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iMAG 2010/04 - i-mag.tv

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40<br />

Art<br />

Giovanni Vetere: per aspera ad astra<br />

von Maurizio Libbi<br />

Foto: Jiri Hampl<br />

Durch das Raue zu den Sternen<br />

Die Augen des Mädchens sind groß, der Mund leicht geöffnet, die Lippen laufen<br />

spitz zusammen. Sie ist völlig fasziniert... ja, wie oft habe ich diese Szene eigentlich<br />

schon miterlebt? Doch jedes Mal ist es für mich wie das erste Mal. Mutter, Vater und<br />

Kind, ein Mädchen von vielleicht 13 Jahren, sind zum Atelier gekommen. Die Eltern<br />

fragen nach der Bedeutung der runden Gesichter, die die Bilder prägen. Giovanni<br />

Vetere strahlt und beginnt zu erzählen. Zu dichten. Die Erwachsenen lächeln und nicken,<br />

man merkt: Sie strengen sich an, die Hintergründe der minimalistischen Kunst<br />

zu begreifen. Das Mädchen ist wie gebannt – sie ist bereits weiter, sie ist die Kunst.<br />

Später, als wir allein sind, sieht mich<br />

Giovanni an: „Wer weiß, vielleicht haben<br />

diese Menschen ihre Kinder in sich noch<br />

nicht umgebracht, vielleicht haben sie<br />

mich doch verstanden...“<br />

„Das Mädchen, Giovanni,“ erwidere<br />

ich, und muss schmunzeln „das Mädchen<br />

hat es begriffen, das weißt du wohl!“ – Er<br />

lächelt glücklich.<br />

Ja, die Kinder, sie sind die Leidenschaft<br />

von Giovanni, sie, meint er, werden die<br />

Welt ändern, sie sind imstande, Gefühle<br />

zu spüren und zu erleben. Sie sind die<br />

Hoffnung.<br />

Giovanni war auch einmal ein Kind...<br />

doch er hatte damals nie die Möglichkeit,<br />

seine Gefühle zu äußern. Er stammt aus<br />

einer Bauernfamilie in Kalabrien, einer<br />

der ärmsten Regionen Italiens.<br />

„Wir wohnten zu neunt in einem mittelalterlichen<br />

Haus, in einem einzigen<br />

großen Saal. Alle mussten wir arbeiten,<br />

auch die Kinder. Ich war fünf, als ich angefangen<br />

habe. Mein Vater, ja... er war

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