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Art<br />
Giovanni Vetere: per aspera ad astra<br />
von Maurizio Libbi<br />
Foto: Jiri Hampl<br />
Durch das Raue zu den Sternen<br />
Die Augen des Mädchens sind groß, der Mund leicht geöffnet, die Lippen laufen<br />
spitz zusammen. Sie ist völlig fasziniert... ja, wie oft habe ich diese Szene eigentlich<br />
schon miterlebt? Doch jedes Mal ist es für mich wie das erste Mal. Mutter, Vater und<br />
Kind, ein Mädchen von vielleicht 13 Jahren, sind zum Atelier gekommen. Die Eltern<br />
fragen nach der Bedeutung der runden Gesichter, die die Bilder prägen. Giovanni<br />
Vetere strahlt und beginnt zu erzählen. Zu dichten. Die Erwachsenen lächeln und nicken,<br />
man merkt: Sie strengen sich an, die Hintergründe der minimalistischen Kunst<br />
zu begreifen. Das Mädchen ist wie gebannt – sie ist bereits weiter, sie ist die Kunst.<br />
Später, als wir allein sind, sieht mich<br />
Giovanni an: „Wer weiß, vielleicht haben<br />
diese Menschen ihre Kinder in sich noch<br />
nicht umgebracht, vielleicht haben sie<br />
mich doch verstanden...“<br />
„Das Mädchen, Giovanni,“ erwidere<br />
ich, und muss schmunzeln „das Mädchen<br />
hat es begriffen, das weißt du wohl!“ – Er<br />
lächelt glücklich.<br />
Ja, die Kinder, sie sind die Leidenschaft<br />
von Giovanni, sie, meint er, werden die<br />
Welt ändern, sie sind imstande, Gefühle<br />
zu spüren und zu erleben. Sie sind die<br />
Hoffnung.<br />
Giovanni war auch einmal ein Kind...<br />
doch er hatte damals nie die Möglichkeit,<br />
seine Gefühle zu äußern. Er stammt aus<br />
einer Bauernfamilie in Kalabrien, einer<br />
der ärmsten Regionen Italiens.<br />
„Wir wohnten zu neunt in einem mittelalterlichen<br />
Haus, in einem einzigen<br />
großen Saal. Alle mussten wir arbeiten,<br />
auch die Kinder. Ich war fünf, als ich angefangen<br />
habe. Mein Vater, ja... er war