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PhYsik und Industrie - Felix Wuersten

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AUSSENSICHT<br />

lagen konzentriert.» Wenn die ETH<br />

ihren Auftrag erfülle <strong>und</strong> Forschungsresultate<br />

erbringe, dann liege es an den<br />

anderen, etwas daraus zu machen. Für<br />

die Firmen, so ergänzt Boppart, sei es<br />

allerdings oft schwierig zu erkennen,<br />

was genau an der ETH gemacht werde.<br />

«Von einer KMU kann man nicht<br />

erwarten, dass sie sich mit Hochschulforschung<br />

beschäftigt <strong>und</strong> die Fachliteratur<br />

kennt.»<br />

Boppart wünscht<br />

sich deshalb eine<br />

Informationsplattform,<br />

auf der neue<br />

Entwicklungen vorgestellt werden.<br />

«Die Kunst der Forscher wäre es, sich<br />

so zu äussern, dass die Firmen auf<br />

Neuigkeiten aufmerksam werden.»<br />

Im Vergleich zur Schweiz sei die<br />

amerikanische Wirtschaft viel innovativer,<br />

findet Boppart. «Das hängt<br />

aber nicht nur mit den Hochschulen<br />

zusammen, sondern liegt auch an der<br />

grösseren Risikobereitschaft der Unternehmer.»<br />

Die oft gehörte Klage, in<br />

der Schweiz fehle es an Risikokapital<br />

für Jungunternehmer, findet Boppart<br />

hingegen nicht berechtigt. «Es gibt an<br />

sich genügend Kapital in der Schweiz.<br />

Was fehlt, sind förderungswürdige Projekte.»<br />

Ideal wäre es, wenn man denjenigen,<br />

die eine Idee haben, vermehrt<br />

Leute beistellen würde, die etwas von<br />

der Umsetzung verstehen. «Das technisch-fachliche<br />

Wissen reicht nicht<br />

«Viele scheitern nicht<br />

an der Idee, sondern an<br />

der Umsetzung.»<br />

aus, um zu reüssieren. Es braucht<br />

auch ökonomisches, finanzielles, marketingmässiges<br />

Know-how.» Häufig,<br />

so hat Boppart beobachtet, scheitern<br />

junge Unternehmen nicht an der Idee<br />

selbst, sondern an der Realisierung.<br />

«Die Umsetzung ist Knochenarbeit»,<br />

erklärt er, «das ist auch für uns so.»<br />

Als Boppart an der ETH Physik studierte,<br />

gab es noch keine begleitenden<br />

Vorlesungen, die<br />

ihm Managementwissen<br />

vermittelt<br />

hätten. «Ich denke,<br />

dieser Aspekt wird<br />

immer noch vernachlässigt.»<br />

Boppart könnte sich vorstellen, dass<br />

es viele pensionierte oder ehemalige<br />

Ingenieure <strong>und</strong> Naturwissenschaftler<br />

gibt, die in grossen <strong>Industrie</strong>firmen<br />

Projekterfahrungen gesammelt haben.<br />

«Solche erfahrenen Leute könnten<br />

jungen Unternehmen beratend zur<br />

Seite stehen.»<br />

Bürokratie als Hemmschuh<br />

Einer, der während seiner beruflichen<br />

Karriere oft mit Hochschulen<br />

zusammengearbeitet hat, ist Gustav<br />

Pfister. Er habe mit der ETH zusammen<br />

verschiedene Projekte realisiert,<br />

erzählt der frühere Leiter des Geschäftszweiges<br />

«Fire Products» bei der<br />

Firma Siemens Building Technologies.<br />

Kooperationen habe es auch mit der<br />

Universität Neuenburg <strong>und</strong> mit der<br />

EPF Lausanne gegeben. «Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

habe ich mit der ETH sehr gute<br />

Erfahrungen gemacht», meint Pfister.<br />

«Allerdings hatte ich den Eindruck,<br />

dass die Zusammenarbeit mit Lausanne<br />

<strong>und</strong> Neuenburg insgesamt etwas<br />

einfacher war.»<br />

Problematisch findet Pfister, dass<br />

vor allem auf europäischer Ebene<br />

grössere Forschungsvorhaben mit viel<br />

Bürokratie verb<strong>und</strong>en sind. «Der administrative<br />

Aufwand schreckt oft<br />

davon ab, eine Projekteingabe zu machen.<br />

Dies trifft vor allem die KMU»,<br />

erklärt Pfister. Im Vergleich dazu findet<br />

Pfister KTI-Projekte in der Schweiz<br />

viel einfacher. Die Zusammenarbeit<br />

mit einer Hochschule sei für kleine<br />

Firmen aber noch aus einem anderen<br />

Gr<strong>und</strong> schwierig. «Die Hemmschwelle<br />

ist zu gross. In vielen KMU arbeiten<br />

keine Akademiker, <strong>und</strong> wenn der persönliche<br />

Kontakt fehlt, dann ist der<br />

Zugang zu Forschungseinrichtungen<br />

viel schwieriger.»<br />

Dazu kommt ein gr<strong>und</strong>sätzliches<br />

Problem der Schweiz. «Die Hochschulen<br />

machen sehr viele gute Sachen von<br />

industrieller Relevanz, aber aus diesen<br />

wird zu wenig Kapital geschlagen.»<br />

Pfister erwähnt als Beispiel die Programmiersprache<br />

Modula, die vom<br />

ETH-Professor Nicklaus Wirth Anfang<br />

der achtziger Jahre entwickelt wurde.<br />

«Das war damals wirklich ein grosser<br />

Wurf; leider wurde der akademische<br />

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