PhYsik und Industrie - Felix Wuersten
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ZUSAMMENARBEIT KONKRET<br />
Ultraschnelle Festkörperlaser<br />
Eigentlich dachte man in den<br />
achtziger Jahren, es sei unmöglich,<br />
kompakte, verlässliche, ultraschnelle<br />
Festkörperlaser herzustellen. Doch<br />
die Physikerin Ursula Keller erfand<br />
Anfang der neunziger Jahre einen<br />
Halbleiter-Chip, der das Tor für den<br />
Alltagseinsatz von kurzgepulsten Festkörperlasern<br />
öffnete. Diese erzeugen<br />
regelmässige Pulse im Pico- <strong>und</strong> Femtosek<strong>und</strong>enbereich<br />
– also Zeitspannen<br />
kürzer als ein Milliardstel einer<br />
Sek<strong>und</strong>e. Kellers Forschungserfolge<br />
führten 1993 zu ihrer Berufung an die<br />
ETH Zürich. Bereits 1995 gründete<br />
sie mit ihrem Mann Kurt Weingarten<br />
den ETH-Spin-off «Time-Bandwidth<br />
Products» (TBWP).<br />
Innerhalb eines KTI-Projekts entwickelte<br />
TBWP den ersten kommerzielle<br />
Prototyp eines dioden-gepumpten<br />
Festköperlasers, basierend auf der so<br />
genannten SESAM-Technologie. Mittlerweile<br />
wurden verschiedene Geräte<br />
entwickelt. Bei den einen wurden die<br />
Leistungen, bei anderen die Taktraten<br />
um mehrere Grössenordnungen verbessert.<br />
Anwendungen finden sich in<br />
der Forschung oder im Telekommunikationsbereich.<br />
Als Beispiel erzählt<br />
Kurt Weingarten von einem Gerät,<br />
mit dem Kalziumionen in Neuronen<br />
in real time verfolgt werden können.<br />
Die Laser mit Leistungen von mehreren<br />
Gigawatt pro Quadratzentimeter<br />
seien auch interessant für die Materialbearbeitung<br />
im Mikro- <strong>und</strong> Nanobereich.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich ist der Firmenchef<br />
überzeugt, dass dank dem guten<br />
Preis-Leistung-Verhältnis seine Geräte<br />
vermehrt von der <strong>Industrie</strong> eingesetzt<br />
werden.<br />
Jenseits der heutigen Technik<br />
Rückblickend ist Weingarten mit<br />
dem Geschäftsgang von TBWP zufrieden.<br />
Hatte er basierend auf Eigenkapital<br />
im kleinsten Rahmen begonnen,<br />
arbeiten heute im Unternehmen,<br />
das schwarze Zahlen schreibt, r<strong>und</strong><br />
15 Personen. Die Einkünfte aus den<br />
hauptsächlich im Ausland verkauften<br />
Lasern investiert TBWP vorwiegend in<br />
die Forschung <strong>und</strong> Entwicklung. Für<br />
die Schweiz von Interesse sind neben<br />
den Geräten die Arbeitsplätze von<br />
TBWP für hoch qualifizierte Hochschulabsolventen.<br />
Die Zusammenarbeit mit der ETH<br />
ermöglicht der Firma einen Einblick,<br />
wo weiteres Entwicklungspotenzial vorhanden<br />
ist. Aus der Praxis kommen<br />
hingegen Impulse, welche Parameter<br />
theoretisch weiter abgeklärt werden<br />
sollten, ergänzt Keller. Kurt Weingarten<br />
<strong>und</strong> Ursula Keller sind sich bewusst,<br />
dass die momentane Win-win-<br />
Situation ändern kann. So erwähnt<br />
die ETH-Professorin, dass sie vermehrt<br />
die Grenzen der Laser jenseits der<br />
SESAM-Technologie ausloten möchte.<br />
Eventuell münden diese Erkenntnisse<br />
wiederum in neuartige Geräte.<br />
Christoph Meier<br />
Kontakt:<br />
Prof. Ursula Keller, Inst. für Quantenelektronik,<br />
ETH Zürich. Web: www.iqe.ethz.ch/ultrafast/<br />
Dr. Kurt Weingarten, Time-Bandwidth Products<br />
Inc., 8005 Zürich. Web: www.tbwp.ch/<br />
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