Kirchenmusikalische Mitteilungen Nr 124 - April 2008 - Amt für ...

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Schwerpunkt Thema
10 Olivier Messiaen,
Vorwort zu
La Nativité du
Seigneur
11 Gespräch mit
Olivier Messiaen,
geführt am 26.
Februar 1987 von
Günter Lade,
Wien; in: Ars Organi,
36. Jg., Heft
4, Dezember
1988, Verlag Merseburger,
Berlin
Kassel, S. 175.
bar, da etwa die 4. Transposition genau
dieselben Töne wie die 1., die 5.
genau dieselben Töne wie die 2. ergibt
etc. […] Alle Modi sind sowohl harmonisch
wie melodisch verwendbar.“ 10
Olivier
Messiaen
(1908 bis
1992)
Foto:
Yvonne
Loriod,
Paris
Der Grund dafür, dass sich Messiaen
in erster Linie als Vogelkundler
und Rhythmiker sah und erst dann als
Komponist, lag also primär darin, dass
Ornithologie und Rhythmus, die zwei
Elemente, die seinen Personalstil so
unverwechselbar machen, originär auf
ihn selbst zurückgehen und nicht auf
den Einfluss anderer Komponisten
oder Lehrer am Konservatorium zurückzuführen
sind.
Auch nebenamtlich tätigen Organisten
sind die Orgelwerke Olivier Messiaens
zugänglich, gibt es doch in seinem
umfangreichen Gesamtwerk Stükke,
die in technischer wie in musikalischer
Hinsicht nicht allzu hohe Anforderungen
an den Interpreten stellen.
Dazu zählen das Frühwerk Le banquet
celeste (1926), die Erscheinung der
ewigen Kirche (Apparition de l’église
eternelle, 1932), der Schlußsatz „Prière
du Christ montant vers son père“ aus
L’Ascension (1933), der erste Satz
„Subtilité des corps glorieux“ aus Les
corps glorieux (1939) sowie die Nr. XVI
„Prière après la communion“ aus dem
Kirchenmusikalische Mitteilungen April 2008
Livre du Saint Sacrement.
Die Sätze I, II und III, „La vierge et
l’enfant“, „Les Bergers“ und „Desseins
éternels“ aus La nativité du Seigneur
von 1935 und der zweite Satz aus Les
corps glorieux („Les eaux de la grâce“)
können unter fachkundiger Anleitung
ebenfalls erarbeitet werden.
Der siebte Satz aus Les corps glorieux
(„Joie et clarté des corps glorieux“)
sowie der vierte Satz „Chant d’oiseaux“
aus dem Livre d’orgue (1951) sind
eher bereits dem fortgeschrittenen
(Laien-)Organisten zu empfehlen. Von
Einzelsätzen aus den Méditations sur
le mystère de la Sainte Trinité, von denen
– intensives Studium vorausgesetzt
- am ehesten die Nr. VIII zu bewältigen
wäre, oder aus dem Livre du Saint
Sacrement ist, mit Ausnahme des bereits
erwähnten Prière après la communion,
aufgrund der komplexen kompositorischen
Struktur eher abzuraten.
Die theologische Komponente seiner
Orgelwerke, die bislang so gut wie
gar nicht zur Sprache gekommen ist,
geht einher mit einer aufführungspraktischen
Frage, nämlich ob es gestattet
ist, einzelne Sätze aus großen Zyklen
gesondert aufzuführen. Messiaen
selbst hat diese Möglichkeit nie ausdrücklich
verboten: „Sie [die Interpreten,
Anm. d. Verf. ] haben das Recht,
Teile meiner Zyklen einzeln zu spielen.
Das ist sehr nett von ihnen, man kann
es nicht verhindern, und ich kann es
nicht verbieten. Es handelt sich aber
um große Zyklen, die nicht aus Freude
an langen Kompositionen entstanden
sind. Ich habe vielmehr ein Mysterium
Christi unter all seinen verschiedenen
Gesichtspunkten auszudeuten und zu
erläutern versucht. Das braucht natürlich
viel Zeit und erfordert viele Teile,
die zusammen eine Einheit bilden. 11