Lichtblicke in die Nanowelt - Max-Planck-Gesellschaft
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FOKUS<br />
Optische HORIZONTE<br />
zeugkastens abtasten und mit dem<br />
vorgegebenen Schema des Schraubenschlüssels<br />
vergleichen. Dabei variiert<br />
er nicht nur <strong>die</strong> Position des<br />
gesuchten Werkzeugs, sondern auch<br />
noch dessen Drehw<strong>in</strong>kel. Auch wenn<br />
Computer schnell s<strong>in</strong>d, dauert <strong>die</strong>se<br />
Aufgabe mit ihren unzähligen<br />
Schritten meist sehr lang.<br />
AUF DIE GESAMTSCHAU<br />
KOMMT ES AN<br />
Noch schlimmer ist es bei der Analyse<br />
des Zell<strong>in</strong>neren, denn hier kann<br />
jede Struktur beliebig <strong>in</strong> drei Raumrichtungen<br />
gedreht se<strong>in</strong>. So dauert es<br />
Stunden und Tage, bevor der Rechner<br />
e<strong>in</strong>en 3-D-Datensatz analysiert<br />
und entsprechende Formen lokalisiert<br />
hat, <strong>die</strong> er dann zur besseren<br />
Unterscheidung farbig markiert. Dass<br />
<strong>die</strong>se Methode funktioniert, haben<br />
<strong>die</strong> Forscher an künstlich hergestellten<br />
„Phantomzellen“ getestet, <strong>die</strong> sie<br />
<strong>die</strong> sich nur mithilfe nicht <strong>in</strong>vasiver<br />
Methoden untersuchen lässt“.<br />
So erarbeiteten <strong>die</strong> Forscher beispielsweise<br />
das detaillierte Bild e<strong>in</strong>er<br />
Amöbenzelle: Es zeigt das Skelett<br />
aus Akt<strong>in</strong>strängen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />
W<strong>in</strong>keln mite<strong>in</strong>ander<br />
und mit der Zellmembran verknüpft<br />
s<strong>in</strong>d. Außerdem erkennt man viele<br />
größere makromolekulare Komplexe,<br />
beispielsweise Ribosomen, <strong>die</strong> im<br />
Gegensatz dazu eher kugelig geformt<br />
s<strong>in</strong>d. Zu ihrer Überraschung entdeckten<br />
<strong>die</strong> Wissenschaftler ferner<br />
bei genauer Analyse der Bilder, dass<br />
e<strong>in</strong> neuartiges „Teilchen“ häufig auftrat:<br />
Es hat e<strong>in</strong>e tassenförmige Gestalt<br />
mit fünf abgerundeten Ecken<br />
und e<strong>in</strong>en Durchmesser von rund 20<br />
Nanometern. Bisher weiß man nicht,<br />
wozu es <strong>die</strong>nt. Aber derartige Entdeckungen<br />
können der funktionellen<br />
Erforschung des Proteoms wertvolle<br />
Anstöße geben.<br />
Es geht also bei solchen Aufnahmen<br />
nicht e<strong>in</strong>fach um „schöne Bilder“,<br />
<strong>die</strong> man auf Konferenzen vorzeigen<br />
oder <strong>in</strong> Fachmagaz<strong>in</strong>en publizieren<br />
kann. Viel wichtiger ist der Erkenntnisfortschritt,<br />
der sich aus der<br />
räumlichen Anordnung der Prote<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er lebenden Zelle ableiten lässt.<br />
„E<strong>in</strong> Bakterium beispielsweise ist<br />
nicht e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> Sack voller Enzyme“,<br />
erklärt der Biologe Harald Engelhardt.<br />
„Die Anordnung der Enzyme<br />
gibt uns Auskunft über <strong>die</strong> chemischen<br />
Vorgänge <strong>in</strong> der Zelle. Man<br />
