Lichtblicke in die Nanowelt - Max-Planck-Gesellschaft
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FOKUS<br />
Vergleich e<strong>in</strong>es Konfokalmikroskops (l<strong>in</strong>ks) mit<br />
e<strong>in</strong>em Zwei-Photonen-Mikroskop (rechts). In beiden<br />
Geräten wird das Anregungslicht (von l<strong>in</strong>ks<br />
kommend) von e<strong>in</strong>em Laser erzeugt und über e<strong>in</strong>en<br />
halbdurchlässigen Spiegel und e<strong>in</strong>e Objektivl<strong>in</strong>se<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> Probe fokussiert. Das dort entstehende Fluoreszenzlicht<br />
gelangt auf e<strong>in</strong>en Photodetektor.<br />
Beim konfokalen Mikroskop blockt e<strong>in</strong>e Blende<br />
Fluoreszenzlicht ab, das nicht aus der Fokusebene<br />
stammt. Beim Zwei-Photonen-Mikroskop ist ke<strong>in</strong>e<br />
Blende nötig; hier nutzt man <strong>die</strong> Tatsache, dass <strong>die</strong><br />
Energie, <strong>die</strong> zur Anregung e<strong>in</strong>es Farbstoffmoleküls<br />
benötigt wird, statt von e<strong>in</strong>em energiereichen Photon<br />
von zwei Photonen kommt. Fluoreszenz entsteht<br />
nur im Fokus, wo <strong>die</strong> Photonendichte für <strong>die</strong>sen<br />
Prozess ausreichend hoch ist. Da ke<strong>in</strong>e Fluoreszenz<br />
außerhalb des Fokus entsteht, kann man das gesamte<br />
Fluoreszenzlicht aus der Probe verwenden.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus erlaubt das Verfahren<br />
sogar, <strong>die</strong> Zwei-Photonen-<br />
Mikroskopie mit e<strong>in</strong>em Infrarot-Laser<br />
zu betreiben. Das hat e<strong>in</strong>en<br />
großen Vorteil bei der Untersuchung<br />
der Signalverarbeitung <strong>in</strong> der Netzhaut<br />
(Ret<strong>in</strong>a) des Auges. Da <strong>die</strong><br />
lichtempf<strong>in</strong>dlichen Zellen <strong>in</strong> der Ret<strong>in</strong>a<br />
– <strong>die</strong> Photorezeptoren – ke<strong>in</strong> Infrarotlicht<br />
„sehen“, werden sie auch<br />
nicht geblendet. Dies hat es ermöglicht,<br />
<strong>die</strong> neuronale Aktivität <strong>in</strong> den<br />
<strong>in</strong>formationsverarbeitenden Schichten<br />
der Netzhaut zu stu<strong>die</strong>ren. Erst<br />
kürzlich erzielte Denks Mitarbeiter<br />
Thomas Euler zusammen mit Kollegen<br />
von der University of Wash<strong>in</strong>gton<br />
bedeutende Fortschritte bei der<br />
Erforschung neurophysiologischer<br />
Vorgänge <strong>in</strong> der Ret<strong>in</strong>a (MAXPLANCK-<br />
FORSCHUNG 3/2002, S. 12).<br />
Die Ret<strong>in</strong>a besteht aus mehreren<br />
Schichten und enthält mehr als 60<br />
verschiedene Typen von Nervenzellen.<br />
In der äußersten Schicht bef<strong>in</strong>den<br />
sich <strong>die</strong> Photorezeptoren, <strong>die</strong><br />
GRAFIKEN: MPI FÜR MEDIZINISCHE FORSCHUNG<br />
Licht <strong>in</strong> elektrische Signale umwandeln.<br />
So genannte Bipolarzellen leiten<br />
<strong>die</strong> Signale dann von den Photorezeptoren<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>in</strong>nere Ret<strong>in</strong>a. Hier<br />
s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Fortsätze verschiedener Typen<br />
von Neuronen zu komplexen<br />
„Schaltkreisen“ verknüpft. Schließlich<br />
werden <strong>die</strong> Signale an <strong>die</strong> Ausgangsneurone<br />
(Ganglienzellen) weitergeleitet,<br />
wo sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Folge von<br />
elektrischen Signalen umko<strong>die</strong>rt und<br />
über den optischen Nerv ans Gehirn<br />
gesendet werden.<br />
GANGLIENZELLEN SIND AUF<br />
MUSTER GEPRÄGT<br />
Viele Ganglienzelltypen reagieren<br />
am besten auf komplexe Lichtmuster.<br />
