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PhYsik und Industrie - Felix Wuersten

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STANDPUNKT<br />

Eine fruchtbare Beziehung<br />

Physik ist eine Naturwissenschaft.<br />

Sie fragt, wie die Welt beschaffen<br />

ist, welche Grenzen es gibt <strong>und</strong> was<br />

möglich sein könnte. Anders als etwa<br />

Ingenieure suchen Physiker nicht primär<br />

nach Lösungen für konkrete Probleme,<br />

sondern nach gr<strong>und</strong>legenden<br />

Zusammenhängen. Deshalb erstaunt<br />

es nicht, dass wichtige technische Entwicklungen<br />

immer wieder auf Einsichten<br />

in der Physik zurückgehen.<br />

Die moderne Kommunikationstechnik<br />

etwa wäre ohne die Arbeiten über<br />

Elektromagnetismus, Elektronik,<br />

Quantenmechanik <strong>und</strong> Quantenoptik<br />

im 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert schlicht<br />

<strong>und</strong>enkbar. Das Internet, das unseren<br />

Alltag in den letzten Jahren stark<br />

verändert hat, ist letztlich entstanden,<br />

weil Teilchenphysiker das World-<br />

Wide-Web entwickelten, um die gewaltigen<br />

Datenmengen ihrer Forschung<br />

effizient verarbeiten zu können. Umgekehrt<br />

können praktische Fragestellungen<br />

zu f<strong>und</strong>amental Neuem führen.<br />

Der Transistor als ein gezielt gesuchter<br />

Ersatz für die Verstärkerröhre oder<br />

die Entdeckung der Wellennatur des<br />

Elektrons beim Verbessern der Elektronenröhre<br />

sind gute Beispiele.<br />

Zürich für die <strong>Industrie</strong> nach wie vor<br />

attraktive Partner. Wer als technisch<br />

orientierter Hochschulphysiker Erfolg<br />

haben will, muss weit über den heutigen<br />

Stand der Technik hinaus denken<br />

<strong>und</strong> Probleme ansprechen, die sich<br />

für die <strong>Industrie</strong> vielleicht erst am<br />

Horizont abzeichnen.<br />

Grosse Herausforderung<br />

Ein solches Thema ist etwa die<br />

Taktrate von Computern. Diese lässt<br />

sich in herkömmlichen Mikroprozessoren<br />

ab einem gewissen Punkt nur<br />

noch mit grossem Aufwand steigern.<br />

Optische Taktgeber sind eine mögliche<br />

Alternative; die heute bekannten<br />

Konzepte überzeugen allerdings noch<br />

nicht, es fehlen nach wie vor wichtige<br />

«Puzzleteile». Ein Durchbruch kann<br />

nur mit zusätzlicher Forschung erreicht<br />

werden. Für die <strong>Industrie</strong> ist<br />

diese Phase eine grosse Herausforderung:<br />

Kurzfristig soll ein weites Spektrum<br />

von möglichen Lösungswegen<br />

ausgelotet werden. Physiker an Hochschulen<br />

sind geeignete Partner, da sie<br />

gwohnt sind, sich auf unbekanntes<br />

Terrain vorzuwagen <strong>und</strong> über spezifische<br />

Qualitifkationen verfügen.<br />

Für die <strong>Industrie</strong> zahlt sich eine solche<br />

langfristig orientierte Zusammenarbeit<br />

mehrfach aus. Erstens kann sie<br />

mit Hilfe der Hochschule Probleme<br />

lösen, die mittel- bis langfristig die<br />

technische Entwicklung behindern.<br />

Zweitens kann sie – je nach Vertrag<br />

– zu wertvollem geistigem Eigentum<br />

kommen. Und drittens werden durch<br />

solche Projekte Nachwuchsforscher<br />

ausgebildet, die später als qualifizierte<br />

Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.<br />

Absolventen eines Studiums in Physik<br />

sind auf dem Arbeitsmarkt begehrt,<br />

weil sie dank ihrer Vielseitigkeit <strong>und</strong><br />

der Fähigkeit, Probleme selbständig<br />

zu lösen, in unterschiedlichen Bereichen<br />

erfolgreich wirken können.<br />

Eine Hochschule wie die ETH Zürich<br />

hat die Aufgabe, Erkenntnisse zu<br />

gewinnen <strong>und</strong> sie der Gesellschaft zugänglich<br />

zu machen. In der <strong>Industrie</strong><br />

wird dieses Wissen umgesetzt. Erfolgreiche<br />

Firmen pflegen die Zusammenarbeit<br />

mit der Hochschule nicht nur,<br />

um als attraktiver Arbeitgeber aufzutreten,<br />

sondern auch, um ihre Innovationskraft<br />

zu stärken.<br />

Bertram Batlogg, Ursula Keller<br />

<strong>und</strong> Gert Viertel<br />

Die drei Autoren sind Professoren am Departement<br />

Physik der ETH Zürich.<br />

Verändertes Umfeld<br />

Physik <strong>und</strong> <strong>Industrie</strong> bilden seit langem<br />

eine fruchtbare Partnerschaft. In<br />

den letzten Jahren hat sich das Umfeld<br />

dieser Beziehung aber verändert.<br />

Die Firmen stehen unter Druck, ihre<br />

Mittel möglichst zielgerichtet einzusetzen.<br />

Nur noch wenige der ehemals<br />

grossen industriellen Forschungslabors<br />

haben den Umbau der <strong>Industrie</strong><br />

überstanden. Die Produktzyklen<br />

werden immer kürzer, doch bleibt<br />

es das Ziel, Forschungsresultate zum<br />

kompetitiven Vorteil auszunützen. Bis<br />

die Erkenntnisse der Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

in Produkte umgesetzt werden,<br />

verstreicht aber oft etliche Zeit.<br />

Gerade weil sich das wirtschaftliche<br />

Umfeld verändert hat, sind die Physikerinnen<br />

<strong>und</strong> Physiker der ETH<br />

«Für die <strong>Industrie</strong> zahlt sich eine solche<br />

Zusammenarbeit mehrfach aus.»<br />

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