factum - Hochschule Ulm
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Winter in Kanada - so weit ist das Land! Das dachte auch Professor Dr. Tibor<br />
Kesztyüs und fand an der Universität Alberta in Edmonton eine Forschergruppe,<br />
mit der der Experte für medizinische Informatik ein Projekt zur Datenanalyse bei<br />
Hirntumor-Patienten vorantreiben konnte.<br />
Bei einem Forschungssemester<br />
- angloamerikanisch<br />
„sabbatical“<br />
genannt - erschließen sich<br />
oftmals neue Horizonte.<br />
Der Weg dorthin kann<br />
jedoch so weit und einsam<br />
sein, wie es die winterliche<br />
Gebirgswelt Kanadas<br />
vermittelt.<br />
Kanada! Wie kommt man auf die Idee, dort<br />
hin zu gehen? Und dann noch im Winter?<br />
Nun, der Studiengang Medizinische Dokumentation<br />
und Informatik an der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Ulm</strong> unterhält schon seit Jahren gute Kontakte<br />
nach dorthin, insbesondere zur University<br />
in Victoria, British Columbia. Durch<br />
einen Wechsel in der Leitung der Health Information<br />
Sciences School kam es zu einem<br />
kleinen Bruch in den Beziehungen. In Folge<br />
dessen knüpften wir neue Kontakte nach<br />
Edmonton, Alberta, die dann auch dazu<br />
führten, dass ich 2007 dort ein Forschungssemester<br />
verbrachte. Bereits zwei Jahre zuvor<br />
hatte ich in Edmonton eine Diplomarbeit bei<br />
einer Firma betreut, die Software für medizinische<br />
Anwendungen entwickelt. Dadurch<br />
lernte ich einen deutschstämmigen Kollegen<br />
am Department of Computing Sciences an<br />
der Universität Alberta kennen. Prof. Dr.<br />
Russ Greiner verschaffte mir Zugang zu der<br />
Forschungsgruppe, die sich mit der Analyse<br />
von Hirntumoren beschäftigte.<br />
Kann man Totkranke schonender bestrahlen?<br />
Ziel des „Brain Tumor Analysis Project“, kurz<br />
BTAP genannt, ist es, aufgrund einer zuver-<br />
Ein Sabbatical in Kanada<br />
lässigeren Datenlage die Möglichkeiten für<br />
eine schonendere Therapie von bösartigen<br />
Gehirntumoren zu verbessern. Patienten mit<br />
einem solchen Tumor werden heute üblicherweise<br />
operiert und anschließend einer<br />
Strahlentherapie - gegebenenfalls unterstützt<br />
durch eine Chemotherapie - unterzogen.<br />
Trotz alledem beträgt die mediane Überlebenszeit<br />
der Patienten nur 12 bis 14 Monate!<br />
Aufgrund der äußerst schlechten Prognose<br />
sollte sehr genau überlegt werden, was man<br />
den Patienten in dieser kurzen verfügbaren<br />
Lebenszeit noch zumutet.<br />
Prof. Dr. Albert Murtha, Radioonkologe am<br />
Cross Cancer Institute und gleichzeitig ärztlicher<br />
Leiter von BTAP, hatte die Idee, bestimmte<br />
Hirnareale unbestrahlt zu lassen, um<br />
dem Patienten ernsthafte Nebenwirkungen<br />
zu ersparen. Als „Goldstandard“ gilt derzeit<br />
das Einplanen eines zwei Zentimeter breiten<br />
Sicherheitssaumes um das ursprüngliche<br />
Tumorvolumen. Dieses Gesamtvolumen<br />
wird dann einer Strahlendosis von 60 bis<br />
70 Gray ausgesetzt. Der Sicherheitssaum ist<br />
notwendig, weil man weiß, dass die Tumore<br />
innerhalb des Resektionsrandes der Ope-