Festivalkatalog - FilmPolska
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Kronika powstania w Getcie Warszawskim wg<br />
Marka Edelmana / Chronik des Aufstandes im<br />
Warschauer Ghetto<br />
PL 1993; 74 min; Beta SP; OmeU; R/B/K: Jolanta Dylewska; S: Wanda Seeman<br />
Auch Jolanta Dylewskas Chronik des Aufstandes arbeitet mit den nationalsozialistischen<br />
Propagandaaufnahmen aus dem Warschauer Ghetto. Dylewska<br />
verschränkt ihren forschenden Zugang zu den visuellen Quellen mit der präzisen,<br />
lebendigen Erzählung Marek Edelmans. Edelman hatte sich bereits als<br />
Jugendlicher der wichtigsten Organisation sozialistischer Juden in Osteuropa,<br />
dem Allgemejne Jidischer Arbeter-Bund in Russland, Lite un Poiln (kurz: Bund)<br />
angeschlossen, ehe er im November 1942 der Jüdischen Kampforganisation<br />
(Żydowskam Organizacja Bojowa, ŻOB) beitrat. Als letzter Überlebender des<br />
Führungsstabs, der den Aufstand im Ghetto führte, legt Edelmann in Dylewskas<br />
Film ein bewegendes Zeugnis ab.<br />
Jolanta Dylewska (*1958 in Wrocław) studierte an der Filmhochschule in<br />
Ludwigsburg. Ihre Arbeit als Kamerafrau u.a. für Agnieszka Holland und<br />
Adam Guziński und als Regisseurin und Drehbuchautorin von Dokumentarfilmen<br />
wurde mehrfach ausgezeichnet.<br />
21.04. So 19:00 Uhr Zeughauskino<br />
Pamiętam / I remember<br />
Mir lebn geblibene / We Are Still Alive<br />
Sie sind frei, Dr. Korczak<br />
BRD/IL 1975; 99 min; 35 mm, DF; R: Aleksander Ford; K: Jerzy Lipman; D: Leo<br />
Genn, Orna Porat, Efrat Levi<br />
Seit der gedenkpolitischen Wende der 1980er Jahre fand die<br />
Figur Janusz Korczaks als Kinderarzt und Alternativpädagoge<br />
regelmäßig den Weg auf die Leinwand. Mitte der 1970er Jahre<br />
hingegen war die Geschichte dieses couragierten Mannes, der<br />
im Warschauer Ghetto ein Waisenhaus leitete und, trotz Alternative,<br />
seine Kinder nicht im Stich ließ und mit ihnen in die Vernichtung<br />
ging, wenig präsent. Der Berliner Produzent Artur Brauner,<br />
der sich neben populären Stoffen immer wieder auch der Aufklärung<br />
über den Holocaust widmete, betraute Aleksander Ford<br />
1975 mit der Realisierung von Sie sind frei, Dr. Korczak. Die<br />
zeitgenössische Kritik war gespalten, lobte aber vor allem die<br />
Leistung von Leo Genn in seiner letzten Titelrolle. Sie sind frei,<br />
Doktor Korczak (...) ist ein ehrenwerter, aber auch ein ehrenwert<br />
altmodischer Film. Der pingelige Naturalismus der Inszenierung,<br />
ungemein sorgfältig photographiert und ausgeleuchtet,<br />
schafft eine gelegentlich arg sterile Kulissen-Atmosphäre, die<br />
angesichts der furchtbaren Realität unangemessen bieder wirkt.<br />
Dagegen ist Leo Genn als Korczak bewegend in seiner nüchternen<br />
Menschlichkeit.” (Die Zeit, 18.4.1975).<br />
23.04. Di 20:00 Uhr Zeughauskino<br />
The Pianist / Der Pianist<br />
GB/PL/D/F 2002; 148 min; 35 mm; OF; R: Roman Polański; B: Ronald Harwood<br />
nach der Autobiographie von Władysław Szpilman; K: Paweł Edelman;<br />
D: Adrien Brody, Thomas Kretschmann, Emilia Fox u.a.<br />
Es ist eigentlich unglaublich, dass Władysław Szpilmans<br />
1946 geschriebene Autobiographie nicht schon früher verfilmt<br />
wurde: Szpilman, ein erfolgreicher Pianist wird mit seiner<br />
Familie von den Deutschen ins Ghetto gezwungen. Er<br />
entkommt den Deportationen, deren Augenzeuge er wird,<br />
kann aus dem Ghetto fliehen, untertauchen und wird am<br />
