handlungsstrategien<br />
im sozialen Umgang untereinander<br />
und bei der Erstellung ihrer<br />
Hausaufgaben“, erklärt Teamleiter<br />
Thorsten Lanowski.<br />
Darüber hinaus führte das Team der<br />
ambulanten Hilfen zur Erziehung „Soziale<br />
Kompetenztrainings“ in Kooperation<br />
mit den weiterführenden Schulen<br />
im Stadtteil fort. Diese Projekte,<br />
mit der Haupt- und Realschule, konnten<br />
im vergangenen Jahr über die Mittel<br />
des europäischen Sozialfonds im<br />
Rahmen des Programms „Stärken vor<br />
Ort“ sichergestellt werden.<br />
Ein weiteres sozialräumliches Angebot<br />
waren die offenen Elterncafés in<br />
zwei Familienzentren des Stadtteils.<br />
„Die vierzehntägigen Treffen waren<br />
von den Eltern des Stadtteils gut<br />
besucht, weil für eine Kinderbetreuung<br />
gesorgt war. So konnten sich die<br />
Mütter und Väter mit voller Aufmerksamkeit<br />
den anderen Eltern und den<br />
Inhalten widmen“, berichtet Thorsten<br />
Lanowski. Neben den Elterncafés gab<br />
es darüber hinaus ein Angebot für die<br />
Tagesmütter im Stadtteil.<br />
Die schriftliche Vereinbarung und<br />
die<br />
über Jahre gewachsenen, verlässlichen<br />
Strukturen der Zusammenarbeit<br />
mit den örtlichen Familienhilfeteams<br />
des Jugendamtes machten es im<br />
Jahr <strong>2011</strong> neben den Einzelfallhilfen<br />
möglich, auf Bedarfe des Stadtteils<br />
kurzfristig zu reagieren. So wurde<br />
beispielsweise eine Mädchengruppe<br />
initiiert, nachdem es Rückmeldungen<br />
bezüglich einer Gruppe von Mädchen<br />
seitens der Polizei und den<br />
Schulen gab.<br />
Durch die Teilnahme an den beiden<br />
Stadtteilbezirkskonferenzen und an<br />
unterschiedlichsten stadtteilspezifischen<br />
Arbeitsgremien bringen sich<br />
die MitarbeiterInnen des Teams aktiv<br />
in die Entwicklung von Angebotsstrukturen<br />
vor Ort ein.<br />
Sowohl für die Belange der BewohnerInnen<br />
der einzelnen Sozialräume<br />
und insbesondere für die Sicherung<br />
des Kindeswohls sind die enge Vernetzung<br />
der Protagonisten im Stadtteil<br />
und die damit verbundenen „kurzen<br />
Informationswege“ auch in Zukunft<br />
wichtig und unverzichtbar.<br />
19
EMDEN<br />
VIELSEITIGE PROJEKTE IN EMDEN<br />
Zusätzliche Mittel ermöglichen zusätzliche<br />
Angebote. Das Team der<br />
Flexiblen Erzieherischen Hilfen in<br />
Emden bekam im Jahr <strong>2011</strong> den Zu-<br />
schlag für gleich zwei Projekte, die im<br />
Rahmen des ESF-Programms „Stärken<br />
vor Ort“ durch das Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend gefördert worden sind. So<br />
konnten sich die betreuten Jugendlichen<br />
über vielseitige Zusatzangebote<br />
freuen.<br />
Beim Projekt „MädchenStärken“<br />
lernten die ausschließlich weiblichen<br />
Teilnehmerinnen sich durchzusetzen<br />
und ein positives Selbstbewusstsein<br />
zu entwickeln.<br />
Das Projekt hilft Mädchen zu erkennen,<br />
was sie zu Opfern macht und<br />
was sie zu Täterinnen werden lässt.<br />
Welche Gewalterfahrungen haben sie<br />
gemacht? Welche Lösungen haben<br />
sie entwickelt? Was macht sie aggres-<br />
siv und wütend? Wie fühlt sich Hilflosigkeit<br />
an?<br />
In einem Training mit der Sozialpädagogin<br />
und Kampfsporttrainerin<br />
Claudia Cardoso-Manuel wird erarbeitet,<br />
wie Gefühle eingeordnet und<br />
geklärt werden können. Die Mädchen<br />
werden unterstützt, aus ihren Rollen<br />
auszubrechen und Veränderungen<br />
zuzulassen. „Das Training hilft ihnen,<br />
sich zu behaupten und ein selbstbewusstes<br />
Auftreten zu entwickeln“,<br />
erklärt Claudia Cardoso-Manuel.<br />
Bei dem zweiten Projekt „Was machst<br />
du denn so den ganzen Tag?“ mach-<br />
ten die acht teilnehmenden Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen neue<br />
und teils ungewöhnliche Erfahrungen.<br />
Das Projekt hatte unter anderem zum<br />
Ziel Jugendliche, die sich derzeit<br />
nicht in irgendeiner Form von Ausbildung<br />
befinden, zu motivieren sich<br />
neuen Herausforderungen zu stellen.<br />
Dazu erarbeiteten die beiden Mitarbeiterinnen<br />
Gunda Grahl und Eike<br />
Korff ein abwechslungsreiches Programm<br />
mit ganz unterschiedlichen<br />
Themen und Aktionen. Die Gruppe<br />
besuchte einen Bauernhof und das<br />
Atelier einer Emdener Künstlerin und<br />
lernte so interessante Arbeitsfelder<br />
kennen. Auf dem Programm stand außerdem<br />
ein kreatives Handarbeitsangebot,<br />
bei dem die TeilnehmerInnen<br />
mit kleinen Mitteln kreative Produkte,<br />
wie z. B. eine selbst gestaltete Handytasche,<br />
erstellten.<br />
Projekt „Was machst du denn so den ganzen Tag?“<br />
„Es ist uns gelungen, die meisten TeilnehmerInnen<br />
zu motivieren, von Anfang<br />
bis Ende beim Projekt dabei zu<br />
bleiben. Nach und nach ist darüber<br />
hinaus ein tolles Gruppengefühl entstanden“,<br />
berichtet Eike Korff.<br />
Die Projektförderung durch den ESF<br />
lief Ende <strong>2011</strong> aus. Das Team aus<br />
Emden bemüht sich um weitere För-<br />
dergelder, um diese Zusatzangebote<br />
auch in 2012 weiter anbieten zu<br />
können.<br />
20
EMDEN<br />
INTERVIEW MIT S. JANSEN UND A. BIERMANN<br />
Das Team am Standort Emden hat im Jahr <strong>2011</strong> sein 5-jähriges<br />
Bestehen gefeiert. Susanne Jansen und Agnes Biermann<br />
sind Mitarbeiterinnen der ersten Stunde und berichten<br />
im Interview über ihre Erfahrungen.<br />
Frau Biermann, wie sahen die Anfänge am Standort<br />
Emden aus?<br />
Die Anfänge der Flexi-WG ® in Emden verlangten Impro-<br />
visationsfähigkeit. Ich hatte gerade meine Ausbildung zur<br />
Erzieherin beendet und habe als Mitarbeiterin im Nacht-<br />
dienst angefangen. Zu der Zeit befand sich das ganze Haus<br />
noch im Umbau und in der Renovierungsphase. Über zwei<br />
Bretter kämpfte ich mich zum Haus und wurde auch di-<br />
rekt von einer der ersten beiden Jugendlichen in Empfang<br />
genommen. Fast wöchentlich wechselten die Zimmer für<br />
das Büro und die Nachtbereitschaft, bis dann Ende 2006<br />
alles an seinem endgültigen Platz war. Die Eröffnungsfeier<br />
konnte beginnen. Die Wände in der Wohngruppe waren<br />
zu Beginn noch ganz weiß, das wirkte kalt und wenig ein-<br />
ladend. Gemeinsam mit den Jugendlichen brachten wir<br />
Farbe an die Wand und schon machte die Flexi-WG ® einen<br />
ganz anderen frischen und gemütlichen Eindruck, der bis<br />
heute bewahrt wurde und geschätzt wird.<br />
Frau Jansen, welche besonderen Ereignisse sind<br />
Ihnen noch gut in Erinnerung?<br />
Highlights gab es in den vergangenen Jahren viele. Das<br />
erste besondere Erlebnis war für mich die Aufnah-<br />
me der ersten beiden Jugendlichen im Juni 2006. Ein<br />
weiteres Highlight war der Start der ambulanten erziehe-<br />
rischen Hilfen, der gegen Ende 2008 erfolgte. Die An-<br />
laufstelle wurde eingerichtet und das Team bekam ein<br />
eigenes Büro. Die Familienhilfen sind in den letzten Jahren<br />
gewachsen, inzwischen betreuen wir 20 Familien. Seit<br />
2010 gibt es die Tagesstrukturierenden Maßnahmen mit<br />
zunächst acht Plätzen, mittlerweile sind es schon zehn.<br />
Agnes Biermann und Susanne Jansen<br />
Wir konnten viele Projekte realisieren, angefangen von<br />
„Dance4Fun“ über „Hundertwasser“ bis zu den ESF-<br />
Projekten „MädchenStärken“ und „Was machst du ei-<br />
gentlich den ganzen Tag?“. Seit vier Jahren läuft das<br />
Schulprojekt „Soziales Lernen in Barenburg“ in Koopera-<br />
tion mit der Grundschule Grüner Weg, welches sich stetig<br />
weiter entwickelt und ein gutes Beispiel für das Zusam-<br />
menwirken im Stadtteil ist.<br />
Das Team ist auf öffentlichen Festen vertreten und<br />
<strong>OUTLAW</strong> ist mittlerweile ein Begriff in Emden, auch<br />
wenn ich anfänglich oft den Rat bekam, diesen<br />
„sperrigen Namen“ doch bitte zu ändern. Mit<br />
der dazugehörenden Geschichte erinnerten<br />
sich dann aber einige Menschen an das<br />
Schiff „<strong>OUTLAW</strong>“, das in der Vergangen-<br />
heit auch den Emdener Hafen angelaufen<br />
hatte.<br />
Das Team Emden besteht heute<br />
aus insgesamt 24 Mitarbeiterin-<br />
nen und Mitarbeitern.<br />
21
WARENDORF<br />
HILFE FÜR FAMILIEN<br />
Frau Jansen, wohin sollte die Entwicklung in<br />
den nächsten Jahren gehen?<br />
Ich sehe eine deutliche Entwicklung zur weiteren<br />
Ausdifferenzierung der Hilfen. Das Team ist stabil<br />
und wird immer kreativer und innovativer in der<br />
Gestaltung der Hilfeangebote. Das Zusammenwirken<br />
mit dem Sozialen Dienst der Stadt Emden hat<br />
eine sehr gute Qualität erreicht und die beidseitige<br />
Zuverlässigkeit und Professionalität wird geschätzt.<br />
Ich wünsche mir, dass die <strong>OUTLAW</strong> <strong>gGmbH</strong> in den<br />
nächsten Jahren auch mit Angeboten im Bereich von<br />
„Kita&More“ und „YoungSide ® “ in Emden und Ostfriesland<br />
vertreten sein wird.<br />
Frau Biermann, was zeichnet den Standort besonders<br />
aus?<br />
Für mich zeichnet den Standort Emden aus, dass wir ein<br />
sehr lebendiges und vielschichtiges Team sind. Jede Mitarbeiterin<br />
und jeder Mitarbeiter bringt eigene Ressourcen<br />
und Fähigkeiten in die Arbeit ein, so dass wir gemeinsam<br />
sehr vielfältig und kreativ im Alltag arbeiten können. Wir<br />
ergänzen und unterstützen uns gegenseitig. Eigene Anreize<br />
oder Ideen sind immer erwünscht und wir versuchen<br />
diese umzusetzen. Das finde ich klasse!<br />
Schon immer war die Beratung und Begleitung von Eltern<br />
ein wichtiger Teil der Angebotspalette von <strong>OUTLAW</strong>. Die<br />