So gibt es Zellen, <strong>die</strong> L<strong>in</strong>ien oder<br />
Kanten erkennen. Andere Zellen<br />
antworten fast ausschließlich, wenn<br />
sich e<strong>in</strong> Lichtstimulus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Richtung durch ihr empf<strong>in</strong>dliches<br />
Feld bewegt, und wiederum<br />
andere Zellen ko<strong>die</strong>ren Helligkeits-<br />
oder Farb<strong>in</strong>formationen. Die<br />
Ganglienzellen besitzen e<strong>in</strong>e komplizierte<br />
räumliche Struktur und<br />
fe<strong>in</strong>e Verästelungen (Dendriten),<br />
können <strong>in</strong> verschiedene Schichten<br />
der <strong>in</strong>neren Ret<strong>in</strong>a vordr<strong>in</strong>gen und<br />
<strong>die</strong> Signale unterschiedlicher „Schaltkreise“<br />
anzapfen. Eulers Gruppe gelang<br />
es mithilfe der Zwei-Photonen-<br />
Mikroskopie, <strong>die</strong> lokalen Ereignisse<br />
<strong>in</strong> den Dendriten unterschiedlicher<br />
Zelltypen <strong>in</strong> der Ret<strong>in</strong>a sichtbar<br />
zu machen. Auf <strong>die</strong>se Weise lässt<br />
sich e<strong>in</strong>e Menge über <strong>die</strong> <strong>in</strong>forma-<br />
tionsverarbeitenden Mechanismen<br />
erfahren.<br />
Bedeutende Fortschritte erwarten<br />
<strong>die</strong> Heidelberger Forscher auch von<br />
e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>iaturisierten Variante ihres<br />
Mikroskops. „Wir zielen dabei direkt<br />
auf <strong>die</strong> Neurowissenschaften ab“,<br />
sagt Fritjof Helmchen, der als Gruppenleiter<br />
<strong>in</strong> der Abteilung des Nobelpreisträgers<br />
Bert Sakmann am Heidelberger<br />
<strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-Institut arbeitet.<br />
Große Hoffnungen setzen <strong>die</strong><br />
Wissenschaftler auf neuartige stabförmige<br />
L<strong>in</strong>sen mit nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>em<br />
Millimeter Durchmesser. Mit<br />
<strong>die</strong>sen Optiken sollte es zukünftig<br />
möglich se<strong>in</strong>, auch an lebenden Tieren<br />
im Labor Messungen vorzunehmen<br />
und längerfristige Veränderungen<br />
im Gehirn zu untersuchen.<br />
Zuvor gilt es aber, e<strong>in</strong>ige technische<br />
Hürden zu überw<strong>in</strong>den. So wird<br />
das Laserlicht über Glasfasern <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />
Optik geleitet. Voraussetzung für das<br />
Funktionieren der Zwei-Photonen-<br />
Mikroskopie s<strong>in</strong>d kurze Laserpulse<br />
<strong>in</strong> rascher Folge. Im Innern der<br />
Glasfasern werden <strong>die</strong> Pulse jedoch<br />
ause<strong>in</strong>ander gezogen und gleichsam<br />
verschmiert. „Wir glauben aber, dass<br />
wir auch <strong>die</strong>se Problem durch den<br />
E<strong>in</strong>satz neuer Glasfaserarten <strong>in</strong> den<br />
Griff bekommen“, hofft Helmchen.<br />
Dann wird e<strong>in</strong>e Stoßrichtung der<br />
Forschung <strong>die</strong> Bildung von Eiweißablagerungen<br />
se<strong>in</strong>, <strong>die</strong> für viele<br />
neurodegenerative Krankheiten, wie<br />
etwa der Alzheimerschen, typisch<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
THOMAS BÜHRKE<br />
E<strong>in</strong>e lebende Netzhaut, aufgenommen mit e<strong>in</strong>em Zwei-Photonen-<br />
Mikroskop. Ganglienzellen ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Magenta, der Bereich, <strong>in</strong> dem<br />
Bipolarzellen zusammenwirken, ist Rot bis Grün gefärbt.<br />
FOTOS: MPI FÜR MEDIZINISCHE FORSCHUNG/EULER<br />
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36 M AXP LANCKF ORSCHUNG 4/2003<br />
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4/2003 M AXP LANCKF ORSCHUNG 37<br />
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