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Christine Finger Stipendien-Aufenthalt in Chile - Heinz-Kühn-Stiftung

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<strong>Christ<strong>in</strong>e</strong> <strong>F<strong>in</strong>ger</strong> <strong>Chile</strong><br />

Vor zwei Monaten (im Oktober 2001) hat die <strong>Stiftung</strong> e<strong>in</strong>er großen Telefongesellschaft<br />

der Krankenhausschule e<strong>in</strong>en Computerraum e<strong>in</strong>gerichtet. Sie spendete<br />

4 PC´s, e<strong>in</strong> Notebook für die Arbeit am Bett und 10 Jahre kostenfreien<br />

Zugang zum Internet. Etwas Besonderes, denn die wenigsten der kle<strong>in</strong>en Patienten<br />

haben zuhause e<strong>in</strong>e Möglichkeit, im Internet zu surfen – <strong>in</strong> das Hospital „San<br />

Borja“ werden hauptsächlich K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>geliefert, deren Eltern arm s<strong>in</strong>d.<br />

Als ich den bunt e<strong>in</strong>gerichteten, hellen Klassenraum betrete, brüten Carlo<br />

und Wladimir gerade über Grammatikaufgaben. Der 13 Jahre alte Carlo ist<br />

seit zwei Wochen hier, wird aber <strong>in</strong>sgesamt drei Monate bleiben müssen, se<strong>in</strong>e<br />

Hüfte ist gebrochen. Wladimir hat e<strong>in</strong>en Gehirntumor. Vier Monate lang hat<br />

der 12-jährige im Krankenhaus gelebt, nun kommt er nur noch zu e<strong>in</strong>er<br />

ambulanten Therapie und zum Unterricht her. Wladimir f<strong>in</strong>det das Internet<br />

„ganz gut“, besonders die elektronische Post ist ihm wichtig. Er stammt aus<br />

Arica, erzählt er, e<strong>in</strong>er Stadt im Norden <strong>Chile</strong>s. So lebt der kle<strong>in</strong>e Junge <strong>in</strong><br />

Santiago mehr als 2.000 Kilometer von se<strong>in</strong>er Familie entfernt und da hilft<br />

ihm das Netz, den Kontakt nach Hause zu halten. Er schreibt e-mails, auch an<br />

se<strong>in</strong>e Lehrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> der fernen Wüstenstadt.<br />

Auf der anderen Seite des Raumes arbeitet Alejandro mit der Lehrer<strong>in</strong> Estella<br />

Lecarus an e<strong>in</strong>em PC. Alejandro leidet an e<strong>in</strong>er chronischen Nieren<strong>in</strong>suffizienz.<br />

Für den 17-jährigen ist das Internet e<strong>in</strong> „bisschen schwierig“, weil er nicht alle<br />

D<strong>in</strong>ge dar<strong>in</strong> versteht, sagt er, aber unterhaltsam ist es schon.<br />

René humpelt here<strong>in</strong> und „übernimmt“ den Rechner, den Alejandro <strong>in</strong>zwischen<br />

verlassen hat. Im Internet zu surfen, gibt ihm die Möglichkeit, der Krankenhauswelt<br />

zu entfliehen, statt der weißen e<strong>in</strong>e bunte Welt zu erleben, erzählt<br />

der 15-jährige.<br />

Zur selben Zeit, e<strong>in</strong> Stockwerk tiefer: im Computerraum sitzen Carol<strong>in</strong>a<br />

und Car<strong>in</strong>a <strong>in</strong> Bademänteln vor e<strong>in</strong>em der vier Rechner, vertieft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Diskussion<br />

über ihre Aufgabe, die sie geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>er Psychologiestudent<strong>in</strong><br />

im Praktikum bearbeiten. Ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d darf den Computerraum unbeaufsichtigt<br />

nutzen. Die Student<strong>in</strong> erzählt von e<strong>in</strong>em Projekt, dass sie vor kurzem<br />

abgeschlossen haben: sie gestalteten e<strong>in</strong>e eigene Zeitschrift und mussten<br />

dafür auch im Internet recherchieren, so haben sie unter anderem e<strong>in</strong>e Reportage<br />

über ihre Krankheiten geschrieben.<br />

Für die junge Lehrer<strong>in</strong> Estella Lecarus ist das Medium aus anderen Gründen<br />

wichtig: die Lehrer<strong>in</strong>nen von „San Borja“ können sich mit Hilfe der Technologie<br />

schnell und e<strong>in</strong>fach mit den KollegInnen verständigen, die ihre<br />

Schützl<strong>in</strong>ge normalerweise unterrichten – was nehmen die K<strong>in</strong>der an ihren<br />

Schulen gerade durch, was müssen sie lernen? Diese und andere Fragen<br />

können mit Hilfe von e-mails schnell gestellt und beantwortet werden. Sehr<br />

nützlich ist das vor allem bei Schülern, die nicht aus Santiago, sondern aus<br />

e<strong>in</strong>em entfernten Flecken dieses „langen Landes“ kommen. Und auch mit<br />

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