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Diplomarbeit Maya Meiners - Aktionsbündnis gegen Geschlossene ...

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Damit Erziehung wieder zur Strafe wird? Die geschlossene Unterbringung als Thema der Politik<br />

ordnungspolitischen Gesichtspunkten einen guten Grund, denn die in Kapitel 3<br />

skizzierten Reaktionen aus der Fachöffentlichkeit haben deutlich gemacht, dass das<br />

Konzept von Seiten der Hamburger Jugendhilfe nicht mitgetragen sondern aus<br />

fachlichen Erwägungen massiv kritisiert und abgelehnt wurde und nach wie vor wird.<br />

Pädagogische Argumente für geschlossene Heime, wie in Kapitel 4.1.1 dargelegt,<br />

wurden bei der argumentativen Durchsetzung der geschlossenen Unterbringung<br />

lediglich von der Politik für ihre Zwecke benutzt. Die äußerst vagen Antworten des<br />

Senates auf zwei kleine Anfragen der Fraktion der Grünen unter dem Titel „Kann man<br />

unter den Bedingungen der geschlossenen Unterbringung erziehen?“ (BÜRGERSCHAFT DER<br />

FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG 2003a und 2003b) verdeutlichen, dass<br />

pädagogische Argumente aus Mangel an Kompetenz und Interesse bei der<br />

praktischen Umsetzung nicht vorgebracht werden können. Auf die Frage „Wie<br />

beurteilt der Senat, den pädagogischen Einfluss auf die Jugendlichen unter den Bedingungen der<br />

geschlossenen Unterbringung?“ folgte die Antwort: „Die zuständige Behörde erwartet einen<br />

positiven Einfluss“ (BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG 2003a).<br />

Auch auf die Nachfrage mit welchen Mitteln und Methoden eine positive<br />

Atmosphäre, in der Konflikte erst gar nicht entstehen können, geschaffen werden<br />

soll (dies wurde in einer Pressemitteilung der Behörde vom 18.12.2002 angekündigt),<br />

folgte ebenfalls eine äußerst undifferenzierte Antwort: „Mit angemessenen Mitteln und<br />

Methoden“ (ebd.). In der zweiten kleinen Anfrage wird als Antwort auf die Frage, wie<br />

sich den Senat trotz der eingesetzten „angemessenen Mittel und Methoden“ die hohe<br />

Entweichungsquote erklärt, geäußert: „Die Entweichungen sind auf technische und bauliche<br />

Mängel der Anfangszeit zurückzuführen“ (BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT<br />

HAMBURG 2003b).<br />

Wird also im Konzept des Senats noch von einer Gleichwertigkeit von Pädagogik<br />

und ordnungspolitischen Sicherheitserwägungen gesprochen, zeigen die Reaktionen<br />

der Sozialbehörde auf die aktuelle Entwicklung des (zu erwartenden)<br />

Fluchtverhaltens der Jugendlichen, wie „die modernen Grundsätze der erzieherischen<br />

Betreuung“ zugunsten der „Sicherungsnotwendigkeiten“ (vgl. FREIE UND HANSESTADT<br />

HAMBURG 2002b, 5) in den Hintergrund gedrängt werden. Der in der geschlossenen<br />

Unterbringung praktizierten Pädagogik ist es bisher nicht gelungen, den<br />

ordnungspolitischen Ansprüchen des Hamburger Mitte-Rechts-Senats zu genügen.<br />

Dem Problem des Weglaufens wird mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen begegnet,<br />

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