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22<br />

Handwerk<br />

Ton als Motor der Region<br />

von Mario Gongolsky<br />

Zeitgenösische Keramik<br />

Foto: Töpferei Zöller Eulerhof<br />

Foto: Römertopf Keramik GmbH<br />

Ton aus dem Westerwald ist der Stoff, aus dem die Ideen der Töpfer zu Dekorations-<br />

und Gebrauchsgegenständen werden. Das Töpferhandwerk und der Tonbergbau<br />

trotzen im Westerwald allen Krisen und Modetrends.<br />

Erst vor wenigen Monaten wurden<br />

bei Ausgrabungen in Höhr-Grenzhausen<br />

Funde gemacht, die belegen, dass in der<br />

Region bereits im Mittelalter Tonwaren<br />

hergestellt wurden. Die Fundstücke wurden<br />

auf das 13. bis 15. Jahrhundert geschätzt.<br />

Dort, im südwestlichen Westerwald,<br />

wurde im 18. Jahrhundert der Begriff<br />

des „Kannenbäckerlandes“ geprägt. Es<br />

bezeichnet dem Ursprung nach Höhr-<br />

Grenzhausen, Alsbach, Hilgert, Hillscheid,<br />

Ransbach-Baumbach und Mogendorf,<br />

hinunter bis ins Rheintal nach Bendorf<br />

und Vallendar. Besonders der Hafen<br />

von Vallendar ist verantwortlich für<br />

den Siegeszug der Tonwaren aus dem<br />

Westerwald. Von Vallendar aus, wurde<br />

der Ton bereits in der Mitte des 18.<br />

Jahrhunderts in weite Teile Europas geliefert.<br />

Klassisches Steinzeug<br />

Für das traditionelle Westerwälder<br />

Steinzeug ist der „graue Scherben“ - so<br />

werden selbst intakte Tonwarestücke genannt<br />

- mit kobaltblauer oder mangan-<br />

violetter Bemalung und seinem glänzenden<br />

Überzug, der so genannten<br />

Salzglasur, typisch. Die Salzglasur entsteht<br />

bei den hohen Brenntemperaturen<br />

von mehr als 1250 Grad. Das in den<br />

Ofen eingeführte Salz zerfällt in seine<br />

Bestandteile, wobei sich Natrium auf die<br />

Tonwaren niederschlägt und für eine dauerhafte<br />

glasartige Beschichtung sorgt.<br />

Foto: Clem Cutter (Wikimedia)<br />

Die handwerkliche Qualität der Waren<br />

aus dem Kannenbäckerland sprach sich<br />

schnell herum: Der „Bembel“, eine<br />

bauchige Steingutkanne, die in südhessischen<br />

Gaststätten zum Ausschenken des<br />

Apfelweins auf den Tisch kommt, wird<br />

traditionell in Handarbeit im Westerwald<br />

gefertigt.<br />

Immer lecker: Der Römertopf<br />

Doch hat der Westerwald weit mehr<br />

zu bieten als den „grauen Scherben“<br />

und den Brottopf. Neben einer Fülle<br />

moderner Farben und Formen, hat das<br />

Töpferhandwerk mit immer neuen Ideen<br />

sein eigenes Überleben gesichert.<br />

Mit dem „Römertopf“ stammt ein<br />

weiterer Welthit aus dem Westerwald.<br />

1967 wurde ein Tonbräter mit glatter<br />

Innenseite präsentiert, der inzwischen 25<br />

millionenfach produziert wurde.<br />

Dabei kam der Römertopf, so bekundet<br />

der gleichnamige Hersteller aus Ransbach-<br />

Baumbach, praktisch ohne Krise durch<br />

die Krise. Im Gegenteil, der Tonbräter<br />

scheint offenbar wieder an Beliebtheit zu<br />

gewinnen. Er ermöglicht eine fett- und<br />

kalorienarme Zubereitung. Der zuvor gewässerte<br />

Tonbräter speichert das Wasser<br />

und fungiert so als Dampfgarer. Er sorgt<br />

dafür, dass Fleisch und Geflügel beim<br />

Garvorgang nicht austrocknet und seinen<br />

charakteristischen Geschmack voll<br />

entfalten kann. Damit punktet er heute<br />

auch wieder in den jungen Haushalten,

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