Ende des Krieges ausgerechnet von einem deutschen Offizier<br />
gerettet. Roman Polański verfilmte die Autobiographie<br />
zwischen seinem eher kruden The Ninth Gate und der gediegenen<br />
Oliver Twist-Adaption. Der Pianist, einer der besten<br />
Filme Polańskis, erhielt zu Recht 2002 die Goldene Palme<br />
in Cannes und wurde 2003 mit drei Oscars für die Regie,<br />
das Drehbuch und den Hauptdarsteller Adrien Brody geehrt.<br />
„Man beginnt die Wahrnehmung von Polańskis Film mit dem<br />
Empfinden einer sehr klassischen Bilderwelt, aber mit dem<br />
Fortschreiten der Erzählung verändert sich unser Blick. Die<br />
Ikonografie des Grauens wird wie ein Vorhang vor der Geschichte<br />
weggezogen.” (Georg Seeßlen).<br />
24.04. Mi 19:30 Uhr Zeughauskino<br />
Retrospektive<br />
USA, PL 2001; 58 min; DigiBeta; OmeU; R: Andrzej Wajda; K: Jacek<br />
Knopp, Andrzej Adamczak u.a.<br />
Beauftragt von der Shoah Foundation, widmet sich Andrzej<br />
Wajda in seinem Dokumentarfilm Pamiętam dem<br />
Verhältnis von Polen und Deutschen, Juden und Christen.<br />
Wajda greift dabei auf die Interviewsammlung der Shoah<br />
Foundation zurück, stellt die persönlichen Erinnerungen<br />
von vier Überlebenden vor und kombiniert diese mit neuem<br />
Material, etwa vom Marsch der Lebenden (March of<br />
the Living). Auf historisches Filmmaterial oder einen Kommentar<br />
verzichtet Wajda bewusst. „Der Film befasst sich<br />
mit den dramatischen Beziehungen zwischen Juden und<br />
Polen im nazistisch besetzten Polen. Wenn ich nur eine<br />
geringe Anzahl von Berichten verwende, so dient das<br />
dazu, sich auf die Geschichte dieser Menschen zu konzentrieren,<br />
deren Erlebnisse die historischen Tatsachen,<br />
die damalige Atmosphäre und den Geist dessen, was<br />
geschehen ist, wiedergeben.” (Andrzej Wajda) Pamiętam,<br />
der Bestandteil der fünfteiligen Broken-Silence-Reihe der<br />
Shoah Foundation ist, repräsentiert beispielhaft eine aktuelle<br />
pädagogische Vermittlungsarbeit.<br />
21.04. So 20:30 Uhr Zeughauskino<br />
PL 1947; 70 min; Beta SP; R: Natan Gross; P: Kinor-Film-Kooperative<br />
Ein Kompilationsfilm, der mit Schwung und Optimismus das jüdischpolnische<br />
Leben der Nachkriegszeit aus wochenschauähnlichen Material<br />
der Filmkooperative Kinor montiert. Kinor war 1945 vom kurz<br />
zuvor aus der Sowjetunion zurückgekehrten Produzent Saul Goskind<br />
mit Władysław und Adolph Forbert gegründet worden. Die Produktionskooperative<br />
stellte Natan Gross als Regisseur an, der für Kinor<br />
eine Reihe von Wochenschauen realisierte. Goskind entwickelte daraus<br />
die Idee zu einem abendfüllenden Film über das jüdische Leben<br />
in Polen nach dem Krieg. Der Film besteht aus zehn eigenständigen<br />
Teilen, die jeweils ein anderes Thema behandeln, wie z.B. Erinnerung<br />
und Gedenken, Überlebenden, die zionistische Jugend und ihr<br />
Exodus nach Palästina. Ästhetisches Kernstück ist eine Montagesequenz<br />
mit Aufnahmen von Drehbänken und Maschinen als Eloge<br />
auf die Arbeit im Stile der Avantgarde der 1920er Jahre.<br />
Natan Gross (*1919 in Kraków, † 2005 in Tel Aviv) war ein polnisch-jüdischer<br />
Drehbuchautor, Regisseur, Produzent, Filmkritiker<br />
und -historiker, Schriftsteller und Übersetzer, sowie Lektor und Herausgeber<br />
von polnischen und hebräischen Publikationen.<br />
22.04. Mo 20:00 Uhr Zeughauskino<br />
Einführung: Stewart Tryster<br />
DER PIANIST<br />
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