kann davon ausgehen, dass <strong>die</strong> Prote<strong>in</strong>moleküle,<br />
<strong>die</strong> zu e<strong>in</strong>er Stoffwechselkette<br />
gehören, jeweils auch lokal<br />
konzentriert s<strong>in</strong>d.“ Das gilt etwa für<br />
<strong>die</strong> Synthese von Fettsäuren – e<strong>in</strong>e<br />
zyklische Reaktion, an der sieben<br />
Prote<strong>in</strong>e mitwirken. E<strong>in</strong>en entsprechenden<br />
Komplex von Enzymen<br />
kann man tatsächlich isolieren. Aber<br />
<strong>die</strong> spannende Frage ist, ob sich auch<br />
Bereichen arbeiten <strong>die</strong> Forscher am<br />
<strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-Institut für Biochemie<br />
daran, <strong>die</strong>sen Wert noch e<strong>in</strong>mal halbieren<br />
zu können.<br />
MIT „SALAMI-TAKTIK“<br />
AN DICKE ZELLEN<br />
Und noch e<strong>in</strong> anderes Ziel haben<br />
sie sich gesetzt: Viele Zellen s<strong>in</strong>d für<br />
<strong>die</strong> Durchstrahlung mit Elektronen<br />
e<strong>in</strong>fach zu dick. Um sie der Elektronentomographie<br />
zugänglich zu machen,<br />
wollen <strong>die</strong> Spezialisten sie erst<br />
e<strong>in</strong>frieren und den Eisblock dann <strong>in</strong><br />
dünne Scheiben schneiden, deren 3-<br />
D-Bilder e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> <strong>die</strong> Zelle gestatten.<br />
So hoffen <strong>die</strong> Wissenschaftler,<br />
immer weiter <strong>in</strong> <strong>die</strong> Geheimnisse<br />
der Strukturen so unterschiedlicher<br />
Zellen wie Bakterien oder Neuronen<br />
e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen und dabei aufregendes<br />
Neuland zu betreten.<br />
Denn <strong>die</strong>s ist letztlich – so bekennt<br />
Wolfgang Baumeister – der Antrieb<br />
solutions for:<br />
● Video Enhanced Contrast Microscopy<br />
● Near Infrared Imag<strong>in</strong>g<br />
● Fluorescence Detection<br />
● Lum<strong>in</strong>escence Detection<br />
● High Resolution Imag<strong>in</strong>g<br />
● Macroscopic Imag<strong>in</strong>g<br />
● Imag<strong>in</strong>g Systems<br />
● Automated Microscopic Imag<strong>in</strong>g Systems<br />
● Time Resolved Spectroscopy<br />
mit verschiedenen, aber strukturell<br />
ähnlichen Prote<strong>in</strong>molekülen gefüllt<br />
hatten.<br />
Gerade <strong>die</strong> enge Packung der Prote<strong>in</strong>e,<br />
<strong>die</strong> so viele Probleme bereitet,<br />
erregt aber auch das besondere Interesse<br />
der Mart<strong>in</strong>srieder Forscher.<br />
„Nicht <strong>die</strong> Rekonstruktion isolierter<br />
Moleküle ist unser eigentliches Ziel,<br />
sondern vielmehr, solche Strukturen<br />
im Kontext der Zelle anzuschauen“,<br />
sagt Wolfgang Baumeister. „Denn<br />
wir s<strong>in</strong>d davon überzeugt, dass es <strong>in</strong><br />
der Zelle jenseits des e<strong>in</strong>zelnen Moleküls<br />
e<strong>in</strong>e übergeordnete Organisation<br />
gibt, e<strong>in</strong>e Organisation <strong>in</strong> Form<br />
e<strong>in</strong>zelner ‚molekularer Masch<strong>in</strong>en’,<br />
Kryo-elektronentomographische<br />
Abbildungen e<strong>in</strong>er<br />
<strong>in</strong> Eis e<strong>in</strong>gebetteten Amöbenzelle<br />
