04.11.2012 Aufrufe

2009/20010 Ausgabe 15 Preis: 1,00 € - alle ausgaben

2009/20010 Ausgabe 15 Preis: 1,00 € - alle ausgaben

2009/20010 Ausgabe 15 Preis: 1,00 € - alle ausgaben

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

20<br />

Bildquelle: www.grenzlandtheater.de<br />

Wie sind Sie auf die Idee gekommen,<br />

Schauspieler zu werden?<br />

Die Idee hatte ich eigentlich gar nicht, es<br />

kam irgendwann – wie soll ich sagen, irgendwann<br />

fiel mir die Decke auf den Kopf<br />

und ich wollte etwas neues ausprobieren.<br />

Und da mir früher immer schon gesagt<br />

wurde: mach irgendwas im Bereich Schauspiel;<br />

wenn du nichts mit Schauspielern<br />

machst, dann weiß ich auch nicht! Und so<br />

habe ich dann bei einem Workshop an einer<br />

Theaterschule mitgemacht, der gefiel mir<br />

so gut, dass ich dann direkt dageblieben<br />

bin. Das war jetzt vor 5 Jahren. Ein paar<br />

Monate später hatte ich dann dieses Studium<br />

begonnen.<br />

Auf welche Schauspielschule sind Sie gegangen?<br />

Ich war auf der Arturo-Schauspielschule<br />

Köln. Das ist eine private Schauspielschule.<br />

Die Aufnahmegrenze bei staatlichen<br />

Theaterschulen liegt zwischen 16 und 25<br />

Jahren und da mir die Zeit davon lief, bin<br />

ich auf die Arturo-Schule gegangen.<br />

Wie lange dauert so eine Ausbildung?<br />

Die Ausbildung dauert vier Jahre.<br />

Was lernt man <strong>alle</strong>s in der Schauspielausbildung?<br />

Viel. Man lernt jetzt nicht unbedingt Schauspieler<br />

zu sein, sondern man bekommt ein<br />

gewisses Handwerkszeug beigebracht.<br />

Manchen gefällt es total gut auf der Bühne<br />

zu stehen, anderen halt nicht. Deswegen<br />

bekommt man in der Schauspielschule einfach<br />

nur das Rüstzeug – also einen Werkzeugkoffer,<br />

mit verschiedenen Werkzeugen<br />

und damit kannst du etwas bauen. Damit<br />

bastel ich dann meine Rollen, meine Figuren.<br />

Man lernt in der Schauspielschule seinen<br />

Körper kennen: also was kann ich damit<br />

machen? Wie gehe ich damit um? Wie kann<br />

ich mich einfach darauf konzentrieren etwas<br />

zu schmecken oder zu fühlen, ertasten<br />

K o g e l S t r e e t N e w s<br />

Was kann man <strong>alle</strong>s machen, wenn man seinen<br />

Alles nur Theater<br />

Abschluss in der Tasche hat? Man könnte<br />

Schauspieler werden!<br />

Doch was macht ein Schauspieler eigentlich? Wie lernt man in Rollen zu schlüpfen? Das und noch viel mehr wollten<br />

Schülerinnen der 10B (Schuljahr 2<strong>00</strong>8/<strong>2<strong>00</strong>9</strong>) wissen. Sie gingen ins Theater und interviewten den Schauspieler<br />

Matthias Brüggenolte. Dafür trafen sie ihn knapp 3 Stunden vor der Aufführung. Über eine Stunde lang stellten<br />

sie Fragen und lauschten sehr gespannt den Antworten. Später sahen sie den Schauspieler live auf der Bühne im<br />

Grenzlandtheater in dem Stück „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“.<br />

