PhYsik und Industrie - Felix Wuersten
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IM GESPRÄCH<br />
Bruno Lüthi<br />
beendete 1955 sein Mathematik- <strong>und</strong> Physikstudium<br />
an der ETH. Vier Jahre später schrieb er seine<br />
Dissertation <strong>und</strong> arbeitete als Postdoc an der University<br />
of Chicago. Nach fünfjähriger Tätigkeit im<br />
IBM-Forschungslabor in Rüschlikon wurde er an<br />
der Rutgers University in den USA zum Professor<br />
ernannt. Bruno Lüthi forschte <strong>und</strong> dozierte nicht<br />
nur in den USA <strong>und</strong> der Schweiz, sondern auch<br />
an der Universität Frankfurt in Deutschland.<br />
«Die Forschung hat mir in den USA am besten<br />
gefallen, obwohl man damals in Deutschland <strong>und</strong><br />
der Schweiz mehr Forschungsgelder zur Verfügung<br />
hatte», erklärt der emeritierte Physikprofessor. In<br />
den Staaten habe er in den Sechzigerjahren wenig<br />
administrative Aufgaben erledigen müssen <strong>und</strong> sich<br />
auf die Forschung konzentrieren können. Sowohl in<br />
Amerika als auch am IBM Forschungslabor schätzte<br />
er die kleinen Gruppen <strong>und</strong> die unkomplizierten<br />
Strukturen. Noch heute verbindet Bruno Lüthi viele<br />
positive Erinnerungen mit seiner fünfjährigen Tätigkeit<br />
in der <strong>Industrie</strong>. Das Team habe aus jungen<br />
<strong>und</strong> enthusiastischen Physikern bestanden <strong>und</strong> sei<br />
mit Labors in den USA vergleichbar gewesen. «Der<br />
Austausch zwischen den Gruppen <strong>und</strong> mit anderen<br />
Labors weltweit war sehr intensiv.»<br />
Ein Physikstudium sei eine gute Basis, um in der<br />
<strong>Industrie</strong> tätig zu sein. «Mit der zunehmenden Technologisierung<br />
braucht die <strong>Industrie</strong> sogar immer<br />
mehr Physiker. Verschiedene Sparten prägen zunehmend<br />
ganze <strong>Industrie</strong>zweige, etwa in der Materialentwicklung,<br />
der Nanotechnologie oder der Computerindustrie.»<br />
Als wichtigsten Karriereschritt bezeichent<br />
er die Wahl seiner Dissertation bei Prof. J. L. Olsen,<br />
der ihm fachlich <strong>und</strong> menschlich viel mitgegeben<br />
habe. Er erinnert sich noch genau an den Tag, als er<br />
als Erstsemestriger von Wolfgang Pauli willkommen<br />
geheissen wurde. «Er sagte uns, für ein erfolgreiches<br />
Physikstudium seien etwas Begabung <strong>und</strong> sehr viel<br />
Fleiss notwendig. Diese Aussage habe ich Generationen<br />
von werdenden Physikern weitergegeben.»<br />
Silvia Signoretti<br />
studierte Physik an der Universität von Bologna.<br />
Im Jahr 2000 schrieb sie ihre Doktorarbeit an<br />
der ETH Zürich. Anschliessend absolvierte sie in<br />
Evian-les-Bains in Frankreich den Mini-MBA. Sie<br />
arbeitete als Research Analyst für Frost & Sullivan<br />
in London <strong>und</strong> ist seit 2004 als Management Consultant<br />
für McKinsey & Co. in Zürich tätig.<br />
«Ich habe in Bologna sehr gute Studienbedingung<br />
vorgef<strong>und</strong>en, aber später an der ETH ein viel internationaleres<br />
Umfeld angetroffen», sagt Silvia Signoretti.<br />
Die Dissertationszeit sei für sie eine einmalige<br />
Erfahrung gewesen. «Ich habe in einer Gruppe von<br />
professionellen Wissenschaftlern gearbeitet <strong>und</strong><br />
konnte die neuesten Technologien anwenden.»<br />
Silvia Signoretti war damals schon gewohnt,<br />
sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden.<br />
Vor ihrer Doktorarbeit ging sie nach London <strong>und</strong><br />
arbeitete zwei Monate für die Beratungsfirma Frost<br />
& Sullivan. «In dieser Zeit war ich fasziniert von<br />
der Dynamik einer solchen Organisation <strong>und</strong> den<br />
schnellen Entscheidungen, die gefällt werden mussten»,<br />
erzählt sie. Während ihren Forschungsarbeiten<br />
an der ETH entdeckte Silvia Signoretti ihr Interesse<br />
für Management <strong>und</strong> Consulting. Deshalb nahm<br />
sie an verschiedenen Informationsanlässen der ETH<br />
Zürich zu diesem Thema teil <strong>und</strong> versuchte so, ihre<br />
Karriere in eine eher geschäftsorientierte Richtung<br />
zu lenken. «An diesen Events wurden Geschäftsfälle<br />
simuliert. Wir Studenten konnten unsere ganze Kreativität<br />
<strong>und</strong> unseren Geschäftssinn für die Lösung des<br />
Falles einsetzen», erinnert sie sich.<br />
Das Physikstudium erlebte sie in mancher Hinsicht<br />
als bereichernd. «Im Geschäftsleben kommen<br />
mir heute meine analytischen Fähigkeiten zugute.<br />
Hinzu kommt ein gutes Zeitmanagement sowie eine<br />
gute Basis, um ein Projekt erfolgreich zu managen»,<br />
präzisiert sie. Und nicht zuletzt finde sie es immer<br />
noch faszinierend, einfache physikalischen Vorgänge<br />
im alltäglichen Leben zu verstehen.<br />
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