(Dictyostelium discoideum):<br />
L<strong>in</strong>ks <strong>die</strong> Aufnahme<br />
aus e<strong>in</strong>er tomographischen<br />
Kippserie, <strong>in</strong> der Mitte der<br />
Schnitt durch e<strong>in</strong> dreidimensional<br />
rekonstruiertes Tomogramm.<br />
Das rechte Bild zeigt<br />
<strong>die</strong> gesonderte Darstellung<br />
des Akt<strong>in</strong>-Zytoskeletts (rot),<br />
der Membran (blau) und<br />
zytoplasmatischer makromolekularer<br />
Komplexe wie<br />
Ribosomen (grün).<br />
FOTOS: SCIENCE 298, 1209-1213 (2002)<br />
andere Komplexe mit der Elektronentomographie<br />
entdecken lassen, <strong>die</strong><br />
sich nur <strong>in</strong> ihrer natürlichen Umgebung<br />
bilden und dort stabil s<strong>in</strong>d.<br />
Das Elektronentomogramm e<strong>in</strong>er<br />
Zelle ist e<strong>in</strong> Abbild ihres gesamten<br />
Proteoms, das man pr<strong>in</strong>zipiell nach<br />
den verschiedensten Molekülkomplexen<br />
absuchen kann, soweit <strong>die</strong><br />
Erkennbarkeit und Auflösung der rekonstruierten<br />
Strukturen <strong>die</strong>s zulässt.<br />
Die Detail-Auflösung <strong>in</strong> 3-D, <strong>die</strong><br />
man bislang erreichen konnte, liegt<br />
etwa bei vier Nanometern und ist<br />
bisher nur für das Auff<strong>in</strong>den größerer<br />
Prote<strong>in</strong>komplexe geeignet. Durch<br />
viele kle<strong>in</strong>e Verbesserungen <strong>in</strong> allen<br />
FOTOS: TRENDS IN CELL BIOLOGY. 9(2):81-85 (1999)<br />
e<strong>in</strong>es jeden Grundlagenforschers.<br />
David M. Blow, e<strong>in</strong>er der Pioniere<br />
der Röntgenstrukturforschung, beschrieb<br />
das Gefühl e<strong>in</strong>st mit den<br />
Worten: „Von Zeit zu Zeit kommt<br />
fast jeder Wissenschafter an e<strong>in</strong>en<br />
Ort, an dem vor ihm noch nie e<strong>in</strong><br />
Mensch gewesen ist. Es ist begeisternd,<br />
sich dort aufzuhalten. Dabei<br />
mag es sich um e<strong>in</strong>en Kont<strong>in</strong>ent oder<br />
e<strong>in</strong>en w<strong>in</strong>zigen Flecken handeln,<br />
aber (...) selbst wenn <strong>die</strong> Welt unsere<br />
Entdeckung ignoriert, vergessen wir<br />
niemals, dass sie e<strong>in</strong>mal ausschließlich<br />
uns gehört hat. Das s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Er<strong>in</strong>nerungen,<br />
<strong>die</strong> wir im Alter <strong>in</strong> Ehren<br />
halten werden.“ BRIGITTE RÖTHLEIN<br />
Das Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>es jeden<br />
tomographischen Verfahrens:<br />
Man nimmt e<strong>in</strong><br />
Objekt aus verschiedenen<br />
Richtungen auf und gew<strong>in</strong>nt<br />
damit e<strong>in</strong>e Serie<br />
von „Projektionen“, aus<br />
denen der Computer<br />
dann <strong>die</strong> dreidimensionale<br />
Struktur des betreffenden<br />
Objekts errechnet.<br />
Lum<strong>in</strong>escence Detection<br />
AEQUORIA – HPD-LIS<br />
System for Lum<strong>in</strong>escence with S<strong>in</strong>gle Photon<br />
Sensitivity<br />
Record<strong>in</strong>g of Lum<strong>in</strong>scence K<strong>in</strong>etics with a Temporal<br />
Resolution