Christine Finger Stipendien-Aufenthalt in Chile - Heinz-Kühn-Stiftung
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<strong>Chile</strong><br />
16. Die Begegnung – „El Encuentro“<br />
<strong>Christ<strong>in</strong>e</strong> <strong>F<strong>in</strong>ger</strong><br />
E<strong>in</strong> Haus, ocker gestrichen, bunte Schilder werben für das „Centro Internet<br />
Communitario“, das Internetzentrum der Geme<strong>in</strong>de. Tore<strong>in</strong>fahrt, Treppenhaus<br />
und H<strong>in</strong>terhof s<strong>in</strong>d noch e<strong>in</strong>e Baustelle, das Zentrum „El Encuentro“, „Die<br />
Begegnung“, ist gerade erst <strong>in</strong> dieses Haus e<strong>in</strong>gezogen. Auf der Homepage<br />
habe ich gelesen, dass die, nach eigener E<strong>in</strong>schätzung, „e<strong>in</strong>zigartige“ und<br />
„vorkämpferische“ Initiative im Mai 1999 e<strong>in</strong>geweiht wurde. Gespannt gehe<br />
ich hoch <strong>in</strong> den ersten Stock, betrete e<strong>in</strong>en etwa 50 qm großen Raum, voll mit<br />
Menschen unterschiedlichen Alters. Während ich auf José Baeza Miranda, den<br />
Leiter, warte, fällt me<strong>in</strong> Blick auf e<strong>in</strong>e Auszeichnung:<br />
„Santiago, am 28. September 1999: Ricardo Lagos Escobar (damals noch)<br />
Präsidentschaftskandidat, verleiht diese Anerkennung der Bürger<strong>in</strong>itiative<br />
„El Encuentro“, die e<strong>in</strong> Beispiel für die gleichberechtigte und solidarische<br />
Gesellschaft ist, die wir aufbauen wollen.“<br />
Und so erklärt mir dann auch José Baeza Miranda stolz das Konzept der<br />
Begegnungsstätte: die Besucher arbeiten mit, nicht der Direktor bestimmt das<br />
Weiterbildungssystem, sondern die Geme<strong>in</strong>schaft und alle Programme werden<br />
<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Kommune realisiert. E<strong>in</strong> weiteres Zentrum<br />
mit diesem Konzept existiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Stadtteil Santiagos, noch <strong>in</strong> der<br />
selben Woche soll e<strong>in</strong> Drittes eröffnet werden, ebenfalls <strong>in</strong> Santiago. José<br />
Baeza und se<strong>in</strong>e Mitarbeiter wollten das Modell e<strong>in</strong>es „Telecentros“ schaffen,<br />
das als Vorbild dient. Ihr Ziel ist, die Leute der Kommune weiterzubilden,<br />
ihnen den Zugang zur Technologie zu ermöglichen, damit sie dieses Werkzeug<br />
für ihre Entwicklung nutzen können. Regelmäßig besuchen José Baeza und<br />
se<strong>in</strong>e Kollegen andere kommunale Projekte, laden Interessierte e<strong>in</strong>, das Zentrum<br />
„El Encuentro“ zu besuchen. José Baeza Mirandas E<strong>in</strong>schätzung nach<br />
kann das Internet erheblich zur Steigerung der Lebensqualität beitragen.<br />
Kle<strong>in</strong>unternehmer haben die Chance, ihr Geschäft zu verbessern, <strong>in</strong>dem sie<br />
ihre Produkte oder Dienstleistungen über das Internet anbieten, Jugendliche<br />
können sich für ihren späteren Beruf qualifizieren und weiterbilden. „El<br />
Encuentro“ bietet darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> eigenes Radioprogramm an, das nur im<br />
eigenen Stadtteil und im Internet empfangen werden kann. Produziert wird es<br />
von den Bewohnern des Stadtteils, e<strong>in</strong>er von ihnen ist Viktor Vega. Seit 3 Jahren<br />
kommt er her, begonnen hat für ihn alles mit dem Radio, das wollte er mitgestalten,<br />
erst danach hat er se<strong>in</strong>e Liebe zum Internet entdeckt. Das „Telecentro“<br />
hat ihm sehr geholfen, auch bei se<strong>in</strong>er Arbeit, erst vor kurzem konnte<br />
er e<strong>in</strong> Praktikum als technischer Berater <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er großen Agentur machen. Se<strong>in</strong>er<br />
Me<strong>in</strong>ung nach öffnen Computer viel mehr Türen, als sich die meisten<br />
Leute vorstellen können. Das „El Encuentro“ empf<strong>in</strong>det der 27-jährige als<br />
familiär, die Leute kennen sich, neue Besucher werden schnell <strong>in</strong>tegriert, wer<br />
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