Erfahrungen zeigten, dass durch die Unterstützung der<br />
Eltern in ihrer Rolle als Mutter oder Vater direkt auf die<br />
Eltern-Kind-Ebene Einfluss genommen werden kann.<br />
„Gesamtziel der sich an den Eltern orientierenden Famili-<br />
entherapie ist die Verbesserung der Lebenssituation und<br />
der Entwicklungschancen der Kinder und Jugendlichen“,<br />
weiß Bereichsleiterin Claudia Jäger-Binkhoff. Das beinhal-<br />
tet, dass sich die Erziehungsschwierigkeiten entschärfen<br />
und als schwierig erlebte Jugendliche und Kinder weiter-<br />
hin bei ihren Eltern leben können bzw. nach einem statio-<br />
nären Aufenthalt wieder in die Herkunftsfamilie zurück-<br />
kehren können.<br />
Dabei werden mit den Eltern Lösungen für den konkreten<br />
Erziehungsalltag entwickelt. Es geht vor allem darum, be-<br />
stehende Verhaltensmuster zu durchbrechen. „Gemein-<br />
sam werden neue Handlungsspielräume entwickelt und<br />
erprobt. Ziel ist die Lockerung familiärer Verstrickungen<br />
und das Angebot neuer stärkender Sicht- und Erlebnisweisen“,<br />
erklärt Claudia Jäger-Binkhoff.<br />
Solche Entwicklungen bedürfen längerer Prozesse, die<br />
professionell begleitet werden müssen. Im Interview be-<br />
richtet eine Familie über ihre Erfahrungen mit dem neuen<br />
Angebot, das ihnen geholfen hat ihre familiäre Situation<br />
zu verbessern. Die Familie wurde über einen Zeitraum<br />
von sechs Monaten durch eine Familientherapeutin des<br />
Teams Warendorf begleitet.<br />
22
WARENDORF<br />
Wann war Ihnen klar, dass Sie bezüglich ihrer familiären<br />
Situation etwas verändern mussten?<br />
Haben die Gespräche, die wir miteinander geführt<br />
haben, für Sie als Paar zu einer Veränderung geführt?<br />
Mutter: Es ist nicht an einem Punkt festzumachen. Benehmen<br />
und Aufl ehnung unseres Sohnes waren irgendwann<br />
nicht mehr zu ertragen.<br />
Vater: Ja, wir waren ja auch jetzt auch mal weg in Münster<br />
und für ein Wochenende nach Berlin, das haben wir sonst<br />
nie gemacht.<br />
Vater: Hilfe von außen anzunehmen, zum Jugendamt zu<br />
gehen – damit habe ich mich schwer getan. Eigentlich<br />
wollten wir das in der Familie regeln. Dann hat sich meine<br />
Frau durchgesetzt. Heute würde ich viel eher losgehen.<br />
Nachdem Sie sich beim Jugendamt gemeldet haben,<br />
kamen wir zusammen.<br />
Mutter: Wir haben viel gesprochen.<br />
Manchmal war es für Sie nicht leicht sich mir gegenüber<br />
zu öffnen. Was hat sie motiviert weiterzumachen?<br />
Mutter: Wir haben uns trotz allem Hilfe erhofft.<br />
Mutter: Das Jugendamt hatte vorgeschlagen, unseren<br />
Sohn für ein bis zwei Wochen bei <strong>OUTLAW</strong> unterzubringen,<br />
um die Situation zu Hause zu beruhigen.<br />
Vater: Mein Sohn hat in dem Jahr hier eine positive Entwicklung<br />
gemacht. Die schulischen Leistungen haben sich<br />
positiv verändert.<br />
Vater: Und die Familientherapeutische Beratung hatten wir<br />
angefragt, weil wir auch etwas tun wollten.<br />
Welche Aspekte unserer gemeinsamen Arbeit haben<br />
Ihnen geholfen?<br />
Mutter: Für mich war es am Anfang das Genogramm und<br />
die Erklärungen, die ich dazu bekommen habe.<br />
Im Laufe der Zeit hat sich bezüglich Ihrer familiären<br />
Situation viel verändert. Woran haben Sie als Erstes<br />
den Wandel bemerkt?<br />
Sie sind ausdauernd und kontinuierlich dabei gewesen.<br />
Was müssten Sie tun, damit alte Probleme wieder<br />
neu auftauchen?<br />
Mutter: Ich weiß schon. Wenn mein Sohn nach Hause<br />
kommt, ihn sofort anzumeckern.<br />
Sohn: Alles schmutzig machen, den Hund nicht rauslassen<br />
und so weiter.<br />
Sie kennen also die Rezepte, damit die Probleme<br />
nicht wieder auftauchen. Wie wird es weiter gehen?<br />
Sohn: In den Gesprächen habe ich gemerkt, dass sich<br />
etwas verändert.<br />
Mutter: Nun, ich glaube ganz wird das Problem nie wieder<br />
zurückkommen. Ich gehe davon aus, dass das abgefrühstückt<br />
ist. Ich bin da zuversichtlich.<br />
Vater: Sehr zuversichtlich.<br />
Sohn: Extrem zuversichtlich.<br />
23
OSNABRÜCK<br />
EIN GEFÜHL, ALS WÄRE ES DER EIGENE LADEN<br />
Ein kleines Geschäft am Rosenplatz in<br />
Osnabrück. „Shirt & Co.“ steht auf der<br />
Fensterscheibe. Drinnen stöbern die<br />
KundInnen an den Kleiderständern.<br />
Auf den ersten Blick ein ganz normaler<br />
Secondhandladen – und doch<br />
irgendwie anders. Der Unterschied:<br />
Hier trainieren Frauen den Wiedereinstieg<br />
ins Berufsleben, die auf dem<br />
ersten Arbeitsmarkt wenig Chancen<br />
hätten. Sie zeigen, was sie können<br />
und lernen dabei so wichtige Schlüsselqualifikationen<br />
wie Pünktlichkeit,<br />
Zuverlässigkeit und Kritikfähigkeit.<br />
Im September 2010 öffnete „Shirt &<br />
Co.“ seine Türen. Das Projekt war möglich<br />
geworden dank einer Förderung<br />
durch den Europäischen Sozialfond<br />
im Rahmen des Programms „Stärken<br />
vor Ort“. „Zuallererst ging es darum,<br />
miteinander klarzukommen und die<br />
einfachsten Verhaltensregeln zu lernen,<br />
wie Respekt, Pünktlichkeit und<br />
Zuverlässigkeit“, schildert Bereichsleiterin<br />
Gabi Gaschina die Anfänge des<br />
Projektes.<br />
Die eigenen Launen in den Griff zu<br />
bekommen, den anderen nicht herabzusetzen<br />
und sich auch mal etwas<br />
sagen zu lassen – das waren die<br />
großen Herausforderungen für die<br />
Teilnehmerinnen. „Alle Frauen hatten<br />
einen schwierigen sozialen Background,<br />
waren alleinerziehend, ohne<br />
Andrea Bahnsen (Dipl. Sozialpädagogin), Melanie Beck (Teilnehmerin) und Sabine Splawski<br />
(Dipl. Sozialpädagogin) stoßen gemeinsam auf das 1-jährige Bestehen des Ladens an.<br />
abgeschlossene<br />
und mit Lücken im Lebenslauf“, so<br />
Gabi Gaschina. Melanie Beck, 24 Jahre<br />
und alleinerziehende Mutter, schildert<br />
ihre Erfahrungen: „Am Anfang<br />
war alles neu für mich. Die Kleidung<br />
auszeichnen, kassieren – alles Dinge,<br />
die ich lernen musste. Insbesondere<br />
das Rechnen fiel mir schwer.“<br />
Ein zu Beginn verteilter Selbsteinschätzungsbogen<br />
machte die Grundproblematik<br />
deutlich. Die Mehrzahl<br />
der Frauen hatte ein negatives Bild<br />
von sich selbst. „Das Training im Laden<br />
hat das Selbstbewusstsein und die<br />
Selbstkontrolle der Frauen gestärkt“,<br />
resümiert Gabi Gaschina. Und Sabine<br />
Splawski ergänzt: „Es war wunderbar<br />
zu sehen, wie die Frauen aufblühten<br />
und in Bewegung kamen.“<br />
Das bestätigt auch Teilnehmerin Melanie<br />
Beck. „Die Arbeit hat mir sehr<br />
Berufsausbildung<br />
viel gebracht. Ich kann besser rechnen,<br />
bin selbstbewusster und gehe<br />
offener auf Menschen zu. Manchmal<br />
hatte ich das Gefühl, als wäre es mein<br />
eigener Laden.“<br />
Nach dem Erfolg des Projektes in 2010<br />
konnte der Laden auch in <strong>2011</strong> dank<br />
einer Anschlussfinanzierung nanzierung durch<br />
den ESF fortgeführt werden. Unter<br />
der Überschrift „Training for a job“<br />
standen dabei das videogestützte<br />
Verkaufs- und Bewerbungstraining im<br />
Vordergrund. „In Rollenspielen haben<br />
wir Ladensituationen nachgespielt“,<br />
erzählt Sabine Splawski. „Ganz konkret<br />
ging es darum, Konfl ikte und Frust<br />
im Umgang mit KundInnen, KollegInnen<br />
und sich selbst auszuhalten und<br />
lösen zu lernen.“ Melanie Beck nickt<br />
zustimmend: „Am Anfang war es sehr<br />
schwer für mich, mit Konfl ikten umzugehen.<br />
Heute weiß ich, wie ich sie<br />
lösen kann.“<br />
24
OSNABRÜCK<br />
FLEXIBLE ERZIEHERISCHE HILFEN<br />
ABENTEUER ISLAND<br />
Drei aufregende Tage verbrachten<br />
36 Mädchen und Jungen auf einem<br />
Waldplateau der Islandpferde Reitanlage<br />
Osnabrück. <strong>OUTLAW</strong> organisierte<br />
das Feriencamp bereits zum wiederholten<br />
Male in Kooperation mit<br />
der Krebsberatungsstelle. In diesem<br />
Jahr lautete das Motto „Abenteuer Island<br />
Camp“. Im Mittelpunkt standen<br />
verschiedene Aktionen und Ausritte<br />
auf dem Campgelände mit den<br />
Pferden Thor, Vik und Blessa. In den<br />
Nächten schliefen alle in Zelten. In<br />
der Outdoor-Küche bereiteten einige<br />
TeilnehmerInnen gemeinsam mit den<br />
BetreuerInnen in einer großen Pfanne<br />
über dem offenen Feuer leckeres Essen<br />
für die hungrige Island-Crew.<br />
Neben dem Reiten standen viele andere<br />
Angebote auf dem Programm:<br />
Die Mädchen und Jungen bastelten<br />
Pferdeschweife in den Islandfarben<br />
(rot für das Feuer der Vulkane, blau<br />
für das Meer und weiß für das Gletscher-Eis)<br />
und Lederarmbänder mit<br />
Namenszügen in Runenschrift. Außerdem<br />
schmückten sie das Camp<br />
mit selbstgestalteten Bildern, die mit<br />
Steinen, Moos und Rinde verziert<br />
wurden. Fußballspiele neben der<br />
Pferdewiese füllten die aktionsfreien<br />
Zeiten.<br />
Wer ruhigere Beschäftigungen be-<br />
vorzugte, versuchte sich beim Bo-<br />
genschießen oder beim Singen am<br />
Lagerfeuer. Die Geschichten über<br />
Elfen, Trolle und Vulkane vermitteln<br />
den Kindern einen Einblick in das<br />
ferne Island. Besonders viel<br />
Spaß hatten die Kinder<br />
beim Gestalten von<br />
mehreren<br />
Vulkanen<br />
aus<br />
Pappmaché,<br />
Kleister und Farbe<br />
– in der abendli-<br />
chen Dunkelheit<br />
spukten<br />
diese<br />
Vulkane<br />
dann<br />
Lava, Feuer und<br />
Funken.<br />
Die TeilnehmerInnen waren im Alter<br />
zwischen 6 und 13 Jahren und leben<br />
in Familien mit aktuellen Krisen und<br />
Belastungen. Dies hat bei einigen Kindern<br />
