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PhYsik und Industrie - Felix Wuersten

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STANDPUNKT<br />

noch nicht interessant, aber längerfristig<br />

sind sie für das Wohlergehen<br />

eines Landes wichtig.<br />

Aus Fachkreisen wird immer wieder<br />

bemängelt, es fehle in der Schweiz<br />

an Startkapital.<br />

In der Schweiz gibt es zwar sehr viel<br />

Geld, aber wir haben nicht genügend<br />

Gefässe, die Kapital auch mit<br />

Risiko einsetzen. Ich denke, unsere<br />

Banken können diese Aufgabe nicht<br />

übernehmen. Denn Risikobanken<br />

haben einen ganz anderen Ansatz<br />

als die klassischen Finanzinstitute.<br />

Die ETH hat<br />

mit zehn <strong>Industrie</strong>partnern<br />

die<br />

Firma «Venture<br />

incubator» gegründet.<br />

Wir haben das aus «Verzweiflung»<br />

getan, weil es in der<br />

Schweiz zu wenige solcher Gefässe<br />

gab. Insgesamt hinken wir – wie andere<br />

europäische Länder auch – immer<br />

noch weit hinter den USA her.<br />

Wie funktioniert die Zusammenarbeit<br />

mit grossen Konzernen?<br />

Mit den grossen Firmen ist es relativ<br />

einfach. Sie verfügen über professionelle<br />

Strukturen <strong>und</strong> haben schon<br />

H<strong>und</strong>erte von Verträgen abgeschlossen.<br />

Mit Grossfirmen schliessen<br />

wir Rahmenverträge ab, welche die<br />

komplizierten Sachen regeln, sodass<br />

die einzelnen Forschungsverträge<br />

einfach werden.<br />

Bei kleinen Firmen hingegen besteht<br />

die Schwierigkeit, dass sich<br />

zwei völlig unterschiedliche Partner<br />

finden müssen. Es gibt da auch eine<br />

Reihe von schönen Erfolgen, aber<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich braucht es mit solchen<br />

Unternehmen einen bewussteren<br />

Umgang.<br />

Wie unterstützen Sie Forscher, die<br />

eine Zusammenarbeit mit der <strong>Industrie</strong><br />

suchen?<br />

Wir haben zum Beispiel «ETH<br />

transfer» als interne Anlaufstelle, die<br />

sehr stark genutzt wird. Jeder Vertrag<br />

mit einem Gesamtvolumen von<br />

«Viele ETH-Professoren<br />

haben Erfahrungen in<br />

der Wirtschaft gesammelt.»<br />

mehr als 50 000 Franken wird von<br />

«ETH transfer» geprüft <strong>und</strong> muss<br />

von mir genehmigt werden. Günstig<br />

ist sicher, dass etwa 40 Prozent aller<br />

Professoren an der ETH Zürich Erfahrungen<br />

in der Wirtschaft gesammelt<br />

haben. Das ist im Vergleich<br />

mit anderen Universitäten sehr viel.<br />

Wie sehen Sie die Rollenverteilung<br />

zwischen den Fachhochschulen <strong>und</strong><br />

der ETH?<br />

Traditionell werden Fachhochschulen<br />

<strong>und</strong> Universitäten in zwei verschiedene<br />

Korsetts eingeb<strong>und</strong>en<br />

– hier die Universitäten<br />

im Bohr-<br />

Quadranten, dort<br />

die Fachhochschulen<br />

im Edison-<br />

Quadranten. Ich bin absolut gegen<br />

diese strikte Trennung; es sollte in<br />

diesem Bereich einen freien Markt<br />

geben. Bohr hat nicht viel gemacht,<br />

das wirtschaftlich stimulierend war,<br />

<strong>und</strong> Edison hat nicht viel von dem<br />

verstanden, was er machte. Die beiden<br />

hätten kaum miteinander reden<br />

können. Wie gesagt, entscheidend<br />

ist der Pasteur-Quadrant.<br />

Einige Fachhochschulen sind in gewissen<br />

Fachgebieten ausgesprochen<br />

gut; sie sollten deshalb auch die<br />

Freiheit haben, sich so zu betätigen,<br />

wie sie möchten.<br />

Welchen Stellenwert nimmt in dieser<br />

Hinsicht das Departement Physik<br />

an der ETH Zürich ein?<br />

Die Physik ist eine unserer grossen<br />

Stärken. Sie hat Fantastisches für die<br />

Wissenschaft geleistet <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

wichtige Beiträge für die Wirtschaft<br />

erbracht. Ich denke da konkret<br />

an die Halbleitertechnik, an<br />

nichtlineare optische Materialien,<br />

an die Lasertechnik, die Sensorik<br />

oder an supraleitende Materialien.<br />

Wie wird sich die Zusammenarbeit<br />

der ETH mit der <strong>Industrie</strong> in den<br />

nächsten Jahren entwickeln?<br />

Die Zusammenarbeit wird sich eher<br />

intensivieren. Gerade in der Physik<br />

bestehen schon seit langem gute Beziehungen<br />

zur <strong>Industrie</strong>. Generell<br />

ist es heute an der ETH nicht mehr<br />

unanständig, Dinge zu machen, die<br />

sich am Ende verkaufen oder die<br />

sich in verkaufbare Produkte umsetzen<br />

lassen. Der Pasteursche Aspekt<br />

wird deshalb weiter an Bedeutung<br />

gewinnen.<br />

Interview: <strong>Felix</strong> Würsten<br />

Zur Person<br />

Ulrich W. Suter studierte<br />

Chemie an<br />

der ETH Zürich <strong>und</strong><br />

schloss 1973 seine<br />

Dissertation ab. Danach<br />

war er Postdoctoral<br />

Researcher<br />

an der Stanford University.<br />

Von 1976 bis 1981 forschte er<br />

als Oberassistent an der ETH Zürich.<br />

Nach einem einjährigen Aufenthalt<br />

als Visiting Scientist am IBM Almaden<br />

Research Center in San Jose (Kalifornien)<br />

wurde er 1982 als Professor ans<br />

Massachusetts Institute of Technology<br />

(MIT) berufen. Zwischen 1988 <strong>und</strong> 2001<br />

war er Professor für Makromolekulare<br />

Chemie an der ETH Zürich. Seit Dezember<br />

2001 ist Ulrich W. Suter Vizepräsident<br />

für Forschung <strong>und</strong> Mitglied der<br />

Schulleitung der ETH Zürich.<br />

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