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Christine Finger Stipendien-Aufenthalt in Chile - Heinz-Kühn-Stiftung

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<strong>Chile</strong><br />

14. Internet für alle – „Tele- und Infocentros“<br />

<strong>Christ<strong>in</strong>e</strong> <strong>F<strong>in</strong>ger</strong><br />

Vor me<strong>in</strong>er Reise nach <strong>Chile</strong> hatte ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitungsartikel der chilenischen<br />

Tageszeitung „El Mercurio“ vom ersten „Telecentro“ <strong>Chile</strong>s gelesen, das<br />

1997 <strong>in</strong> dem kle<strong>in</strong>en Dorf Cunco im Süden eröffnet wurde. „Telecentro“ bedeutete<br />

<strong>in</strong> diesem Fall: die E<strong>in</strong>wohner konnten e<strong>in</strong>en Computer im Kiosk auf dem<br />

Marktplatz kostenlos benutzen. Heute existieren <strong>in</strong> <strong>Chile</strong> etwa 100 sogenannte<br />

„Tele- oder Infocentros“. In manchen von ihnen ist der Zugang zum Internet kostenfrei,<br />

<strong>in</strong> anderen wird e<strong>in</strong>e meist ger<strong>in</strong>ge Gebühr erhoben. Immer aber s<strong>in</strong>d die<br />

Zentren für alle Menschen der jeweiligen Geme<strong>in</strong>de offen, dadurch soll gerade<br />

den ärmeren <strong>Chile</strong>nen der Zugang zum Internet ermöglicht werden. Im erwähnten<br />

Zeitungsartikel über das erste „Telecentro“ <strong>in</strong> Cunco wurde außerdem<br />

beschrieben, dass viele Mapuchebauern ihre Kunstgegenstände oder landwirtschaftlichen<br />

Produkte von diesem Zentrum aus über das Internet verkauften. Der<br />

Artikel hat mich neugierig gemacht – wie funktioniert e<strong>in</strong> „Telecentro“ konkret<br />

und wie unterscheidet es sich von e<strong>in</strong>em der zahlreichen Cybercafés, die <strong>in</strong> den<br />

chilenischen Städten wie Pilze aus dem Boden schießen und <strong>in</strong> denen Touristen<br />

und chilenische Jugendliche im Internet surfen?<br />

15. Cunco – das erste kommunale „Telecentro“ <strong>Chile</strong>s<br />

Anderthalb Jahre, nachdem ich den erwähnten Zeitungsartikel gelesen habe,<br />

stehe ich auf dem Marktplatz <strong>in</strong> Cunco und f<strong>in</strong>de dort e<strong>in</strong>iges anders als beschrieben<br />

vor: das kommunale Internetzentrum bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Raum der öffentlichen Bibliothek. Als ich das schlichte braune Gebäude betrete,<br />

sitzen nur junge Leute an den drei Rechnern. In der anderen Ecke des Raumes<br />

arbeiten Handwerker und veranstalten e<strong>in</strong>en ohrenbetäubenden Lärm. Die Nutzer<br />

sche<strong>in</strong>t das wenig zu stören. Horacio Saavedra schreibt e-mails an e<strong>in</strong>en<br />

Freund <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien. Er ist Computerfachmann, zur Zeit arbeitslos. Jeden Tag<br />

kommt der 21-jährige für zwei oder drei Stunden <strong>in</strong> das „Telecentro“, dann sucht<br />

er im Internet Informationen rund um Computer, Programme, Software etc. Doch<br />

Horacio Saavedra hält sich nicht nur auf dem Laufenden, er chattet auch gerne<br />

mit Leuten aus anderen Ländern. Der Computerfreak kennt das Zentrum von der<br />

ersten Stunde an, damals stand ihm hier nur e<strong>in</strong> langsamer Rechner zur Verfügung,<br />

heute ist der technische Service viel besser, stellt er fest, dank der Universität<br />

La Frontera <strong>in</strong> Temuco und des Geme<strong>in</strong>derates. Auch Maria Lucia<br />

Mandad<strong>in</strong>o sucht die E<strong>in</strong>richtung fast jeden Tag für m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Stunde auf.<br />

17 Jahre alt, charakterisiert sie sich selbst: „Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Mapuchemädchen und<br />

kommuniziere regelmäßig mit den übrigen Brüdern und Schwestern, übers<br />

Internet geht das viel leichter“.<br />

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