Drums and Impressions - Hochschule für bildende Künste Hamburg
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– IV –<br />
solchen Anspruch auf Objektivität. Die Bedeutung der Bilder, ihre Konnotation, die Motive,<br />
ihre Schärfe oder Unschärfen, das Licht, die Körnung, die Fehler, der Blickwinkel, die Einstellung,<br />
die Farbigkeit und Atmosphäre etc, gilt als Zubrot. Aus semiotischer Perspektive,<br />
das war das Neue an Barthes’ Idee, zählt allererst, »dass es da gewesen ist«. Ausgerechnet<br />
diese Stelle aber, wird im postmodernen, digitalen Zeitalter vakant, bleibt leer, sie wird zu<br />
einem Problem der Darstellung, was sich in der Moderne bereits angekündigt hatte. Ohne<br />
die Gewissheit um die Faktizität des »Dagewesenseins« stellt sich die Frage nach dem<br />
Verhältnis zwischen Abbild und Wirklichkeit neu, sie wird zur Gretchenfrage: Wie hältst<br />
du’s mit der Simulation? Und hier beginnt die heutige Photographie geschwätzig zu werden<br />
wie einst Faust, der die Glaubensfrage individuell beantwortet und damit dem Kern<br />
des Zweifels ausweicht: »Du willst mit mir ins Bett – bist Du vertrauenswürdig?« Kann<br />
sein, kann nicht sein, kann auch ganz <strong>and</strong>ers sein. Die digitale Photographie zeigt, dass<br />
die Gewissheit um das Faktische unwiderruflich abhängig ist von subjektiven Entscheidungen,<br />
willkürlichen Eingriffen und bezweifelbaren Wahrheiten. Und wenn sie dies nicht<br />
verschweigt, dann ist das ihre große Stärke. Sie ist eine gute Haut, sie geht mit jeder Wirklichkeit<br />
ins Bett, weltweit, jeden Moment. Sie ist promiskuitiv und schöpft daraus ein kollektives<br />
Gedächtnis mit neuen Wirklichkeiten. Angesichts der Fülle der Bilder entscheidet<br />
oftmals die Haltung zum Bild, das (künstlerische) Ethos, über deren Qualität. Die Kunst<br />
bietet noch den Freiraum <strong>für</strong> solche Fragen, und manchmal entscheidet die Beantwortung<br />
darüber, ob etwas als Kunst gilt oder nicht. Aber sehen Sie selbst.<br />
Insa Grahlmann, »Aquadrat V«, 2007 / 2008, 20 x 20 cm, CPrint<br />
Stefan Moos, o. T. (rot 1 – 6), 2006, 60 x 80 cm, CPrint