zur Folge, dass sich bei ihnen soziale<br />
oder psychische Auffälligkeiten<br />
zeigen. Viele der Mädchen und Jungen<br />
kennen von Zuhause keine aktive<br />
Feriengestaltung. Einige sind durch<br />
Erkrankung oder Tod in der Familie<br />
belastet und müssen innerhalb der<br />
Familie überwiegend ruhig sein, Rücksicht<br />
nehmen und eigene Bedürfnisse<br />
zurückstellen. „Unser Feriencamp ist<br />
unsere „pädagogische Perle“ – hier<br />
verbinden wir Erlebnispädagogik<br />
mit Bildungsangeboten. Gleichzeitig<br />
erfahren die Kinder, dass sich auch<br />
andere Gleichaltrige in schwierigen<br />
Situationen befinden und dass all ihre<br />
Gefühle einen Platz bekommen – sowohl<br />
Trauer und Wut als auch Leichtigkeit<br />
und Spaß“, berichtet Bereichsleiterin<br />
Gabi Gaschina.<br />
Für die Kinder und Jugendlichen<br />
war das Island-Camp eine echte<br />
Erholungsreise. Ein Kind äußerte<br />
am letzten Tag: „ Das war das<br />
Schönste, was ich seit langem<br />
erlebt habe.“<br />
25
RHEINE<br />
FLEXIBLE ERZIEHERISCHE HILFEN<br />
SCHÖNE FERIEN IN RHEINE<br />
Die Kinder, Jugendlichen und Familien,<br />
die durch <strong>OUTLAW</strong> betreut<br />
werden, können sich oftmals keinen<br />
eigenen Urlaub oder Ausflüge in<br />
den Ferien leisten. Deshalb lag ein<br />
Schwerpunkt der Arbeit des Teams<br />
der Flexiblen Erzieherischen Hilfen in<br />
Rheine in der Gestaltung von Ferienprogrammen.<br />
In den Sommerferien<br />
stand ein dreitägiger Ausflug ug zu einem<br />
Bauernhof auf dem Programm.<br />
Fünf Jungen erlebten dabei abenteuerliche<br />
Tage auf einem Bauernhof in<br />
dem kleinen Ort Uedem am unteren<br />
Niederrhein. Auf dem „Poenenhof“<br />
lernten die Teilnehmer das Landleben<br />
hautnah kennen. So konnten die<br />
7 bis 13-Jährigen Bauer Günter beim<br />
Kühemelken unterstützen oder mit<br />
ihm eine Fahrt auf dem Trecker unternehmen.<br />
Highlight war die Geburt<br />
eines Kalbes, bei der die Jungen dabei<br />
sein durften. Während der Ferienfreizeit<br />
waren Handy, Gameboy und<br />
Fernseher für die Kinder tabu. „Die<br />
TeilnehmerInnen haben nichts davon<br />
vermisst, obwohl diese Dinge sonst<br />
ihren Alltag stark prägen“, berichtet<br />
<strong>OUTLAW</strong>-Mitarbeiter Markus Beinhauer,<br />
der gemeinsam mit Swetlana<br />
Shipova die Ferienfreizeit begleitet<br />
hat.<br />
Neben der dreitägigen Ferienfreizeit<br />
gab es in den Sommerferien noch<br />
weitere spannende Aktionen, wie<br />
z. B. die Teilnahme am <strong>OUTLAW</strong>-Ferientag<br />
in Münster-Sprakel und ein Familien-Grillfest<br />
am Spielplatz Hasenhöhle<br />
in Mesum.<br />
Bei der jährlichen Herbstferienaktion<br />
erlebten sieben Mädchen und Jungen<br />
einen abwechslungsreichen Tag<br />
auf einem Bauernhof in Havixbeck.<br />
Gemeinsam mit drei BetreuerInnen<br />
erkundeten die Kinder zwischen 7<br />
und 13 Jahren auf dem Rücken von<br />
drei Islandpferdeponys die Natur<br />
und den Wald. Sie lernten dabei viel<br />
über die Haltung und den Umgang<br />
mit den Tieren.<br />
26
KREIS STEINFURT<br />
DREI FRAGEN AN ASTRID LENZ-HULLERUM<br />
BEREICHSLEITERIN KREIS STEINFURT<br />
Seit Januar 2012 arbeiten Sie als Bereichsleiterin für<br />
den Kreis Steinfurt. Welcher berufliche Werdegang<br />
führte Sie hierher?<br />
Ich habe 10 Jahre im Allgemeinen Sozialen Dienst eines<br />
Jugendamtes gearbeitet und eine Wohngruppe für psychisch-<br />
und suchtkranke Erwachsene geleitet. Danach war<br />
ich in leitender Funktion in der Jugendhilfe tätig, unter anderem<br />
auch einige Jahre als Bereichsleiterin bei <strong>OUTLAW</strong>.<br />
Zusatzausbildungen als systemtherapeutische Kinder- und<br />
Jugendlichentherapeutin, Familientherapeutin (DGSF) und<br />
als Kunsttherapeutin ergänzen mein Qualifi kationsprofi l.<br />
Ich freue mich nun wieder an Bord zu sein.<br />
Welche wesentlichen Aufgaben sehen Sie mit Blick<br />
auf den Kreis Steinfurt?<br />
Besonders wichtig ist mir eine enge Partnerschaft mit den<br />
ortsansässigen Jugendämtern in den unterschiedlichen<br />
Kommunen und eine gute Kooperation mit den anderen<br />
Trägern der freien Jugendhilfe im Kreis Steinfurt. Ein wesentliches<br />
Ziel meiner Arbeit ist die Entwicklung neuer<br />
Angebote für eine fl exible Jugendhilfe. Dabei sollen die<br />
Lebenswelten der Kinder, Jugendlichen und ihrer Familien<br />
im Kreis Steinfurt berücksichtigt und die bestehenden Ressourcen<br />
der jeweiligen Sozialräume genutzt werden.<br />
Die weitere Vernetzung<br />
und Kooperation von Jugendhilfe<br />
und Schule sowie<br />
mit Kindertageseinrichtungen<br />
und Familienzentren<br />
und anderen Bildungsträgern<br />
soll erweitert werden,<br />
um mehr Chancengerechtigkeit<br />
und bestmögliche<br />
Entwicklungschancen für Astrid Lenz-Hullerum<br />
Kinder und Jugendliche erreichen<br />
zu können.<br />
In unserer Arbeit treffen wir auf Menschen unterschiedlicher<br />
Nationen und Kulturen. Deshalb ist es mir ein besonders<br />
wichtiges Anliegen, die interkulturellen Kompetenzen<br />
der Teams zu fördern.<br />
Eine neue Herausforderung stellt sich für mich in der Entwicklung<br />
generationenübergreifender Projekte dar.<br />
Welche Entwicklungsperspektiven sehen Sie?<br />
Unser sozialpädagogisches Handeln richtet sich weiterhin<br />
inhaltlich und methodisch an den veränderten Lebenslagen<br />
und gesellschaftlichen Bedingungen der Kinder, Jugendlichen<br />
und ihrer Familien aus. Wir wollen den Bereich<br />
der niedrigschwelligen Hilfen ausbauen.<br />
27
Kita&More steht nicht nur für die Betreuung von Kindern in Kindertageseinrichtungen,<br />
sondern umfasst alle Angebote frühkindlicher Bildung, Betreuung und<br />
Erziehung. Diese Angebote wirken in den Sozialraum hinein und richten sich<br />
konsequent nach den Bedürfnissen der Kinder und ihrer Eltern.
KITA-TAGUNG IN MÜNSTER<br />
VIELFALT (ER-)LEBEN!<br />
Bunt, vielfältig und fachkompetent<br />
– so präsentierten sich die 23 OUT-<br />
LAW Kindertageseinrichtungen zum<br />
Start der Kitatagung auf dem Markt<br />
der Möglichkeiten. Die Leitungskräfte<br />
aus dem Bereich „Kita&More“ trafen<br />
sich im Mai <strong>2011</strong> zu einem dreitägigen<br />
Austausch im Jugendgästehaus<br />
Aasee in Münster.<br />
Auf dem Markt der Möglichkeiten<br />
hatten die Kitas aus den Regionen<br />
Leipzig, Dresden, Berlin, Münsterland<br />
und Ruhrgebiet die Gelegenheit, ihre<br />
Einrichtungen und die pädagogische<br />
Arbeit zu präsentieren. Die Kitas<br />
aus dem Ruhrgebiet sorgten mit<br />
der selbst geschriebenen Theatersequenz<br />
„Sommermärchen 2009“ für einen<br />
einfallsreichen und humorvollen<br />
Einstieg in die Veranstaltung. Großes<br />
Kino zeigte das MitarbeiterInnenteam<br />
aus Dresden: Ein 23-minütiger Film<br />
visualisierte den Alltag der verschiedenen<br />
Einrichtungen des Standortes.<br />
Die VertreterInnen aus Leipzig stellten<br />
mit Hilfe einer Präsentation ihr vielfältiges<br />
Angebot vor und die Kitas<br />
aus dem Münsterland bewiesen mit<br />
ihrem liebevoll gestalteten <strong>OUTLAW</strong><br />
Fahrrad, dass sie jederzeit „fest im<br />
Sattel“ sitzen. Anhand des Themas<br />
„Steine“ machten die MitarbeiterInnen<br />
aus Berlin deutlich, wie spielerisch<br />
die Neugierde und Experimentierfreude<br />
der Kinder angesprochen<br />
werden kann.<br />
Am zweiten Tag begrüßte Geschäftsführer<br />
Theo Boomgaarden die TeilnehmerInnen<br />
und blickte zurück auf<br />
die erfolgreiche Entwicklung des<br />
Betriebsteils „Kita&More“. Ulrike Herlt,<br />
Bereichsleiterin Dresden, hielt einen<br />
Vortrag mit dem Titel „Kitas bei<br />
<strong>OUTLAW</strong> – Gedanken zur Qualitätsentwicklung“<br />
und gab dabei einige<br />
Impulse zum Thema „Bildung“. In den<br />
folgenden Workshops diskutierten<br />
die TeilnehmerInnen lebhaft zu den<br />
Themen „Bildung braucht Partizipation“,<br />
„Lasst den Kindern Zeit“, „Im Kindergarten<br />
trifft sich die Welt“ sowie<br />
„Bildungslandschaften“.<br />
Am letzten Tagungstag referierte Prof.<br />
Dr. Rainer Strätz über das Thema „Von<br />
Anfang an – Herausforderungen und<br />
Chancen für frühkindliche Bildung<br />
und vielfältige Entwicklung“.<br />
Mit der Tagung sollte der Austausch<br />
der Kitas untereinander gestärkt werden.<br />
„Wir müssen das Rad nicht immer<br />
neu erfi nden, sondern können<br />
durch eine enge Zusammenarbeit<br />
voneinander profi tieren“, so die Organisatorin<br />
Sabine Hafener (Regionale<br />
Geschäftsführerin Berlin und Leiterin<br />
des Fachausschusses Kita&More).<br />
29
MÜNSTER<br />
KITA GESCHERWEG<br />
BESTNOTEN IN DER QUALITÄTSENTWICKLUNG<br />
Die Kita Gescherweg glänzte mit beeindruckenden<br />
Ergebnissen im Bereich<br />
der Qualitätsentwicklung. Die<br />
Teilnahme am Projekt „QUAMS 3“<br />
(Qualitätsmanagementsystem Müns-<br />
ter für Kindertageseinrichtungen) der<br />
Stadt Münster bescherte der Kita einen<br />
erfolgreichen Prozess auf allen<br />
Ebenen: Die Bewertung der Auftakterhebung<br />
konnte innerhalb von zwei<br />
Jahren um sagenhafte 100 % verbessert<br />
werden. In allen zu bewertenden<br />
Bereichen wurde überdurchschnittlich<br />
gut abgeschnitten. Herausragend<br />
war in diesem Zusammenhang das<br />
Ergebnis der U3-Gruppe „Wasserwirbel“<br />
unter der Leitung der Erzieherin<br />
Birgit Greiwe.<br />
Ein Rückblick: 1999 beschloss der<br />
Ausschuss für Kinder, Jugendliche<br />
und Familien der Stadt Münster, dass<br />
für Kindertageseinrichtungen in Münster<br />
schrittweise ein umfassendes Qua-<br />
