Ein Friedensengel erinnert uns: 1. September - Antikriegstag
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A U S U N S E R E M K I E Z<br />
Hochmeisterkirche und Gemeindehaus im<br />
Feuer des zweiten Weltkrieges<br />
Die pathetischen Erinnerungen von Pfarrer Zunkel an die Zerstörungen während des zweiten Weltkrieges wurden 1955 im<br />
Wilmersdorfer Gemeindebuch veröffentlicht und werden hier, stark gekürzt, als beeindruckendes Zeitdokument zitiert.Vollständig nachzulesen<br />
sind sie auf <strong>uns</strong>erer Homepage unter www.hochmeisterkirche.de, Rubrik Geschichte.<br />
Wir schrieben den <strong>1.</strong> März<br />
1943. <strong>Ein</strong> noch rauer Vorfrühlingstag<br />
war gekommen.<br />
„Fliegerwetter“, sagte ein Bekannter.<br />
Er hatte Recht. Immer erschreckender<br />
bekamen wir Berliner<br />
die Angriffe der stärker werdenden<br />
Nach dem <strong>1.</strong> März 1943<br />
feindlichen Luftmacht zu spüren.<br />
Schon lagen viele Häuser der Stadt in<br />
Schutt und Trümmern, und kaum eine<br />
Straße gab es, in der nicht hohle oder<br />
pappverkleidete Fenster von den Auswirkungen<br />
der Luftangriffe sprachen.<br />
Vom Turm der Hochmeisterkirche<br />
hatte die Uhr gerade die achte Abendstunde<br />
verkündet, als die Sirenen ihr<br />
schrilles Geheul erhoben und der<br />
Fliegeralarm <strong>uns</strong> in die Keller der<br />
Häuser rief. Auch aus den Nachbarhäusern<br />
kamen sie, die sich in <strong>uns</strong>erem<br />
Gemeindehaus besser geborgen<br />
wussten. Nur das Allernotwendigste<br />
wurde gesprochen, dann trat tiefe<br />
Seite 10<br />
Stille ein. Die Flak begann zu<br />
schießen. Die ersten Bomben fielen,<br />
sie gingen krachend auch in <strong>uns</strong>erer<br />
Nähe nieder. Stille Gebete stiegen in<br />
diesen ernsten Augenblicken zum<br />
Himmel empor. Endlich verebbte das<br />
laute Getöse. Schon schien es, als seien<br />
wir mit dem Schrecken davongekommen,<br />
als der Luftschutzwart <strong>uns</strong>eres<br />
Hauses aufgeregt rief: „Die Kirche<br />
brennt!“ Ohne die Entwarnung abzuwarten,<br />
eilten wir auf die Straße und<br />
sahen mit Entsetzen, wie die Häuser,<br />
die <strong>uns</strong>ere Kirche umgaben, in hellen<br />
Flammen standen. <strong>Ein</strong> millionenfacher<br />
Funkenregen, von dem starken<br />
Weststurm angetrieben, ging auf <strong>uns</strong>er<br />
Gotteshaus nieder.<br />
Was sollten wir tun? Wehrlos zusehen?<br />
Nein! Mit allen <strong>uns</strong> zur Verfügung<br />
stehenden Kräften griffen wir ein.Wir<br />
schleppten viele hundert Eimer voll<br />
Wasser die eiserne Turmtreppe hinauf,<br />
krochen, soweit es ging, auf das Kirchendach<br />
hinaus und versuchten mit<br />
einer Handfeuerspritze den Funkenregen<br />
unwirksam zumachen. Leider<br />
mussten wir sehr bald <strong>uns</strong>ere Ohnmacht<br />
erkennen und hilflos zusehen,<br />
wie die Spitze des Kirchendaches zu<br />
brennen begann und bald der ganze<br />
Dachstuhl in Flammen stand. Es war<br />
ein schauriges Bild: inmitten der brennenden<br />
Häuser die brennende Kirche!<br />
Sollten wir sie zugrunde gehen lassen?<br />
Noch war eins möglich: <strong>Ein</strong><br />
Übergreifen des Feuers vom Dach der<br />
Kirche auf den Turm und das Kirchenschiff<br />
verhindern! Und das gelang.<br />
Nach vielstündiger mühevoller<br />
Löscharbeit wurde der Brand auf den<br />
Die Orgelempore<br />
Dachstuhl beschränkt. Der Turm war<br />
gerettet und mit ihm das Geläut, auch<br />
die Orgel blieb unversehrt, ebenso das<br />
Gestühl der Kirche mit Altar,Taufstein<br />
und Kanzel. Freilich war der Innenraum<br />
durch das eilige Entfernen des<br />
beweglichen Inventars und durch die<br />
von der Kuppel herabgefallenen<br />
Brandstücke eine traurig anzusehende<br />
Stätte geworden und nicht mehr<br />
geeignet, gottesdienstlichen Zwecken<br />
zu dienen. So hatte <strong>uns</strong> dieser Fliegerangriff<br />
vom <strong>1.</strong> März <strong>uns</strong>ere Kirche<br />
genommen.<br />
Die Not der Gemeinde stieg aber<br />
weiter, als am 15. Februar 1944 auch<br />
das Gemeindehaus durch einen Fliegerangriff<br />
schwer getroffen wurde.<br />
Unser Gemeindehaus brannte und<br />
mit ihm fast alle Häuser, die in der<br />
Nachbarschaft standen. Es war, als wir<br />
die rauchgeschwängerten Treppen zu<br />
<strong>uns</strong>eren Wohnungen hinaufeilten, als<br />
Fortsetzung auf Seite 11