oder mich auf jemand anderes einzulassen?<br />

Oder wie gehe ich mit meinen Kameraden<br />

und Mitschülern um? Die Ausbildung ist<br />

ein ständiges Geben und Nehmen: ich bekomme<br />

etwas, zum Beispiel ein Gesicht,<br />

eine Geste, eine Mimik, verarbeite das und<br />

gebe das wieder zurück, so dass mein Gegenüber<br />

auch was damit anfangen kann.<br />

Ich lerne mit meinem Körper umzugehen:<br />

ich lerne zu atmen, so dass ich die Sätze,<br />

die ich gelernt hab, auch perfekt wiedergeben<br />

kann ohne ständig Luft zu holen. Ich<br />

lerne auch vernünftig zu sprechen, mich zu<br />

artikulieren, Dialekte werden abtrainiert,<br />

was nicht heißt, dass sie verboten sind…<br />

Textarbeit: wie gehe ich an Texte ran? Wie<br />

pflücke ich den Text auseinander? Theater<br />

ist sehr viel Textarbeit.<br />

Im Grundlagenkurs wie elementare Atem-<br />

und Bewegungslehre lerne ich Konzentrationsübungen<br />

wie beispielsweise Yoga, Modern<br />

Dance – das war am anstrengensten,<br />

klassischer Tanz usw. Im Grundlagenkurs<br />

wird auch sehr viel improvisiert: uns wird<br />

eine Situation vorgegeben auf die wir dann<br />

einfach eingehen und schauen, wie es wirkt.<br />

Einmal sind wir zum Flughafen Köln/Bonn<br />

gefahren und haben uns 6 Stunden hingesetzt<br />

und Menschen beobachtet: Wie telefoniert<br />

zum Beispiel ein Bänker oder wie hält<br />

jemand sein Handy? Alles wird ganz genau<br />

beobachtet und später dann auch nachgespielt.<br />

Kamera und Mikrophontraining kommt<br />

dann hinterher: Wie bewege ich mich vor<br />

der Kamera? Wie verhalte ich mich am<br />

Mikrophon? Zum Beispiel, dass ich aufrecht<br />

vor dem Mikrophon stehe, mich auch<br />

vor dem Mikrophon bewege, den Text so<br />

herüberbringe, dass er nicht wie gelesen<br />

klingt, sondern mit Leben gefüllt wird. Ich<br />

lerne, mit der Stimme Inhalte so wiederzugeben,<br />

dass der Zuhörer am anderen Ende<br />

nicht einfach abschaltet, sondern immer<br />

dran bleibt und sich fragt, was kommt als<br />

nächstes?<br />

Es ist halt ziemlich viel was uns da mitge-<br />

geben wird, es wird Stunde für Stunde immer<br />

ein bisschen mitgeben.<br />

Sie haben während Ihrer Ausbildung<br />

einen Workshop bei dem Kameramann<br />

von „Harry Potter“ Slawomir Idziak<br />

mitgemacht, erzählen Sie davon!<br />

Da der Workshop, der war witzig. Ich bin<br />

da mehr durch Zufall drangekommen: Ich<br />

hatte ein Casting für ein Szenenstudium an<br />

der KHM Köln mitgemacht und bin dabei<br />

mit der Studentin ins Gespräch gekommen.<br />

Sie meinte, da gäbe etwas für mich, das<br />

wäre wohl sehr kurzfristig, in Polen ca.<br />

90km von Danzig. Das Ganze lief über eine<br />

Seite im Internet, wo sich Schauspieler,<br />

Regisseure, Kameramänner usw. anbieten<br />

ohne „Materielles“ (Geld) zu bekommen.<br />

Man macht den Workshop aus Spaß mit<br />

und um etwas zu lernen. Es war ein europäischer<br />

Workshop. Alles lief auf Englisch ab.<br />

Ich hab gelernt meine erste Figur für einen<br />

Film herzustellen. Ein Pole hat mit uns das<br />

Drehbuch entwickelt; die ersten drei Tage<br />

haben wir nur über das Drehbuch gesprochen.<br />

Dann haben wir geprobt und ein<br />

wenig improvisiert, Slawomir Idziak hat<br />

mit uns abgesprochen, wie man das ganze<br />

szenisch umsetzen kann und das dann direkt<br />

auch aufgenommen. Und da habe ich<br />

gemerkt, dass die Filmwelt etwas ganz anderes<br />

ist als die Theaterwelt. In der Filmwelt<br />

gibt es ein ganz eigenes Vokabular,<br />

das musste ich erst mal lernen und <strong>alle</strong>s auf<br />

Englisch. Es gab einen strickten Ablaufplan,<br />

nach dem vorgegangen wurde und<br />

es wurde sehr darauf geachtet, dass dieser<br />

eingehalten wurde, weil wir einen knappen<br />

Zeitplan hatten. So wurde par<strong>alle</strong>l gedreht<br />

und geschnitten, Szenen gedreht an verschiedenen<br />

Orten, nicht nach chronologischer<br />

Reihenfolge, so dass das Filmmaterial<br />

schnell zusammen kam. Irgendwann zum<br />

Schluss haben wir die fünfte Szene gedreht<br />

und ganz am Anfang die Schlussszene. Das<br />

ganze mit fünf verschiedenen Regisseuren,<br />

jeder hat eine andere Herangehensweise an

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!