litätsmanagementsystem entwickelt,<br />
erprobt und dauerhaft eingesetzt<br />
werden soll. Dazu wurde schließlich<br />
Anfang 2002 das QUAMS entwickelt.<br />
Die Kita Gescherweg ist eine von insgesamt<br />
elf Kindertageseinrichtungen,<br />
die in der dritten Projektrunde des<br />
QUAMS beteiligt war.<br />
Seither sind in der Kita alle Bereiche<br />
auf den Prüfstand gestellt worden: Ob<br />
wackeliges Stuhlbein oder Sprachförderung<br />
bei Kindern mit Migrationshintergrund,<br />
kein Bereich wurde<br />
ausgelassen, alles wurde auf einer<br />
Punkteskala von 1 bis 7 bewertet. „Die<br />
Teilnahme am QUAMS-Programm war<br />
für uns eine hervorragende Möglichkeit<br />
den Blick in zwei Richtungen zu<br />
schärfen: Zum Einen das eigene Tun<br />
im Team zu refl ektieren und zum Anderen<br />
die Rahmenbedingungen und<br />
Inhalte unserer täglichen Arbeit systematisch<br />
zu beleuchten“, erklärt Katrin<br />
Lenschow, Leiterin der Kita Gescherweg.<br />
Auf den Lorbeeren ausruhen wird<br />
sich die Kita aber nicht. „Die Ergeb-<br />
nisse motivieren uns, die Qualität auf<br />
diesem hohen Niveau dauerhaft zu<br />
sichern“, so Bereichsleiterin Juliane<br />
Wieching.<br />
30
MÜNSTER<br />
KITA GESCHERWEG<br />
VONEINANDER LERNEN –<br />
ELTERN-AG IN DER KITA GESCHERWEG<br />
Viele verschiedene Nationen und Kulturen<br />
treffen in der Kita Gescherweg<br />
aufeinander. Bei der Eltern-AG haben<br />
Mütter und Väter unterschiedlicher<br />
Nationalitäten die Möglichkeit sich zu<br />
begegnen, sich auszutauschen und<br />
voneinander zu lernen. Die Mutter<br />
Nermin Kaya leitet die Arbeitsgruppe.<br />
Beim Haus der Familie in Münster<br />
hat sie gemeinsam mit anderen Frauen<br />
verschiedener Nationalität eine<br />
Qualifi zierung zur Kulturmittlerin absolviert.<br />
Die gebürtige Türkin hat die<br />
Erfahrung gemacht, dass es schwer<br />
ist persönliche Kontakte zu Deutschen<br />
zu knüpfen. „Ich lebe schon<br />
seit über 30 Jahren hier und hatte bisher<br />
keine deutschen Freunde. Bei der<br />
Qualifi zierung habe ich viele neue<br />
Bekanntschaften – auch zu deutschen<br />
Teilnehmerinnen – geschlossen“, berichtet<br />
Nermin Kaya. Die Erfahrung,<br />
dass es auch in der Kita oft eher ein<br />
Nebeneinander, als ein Miteinander<br />
zwischen den unterschiedlichen<br />
Nationalitäten gibt, hat sie motiviert<br />
sich in der Eltern-AG zu engagieren.<br />
„Ich möchte dabei helfen Vorurteile<br />
zwischen den Kulturen abzubauen banon, dem Iran, Polen, Russland und<br />
und dazu beitragen, dass wir uns alle Deutschland teil. Nermin Kaya freut<br />
besser kennen lernen.“<br />
sich über diese bunte Mischung. „Die<br />
Vielfalt der TeilnehmerInnen ist gut für<br />
Die Eltern-AG trifft sich einmal im Monat<br />
in der Kita. Nach einem gemeinsa-<br />
lernen.“ Auch Kita-Leiterin Katrin Len-<br />
die Gruppe. Wir können voneinander<br />
men Austausch stehen verschiedene schow ist begeistert von dem Projekt<br />
Aktionen auf dem Programm, wie und lobt das ehrenamtliche Engagement<br />
von Nermin Kaya: „Es ist schön<br />
z. B. das Kochen eines landestypischen<br />
Gerichts oder ein gemeinsamer<br />
Ausfl ug. An den ersten Treffen sie die Arbeit der Kita unterstützt.“<br />
zu sehen mit wie viel Enthusiasmus<br />
nahmen Eltern aus der Türkei, dem Li-<br />
Mariem Eljoahari (Mutter), Barbara Lipperheide (Haus der Familie Münster),<br />
Nerim Kaya (Mutter) und Katrin Lenschow (Kita Gescherweg) freuen sich<br />
über den gelungenen Start der Eltern-AG.<br />
31
MÜNSTER<br />
KITA GESCHERWEG<br />
KITA VOLLER MUSIK<br />
Über eine tolle Auszeichnung freute<br />
sich das Team der Kita Gescherweg.<br />
Sie wurden beim „Deutschen Kita-<br />
Musikpreis“ mit 1.000 Euro prämiert.<br />
Die bekannten Kinderliedermacher<br />
Rolf Zuckowski, Volker Rosin und Detlev<br />
Jöcker haben sich zusammengetan,<br />
um das Singen und Musizieren in<br />
den Kindertagesstätten zu stärken. In<br />
Kooperation mit der Hamburger Stiftung<br />
„Kinder brauchen Musik“ vergaben<br />
sie erstmals den „Deutschen Kita-<br />
Musikpreis“. Der Beitrag der Kita Gescherweg<br />
ist aus den insgesamt 225<br />
Einsendungen ausgewählt worden<br />
und von der Stiftung als eine von acht<br />
Einrichtungen mit 1.000 Euro prämiert<br />
worden. „Euer Video hat uns davon<br />
überzeugt, dass die Kinder in eurer<br />
Kita regelmäßig und fantasievoll singen,<br />
musizieren, tanzen und spielen“,<br />
hieß es in dem Glückwunschschreiben<br />
der drei Kinderliedermacher. Die<br />
Mädchen und Jungen hatten in ihrem<br />
Die Erzieherinnen Hatice Balkas und Jennifer Heitbreder erhalten den Musikpreis aus den Händen<br />
von Rolf Zuckowski, Volker Rosin und Detlev Jöcker.<br />
Beitrag unter anderem ein Lied mehrsprachig<br />
vorgetragen. So zeigten sie,<br />
wie interkulturelles Lernen über musikalische<br />
Aktivitäten möglich ist. Die<br />
beiden Erzieherinnen Hatice Balkas<br />
und Jennifer Heitbreder hatten den<br />
Beitrag mit den ehemaligen Vorschulkindern<br />
der Kita gestaltet und konnten<br />
den Preis schließlich im Deutschen<br />
Schauspielhaus in Hamburg aus den<br />
Händen der drei Kinderliedermusiker<br />
entgegen nehmen, die die Kita Gescherweg<br />
als „einen bunten und internationalen<br />
Kindergarten voller Mu-<br />
sik“ lobten. „Wir freuen uns riesig über<br />
den Preis und sind hoch motiviert<br />
auch weiterhin an der musikalischen<br />
Förderung zu arbeiten“, so Kita-Leiterin<br />
Katrin Lenschow.<br />
32
MÜNSTER<br />
KITA HOLTRODE<br />
GUT KOMBINIERT!<br />
Vielfältige Angebote für Kinder, Jugendliche<br />
und Familien fi nden sich in<br />
der neuen Kombinationseinrichtung<br />
in Münster-Wolbeck. Die Einrichtung<br />
besteht aus der Kita und dem Bau-<br />
SpielTreff Holtrode. Gemeinsam bilden<br />
sie das Kinder- und Jugendhaus<br />
Wolbeck.<br />
Mit dieser Kombinationseinrichtung<br />
ermöglicht <strong>OUTLAW</strong> eine fl exible<br />
und bedarfsgerechte Form der Kinderbetreuung<br />
und ergänzt die bereits<br />
bestehenden Angebote im Südosten<br />
von Münster.<br />
Damit verfügt die Region West nun<br />
neben dem Kinder- und Jugendhaus<br />
Sprakel über eine zweite Kombinationseinrichtung.<br />
Die Kita Holtrode bietet Platz für 60<br />
Mädchen und Jungen zwischen zwei<br />
und sechs Jahren. Auf etwa 580 Quadratmetern<br />
können die Kinder spielen<br />
und toben. Außerdem gibt es ein großzügiges<br />
Außengelände mit Bobbycar-Bahn,<br />
Wasserstelle und vielem<br />
mehr.<br />
Im BauSpielTreff sind Kinder zwischen<br />
sechs und dreizehn Jahren<br />
eingeladen, ihre Freizeit zu verbringen.<br />
Der Kreativraum lädt zum Malen,<br />
Basteln und Werken ein und<br />
kann ebenso wie die Küche und<br />
der Cafébereich vielfältig genutzt<br />
Britta Göbel (Leiterin Kita Holtrode), Hanna Böhm (Leiterin BauSpielTreff) und Dr. Friedhelm<br />
Höfener (Geschäftsführer Region West) erhalten zur Eröffnung den symbolischen Schlüssel<br />
aus den Händen des Architekten Klaus Burhoff.<br />
werden. Zur Ausstattung gehören sonderheit des Konzeptes. Schon<br />
außerdem ein Kicker und PCs mit Internetzugang.<br />
Highlight der Einrich-<br />
der Kita-Kinder, die die Angebote des<br />
jetzt sind es oftmals die Geschwister<br />
tung ist jedoch der etwa 1.400 Quadratmeter<br />
große Außenbereich mit ge Nähe der Zielgruppen ermöglicht<br />
offenen Treffs nutzen. Die altersmäßi-<br />
Bau- und Abenteuerspielplatz und darüber hinaus viele Synergieeffekte<br />
Feuerstelle. Hier können die Mädchen bzw. Schnittstellen in der pädagogischen<br />
Arbeit.<br />
und Jungen ihre handwerklichen Fähigkeiten<br />
erproben und eigene Ideen<br />
umsetzen.<br />
Die offi zielle Eröffnung feierte das<br />
Kinder- und Jugendhaus Wolbeck<br />
Anders als beim Kinder- und Jugendhaus<br />
Sprakel, deren Angebote sich te haben gezeigt, dass die Wolbecker<br />
Anfang September. Die ersten Mona-<br />
an Kindergartenkinder und Jugendliche<br />
ab etwa 12 Jahren richten, ist in annehmen. Das offene kinderpäda-<br />
BürgerInnen die neue Einrichtung gut<br />
Wolbeck quasi ein nahtloser Übergang<br />
der Kinder möglich. „Diejenigen etwa 30 Kindern aufgesucht. In den<br />
gogische Angebot wird täglich von<br />
Mädchen und Jungen, die zuvor die Ferien besuchten bis zu 45 Kinder<br />
Kita besucht haben können auch als pro Tag den BauSpielTreff. Auch die<br />
Schulkind weiter ins Kinder- und Jugendhaus<br />
Wolbeck kommen, dann die U3-Betreuung sind restlos verge-<br />
Kita ist gut ausgelastet. Die Plätze für<br />
als NutzerInnen des BauSpielTreffs“ ben, im regulären Bereich sind nur<br />
erklärt Dr. Friedhelm Höfener die Be-<br />
noch wenige Plätze frei.<br />
33
MÜNSTER<br />
KITA SPRAKEL<br />
KITA SPRAKEL ERHÄLT GÜTESIEGEL<br />
FAMILIENZENTRUM NRW<br />
Die Kita Sprakel hat im Jahr <strong>2011</strong> sehr<br />
erfolgreich den einjährigen Zertifi zierungsprozess<br />
zum Familienzentrum<br />
durchlaufen. Die PädQUIS <strong>gGmbH</strong><br />
verlieh der Kita im Auftrag des Ministeriums<br />
für Familie, Kinder, Jugend,<br />
Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
das Gütesiegel „Familienzentrum<br />
NRW“. Während des<br />
intensiven Prozesses wurden alle Arbeitsbereiche<br />
genau unter die Lupe<br />
genommen. Besonders in den vier<br />
Bereichen „Beratung & Unterstützung<br />
für Kinder und Familien“, „Kindertagespfl<br />
ege“, „Kommunikation“ und<br />
„Leistungsentwicklung und Selbstevaluation“<br />
schnitt die Kita überdurchschnittlich<br />
gut ab, aber auch in den<br />
anderen Bereichen erzielte die Einrichtung<br />
eine hohe Punktzahl. „Sie alle<br />
blicken auf eine Zeit zurück, die alle<br />
Beteiligten vor neue Aufgaben und<br />
Herausforderungen gestellt hat. Diese<br />
mussten in relativ kurzer Zeit und bei<br />
laufendem Betrieb bewältigt werden.<br />
Sie können auf diese gemeinsame<br />
Leistung sehr stolz sein“, schrieb Prof.<br />
Dr. Wolfgang Tietze von der PädQUIS<br />
<strong>gGmbH</strong> in seinem Glückwunschschreiben.<br />
Kita-Leiterin Sandra<br />
Krümpel und Bereichsleiterin<br />
Juliane Wieching waren natürlich<br />
rundum zufrieden<br />
mit dem Ergebnis und<br />
betonten:<br />
„Dieses gute Resultat haben wir vor<br />
tig und motiviert das Team weiterhin<br />
allem der engagierten Mitarbeit der<br />
am Thema dran zu bleiben. „Auch in<br />
KollegInnen und der positiven Zusam-<br />
2012 werden wir daran arbeiten, die<br />
menarbeit mit unseren Kooperations-<br />
gute Qualität der Kita langfristig zu sipartnern<br />
zu verdanken.“ Das Zertifikat<br />
chern und weiter zu entwickeln“, be-<br />
ist für die kommenden vier Jahre gülrichtet<br />
Kita-Leiterin Sandra Krümpel.<br />
Kinder- und Jugendhaus<br />
S<br />
Sprakel<br />
Sprakel<br />
34
MÜNSTER<br />
KITA SPRAKEL<br />
(K)EIN GANZ GEWÖHNLICHER MITTWOCH<br />
ES IST MITTWOCH,<br />
8:30 UHR<br />
Henry läuft mit einem Tamburin durch<br />
alle Räume der Kita, um den Kindern<br />
und ErzieherInnen ein deutliches Signal<br />
zu setzen: Jetzt geht’s los! Womit?<br />
Eben damit, wofür sich jedes Kind<br />
nach Lust, Laune und Befi ndlichkeit<br />
aus den angebotenen acht Aktionsbereichen<br />
entscheidet. Amy mag<br />
heut gerne mit einem gemütlichen<br />
Frühstück im Flurbereich beginnen,<br />
während Leon seine Jacke erst gar<br />
nicht auszieht, weil er gezielt in das<br />
Freispiel des Außenbereichs geht.<br />
Während Jannes freudig mit seinem<br />
Turnbeutel gen Turnhalle zur Bewegungsbaustelle<br />
rennt, zieht seine<br />
Schwester Alesia es vor, sich im Rahmen<br />
eines Wahrnehmungsangebots<br />
von Kopf bis Fuß einzuschäumen.<br />
Chaos überall? Man könnte es meinen,<br />
doch der Einbindung der Kinder<br />
in die bewusste Ausgestaltung<br />
der eigenen Zeit liegt nicht nur eine<br />
intensive, theoretische wie praktische<br />
Auseinandersetzung des gesamten<br />
pädagogischen Kita-Teams mit dem<br />
Thema Partizipation zugrunde. Es ist<br />
ein am Kind orientiertes, wohl ausgefeiltes<br />
System, welches Mitbestimmung<br />
und Demokratie sogar für die<br />
Kleinsten ermöglicht.<br />
PARTIZIPATION<br />
DURCH KINDGERECHTE<br />
WAHLSYSTEME<br />
Im Flurbereich befi ndet sich die<br />
Wahlstation für das aktive Tun. In acht<br />
farblich gekennzeichneten Körben,<br />
die jeweils mit einem Angebot und<br />
einem entsprechenden Foto der/des<br />
begleitenden ErzieherIn versehen<br />
sind, befi ndet sich eine begrenzte<br />
Anzahl von Bändern.<br />
Alesia nimmt sich für das Einschäumen<br />
ein grünes Schweißband, streift<br />
es sich über das Handgelenk und<br />
setzt für sich und andere ein deutliches<br />
wie verbindliches Zeichen.<br />
Möchte sie nach Beendigung dieser<br />
Aktion etwas anderes tun, so legt sie<br />
das Band zurück und wählt neu. Kein<br />
Band mehr in dem Korb „Freispiel auf<br />
dem Flur”? Nun gut, dann könnte sie<br />
erst mal frühstücken, gelbe Bänder<br />
sind noch da. Zudem gibt es heute<br />
selbstgemachte Waffeln, für die sich<br />
die Mehrheit der Kinder am Ende des<br />
letzten offenen Kitatages durch ein<br />
demokratisches Wahlverfahrenen entschieden<br />
hat.<br />
WAS MACHT DER U3<br />
BEREICH?<br />
Marie (21 Monate) weiß nicht, was<br />
rot, blau oder gelb ist, doch eines hat<br />
sie schnell begriffen: Will ich etwas<br />
tun, so muss ein Band her! Der erste<br />
richtige Schritt in Richtung bewusstes<br />
Tun und Entscheiden ist damit<br />
bereits getan. Positiver Nebeneffekt<br />
hierbei ist die Selbstverständlichkeit,<br />
mit der die „Großen” die „Kleinen” an<br />
die Hand nehmen, sie begleiten und<br />
Hilfe anbieten.<br />
35
OSTBEVERN<br />
KITA BROCK<br />
UMBAU IN DER KITA BROCK<br />
Wir lernen: Partizipation braucht Aufmerksamkeit<br />
und macht aufmerksam!<br />
Was das Frühstücksangebot betrifft,<br />
so können auch hier die Kleinsten<br />
sehr wohl entscheiden, ob sie freudig<br />
auf das Foto mit den Tomaten<br />
oder den gekochten Eiern zeigen.<br />
Spätestens am nächsten Mittwoch<br />
begreift man dann wieder ein wenig<br />
mehr, das jenes Foto etwas mit dem<br />
zu tun hat, was dann tatsächlich auf<br />
dem Teller landet.<br />
11:00 UHR – DER<br />
TROMMLER TROMMELT<br />
„AUFRÄUMEN”<br />
Noch einmal darf Henry zum Ende<br />
dieses Vormittages trommeln. In der<br />
nächsten Woche wird das Bild eines<br />
anderen Kindes aus einem Säckchen<br />
gezogen, um Anfang und Ende zu<br />
signalisieren – schließlich wollen alle<br />
mal eine besondere Aufgabe haben,<br />
an einem Tag, der für die Kinder immer<br />
wieder aufs Neue aufregend<br />
und schön ist, aber nicht besonders.<br />
Schade? Nein, ganz im Gegenteil!<br />
Partizipation sollte sich für Kinder so<br />
selbstverständlich anfühlen, wie sie<br />
sich in pädagogischen Konzepten<br />
sowie in deren Umsetzung wiederfi<br />
ndet.<br />
In der Kita Brock werden zur Zeit<br />
sechs Kinder unter drei Jahren betreut.<br />
Bisher gab es für diese Kinder<br />
nur Schlafmöglichkeiten in den Nebenbereichen<br />
der Gruppenräume.<br />
Durch eine Umbaumaßnahme ist nun<br />
ein 18 Quadratmeter großer Schlafraum<br />
entstanden. „Dort bekommen<br />
die Kinder viel mehr Ruhe und auch<br />
für den Gruppenalltag ist diese gesonderte<br />
Schlafmöglichkeit viel entspannter“,<br />
freut sich Kita-Leiterin Jana<br />
van Riel. Der Umbau wurde über ein<br />
Investitionsprogramm des Landes<br />
fi nanziert und dank der guten Kooperation<br />
mit dem Jugendamt des<br />
Kreises Warendorf kurzfristig bewilligt.<br />
„Auch die Zusammenarbeit mit<br />
der Gemeinde Ostbevern und dem<br />
Architekturbüro Schappmann verlief<br />
sehr positiv“, lobt Bereichsleiterin Juliane<br />
Wieching. Seit Januar 2012 wird<br />
der neue Schlafraum nun genutzt und<br />
dient gelegentlich auch als Differenzierungsraum<br />
für spezielle Angebote.<br />
„Durch den Umbau haben wir mehr<br />
räumliche Möglichkeiten“, berichtet<br />
Jana van Riel.<br />
Im Jahr 2012 möchte das Team der<br />
Kita Brock die Umgestaltung des<br />
Spielplatzes entsprechend der Bedürfnisse<br />
der U3-Kinder in Angriff<br />
nehmen. Dafür sollen spezielle Spielgeräte<br />
angeschafft werden.<br />
36
OSTBEVERN<br />
KITA BROCK<br />
FÖRDERVEREIN FÜR DIE KITA BROCK<br />
Seit Januar <strong>2011</strong> unterstützt ein neu<br />
gegründeter Förderverein die Arbeit<br />
der Kita. „Es ist uns deutlich geworden,<br />
dass eine Kita für einen kleinen<br />
Ort wie Brock keine Selbstverständlichkeit<br />
ist. Deshalb haben wir uns<br />
zur Gründung entschlossen“, erklärt<br />
der Vorsitzende Robert Laufer. Die<br />
<strong>OUTLAW</strong> <strong>gGmbH</strong> hatte die Kita im<br />
Jahr 2010 von der katholischen Kirche<br />
übernommen.<br />
Inzwischen zählt der Förderverein 30<br />
Mitglieder. Kita-Leiterin Jana van Riel<br />
und der Regionale Geschäftsführer Dr.<br />
Friedhelm Höfener freuen sich über<br />
so viel Engagement. „Dieser Einsatz<br />
ist eine tolle Bestätigung für unsere<br />
bisherige Arbeit und zeigt, dass<br />
<strong>OUTLAW</strong> in Brock angekommen ist.“<br />
Der Förderverein will an den Stellen<br />
helfen, wo eine Finanzierung über<br />
den regulären Etat nicht möglich ist:<br />
Also zum Beispiel bei größeren Anschaffungen,<br />
besonderen Projekten<br />
oder bei konkreten Hilfen für einzelne<br />
Kinder. Neben den Mitgliederbeiträgen<br />
bringen die durch den Förderverein<br />
organisierten Aktionen Geld in<br />
die Kasse des Vereins. Im Jahr <strong>2011</strong><br />
haben die engagierten Eltern beim<br />
Laternenfest Glühwein, Würstchen<br />
und Suppe verkauft und auf diese<br />
Weise 200 Euro eingenommen.<br />
Für das Jahr 2012 sind zwei Aktionen<br />
geplant: Ein Flohmarkt im April sowie<br />
ein Weihnachtsbasar im November.<br />
Dem Vorstand des Fördervereins<br />
gehören neben Robert Laufer auch<br />
Anne Korthorst (2. Vorsitzende), Ludger<br />
Kolkmann (Kassierer) und Sabine<br />
Vogelsang (Schriftführerin) an.<br />
AUF DER SUCHE<br />
NACH EINER<br />
NEUEN AUFGABE?<br />
Der Förderverein freut sich über<br />
zusätzliche Unterstützung und<br />
sucht nach weiteren Mitgliedern.<br />
Interessierte können sich direkt<br />
in der Kita bei Jana van Riel melden.<br />
Der jährliche Beitrag liegt bei<br />
6 Euro pro Person und 10 Euro<br />
pro Familie.<br />
AUCH EINMALIGE<br />
SPENDEN SIND<br />
WILLKOMMEN.<br />
Förderverein der Kita Brock<br />
Konto: 0 026 615 900<br />
BLZ: 412 626 21<br />
Jana van Riel (Kita-Leiterin), Anne Korthorst (2. Vorsitzende), Ludger Kolkmann (Kassierer),<br />
Robert Laufer (1. Vorsitzender), Sabine Vogelsang (Schriftführerin)<br />
37
RUHRGEBIET<br />
FACHTAG DER KITAS IM RUHRGEBIET<br />
„Mehr Chancen durch Bildung von<br />
Anfang an – das Kind im Mittelpunkt<br />
als Akteur seiner Bildung!“ so lautete<br />
das Thema des ersten gemeinsamen<br />
Fachtags aller Kitas im Ruhrgebiet.<br />
Fachbereichsleiterin Ute Jansen und<br />
die rund 40 MitarbeiterInnen der Kitas<br />
aus Bochum und Duisburg begaben<br />
sich einen Tag lang auf die Reise in<br />
kindliche Bildungsprozesse. „In unseren<br />
Kitas steht nicht das Vermitteln<br />
von Wissen im Vordergrund, sondern<br />
das Recht aller Kinder auf Bildung, auf<br />
die Entfaltung ihrer Kompetenzen,<br />
auf ihre Beteiligung und auf ihr Wohlbefi<br />
nden“, berichtet Ute Jansen. „Bildungsprozesse<br />
von Kindern sollen im<br />
Kita-Alltag stattfi nden, während des<br />
Spielens und in der ganz normalen<br />
Interaktion und Kommunikation. Im<br />
Rahmen der Fortbildung haben wir<br />
gemeinsam Wege erarbeitet, diesen<br />
alltäglichen Situationen sensibel zu<br />
begegnen“, so Jansen weiter.<br />
Verena Heringer, Erzieherin und Sozialpädagogin,<br />
begleitete die TeilnehmerInnen<br />
als Referentin. Die Gruppe<br />
beschäftigte sich zunächst mit den<br />
Grundsätzen der Bildungsförderung<br />
in den Kitas und Schulen in Nordrhein-Westfalen.<br />
Anschließend erarbeiteten<br />
sie gemeinsam, wie Kinder<br />
als Akteure ihrer Entwicklung gefördert<br />
werden können und welchen<br />
Beitrag ErzieherInnen für die Bildung<br />
der Mädchen und Jungen leisten<br />
können. Besonders wertvoll war dabei<br />
der einrichtungsübergreifende<br />
Austausch zu dem Thema. „Es war für<br />
alle TeilnehmerInnen ein besonderes<br />
Erlebnis, einen ganzen Tag Zeit zu<br />
haben, sich gemeinsam mit diesem<br />
zentralen Thema auseinander zu setzen<br />
und neue Blickwinkel kennen zu<br />
lernen“, berichtet Ute Jansen.<br />
Nach der positiven Resonanz durch<br />
die TeilnehmerInnen werden sich die<br />
einzelnen Teams auch im Jahr 2012<br />
intensiv mit dem Thema Bildung auseinander<br />
setzen.<br />
SPRACHFÖRDERUNG IN DER KITA<br />
Sprache ist ein „Werkzeug“, mit dem<br />
Kinder ihre Gedanken, Wünsche und<br />
Gefühle ausdrücken und sich mit anderen<br />
Mädchen, Jungen und Erwachsenen<br />
austauschen. Ein Kind wächst<br />
durch die Kommunikation mit anderen<br />
in die Gesellschaft hinein, es lernt die<br />
Gedanken anderer kennen und entwickelt<br />
eigene Vorstellungen von der<br />
Welt. „Frühzeitige Sprachförderung<br />
hat also eine Schlüsselbedeutung sowohl<br />
als Grundlage gesellschaftlicher<br />
Teilhabe und Integration, als auch für<br />
einen erfolgreichen Bildungsverlauf“,<br />
erklärt Fachbereichsleiterin Ute Jansen.<br />
Das Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend<br />
fördert mit dem Programm „Offensive<br />
Frühe Chancen: Schwerpunkt – Kitas<br />
Sprache & Integration“ die Sprachförderung<br />
in Kitas. Auch drei <strong>OUTLAW</strong>-<br />
Einrichtungen profi tieren davon: Die<br />
Kitas Haus-Knipp-Straße in Duisburg,<br />
Querenburger Höhe in Bochum sowie<br />
Gescherweg in Münster freuen sich<br />
über den Zuschlag. Jede dieser Kitas<br />
erhält dabei ein Budget für zusätzliches<br />
Personal in Höhe von 25.000<br />
Euro pro Jahr. Mit diesem Geld kann<br />
in den drei Einrichtungen eine Halbtagsstelle<br />
für eine qualifi zierte Fachkraft<br />
geschaffen werden. „So kann die<br />
Sprachförderung als fester Bestandteil<br />
in den Kita-Alltag integriert werden“,<br />
freut sich Fachbereichsleiterin<br />
Ute Jansen. Vor allem unter 3-jährige<br />
Kinder mit Migrationshintergrund profi<br />
tieren von dem Angebot.<br />
Die Förderung des Bundesministeriums<br />
läuft zunächst bis Juli 2012, eine<br />
Anschlussfi nanzierung bis Ende 2014<br />
ist geplant.<br />
38
BOCHUM<br />
KITA KÖNIGSALLEE UND QUERENBURGER HÖHE<br />
NEUE SPIELMÖGLICHKEITEN<br />
In der Kita Königsallee und der Kita<br />
Querenburger Höhe sind die Außenbereiche<br />
umgestaltet worden. So<br />
sind die Spielplätze nun um einige<br />
Attraktionen reicher und die Kinder<br />
natürlich restlos begeistert.<br />
In der Kita Querenburger Höhe hatte<br />
das Team gemeinsam mit den Kindern<br />
überlegt, wie der neue Außenbereich<br />
gestaltet werden könnte. Die<br />
Mädchen und Jungen malten Bilder<br />
mit ihren Wunsch-Spielgeräten. „Viele<br />
Kinder haben sich einen Matschbereich<br />
gewünscht. Diese Idee konnten<br />
wir dann auch umsetzen“, berichtet<br />
Kita-Leiterin Melanie Hupp. Weiterhin<br />
wurde das alte Spielhäuschen<br />
entfernt und an seine Stelle ein Spielschiff<br />
aus Holz aufgebaut. Das Schiff<br />
dient als Klettermöglichkeit und bietet<br />
den Jungen und Mädchen Rückzugsmöglichkeiten<br />
für Rollenspiele. Der<br />
Sandkasten wurde um einige neue<br />
Sitzgelegenheiten erweitert und der<br />
gesamte Außenbereich wurde aus<br />
Sicherheitsgründen mit einem Zaun<br />
versehen.<br />
In der Kita Königsallee waren die Eltern<br />
der Kinder zunächst zur „Abrissparty“<br />
eingeladen und packten kräftig mit<br />
an, um die veralteten Spielgeräte zu<br />
entfernen. So wurde Platz geschaffen<br />
für die vielen Neuanschaffungen.<br />
Neben einem großen Matschbereich<br />
freuen sich die Kinder über Stehwippe,<br />
Spielhäuschen, Hüpfplatten und Spiel- und Bewegungsdrang der Kinder<br />
gerecht wird. Das ist uns mit der<br />
Kletterspiel. Auch die Mädchen und<br />
Jungen der Kita Königsallee hatten Umgestaltung an beiden Standorten<br />
vorab die Möglichkeit ihre Wünsche gelungen“ erzählt Ute Jansen, die für<br />
zu äußern.<br />
die Kitas im Ruhrgebiet verantwortlich<br />
ist. Für die Umgestaltung der Außenbereiche<br />
wurden insgesamt rund<br />
„Ziel war es, einen Außenbereich zu<br />
schaffen, der der Phantasie und dem 33.000 Euro investiert.<br />
Das neue Spielschiff der Kita Querenburger Höhe.<br />
Die Kinder haben viel Freude auf der neuen Stehwippe in der Kita Königsallee.<br />
39
BOCHUM<br />
OGS REGENBOGENSCHULE BOCHUM<br />
INTERVIEW MIT H. TYTLIK UND E. WAPELHORST<br />
Sie blicken zurück auf etwas mehr als ein Jahr OGS in<br />
<strong>OUTLAW</strong> Trägerschaft. Was hat sich geändert in dieser<br />
Zeit?<br />
Wapelhorst: Viel hat sich geändert. Seither ist unsere Arbeit<br />
effektiver geworden. Der ständige Austausch mit den<br />
anderen <strong>OUTLAW</strong>-MitarbeiterInnen bringt Impulse für die<br />
eigene Arbeit und neue Ideen. Speziell das Jahresmotto<br />
<strong>2011</strong> „Partizipation“ hat uns in der Arbeit bereichert. Die<br />
Arbeit innerhalb des OGS-Teams ist intensiver geworden.<br />
Verantwortungen und Aufgaben werden vermehrt<br />
besprochen und weitergegeben. Weiterhin besteht die<br />
Möglichkeit zu regelmäßigen Fort- und Weiterbildungen.<br />
Außerdem konnten wir eine Jahrespraktikantin als zusätzliche<br />
Mitarbeiterin einstellen. Sie hilft uns beim täglichen<br />
Ablauf und bringt frische Ideen ein.<br />
Tytlik: Der Austausch mit der Fachbereichsleiterin Ute Jansen<br />
mit dem Trägerkreis „Ganztag in Bochum“ aktualisiert<br />
unser Wissen über die Arbeiten der verschiedenen Träger<br />
vor Ort. Durch die regelmäßigen Leitungstreffen mit den<br />
Kitas im Ruhegebiet haben wir einen engen Austausch<br />
zwischen den einzelnen <strong>OUTLAW</strong>-Einrichtungen unserer<br />
Region.<br />
Heike Tytlik (Leiterin OGS)<br />
Elke Wapelhorst (Leiterin OGS)<br />
Was waren die Highlights in der OGS im Jahr <strong>2011</strong>?<br />
Tytlik: Highlights waren die gemeinsamen Veranstaltungen<br />
mit den Kindern, wie z. B. die Suche nach unserem Dance-<br />
Star <strong>2011</strong>, unser Musical „Das Phantom der Oper, einmal<br />
anders“ und natürlich auch unsere Ausfl üge in den Ferien<br />
z. B. zur Zeche Knirps. Es ist spannend für uns MitarbeiterInnen,<br />
die Kinder bei solchen Gelegenheiten von einer<br />
anderen Seite, außerhalb des OGS-Alltags kennen zu lernen.<br />
Ein besonderes Erlebnis war auch die Neugestaltung<br />
der Schulküche in Zusammenarbeit mit einigen Eltern.<br />
Was möchten Sie in der OGS im Jahr 2012 erreichen?<br />
Was sind die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?<br />
Wapelhorst: Schwerpunktmäßig haben wir uns in <strong>2011</strong><br />
mit dem Thema „Partizipation“ beschäftigt. Zuerst in klei-<br />
nen Schritten mit den Kindern und mit Personal und Eltern.<br />
Mit den Kindern wird jetzt ein neues Projekt zur Umge-<br />
staltung eines Innenhofs in der Schule durchgeführt. Wir<br />
haben dazu eine Lehramtsstudentin gewinnen können, die<br />
die Planung im Rahmen einer AG mit den Kindern durch-<br />
führen wird. Die anschließende Umsetzung werden wir<br />
gemeinsam mit der Schule vornehmen. Die Partizipation<br />
der Mütter und Väter haben wir mit Hilfe unseres neu geschaffenen<br />
Elterncafés intensiviert.<br />
Wapelhorst: Wir möchten unsere MitarbeiterInnen weiterhin<br />
motivieren, sich durch Schulungen zu OGS Fachkräften<br />
und in anderen Spezialgebieten weiterzubilden. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen Eltern und OGS soll durch das<br />
Elterncafé intensiver ausgebaut werden. Wir wünschen<br />
uns mehr Zeit und Freiräume für die Kinder. Das möchten<br />
wir durch Umstrukturierungen des Arbeitsablaufes errei-<br />
chen. Auch in diesem Jahr planen wir weitere besonde-<br />
re Projekte, wie z. B. ein kreatives Kunstprojekt und eine<br />
Umgestaltung unseres Außengeländes. Wir freuen uns auf<br />
eine weiterhin gute Zusammenarbeit mit dem gesamten<br />
<strong>OUTLAW</strong>-Team.<br />
40
In den Erziehungsstellen und Standprojekten leben PädagogInnen mit Kindern<br />
und Jugendlichen an einem gemeinsamen Lebensort, in einer familienähnlichen<br />
Lebensgemeinschaft. Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen<br />
fällt es oft schwer, den an sie gerichteten Anforderungen nachzukommen<br />
und ihren Alltag zu bewältigen. Sie benötigen daher Unterstützung bei der<br />
Suche nach Antworten auf ihre spezifi schen Fragen.
VERA S. P. KEIM UND WERNER THOLE<br />
WAS AUS IHNEN WURDE...<br />
Das nun seit gut anderthalb Jahren<br />
laufende Forschungsprojekt „Was aus<br />
ihnen wurde... Biografi sche Verläufe<br />
von AkteurInnen der YoungSide ® -Projekte“<br />
ist wesentlich durch das Interesse<br />
motiviert, mehr über die biografi<br />
schen Wege derjenigen zu erfahren,<br />
die als Kinder und Jugendliche an<br />
den unterschiedlichsten Formen der<br />
YoungSide ® -Projekte teilnahmen.<br />
In den biografischen Interviews<br />
werden die Interview-PartnerInnen<br />
aufgefordert, in einer Stehgreiferzählung<br />
ihren Lebensweg erneut zu begehen<br />
und die wichtigen Stationen<br />
ihres Lebens, bis in die Gegenwart<br />
erinnernd, abzulaufen. Dabei interessiert<br />
zum einen die Frage, wie sich<br />
ihr Leben aus ihrer eigenen Sichtweise<br />
entwickelt hat und zum anderen,<br />
welche Einfl üsse sie positiv oder ne-<br />
gativ geprägt und welche Ereignisse<br />
und Personen sie auf ihrem Weg begleitet<br />
haben.<br />
Das Ziel dabei ist eine Rekonstruktion<br />
der Biografie aus Sicht der Befragten.<br />
So ist es möglich, objektiv nicht erfassbare<br />
Erlebnisse und Einflüsse<br />
auf die Biografie zu erfahren<br />
und sie in ihrer Wertigkeit<br />
für die jeweilige Person<br />
einzuordnen.<br />
Inzwischen<br />
liegen erste<br />
Auswertungen von<br />
Interviews<br />
vor.<br />
Um einen Einblick in den Forschungsprozess<br />
zu geben, werden in diesem<br />
Artikel zwei Biografi en vorgestellt und<br />
abschließend ein vergleichendes Resümee<br />
gewagt.<br />
Die Grafi ken illustrieren den Verlust<br />
und den Zugewinn von Handlungsfähigkeit.<br />
Bei den Ereignissen handelt<br />
es sich um Aufschichtungen. Der<br />
Zugewinn an Handlungsfähigkeit bedeutet<br />
nicht die Eliminierung der krisenauslösenden<br />
Ereignisse, sondern<br />
die Fähigkeit der Person, biografi sche<br />
Krisen soweit in ihren Alltag zu integrieren,<br />
dass sie sie verarbeiten und<br />
pragmatisch damit umgehen kann.<br />
NICKY UND DIE SUCHE<br />
NACH NORMALITÄT<br />
Nicky zeichnet sich durch eine intensive<br />
Suche nach Normalität und<br />
einem von ihr entworfenen Bild von<br />
Familie aus. Sie schafft es durch hohe<br />
Lebensbewältigungskompetenzen<br />
und das Ergreifen und Ausgestalten<br />
von Freiräumen sich ihre Fähigkeit,<br />
ihr Leben weitgehend<br />
selbstständig zu gestalten,<br />
zu bewahren.<br />
So kann sie<br />
sich immer wieder<br />
aus den<br />
Zwängen der<br />
Ereignisse<br />
b e f r e i e n<br />
und ihre Handlungsfähigkeit sichern,<br />
zuweilen sogar steigern.<br />
Das krisenauslösende Potential, das in<br />
ihrem familiären Hintergrund und der<br />
brüchigen Beziehung zu ihren Eltern<br />
liegt, wird jedoch immer wieder aktiviert,<br />
so dass Nicky immer wieder<br />
neue Krisen und den partiellen Verlust<br />
von Handlungsfähigkeit durchlebt.<br />
Besonders die schwierige und durch<br />
Unzuverlässigkeit und mangelnde<br />
Unterstützung gekennzeichnete Beziehung<br />
zu ihrer Mutter ist hier von<br />
großer Bedeutung. Die Mutter, verantwortlich<br />
für die erste Heimunterbringung<br />
der Tochter im Säuglingsalter,<br />
überlässt die Tochter nach der Trennung<br />
der Eltern dem Vater. Es folgen<br />
mehrere Kontaktabbrüche.<br />
Erst durch die Bemühungen des Ju-<br />
gendamtes, eine Annäherung von<br />
Mutter und Tochter zu erwirken, verstetigt<br />
sich die Beziehung. Doch dann<br />
kommt es zu sexuellen Übergriffen<br />
Abb. 1: Eckdaten der Biografi e von Nicky<br />
42
durch den Lebensgefährten der Mutter.<br />
Die Mutter bietet Nicky gegen die<br />
Übergriffe keinen Schutz und keine<br />
Unterstützung, woraufhin Nicky sich<br />
entscheidet, in eine Pfl egefamilie zu<br />
ziehen. Mit Anklageerhebung gegen<br />
den Gewalttäter bricht der Kontakt<br />
zwischen Mutter und Tochter gänzlich<br />
ab und erst mit Einstellung des<br />
Verfahrens erfährt Nicky, dass die<br />
Mutter, trotz der bestehenden Vorwürfe,<br />
den Mann geheiratet hat.<br />
In Folge ist die Beziehung zwischen<br />
den beiden Frauen von großen Ambivalenzen<br />
geprägt und führt Nicky<br />
immer wieder an den Rand ihrer<br />
Kapazitäten, das Leben zu bewältigen<br />
und zu gestalten. Erst mit dem<br />
Umzug in die Pfl egefamilie kann Nicky<br />
ihre Handlungsfähigkeit langsam<br />
wieder zurückgewinnen. Aus Nickys<br />
Perspektive ist die Pflegefamilie in der<br />
Lage, ihr den emotionalen Rückhalt<br />
sowie das benötigte soziale Netzwerk<br />
und die Verbindlichkeit zu gewährleisten,<br />
die es ihr ermöglichen,<br />
ihre Handlungsfähigkeit zu steigern<br />
und die ihr dargebotenen Gestaltungsräume<br />
zu nutzen (vgl. Abb. 1).<br />
SIMON UND DER<br />
DRANG NACH FREIHEIT<br />
er weiter betreut wird. Die Biografie<br />
Simons wird geprägt durch den Drang<br />
nach Freiheit und die Schwierigkeit,<br />
sich Autoritäten unterzuordnen oder<br />
sich in eine Gemeinschaft mit ihren Regeln<br />
und Normen einzugliedern. Sein<br />
Verhalten und seine Motivation für Veränderungen<br />
und Anpassung sind sehr<br />
eng an signifikante Andere geknüpft.<br />
Das Fehlen von bedeutsamen Bezugspersonen,<br />
von diesen signifikanten<br />
Anderen, kombiniert mit der Angst<br />
vor Fremdbestimmung und den damit<br />
einhergehenden Schwierigkeiten mit<br />
Autoritäten, bilden ein Krisenpotential,<br />
mit dem Simon bis zum Zeitpunkt des<br />
Interviews nicht vollständig umgehen<br />
kann.<br />
Außerdem wird Simon von unterschiedlichen<br />
Drogen abhängig. Simon<br />
konsumiert regelmäßig Niko-<br />
tin, Marihuana, Alkohol und andere<br />
Rauschmittel. Immer wenn Krisen sich<br />
zuspitzen und nicht mehr<br />
bewältigbar scheinen, also Simons<br />
Handlungsunfähigkeit ansteigt, potenziert<br />
sich auch sein Drogenkonsum.<br />
Gleichwohl unternimmt Simon<br />
immer wieder Versuche, über Anpassungsleistungen<br />
Situationen zu<br />
bewältigen.<br />
Gewinnt Simon an Selbst- und Handlungsfähigkeit,<br />
so wird das durch<br />
signifi kante Andere motiviert. In der<br />
Grundschule ist dies ein neuer Lehrer,<br />
den Simon sehr schätzt. Später übernimmt<br />
diese Funktion der Leiter eines<br />
Standprojekts der <strong>OUTLAW</strong> <strong>gGmbH</strong>.<br />
Allerdings stellt dieser viele Forderungen<br />
und Simon fühlt sich zu sehr<br />
eingeengt.<br />
Diejenigen, die letztendlich eine Veränderung<br />
von Simons Orientierungen<br />
bewirken, sind seine Lebensgefährtin<br />
– und sein Kind, dessen Mutter in einer<br />
anderen Stadt lebt. Die Lebensgefährtin<br />
ist in der Lage, ihn von einem<br />
festen Wohnsitz zu<br />
Simon lebt für zwei Jahre in einem<br />
YoungSide ® -Projekt. Er wechselt in dieser<br />
Zeit in eine eigene Wohnung, in der<br />
Abb. 2: Eckdaten der Biografi e von Simon<br />
43
überzeugen und das Kind ist für Simon<br />
ein Grund, Hürden zu überwinden<br />
und sich dem Anpassungsdruck<br />
zu stellen, anstatt der krisenhaften Dynamik<br />
nachzugeben (vgl. Abb. 2).<br />
VERGLEICH DER<br />
BIOGRAFIEN<br />
Der Vergleich beider Biografien zeigt,<br />
dass während Nicky aktiv und selbstbestimmt<br />
handelt, Simon mehr reagierend<br />
und weniger seine soziale<br />
Umgebung gestaltend agiert. Des Weiteren<br />
fordert der Normalitätsanspruch<br />
Nickys eine hohe Anpassungsleistung<br />
an die von ihr registrierten gesellschaftlichen<br />
Werte, Normen und sozialkulturellen<br />
Praxen.<br />
Hingegen scheint der Wunsch<br />
nach Unabhängigkeit von gesellschaftlichen<br />
Zwängen und Restriktionen<br />
diese Anpassungsleistung<br />
in Simons<br />
Biografie<br />
partiell<br />
zu<br />
unterlaufen.<br />
Im Gegensatz zu Nicky, die versucht<br />
ihre Situation aktiv zu ändern und Gestaltungsräume<br />
wahrzunehmen, versucht<br />
Simon sich anzupassen, ohne<br />
dabei Veränderungen vorzunehmen.<br />
Damit stößt er jedoch immer wieder<br />
an Grenzen. Trotz dieser elementaren<br />
Unterschiedlichkeit in Bezug auf<br />
das Einklagen und Reklamieren von<br />
Selbstbestimmung zeigen die beiden<br />
Biografi en auch eine Gemeinsamkeit:<br />
Mit Einzug in die YoungSide ® -Projekte<br />
gewinnen beide sukzessive – wenn<br />
auch nur partiell – ihre Handlungsfähigkeit.<br />
Nicky gewinnt an Autonomie über<br />
ihre Lebensgestaltungen, weil sie von<br />
der Projektfamilie ihre Bedürfnisse<br />
erfüllt bekommt, darüber Anerkennung<br />
erlebt und an Selbstsicherheit<br />
Prof. Dr. phil. habil. Werner Thole<br />
ist Hochschullehrer für Erziehungswissenschaft,<br />
Schwerpunkt Soziale<br />
Arbeit und außerschulische Bildung,<br />
und Direktor des Instituts für Sozialpädagogik<br />
und Soziologie der Lebensalter<br />
an der Universität Kassel.<br />
gewinnt. Dieses Erleben entlastet<br />
sie von dem Zwang, Normalitätsanforderungen<br />
zu entsprechen. Simon<br />
hingegen fi ndet in dem Projekt<br />
einen signifi kanten Anderen, der<br />
zumindest zeitweise in der Lage<br />
ist, seine Handlungsfähigkeit anzuregen,<br />
indem er über das Zeigen<br />
von Interesse Simon Anerkennung<br />
erfahren lässt und zugleich<br />
Sicherheit vermittelnde Verbindlichkeiten<br />
und soziale Strukturen<br />
anbietet.<br />
Nicky wie auch Simon haben es zum<br />
Zeitpunkt des Interviews geschafft,<br />
sich teilweise bis vollständig aus<br />
den krisenförmigen Dynamiken ihrer<br />
Biografi en zu befreien – sie haben<br />
gelernt, mit Anforderungen und biografi<br />
schen Brüchen umzugehen. An<br />
diesen beiden Fällen zeigt sich, dass<br />
es den Fachkräften der YoungSide<br />
® -<br />
Projekte gelingen kann, Kinder und Ju-<br />
gendliche dabei zu unterstützen,<br />
Kompetenzen zu aktivieren,<br />
die es ermöglichen, grafische Krisen und<br />
Brüche zu bewältigen<br />
bio-<br />
und Handlungsfähigkeit<br />
neu zu entwickeln.<br />
Vera S. P. Keim ist diplomierte Sozialpädagogin<br />
und Masterstudentin am<br />
Fachbereich Sozialwesen der Universität<br />
Kassel.<br />
44
SOMMERFEST YOUNGSIDE ®<br />
Etwa 40 Kinder, Jugendliche und<br />
MitarbeiterInnen der verschiedenen<br />
Projektstellen aus dem Münsterland<br />
trafen sich zum YoungSide ® -Sommerfest.<br />
Das Organisationsteam rund um<br />
Sandra Peters und Gabriele Schwarz<br />
hatte ein buntes Programm auf dem<br />
Hof Bisekater in Billerbeck auf die Beine<br />
gestellt. Die Kinder und Jugendlichen<br />
genossen den Ausfl ug auf den<br />
Hof bei einer Fahrt auf dem Trecker.<br />
Am Lagerfeuer ließen sie sich das<br />
selbstgebackene Stockbrot schmecken.<br />
Ein besonderes Highlight waren<br />
die wenige Wochen alten Katzenkinder,<br />
von denen das ein oder andere<br />
an diesem Tage in ein neues Zuhause<br />
mit liebevollem „Familienanschluss“<br />
vermittelt werden konnte. Bei Kaffee<br />
und Kuchen sowie Leckereien vom<br />
Grill konnten sich die TeilnehmerInnen<br />
austauschen und neue Kontakte<br />
knüpfen.<br />
45
MÜNSTER<br />
KULTUR, BILDUNG,<br />
FREIZEIT<br />
Grundsätzlich sehen wir Kinder, Jugendliche und Erwachsene als eigenständige<br />
Persönlichkeiten. Persönlichkeit und Verantwortungsbewusstsein entwickelt<br />
sich aber nur durch Teilnahme an und Auseinandersetzung mit dem sozialen<br />
Leben. Deshalb schafft und unterstützt <strong>OUTLAW</strong> Begegnungen: Gemeinsame<br />
Aktivitäten, in denen sich die Einzelnen in der Gemeinschaft ausprobieren und<br />
erleben können.
BREMEN<br />
EIN HAUS MIT LANGER GESCHICHTE:<br />
DAS JUGENDFREIZEITHEIM HUCHTING<br />
„Nach 41 Jahren kann sich eine Einrichtung<br />
wie das Freizi in Huchting<br />
durchaus eine Institution nennen, eine<br />
feste Bank im Stadtteil, bekannt und<br />
verlässlich“, meint Fachbereichsleiter<br />
Markus Wietkamp. „Gäbe man sich<br />
die Mühe nachzuforschen, so käme<br />
man möglicherweise schnell zu dem<br />
Ergebnis, dass nicht nur die Mütter<br />
und Väter der heutigen Nutzerinnen<br />
und Nutzer Gäste des Freizis waren,<br />
sondern in Einzelfällen auch manche<br />
Großeltern schon im Jugendfreizeit-<br />
heim ein- und ausgingen“, so Wietkamp<br />
weiter. Mit einem bunten Fest<br />
feierte das Freizi im Jahr <strong>2011</strong> – etwas<br />
verspätet – sein 40-jähriges Bestehen.<br />
Dazu waren die Jugendlichen, Kooperationspartner<br />
und örtliche VertreterInnen<br />
der Vereine und der Stadt<br />
eingeladen. Im Rahmen der Feier<br />
dankte Markus Wietkamp den langjährigen<br />
MitarbeiterInnen Wiltrud Huesmann<br />
und Peter Stech sowie dem<br />
Kooperationspartner AFJ.<br />
Das Jugendfreizeitheim in der Obervielander<br />
Straße, von vielen auch einfach<br />
nur „Freizi“ genannt, ist bereits<br />
seit 1970 ein Treffpunkt für Kinder<br />
und Jugendliche verschiedener Interessens-<br />
und Altersgruppen, Geschlechter<br />
und Nationalitäten. Seit Januar<br />
2007 wird es von der <strong>OUTLAW</strong><br />
<strong>gGmbH</strong> und der AFJ e.V. Kinder- und<br />
Jugendhilfe gemeinsam betrieben.<br />
47
MÜNSTER<br />
FANPORT IN MÜNSTER<br />
Manuel Suttrup und Edo Schmidt (Mitarbeiter des FANports)<br />
Sie heißen Adlerpower, Curva Monasteria,<br />
Deviants usw. – die Fans des Diese Fanidentität leben sie und sie<br />
zu leben, nennen die Fans „Ultra“.<br />
Münsteraner Drittligisten SC Preußen beschränkt sich nicht nur auf das Wochenende.<br />
Die Erfahrungen der ver-<br />
Münster 06 e. V. sind zahlreich und<br />
sehr aktiv. Denn Preußen Münster ist gangenen Jahre in Münster und vielen<br />
ein Traditionsclub mit einer über 100- anderen Städten haben gezeigt, dass<br />
jährigen Geschichte. Der Verein blickt es in dieser Fanszene einen hohen Bedarf<br />
an präventiver Sozialarbeit gibt.<br />
auf zahlreiche Erfolge zurück und<br />
zählt zu den Gründungsmitgliedern<br />
der Fußballbundesliga. Kein Wunder,<br />
dass die Fangemeinde groß und<br />
deren Organisationsformen vielfältig<br />
sind. In Münster gibt es seit Anfang<br />
2002 eine Gruppe von Fans, die sich<br />
im Umfeld von Fußball bewegen und<br />
im Stadion immer wieder in Erscheinung<br />
treten. Diese Gruppe fällt durch<br />
ihre spektakulären Choreographien im<br />
Stadion auf, die sie in Selbstregie mit<br />
viel Engagement erstellen, aber auch<br />
gewalttätige Auseinandersetzungen<br />
mit der Polizei oder anderen rivalisierenden<br />
Fangruppen gehören zu<br />
ihrem Alltag. Ihre Mentalität, Fußball<br />
Vor diesem Hintergrund ging zu Beginn<br />
der Saison <strong>2011</strong>/12 der „FANport“<br />
an den Start. Dabei setzt sich<br />
<strong>OUTLAW</strong> mit der Unterstützung<br />
durch Preußen Münster für eine tolerante<br />
und demokratische Fankultur<br />
in Münster ein. Fanprojekte gibt es in<br />
Deutschland bereits seit den 1980er<br />
Jahren. Sie entstanden meist, um dem<br />
vermehrten Auftreten von Gewalt im<br />
Zusammenhang mit Fußballspielen zu<br />
begegnen. Als besondere Form der<br />
Jugendsozialarbeit etabliert, machte<br />
die erfolgreiche Arbeit schnell „Schule“<br />
und heute zählt die Koordinationsstelle<br />
Fanprojekte (KOS) bereits 50<br />
Einrichtungen bundesweit. Trotz des<br />
Erfolgs gibt es jedoch bis heute sehr<br />
unterschiedliche Erwartungshaltungen<br />
und die Arbeit wird oftmals missverstanden.<br />
Für manche PolitikerInnen<br />
sind Fanprojekte ein bequemer Weg,<br />
48
MÜNSTER<br />
gewalttätige und rechte Fans zu überwachen<br />
und zu kontrollieren. Der FANport<br />
versteht sich ausdrücklich nicht<br />
als verlängerter Arm der Polizei oder<br />
als Security-Unternehmen. Dennoch<br />
setzt es sich zum Ziel, langfristig einen<br />
sozialpädagogischen Beitrag zur<br />
Reduzierung der Gewalt im Umfeld<br />
von Fußballspielen und zum Abbau<br />
rechtsextremer Einstellungsmuster in<br />
den Fanszenen zu leisten.<br />
Zielgruppe sind Jugendliche und<br />
junge Erwachsene, die künftigen Meinungsführer<br />
der „Kurven“. Statt diese<br />
mit Vorurteilen zu etikettieren, sehen<br />
Fanprojekte genauer hin und geben<br />
präventiv oder auch direkt Hilfestellung<br />
in verschiedenen Lebenssituationen,<br />
denn viele Fans wachsen unter<br />
erschwerten sozialen Bedingungen<br />
wie Armut oder Benachteiligung auf.<br />
Weder drastische Sanktionen, noch<br />
hochwertige Fanarbeit können die<br />
gesamtgesellschaftlichen Missstände<br />
und Ausgrenzung beheben. Auf diese<br />
Ursachen hinzuweisen und sich<br />
politisch in diesem Sinn zu engagieren<br />
ist jedoch eine wichtige Aufgabe<br />
aller Fanprojekte.<br />
Daher kooperieren der SC Preußen<br />
06 e.V. Münster und die <strong>OUTLAW</strong><br />
<strong>gGmbH</strong> inhaltlich und fachlich, auch<br />
eine Zusammenarbeit mit weiteren<br />
lokalen, regionalen und bundesweiten<br />
AkteurInnen wird angestrebt. Der<br />
DFB mit seiner Fan-Anlaufstelle ist in<br />
die Arbeit ebenso involviert wie die<br />
Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS)<br />
bei der Deutschen Sportjugend.<br />
Zu warnen ist vor unrealistischen Erwartungen:<br />
Die Arbeit im Fanprojekt<br />
braucht vor allem viel Zeit und einen<br />
langen Atem, denn der FANport hat<br />
vor allem die „nachwachsenden Zielgruppen“<br />
im Blick. Erste Erfolge können<br />
da schon ein paar Jahre dauern.<br />
Fanprojekte müssen auch das positive<br />
Potenzial von Fanarbeit stärker in die<br />
Öffentlichkeit rücken, denn schließlich<br />
engagiert sich die Mehrheit der<br />
Fans uneigennützig, hat gemeinsam<br />
Spaß und eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung.<br />
Das sollte wieder verstärkt<br />
in den Fokus rücken.<br />
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EIN HERZLICHES DANKESCHÖN AN<br />
UNSERE SPONSOREN!<br />
UNTERSTÜTZUNG FÜR FANPORT<br />
Das Systemhaus Cramer hat dem Projekt „FANport“ einen Laptop kostenlos zur Verfügung gestellt. Die beiden FANport<br />
Mitarbeiter Manuel Suttrup und Edo Schmidt freuen sich über diese Sachspende. „Der Laptop hilft uns bei der Netzwerkarbeit<br />
mit den Fans“, erklärt Edo Schmidt. Weiterhin spendete die Firma Brillux Farbe für einen frischen Anstrich der<br />
Fan-Anlaufstelle und Georg Krimphove (Vorstandsmitglied vom SC Preußen und Geschäftsführer der Bäckerei Krimphove)<br />
unterstützte den FANport mit verschiedenen Sachspenden.<br />
SPARKASSE HILFT FLEXI-WG ® WARENDORF<br />
Über eine Spende von 2.500 Euro<br />
freute sich die Flexi-WG ® in Warendorf.<br />
Das Geld war auf Initiative der<br />
Jugend- und Auszubildendenvertretung<br />
der Sparkasse Münsterland<br />
Ost zusammen gekommen. Die jungen<br />
Bankkaufl eute hatten zu Ostern<br />
eine Aktion organisiert, bei der sie<br />
Grüße aus Schokolade auf den Weg<br />
brachten. Auf diese Weise sammelten<br />
sie 1.800 Euro. Der Vorstand der<br />
Sparkasse rundete die Summe auf<br />
2.500 Euro auf. Mit dem Geld bauten<br />
die Kinder und Jugendlichen eine<br />
Gartenhütte, die sie mit einem bunten<br />
Anstrich optisch aufpeppten.<br />
50
HYPOVEREINSBANK UNTERSTÜTZT TEAM IN OSNABRÜCK<br />
Etwa 50 Geschenke haben die MitarbeiterInnen<br />
der HypoVereinsbank<br />
gepackt, um sie pünktlich zu Weihnachten<br />
an das Team in Osnabrück<br />
zu überreichen. Mit dieser Aktion<br />
unterstützt die Bank Kinder, die durch<br />
<strong>OUTLAW</strong> im Rahmen der Flexiblen Erzieherischen<br />
Hilfen betreut und begleitet<br />
werden. „Viele dieser Kinder<br />
kommen aus sozial benachteiligten<br />
Familien, denen oftmals das Geld für<br />
Weihnachtsgeschenke fehlt“, berichtet<br />
Bereichsleiterin Gabi Gaschina.<br />
IMPRESSUM<br />
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